Аннотация

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Einer, dem alles zu viel geworden ist. So viel, dass am Ende gar nichts mehr übrig bleibt. Keine Wörter, keine Erinnerungen, sich selbst abhandengekommen. Die Arbeitssuche wird zur Warteschleife, der Termin um 8:15 Uhr zum Lebensinhalt. Die Realitäten verschieben sich, sobald die Tür des Amts zuschlägt. Die Welt wird klein in einer Zelle, zehn Quadratmeter, ein Bett, ein Tisch, ein Fenster. Die Zeit wird zum Leben davor und zum Leben danach. Die Ewigkeit ist die Zeit dazwischen.
Von der Psychiatrie zum Jobcenter ins Gefängnis: Drei Un-Orte durchläuft das erzählende Ich in einem schillernden Bewusstseinsstrom. Zwischen Aufenthalts- und Warteräumen, Wochenplänen und Vermittlungsquoten ringt es um Teilhabe an einer Welt, die durch Reglements und Disziplinierungen geprägt ist – diffus, bürokratisch, repressiv. Dabei sucht dieses Ich nach einem Weg, sein Unverbundensein als Qualität umzuwerten, sich die Welt in der Sprache anzueignen und «als einsamer Sputnik im All» doch noch ins Leben zurückzukehren.

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Tom will raus. Einfach weg. Am liebsten mit Katja, die er liebt und die ihn liebt, obwohl sie sich in der Öffentlichkeit nichts anmerken lassen will, denn Tom ist uncool. Denken die anderen.Wenn Tom die Augen schließt, sieht er nur Katja. Er malt ihr Gesicht, ein Meter, zwei Meter groß. Später will er sie zehn Meter groß malen – ein Wandgemälde mitten in Toronto. Da will Katja nämlich hin. Er auch. Mit ihr.Toms Vater interessiert sich nicht für ihn. Sagt Tom. Toms Mutter ist schon lange tot, gestorben, als er klein war. Kapiert hat er das damals schon, nicht die Geschichten, die die Erwachsenen erzählt haben, von Weggehen und Himmel. Schließlich wurde sie doch mit Erde bedeckt und liegt seitdem unter Blumen.
Katja kennt Tom schon eine Ewigkeit, ist mit ihm aufgewachsen, Haustür an Haustür. Sie waren unzertrennlich, haben miteinander die Liebe kennen gelernt. Doch Tom wurde immer anhänglicher. Wie eine Klette. Konnte nicht loslassen. Die Zeit war schön mit ihm, doch die Zeit hat sich geändert. Katja hat sich geändert. Tom nicht. Katja wird nach Toronto gehen. Einfach weg. Auch von Tom. Toms Vater hatte Probleme, hat den Tod seiner Frau nicht verkraftet. Alkohol. Doch er hat sich wieder gefangen. Hat versucht, neu anzufangen. Hat versucht, eine neue Frau zu finden. Doch es hat nicht geklappt. Wegen Tom. Der dreht immer durch, wenn eine fremde Frau im Haus ist. Schlägt alles kurz und klein. Nimmt keine Hilfe an. Lebt in einer anderen Welt. Denn Tom hat ihn noch nicht verkraftet, den Verlust seiner Mutter. Und nun scheint er wieder etwas zu verlieren: Katja.

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Die elfjährige Chi wohnt mit ihren Eltern in einer digitalen Hightech-Wohneinheit mit SMART-Vollversorgung, die auf alle Bedürfnisse ihrer Nutzer zugeschnitten ist. Zur Ausstattung gehören auch IDYs, die von menschlicher Hülle überzogen sind und die unsere heutige Technik längst abgelöst haben. Ein perfektes Leben. Alles funktioniert von selbst. IDY kennt Chi gut, sie steuert ihre Zeit, koordiniert, was sie lernen soll, ihre Kontakte und alles drumherum, ist Gedächtnis und Tastatur zugleich. Am liebsten schreibt Chi. Mit der Hand! Erinnerungsbücher. Alles, was sie ganz allein für sich festhalten möchte, Fragen, Gedanken und natürlich auch Geheimnisse.
Eines Tages fallen alle Satelliten aus, die Verbindungen sind gekappt. Die Welt steht still. Ratlosigkeit, Unbehagen. Was ist zu tun? Und wie? Chi hat die Gabe nicht verloren, sich auf sich selbst zu besinnen und kann ihren Eltern die Augen öffnen. Sie beginnen wieder selbst zu überlegen und direkt miteinander zu reden, auch von ihren Wünschen, Sehnsüchten und Geschichten von früher.
"Ein Tropfen in der Zeit" ist ein Stück, das die Entfremdung und die zunehmende Manipulierung unserer Kommunikation und unseres Lebens durch die Digitalisierung weiterdenkt. In einem fremdbestimmten System der Zukunft zeigt uns Chi, warum es so wichtig ist, für unsere geistige und emotionale Freiheit einzustehen und das es etwas Befreiendes hat, wenn man sich wieder von Angesicht zu Angesicht begegnet – sein Leben selbst und gemeinsam in die Hand nimmt.

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Frau Angst hat ihren Kontinent fest im Griff. Die Muttermaschinen laufen wie geschmiert, alles funktioniert wie immer, auch wenn draußen ein unsichtbarer Krieg tobt. Niemand bewegt sich und alle sind zufrieden, auch der letzte Europäer. Die Muttermaschine füttert ihn täglich mit den ewig gleichen Trugbildern. Damit die lästigen Träume verschwinden und nur die weichgespülten Erinnerungen übrigbleiben. Der Letzte hält eisern an den Routinen und seinem Müsli fest, spaziert durch die hübsch angelegten Wege seines symmetrischen Jardin des Étoiles. Alles scheint geordnet, alles bleibt harmonisch abgegrenzt.
Nur eine Hündin fühlt sich gelangweilt. Sie wünscht sich Chaos und Dreck zurück. Einen Unort, wo man sich gleichermaßen Freund und Feind ist, wo man sich wieder spüren kann, vielleicht barbarisch, aber dafür real. Die Hündin fordert die Angst zu einer Wette heraus. Sie ist davon überzeugt, dieses eine Exemplar zum Ausbruch zu bewegen. Dazu begeben sich die Hündin und der letzte Europäer auf eine Reise, die keine ist.
Die Schweizer Autorin Martina Clavadetscher verhandelt in ihrem neuen Stück «Der letzte Europäer», das als Auftragswerk für das Theater Neumarkt entstanden ist, nichts weniger als die naheliegende sowie dramatische Vorstellung, das gute alte Europa könnte bald schon Vergangenheit sein. In einer von Angst und Mythen gelenkten Phase der Weltgeschichte gedeiht keine große Idee mehr – oder wie es Nietzsche nannte: «Der letzte Mensch kann keinen Stern mehr gebären.» Man scheint sich einig: Jede Aufregung soll folgenlos bleiben, jede Handlung korrekt geplant und kontrolliert. Die tatsächliche Selbstbestimmung hat längst dem Sicherheitswahn Platz gemacht. Was bleibt, ist der passive Widerstand, der darin besteht, sich mit Illusionen einer vermeintlichen Freiheit und Aufgeklärtheit füttern zu lassen.

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Eintausend und eine Nacht lang hat Scheherazade den König Schahrayar, der Frauen hasste und Scheherazade wie alle seine vorherigen Frauen nach der Hochzeit aus Rache töten wollte, gefesselt – indem sie ihm Geschichten erzählte. So bezaubernd und so spannend, dass er Nacht um Nacht die Fortsetzung ersehnte. Die Geschichten haben dem König das Herz geöffnet und Scheherazade das Leben geschenkt. In Henry Masons Stück nehmen die Figuren ihre Geschichten selbst in die Hand und erzählen die fantastischen Fabeln aus ihrer Sicht. Ein verwirrend turbulentes, schillernd buntes, packendes und zugleich wunderbar komisches Abenteuer beginnt. Mason zeigt das Geschichtenteilen auf furiose Weise als ein Sich-auf-den-Weg-machen, Sich-Verlieren-und-Wiederfinden. Als Leben und Leben lassen.
Man lauscht ihnen, wie sie sich um Kopf und Kragen reden, taucht mit ins kalte Meer vor den finsteren Klippen des Magnetberges, der selbst den stärksten Flotten die dicksten Nägel aus den Planken zieht, nimmt Platz auf dem schwimmenden fliegenden Teppich, der wie ein Rochen durchs Meer gleiten kann, versteckt sich in geheimnisvollen chinesischen Truhen und taucht mit einem aus der Übung geratenen Feuerdschinn aus der Wunderlampe auf. Diamanten, Sand, Juwelen. Eine Dämoneninsel. Vor Blumen überschäumende Gärten. Ein böser Zauberer, misstrauischer Kalif, verwandelter Vater. Ein Orakel. Und drei kluge Frauen, die die automatische Prinzessin und alle Mädchen, Weiber und Frauen von einem gefährlichen Fluch befreien. Und vielleicht haben am Ende die beiden alten Männer, die früher Schwestern waren, auch noch einen Wunsch frei. Aber das ist eine lange Geschichte.

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"Europa: optimistische Anhäufung von Ländern, die bei der erstbesten Gelegenheit flöten ging"
Ariane Koch und Joël László erhielten vom Theater Marie in Aarau den Auftrag, Kurzstücke zum Thema «Zukunft Europa» zu schreiben. Es sind fünf Texte entstanden, in denen aus der Zukunft über unser gegenwärtiges und das kommende Europa gesprochen wird – und es sieht nicht besonders rosig aus.
In «Costa Concordia. Mare Nostrum» sucht eine Gruppe Europäer mit dem Schiff nach einem neuen Kontinent. Europa ist zerstört. Mit an Bord ein Stier. Die Vorräte gehen langsam aus: Soll man dem Stier huldigen oder soll man ihn einfach aufessen? Und wie wird man wohl empfangen in der neuen Heimat? Gibt es überhaupt noch andere Menschen? Seicht schaukelt das Boot ins Ungewisse.
In «Fiverr.com» thematisiert die Autorin das Outsourcen von Produktionsprozessen in Billiglohnländer. Zur Veranschaulichung hat sich Koch kurzerhand Texte für ihr Stück auf einer Internet-Plattform gekauft, die Liedtexte aus Indien oder Reden aus Venezuela zum Preis von 5,00 Dollar anbietet. Die Texte, die Ariane Koch auf diese Weise erworben hat, werfen von außen einen kritischen Blick auf die europäischen Verhältnisse.
Kochs «Enzyklopädie des Verschwindens» lässt uns im Lexikon der Zukunft blättern. Was wird es später noch geben, was uns heute so vertraut ist? Unruhig suchen wir nach altbekannten Begriffen, stoßen dabei aber lediglich auf erschreckende Wahrheiten.
Joël László lässt uns in «Ich bin das Tier mit dem Fell» Platz nehmen im Friseursalon. Das Echthaar ist längst abgeschafft, aber den Besuch beim Friseur möchte man nicht missen: So werden Perücken frisiert und über die animalische Vergangenheit geplaudert, in der es noch echtes Geld gab und die Menschen noch gestorben sind. Der Einbruch der Unendlichkeit in die Endlichkeit ist bereits geschafft.
In Lászlós «Reykjavik-Pinakothek» definieren zwei Kuratoren nach der völligen Zerstörung einen neuen Kanon der Kunst. Nachdem der Isenheimer-Altar gesprengt wurde, gibt es wieder ein wenig mehr Platz. Jetzt gilt es, gründlich zu überlegen.
Es ist eine Zeitreise, die wir gemeinsam mit dem Schweizer Autorenduo unternehmen. Doch während wir uns zurücklehnen und in den einzelnen Episoden verfolgen, wie es in der Zukunft so aussehen könnte auf unserem Kontinent, wird schlagartig klar: Was man mit Abstand betrachten wollte, kommt doch erschreckend nahe, und während die beiden Autoren noch schreiben, werden sie eingeholt von den aktuellen Ereignissen, die doch erst in düsterer Zukunft liegen sollten.
Die Kurzstücke verstehen sich als Sammlung, die keiner festen Reihenfolge unterliegt. Es ist ein Stücke-Pool, aus dem frei ausgewählt und neu zusammengesetzt werden darf.

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"Es braucht nur ein einziges Streichholz und alles wird hier in die Luft fliegen. Zünden wir dieses Streichholz an! FREIHEIT! JETZT!"
Der zwanzigjährige Blogger Jared lebt in einem totalitären Staat. Mit Zehntausenden demonstriert er gegen die Zustände in seinem Land. Für ihn und seine Freunde ist es ein Aufbruch in Demokratie und Freiheit, für ihre Gegner ein Angriff auf die bestehende Ordnung, den die Militärs blutig niederschlagen wollen. Ein Konflikt, der nicht nur auf der Straße, sondern auch in Jareds Familie schwelt. Denn Lunis, der hart arbeitet, den Vater und das traditionelle Leben ehrt, kann seinen rebellierenden Bruder nicht verstehen. Die Werte, für die Jared kämpft, stürzen ihn in ein moralisches Dilemma. Als Jared verhaftet wird und spurlos verschwindet, macht Lunis sich auf die Suche nach ihm. Seine Reise führt ihn bis nach Deutschland.
Müller rückt die Anfänge des Arabischen Frühlings wieder in den Fokus. Die Hoffnung auf Veränderung, auf ein selbstbestimmtes Leben und Gerechtigkeit werden sich nicht einlösen. Der Aufbruch ist der einer ganzen Generation, ein politischer und doch zugleich ganz persönlicher und wird in seinem Stück vor allem als Bruch zwischen den Brüdern spürbar.

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"Und plötzlich bebt alles, und bebt und bebt, und drückt und pocht, und dann beruhigt es sich wieder und hört auf. Aber irgendetwas passiert. Irgendetwas hat sich verändert. Irgendetwas – Dann bebt es wieder und drückt und knirscht und tut weh und drückt noch mehr, – meine Knochen – meine Knochen – alles drückt – ich werde erdrückt – mein Kopf, meine Schultern – ich werde erdrückt! – mein Brustkorb – ICH WERDE ERDRÜCKT! – Und dann hat alles ein Ende, und alles beginnt."
Sergej Gößners Monolog «lauwarm» erzählt poetisch und humorvoll von Geburt, Kindheit und Identität – und davon, wie es sich anfühlt, «dazwischen» zu sein. Wie begegnet man der eigenen Sexualität, wenn sie anders und fremd erscheint? Und wie erklärt man Familie und Freunden, dass man mehr als nur ein Geschlecht begehrt?

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"An Herrn Schnuck. Such mich! Deine liebe …" Gerade wollte Schnickschnack noch ihren Namen unter die Nachricht schreiben, da kommt Schnuck auch schon wieder zur Tür herein. Herr Schnuck und seine Assistentin Schnickschnack haben gerade ein Detektivbüro gegründet und warten gespannt auf ihren ersten Fall. Da kommt der mysteriöse Zettel mit der noch mysteriöseren Nachricht gerade richtig. Für Herrn Schnuck ist die Lage klar: Ihr erster Auftrag lautet natürlich: Die Liebe ist verschwunden und muss wiedergefunden werden! So beginnt eine turbulente Jagd und eine phantastische Reise rund um den Globus. Sie suchen die Liebe in der Wüste, suchen sie im Schlingpflanzen-Dickicht des Dschungels, doch vergebens: Egal welche Fallen sie aufstellen, die Liebe lässt sich nicht so leicht greifen. Als sie unverrichteter Dinge wieder in ihr Büro zurückkehren, bemerken sie allmählich: Vielleicht müssen sie die Liebe gar nicht in weiter Ferne suchen? Glücklich singt Schnuck für Schnickschnack eine Arie: «In allen Winkeln dieser Erde / hab ich der Liebe nachgespürt, / und endlich hat mein mühsames Streben / mich doch zu dir geführt, /denn du bist mir so nah, / schenk mir dein Herz, ach komm, sag 'ja'.»
Die beiden Detektive in «Schnickschnack und Schnuck auf der Jagd nach der Liebe» muss man in sein Herz schließen, denn mit der verdattert-patenten Schnickschnack und dem organisiert-hilflosen Herrn Schnuck hat Jörg Isermeyer ein virtuoses Gegensatzpaar geschaffen. In ihren Gesprächen folgt ein Missverständnis dem anderen und es ist einfach urkomisch, wenn Schnuck zu erklären versucht und Schnickschnack auf der Leitung steht. Ein Clowns-Paar, wie füreinander geschaffen und am Ende wird es sogar noch romantisch, wenn die beiden endlich ihre große Liebe finden getreu dem Motto: «Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah.»