Скачать книгу

möchte ich an dieser Stelle betonen, dass es absolut möglich, ja sogar obligatorisch ist, das Extrahieren des Exsudates einer Kröte effizient und sicher auszuführen, ohne das einzelne Tier dabei irgendwie zu verletzen.« (Metzner 2015b: 17)

      Nun verhält sich eine Erfahrung mit Krötengift zur einer Erfahrung mit reinem 5-MeO-DMT wie die Erfahrung mit Zubereitungen aus DMT-haltigen Pflanzen zur Erfahrung mit reinem DMT oder wie Psilocybinpilze zu Psilocybin und Meskalinkakteen zu Meskalin usw.: Die Qualität der Wirkung ist eine andersartige. Das liegt daran, dass im Sekret der Colorado-Kröte wie auch in den Zubereitungen aus psychoaktiven Pflanzen eben nicht nur die gewünschten Psychedelika enthalten sind, sondern darüber hinaus eine Vielzahl an weiteren chemischen Verbindungen. Christian Rätsch berichtet von einer Erfahrung mit getrocknetem Krötensekret: »Wir saßen mit einigen Freunden im Kreis und rauchten einen Krötenschleim-Joint. Ich nahm einen tiefen Zug und reichte den Joint weiter. Sofort entblätterte sich vor mir ein Mandala. In jeder Ecke saß ein Drache. Im Kreis in der Mitte des Mandalas tobte ein Strudel. Kaum erkannte ich den Strudel, wurde ich auch schon in ihn hineingerissen. Der Strudel drehte sich im Uhrzeigersinn – und doch ging die Zeit rückwärts. In dem Strudel tauchten Drachen, Amphibien und Dinosaurier auf. Auch sie wurden in die Unendlichkeit gerissen. Ich wunderte mich zuerst, dass tibetische Drachen und Saurier zusammen in den Wellen auftauchten, aber mir wurde klar, dass es sich nur um zwei Metaphern desselben Prinzips handelte. Ich wurde immer weiter von der Bilderflut fortgerissen, bis ich endlich am Ziel der Reise angelangt war. Ich saß wie eine Kröte oder wie ein Molch in einem Sumpf des Perms. Um mich herum war schwarzes Wasser. In einem trüben Nebel sah ich gewaltige Farne und Schachtelhalme. Irgendwann kommunizierte ich mit den sonderbaren Amphibien und realisierte, dass ich nicht nur mit den Wesen einer anderen Art, sondern sogar über die Schranken der Zeit, über Jahrmillionen mit ihnen kommunizieren konnte.« (Rätsch 1998: 835)

      Weitere MeO-DMTs

      4- MeO-DMT (4-Methoxy-N,N-DMT) zeigte im Tierversuch ähnliche Effekte wie 5-MeO-DMT, soll jedoch in seiner Psychoaktivität deutlich weniger potent sein. Weitere bekannte MeO-DMTs sind 5,6-MeO-DMT, 6-MeO-DMT und 7-MeO-DMT. (Shulgin und Shulgin 1997: 538, 546)

      Explosive Maya-Zwillinge: Mayan Twins

      Mayan Twins ist die von Ralph Metzner geprägte Bezeichnung für eine explosive Mischung aus 5-MeO-DMT und DMT, die im Verhältnis 1:5 kombiniert und mit einem Verdampfer vaporisiert werden. »Wir hatten die kombinierten Mittel die Mayan Twins getauft, weil das plötzliche Einsetzen der Wirkung der Medizin, wenn sie inhaliert wurde, uns an die gestaltwandelnden, schamanischen Trickster in den Geschichten von den Heldenzwillingen im uralten mexikanischen Popol Vuh erinnerte. In diesen Geschichten sind die Heldenzwillinge in der Lage, die furchterregenden Fürsten der Unterwelt zu besiegen, indem sie sich wiederholt zerstückeln und töten lassen und sich dann in ihre lebende menschliche Form zurückverwandeln.« (Metzner 2015b: 35f.)

      Allerdings erkannten Ralph Metzner und seine Kollegen, dass diese Mischung zwar extrem potent ist, jedoch nicht besonders sinnbringend zu sein scheint: »Es führte nur zu einem intensiveren plötzlichen Beginn, mit lebhaften dreidimensionalen, sich kaleidoskopartig bewegenden Mustern, die das gesamte Gesichtsfeld ausfüllten oder sogar das gesamte Sein verschlangen. Diese kaleidoskopartigen Muster schienen keine besondere Bedeutung zu haben – es war lediglich eine Art abstraktes Gitter, manchmal begleitet von Bildern eigenartiger, liebloser, nicht-menschlicher Wesenheiten, die Timothy Leary in The Psychedelic Experience als ›den Netzhautzirkus‹ bezeichnete oder Terence McKenna in seinen Schriften als ›selbst-transformierende Maschinen-Elfen‹ schilderte.« (Ebd.: 37).

      15 Zuweilen, jedoch selten, wird 5-MeO-DMT in der Literatur auch als 5-OMe-DMT bezeichnet (z. B. Sadzot et al. 1989 und Glennon et al. 1982).

      16 Weggefährte von Timothy Leary und Richard Alpert (Ram Dass) an der Harvard Universität und in der Millbrook Villa.

      17 Das Burning Man Festival ist ein internationales Psychonauten-Festival mit bis zu 50 000 Besuchern, das jährlich im Black Rock Desert Nevada (USA) veranstaltet wird. Das Festival hat denselben Kultcharakter wie das vergleichbare Boom!-Festival in Portugal.

      18 Als Visionäre Umstrukturierung (VUS) wird eine Umstrukturierung des Wahrnehmungsfelds inklusive Wahrnehmungsveränderungen, Synästhesien, Halluzinationen und einer Umstrukturierung von Sinn und Bedeutung äußerer Objekte verstanden. Die VUS sind zusammen mit der Ozeanischen Selbstentgrenzung (OSE) und der Angstvollen Ichauflösung (AIA) vom Psychologen und Drogenforscher Adolf Dittrich (u. a. »Untersuchungen zur Ätiologie-unabhängigen Struktur veränderter Wachbewusstseinszustände«) als Kerndimensionen von veränderten Bewusstseinszuständen (VBZ) definiert worden.

      19 Martin Ball meint James Oroc, der von seinen Freunden Roc genannt wird.

      20 Otac = indigener Trivialname der mexikanischen Seri-Indianer für Bufo alvarius, den Rettig Hinojosa in seinem Buch durchgängig verwendet.

      21 Octavio Rettig geht in seinem Buch (2016) sogar so weit zu behaupten, dass 5-MeO-DMT der einzige Schlüssel zur Wahrheit sei.

      22 Die Forscher fanden neben 5-MeO-DMT auch DMT, N-Methyltryptamin (NMT), Bufotenin und 5-Methoxy-N-monomethyltryptamin. (Ott 1996; Rätsch 1998; Torres und Repke 2006: 109 usw.)

      23 Diese Fehlinformation geistert bis heute auch durch die Fachliteratur, z. B. im sonst sehr guten Buch »High sein« von Böckem und Jungaberle 2015: 23.

      24 Diese zuerst im Sekret der Erdkröte (Bufo bufo) nachgewiesenen Verbindungen finden sich auch im Pflanzenreich, z. B. in der Christrose (Helleborus niger).

      25 Bufotoxine »sind Verbindungen mit Suberylarginin mit dem entsprechenden Bufagin [= Bufadienolid]. Dieser nahen chemischen Verwandtschaft gemäß ist die physiologische Wirkung der Bufotoxine ähnlich der der Bufagine [Bufadienolide]« (Jensen und Chen 1932). Die letale Dosis (LD50 = diejenige Dosis, bei der 50 % der Probanden sterben) der Bufotoxine liegt bei der Maus bei 400 µg/kg und bei der Katze bei 390 µg/kg.

      5-HO-DMT (Bufotenin)

      Chemische Bezeichnungen: 5-Hydroxy-N,N-Dimethyltryptamin, N,N-Dimethylserotonin, 3-(2-Dimethylaminoethyl)-indol-5-ol, 5-Hydroxy-3(b-dimethylaminoethyl)-indol, Bufotenin, Mappin, HDMT

      Chemische Strukturformel des Bufotenins.

      Dosierung: geraucht: 5 bis 10 mg, nasal: 20 bis 60 mg, oral: 80 bis 150 mg, injiziert (i. v. / i. m.): 8 bis 16 mg

      Wirkdauer: 1 bis 2 Stunden

      Bufotenin ist das N,N-Dimethyl-Homolog des Serotonins (N,N-Dimethylserotonin) und eine psychoaktive Substanz, die allerdings an das Wirkprofil der verwandten Moleküle (DMT, 5-MeO-DMT, Psilocin usw.) nicht herankommt. Bufotenin kann stark körperlich wirken und Übelkeit, Erbrechen, Beklemmung, Hypertonie (erhöhten Blutdruck) und andere Symptome herbeiführen. Auch visuelle Sensationen sind möglich, halten jedoch nur kurz an.

      Bufotenin ist oral unwirksam, Ende der Fünfzigerjahre probierten Turner und Merlis Bufotenin in Form eines Aerosols, 40 mg intranasal, was jedoch ebenfalls ohne Effekte blieb (Turner und Merlis 1959). Auch der Forscher Harris S. Isbell vom Public Health Service Hospital in Lexington, Kentucky, stellte »keine subjektiven oder objektiven Effekte nach der Verabreichung von 40 mg Bufotenin-Kreatininsulfat« fest (Turner und Merlis 1959; Hoffer und Osmond 1967: 455; Ott 2001a).

      Bufotenin ist ein weit verbreiteter Naturstoff und kommt als endogene Substanz in Mensch und Tier sowie in Pflanzen (Anadenanthera-Arten, Arundo donax, manchen Banisteriopsis-Arten, Phragmites australis usw.), im Hautsekret von Kröten und in Pilzen vor. Mitte der Dreißigerjahre wurde Bufotenin in den Kröten Bufo vulgaris und Bufo viridis und Bufotenidin in Ch’an Su (einer aus Krötensekret hergestellten chinesischen Medizin) sowie im Sekret von Bufo bufo gargarizans, Bufo fowleri und Bufo formosus nachgewiesen. (Jensen und Chen 1936) 1953 wurde Bufotenin aus dem Gelben Knollenblätterpilz (Amanita citrina26), dem Fliegenpilz (A. muscaria27) und dem Pantherpilz (A. pantherina) extrahiert. (Wieland und Motzel 1953; Wieland et al. 1953) Zwei andere Untersuchungen konnten dies für den Fliegen- und den Pantherpilz

Скачать книгу