Аннотация

Ihr Thron wieder einmal der blausamtene Biedermeierstuhl. Als lehne sie gerade einen ihrer schlanken Arme gegen ein Polster. Sie spreizt ihr langes Bein in nicht nachzuahmender Grazie von sich, leckt mit rosa Zunge ihr schwarz-glänzendes Fell, schaut mich soeben an, schließt die Augen. Ihre Toilette hingebungsvoll. Noch einmal sieht sie zu mir herüber, rollt sich zu-sammen, dass kein Anfang und kein Ende zu sehen ist. Als ich später im Halbdämmer des Wintermorgens nach ihr schaue, der schwarze Fleck im blauen Samt kaum erkennbar. Wann hat sie sich davongemacht?

Аннотация

Eine Ostberlinerin besucht 1987 ihre Verwandten «drüben». Ohne Vorurteile beobachtet sie die andere Welt, in der sie als Kind einmal lebte. «Bei uns in Deutschland,» sagt man hier. (Aber wo lebt sie dann?) Ein jugendlicher Straftäter erhofft sich von «Drüben» die absolute Freiheit und scheitert nach der Wende. Eine alte Frau, nahe am Tod, zieht aus dem tiefsten Westen zu ihrem Sohn im Prenzlauer Berg. Sie lebt auf und feiert mit ihrer gesamten großen Familie und neuen Freunden. Eine Randberlinerin besucht wieder einmal Agas Reich in Lichterfelde–West und ist von fasziniert. Freundinnen entfremden sich, als die eine Arbeit im Westen findet und sich dort einfügt. Ein Philologe, Jahrgang 44, träumt ein Leben lang davon, seinen indischen Vater und dessen neue Familie in Indien kennenzulernen. Als die Grenzen offen sind, hindert eine Krankheit ihn an der Erfüllung seines Lebenstraums. Das Heute wird vom Gestern durchschienen. Hüben muss man sich mit dem Drüben, dem einst gelobten Land, auseinandersetzen. Kleine, fast dokumentarische Geschichten erzählen aus östlicher Sicht vom Leben im geeinten Deutschland.