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Irgendwo eine Bar in der Fremde. Die Menschen kommen und gehen, die Barmänner und –frauen bleiben. Sie alle haben die Heimat verlassen, weil sie nur in der Fremde finden, was sie in der Heimat vermissen: Den ungehemmten Sex. Da ist Hank, der Boys verbraucht wie kein anderer und dabei die Sorge nicht los wird, seine Eltern könnten einen Geheimdienst mit seiner Entführung beauftragen. Da ist die verwitwete Gräfin, die nach vielen frustrierenden Ehejahren – Sex nur im Dunkeln – ihre Liebhaber per Katalog auswählt , denn zwei pro Nacht müssen es sein und da ist Maja, die eigentlich nur den einen will, Ricardo, aber allen anderen zur Verfügung steht, weil Ricardo ein anderes Objekt der Begierde hat.
In dieses Idyll von Angebot und Nachfrage dringen Franzi und Clemens ein. Beide auf Weltreise, sie im Augenblick jedoch auf der Flucht vor einer handgreiflichen Machogesellschaft, er, der zwanzig Jahre ältere Professor mit einem ersten Roman auf der Festplatte. Beide bekommen in Rebekka Kricheldorfs Stück eine Lektion fürs Leben. Was sie daraus lernen, behält das Stück nicht für sich. Es werfe – so das Deutsche Theater Göttingen, das dieses Stück in Auftrag gegeben hat – «einen Blick auf verschiedene Versuche, seine exotisch-erotischen Sehnsüchte im Ausland zu befriedigen. Es beleuchtet die verwischende Grenze zwischen Liebelei und Sextourismus, Gefühl und Geschäft.» Das hört sich nach einem aufregenden Leseerlebnis und einem sinnenreichen Theaterabend an – auf in die Fremde!

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Die Küche eines Hauses auf einer einsamen Insel im Pazifik beherbergt ein Expertenteam: Die Psychologin Kristina, Hannes, den Soziologen, André, den Master of Manipulation mit Schwerpunkt Neuro-Ökonomie und Ann, die Neurobiologin. Sie sind Gäste des Unternehmens Animalsdelight und sie sollen das fast Unmögliche schaffen: Die perfekte Vermarktung künstlich erzeugten Fleisches. Gelänge es ihnen, dann müsste fortan kein Vierbeiner für einen Burger sein Leben lassen, das Weltklima würde sich schlagartig verbessern und der Applaus der Menschheit ob der hohen ethischen Wertigkeit ihres Tuns wäre dem Expertenteam sicher. Allein: der in vitro Burger kostet zehnmal soviel wie sein tierisches Original und es bedarf somit aller Anstrengungen, das Belohnungszentrum des menschlichen Gehirns dergestalt zu manipulieren, dass ein Paradigmenwechsel stattfinden kann.
Was Ann, André, Hannes und Kristina aber nicht wissen: Sie sind ein Teil des Experiments. Denn das Haus auf Monkey Island ist ein Smart House, das den tiefen Bedürfnissen seiner Bewohner mühelos auf die Spur kommt. Das betrifft nicht nur die Lieblingssorte Kartoffel-Chips oder die musikalische Untermalung der morgendlichen Dusche, auch bei der Auswahl des ersehnten Porno-Kanals oder der Droge für zwischendurch ist der «Geist des Hauses» behilflich. Mehr und mehr begreifen die vier, in welcher Situation sie sich befinden und müssen feststellen, dass ein Spaß ohne Ende auch das Ende durch Spaß bedeuten kann. Denn der Algorithmus wertet nicht…

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Wenn bei Neumond das fahle Licht den Moosberger Wald durchdringt, wenn es knistert, heult und keucht, wenn aus der Ferne des Brüggemannschen Anwesens Musik von Prokofjew erklingt und Tammi, des großen Pianisten Alfred Brüggemann Goth-Girl-Tochter, ihren Vater unter der Dusche im Haarkleid entdeckt – dann ,spätestens, ist auch im Theater die Zeit gekommen, sich ein Kissen vors Gesicht zu drücken.
Morde geschehen, ein Mensch verwandelt sich, Fleisch wird gegrillt und sogar gegessen. Rebekka Kricheldorf greift mit ihrer Mythengroteske vom WERWOLF tief in das Dunkel verborgener Ängste und Lüste, sie bedient in gnadenloser Komik und Verzweiflung den Mythos vom Tiermenschen, dem nur mit einer Silberkugel beizukommen ist. Denn eine Mordserie erschüttert den beschaulichen Ort Moosberg, wohin sich Alfred Brüggemann samt Familie zurückgezogen hat, um zwischen seinen weltweiten Gastspielen Gutes zu tun – für das Geflüchteten-Orchester, den Bau des Gemeindezentrums, die Restaurierung der alten Kirche. Doch nun müssen die Beschenkten mit Betroffenheit wahrnehmen, dass in dem begnadeten Künstler und dem geschätzten Mäzen ein zweites Wesen steckt. Denn seit einem scheinbaren Hundebiss im Ausland verwandelt sich Alfred Brüggemann allmonatlich bei Vollmond in einen Werwolf, wechselt von Mozart zu Prokofjew und streift durch die Wälder. Aber ist er auch ein Mörder? Ist er wirklich verantwortlich für die Toten im Moosberger Forst? Die kleine Gemeinde und nicht zuletzt Brüggemanns Familie stellen sich Fragen. Lässt man Alfred Brüggemann gewähren? Stellt man ihn zur Rede? Wie kann man ihn gegebenenfalls stoppen? Welchen Profit können wir aus der Verwandlung ziehen? Und wer möchte gern von Alfred Brüggemann gebissen werden?

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Annika, Frans und Marlene sind in großer Sorge: Lily trinkt zu viel. Das behauptet jedenfalls Annika, berufstätige Ehefrau und Mutter, weshalb sie Frans, Lilys Jugendfreundin und Marlene, die Schwester von Lilys verstorbener Mutter zu einer «Intervention» eingeladen hat. Der Plan ist, nach Lilys Ankunft die Tür zu verriegeln, Statements zum Gesundheitszustand der Freundin vorzutragen und gleich einen Platz im Entzug anzusteuern, den Annika natürlich längst besorgt hat. Doch alles kommt anders, denn Lily weiß sich zu wehren. Ihr genügt ein Besinnen auf die Sucht- und Lebensgewohnheiten der besorgten Damenschar, um den Spieß kurzerhand umzudrehen. Denn wer versorgt sein Kind mit Ritalin, damit es still ist? Wer hat sich mit Psychopharmaka vollgepumpt? Und wer braucht zum Besprechen eines jeden Problems das Plopp-Geräusch der Rotweinflasche? Bei so vielen unterschiedlichen Drogen nimmt es nicht Wunder, dass in Rebekka Kricheldorfs «Intervention» die Droge selbst zur Person gerät und hier und da den Vorhang öffnet oder schließt: «Ich bin die Droge. Ich bin gut und schlecht und hart und weich, lindere und erzeuge Schmerz, mache klug, mache dumm, bin und bin nicht zur gleichen Zeit.» Die Droge – alterslos – ist der Zeremonienmeister dieses bitterkomischen Schauspiels und sie wird darin auch das letzte Wort oder sagen wir: den letzten Seufzer behalten.

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Das Lesen nicht nur bildet, sondern auch in den Wahnsinn treiben kann, wissen wir spätestens seit Miguel de Cervantes DON QUIJOTE von der Mancha. Der voluminöse Barockroman – über tausend Seiten hanebüchene Abenteuer – ist allerdings den heutigen Lesern nur noch anekdotisch in Erinnerung. Vom Kampf gegen Windmühlen weiß der Halbkundige zu berichten, von einer frühen Satire auf die abenteuerliche Welt der Ritterromane, von einem Pferd namens Rosinante (keine Stute übrigens) und natürlich von einem kugelrund gedachten Knappen mit dem literaturläufigen Namen Sancho Panza. Der DON QUIJOTE ist Weltliteratur also im besten Sinne, bekannt und fast vergessen, und daher wie geschaffen zu einer Zweitexistenz auf der Bühne, auf der sein Schöpfer nie wirklich reüssierte.
Wer Rebekka Kricheldorfs Bearbeitungen klassischer Stoffe kennt – «Der große Gatsby» oder «Lysistrata» zum Beispiel – der weiß, dass sie mit großen Werken zu spielen weiß. Und so wird auch aus Cervantes' Werk ein skurriles Kabinett Kricheldorfscher Personen, die sich die Wirklichkeit mit der Fiktion teilen und Altes neu erzählen. Die Bühnenbearbeitung ist für das Theater Osnabrück entstanden. «Gibt es noch einen Ausweg aus Wahn und Wirklichkeit – und kann man beides überhaupt unterscheiden?» fragt das Theater. «Schluss!» antwortet DON QUIJOTE. «Mit solchem Relativismus kommt ein Kavalier nicht weit.»

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Irina feiert Geburtstag. Ein rauschendes Fest mit Tanz und vielen Gästen soll es werden. Doch Irina ist angeödet, die wenigen, die gekommen sind, sitzen auf dem Boden rum und Bruder Andrej hat seine neue, bereits schwangere Freundin mitgebracht. Auch Irinas Schwestern Olga und Mascha tragen nicht gerade zur Erheiterung bei: Mascha ist gefangen in einer lieblosen Ehe und verguckt sich prompt in Andrejs einzigen, verheirateten Freund Georg. Olga ist die Alleinverdienerin des Quartetts und muss die ganze Familie über Wasser halten. Denn das Erbe der Eltern ist längst zum Fenster hinausgeworfen und die Familienvilla marode. Doch Irina liegt davon unbeeindruckt im Bett und denkt über eine weitere Verlängerung ihres Studiums nach, obwohl sie sich noch nicht so recht fürs nächste Studienfach entscheiden kann. Auch in den beiden Folgejahren scheitert die traditionelle Geburtstagsfeier: an einer neuen Schwangerschaft, einer Affäre, Selbstmordversuchen, Schulden, Arbeits- und Perspektivlosigkeit – oder einfach an der falschen Musik und gar nicht erst eingeladenen Gästen. Der Zusammenhalt der Geschwister wird auf die Probe gestellt und am Ende bleibt die Frage: Brauche ich einen Plan B für mein Leben? Oder reicht auch eine Therapie?

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"Ich habe diese Männer satt. Ich habe diese Frauen satt. Ich habe diese Kinder satt. Ich habe die ganze Menschheit satt." Insbesondere aber hat Agnes, einst erfolgreiche Romandebütantin, diese Gesättigten der intellektuellen Kuschelzone satt, deren kulturfondgeförderte Flüchtlingsprojekte immersiv und transmedial, performativ und radikal verstörend die bürgerliche Lebenslüge entlarven wollen. Dabei leben die Agnes Umgebenden, die mehr oder minder Kunstschaffenden zweier Generationen, genau diese Lebenslüge. Und Agnes enttarnt sie schonungslos auf ihrem Blog. Denn: «Für den Künstler existiert das Private nicht.» Selbst die Mutterliebe zu ihrem Sohn Orlando steht als «Spezialbeziehung» unter Korruptionsverdacht und darf keine Gnade walten lassen. Doch wer bleibt Agnes, wenn sie mit der vermeintlichen, vom Schneckenschleim der urbanen Gemeinschaft befreiten Wahrheit um sich schlägt? Zum Schluss eigentlich nur der junge Elias, ein freiwillig arbeitsloser, nicht-sesshafter Philosoph, dessen schonungslos-erhellende Sprachkritik alle und alles in Frage stellt – und der Agnes' Sofa ob seiner wirtschaftlichen Situation auch gar nicht verlassen will. Kann also nur noch der rurale Rückzug, den Agnes sich als Befreiung aus der Gesellschaft wünscht, glücklich machen?

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Eine Endlichkeits-Clowneske lautet das Stück im Untertitel, weshalb neben roten Nasen auch Schrumpfköpfe eine Rolle darin spielen. Ein solchen bringt Julian nach langer Abwesenheit seinem Vater Richard als Geschenk mit, um dessen Memento-mori-Sammlung, bestehend aus blinkenden Totenschädeln, Sanduhren und ausgestopften Tieren, zu vervollständigen. Mag Richards Interieur noch unverändert sei, die Hausgemeinschaft ist es nicht: Während Bader und Meinhof, die zurück gelassenen Zebrafinken, verstorben und im Kühlschrank konserviert sind, begegnet der Sohn neuen Mitbewohner, die ihm unbekannt und auf morbide Art lebendig sind. Bis auf den alten Freund Valentin, der zum Dichter mutierte («Guten Tag. Ich schreibe gerade einen Roman über mein Liebesleben. Möchten Sie drin vorkommen?»), lebt sein Vater mit neuen Menschen unter einem Dach: Da ist Ines, die neue Lebensgefährtin, die im Hospiz sterbende Kinder im Clownskostüm heimsucht, Fleur, deren Mund eine Katastrophengeschichte nach der anderen entweicht, und Marcel, der beim Film ein viel gefragter Toten-Darsteller ist. Und was ist mit Vanessa, Julians Freundin, derentwegen er nach Venezuela ging, um darüber nachzudenken, ob er sie wirkliche liebe? Ein Anruf mit dem Büchsentelefon verschafft ihm Klarheit: Sie ist inzwischen Ehefrau und Mutter geworden. Dafür, dass in dieser Endlichkeit-Clowneske bei aller Todessymbolik weder physischer, noch mentaler Stillstand herrscht, sorgen Dialoge, die mit der gewohnten Schärfe und Kricheldorfschen Ironie eine Gesellschaft sezieren, die sich jeden Tag die Frage nach einem richtigen Leben stellt. Und – wie im richtigen Leben – macht auch hier der Letzte das Licht aus.

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Aus der Ankündigung des Deutschen Theaters Berlin: «Janne ist ein moderner junger Mann um die 40. Er macht etwas aus sich – und zwar täglich. Er bastelt am optimalen Ich, hinterfragt seine Motive und klopft seine Konsumentscheidungen auf eventuell unzureichend reflektierte Rückstände ab. Seine Ex Katja, mit der Erziehung der gemeinsamen Tochter River überfordert, sucht Trost bei diversen neuen Traumprinzen und in der Freundschaft zu Jannes Mutter Sigrun, die ihrerseits die Schnauze voll hat von hegemonialer Männlichkeit und sich für ein Leben ganz ohne Männer entschieden hat. Jannes Vater Günther, der weitgereiste Ethnologe, lässt sich unterdessen keine christlich-eurozentristischen Scheuklappen anlegen und feiert, sehr zum Ärger seines spießigen Sohnes, gern das eine oder andere exotische Ritual. Als Günthers japanischer Lover Takeshi in Deutschland auftaucht, gerät so manches Selbstbild ins Wanken.»

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F. Scott Fitzgeralds berühmter Roman bietet den verhängnisvollen Stoff, aus dem auch Kricheldorfsche Personen sind. Auch Gatsby hat sich irgendwann des Nachts «auf die Suche nach einem speziellen Weg ins Nichts» gemacht. Er wird den Preis dafür zahlen. Aufbegehren, Eigensinn, Mord & Totschlag, enttäuschte Liebe, Langeweile – das sind Kricheldorfsche Themen. «Was für eine öde Party» sagt Irina in «Villa Dolorosa», entstanden im Jahr 2009. «Ich amüsiere mich kein bisschen», nölt Prinzessin Nicoletta viele Jahre zuvor im ersten Stück der Autorin. Jay Gatsby geht es im New York der Zwanziger Jahre nicht anders: Er hat Geld, er ist ein sagenumwobener Gastgeber ausschweifender Partys, und dennoch ein unglücklicher Glücksritter. Er sieht, wie seine Gäste feiern, aber er mischt sich nicht unter sie. Sein Blick schweift zum gegenüberliegenden Flussufer, dorthin, wo seine einstige große Liebe heute lebt. Damals war er arm, die Verbindung zerbrach, aber heute ist er millionenschwer, ein Selfmademan, dem alle zu Füßen liegen. Warum nicht auch die verlorene Liebe? "Der große Gatsby" entstand als eine Auftragsarbeit für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg und wurde am 13. Januar 2012 uraufgeführt.