Аннотация

Wie schon in seinen Erzählbänden «Lied der Grasmücke», «Du hoffst, und ich gehe» und «Aus den Notizen eines Angepassten» erzählt Fritz Leverenz in kurzen Texten von Menschen im Alltag der jüngeren deutschen Vergangenheit: von dem ehemaligen Fernsehmechaniker, der noch heute die Installation für Wasser an seinem Bungalow beenden möchte, als er unliebsamen Besuch erhält; von dem NVA-Soldaten, der Lehrer werden möchte, und dem zur Aufnahmeprüfung nicht einmal der Text von «Hänschen klein» einfällt; von dem jungen Mann, der ein kleines fleckiges Foto betrachtet, und der wünscht, er hätte den Vater über seinen Werdegang fragen und der Vater hätte ihm antworten können; von Ronny, den die Gewalt gegen einen Schwächeren nächtelang nach Auswegen und Lösungen grübeln und nicht schlafen ließ … … von dem alten Mann, der immer den Fluss entlanggeht, da er ihn an die Oder im alten Stettin erinnert.

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Der Winter 1983 führt den Autor im Auftrag einer Literaturzeitschrift für mehrere Wochen an eine Baustelle der Erdgastrasse bei Lipezk und Perwomaiskij in Russland, um über die ungewöhnlich komplizierte und bis an die körperlichen Grenzen gehenden schwere Arbeit unter den harten Witterungsbedingungen im Schwarzerdegebiet zu berichten, in denen die Bauleute die kalte Jahreszeit als Partner nutzen, um die Fundamente für die Kraftwerke der Gasverdichterstationen zu begründen. Er begleitet Kraftfahrer, Zimmerleute, eine Rammbrigade, Brigaden der Entladebahnhöfe bei ihrer Arbeit und besucht, soweit es ihm in der Kürze des Aufenthaltes und der Weite der Landschaft möglich ist, einige der umliegenden Ortschaften.

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Der graue Kater verbringt seine Ferien auf dem Land und gewinnt ungewöhnliche Freunde.
Den hellen Morgen über beruhigte sich die Vogelwelt des Gartens und kehrte allmählich zu ihren lang vermissten Gesangsübungen zurück. Man sprach von dem überraschenden Verhalten des Grauen Katers. Dieser lag unter einer Kiefer in der Sonne und leckte sein Fell. Sikesö kroch in der Nähe zwischen Tomatenstauden und tröstete ihren Freund. «Ohne dich, mein Graues Katerchen, wäre Coupi heute die traurigste Grasmücke der Welt. Wie fühlst du dich…» Das Graue Katerchen war überzogen von blutigen Striemen, und sein linkes Ohr hing eingerissen über dem Auge. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich richtig geprügelt. Er dachte darüber nach, wie er sich fühlte. Und er fand sich müde, wie zerschlagen – und recht zufrieden. «Ja, wie soll ich es dir sagen: Die Prügelei hat mir gut getan.»

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Den Titel «Aus den Notizen eines Angepassten» entnahm ich meinen gleichlautenden Lesungen 1992 in Köpenick im «Club 17» sowie im «Bürgerhaus Grünau». Der Titel impliziert den Widerspruch, unter dem Schreibende in der DDR gearbeitet und gelebt haben. Denn wer das Leben unter der Anpassung beschreibt oder davon erzählt, widersetzt sich ihr zugleich. Die Einschätzung, ein «typisch angepasster DDR-Bürger» zu sein durch den Personalrat, dessen Leiter kurz darauf aufgrund einer IM-Tätigkeit vom Dienst freigestellt wurde, brachte mich 1992 auf den Gedanken, aus meinen Notizen zur DDR-Zeit zu lesen. Mir geht es dabei nicht um die simple Anpassung, die so gern undifferenziert und oberflächlich, als willfährig und widerstandslos ergeben gedeutet wird – (auf der einen Seite die Willfährigen, Bleibenden, auf der anderen Seite die mutigen Ausreisenden und die mutigsten Mauerüberwinder.) Diese beiden Darstellungen interpretieren am Leben vorbei, erklären weder den DDR-Alltag, noch den weitgehend gewaltlosen Umsturz. Deshalb ja meine Notizen seit vierzig Jahren, deshalb meine kurzen und hoffentlich nicht zu schlecht erzählten Texte, in denen ich zeigen möchte, dass die sogenannte «Anpassung» bei den allermeisten Menschen in der DDR ein oft stiller Widerstand in unzähligen, scheinbar nebensächlichen Alltäglichkeiten gewesen war, der in der Summe mit der Opferbereitschaft der Flüchtlinge und der Ausreisenden letztendlich zu der relativ stillen, und größtenteils friedlich verlaufenden Maueröffnung geführt hatte. Und diese Allermeisten haben es verdient, gerecht beurteilt und in der Deutung der DDR-Geschichte nicht unterschlagen zu werden. Im Interesse eines gesunden Nebeneinander in Deutschland dürfen wir die einen nicht gegen die anderen aufwiegen und schon gar nicht ausspielen.

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"Diese Ferien sind eine verflixt langweilige Sommerwiesengeschichte", dachte er. Seine Freunde waren mit den Eltern verreist, und an der Badestelle kannte er keinen Jungen. Paulchen pendelte mit den Beinen und guckte mürrisch vor sich in den Urwald aus Grashalmen. Einige Halme kitzelten ihm am Kinn und an der Nase, und es roch nach schwarzem Sumpfboden und nach Sauerampfer. Plötz-lich hörte er aus dem Gras ein leises Lied, das ihn an das Summen einer Mücke erinnerte. Er erblickte einen Grashüpfer, der an einem Löwenzahnblatt lehnte, seine langen rauhen Beine am Körper rieb und damit musizierte wie auf einer Geige. Paulchen sah näher hin, und es schien, als sagte der Grashüpfer: «Ich heiße Zirrrp – mit drei kleinen rrr geschrieben, mit einem harten RRR gesprochen, und ich möchte dir erzählen, was ich gestern, vorgestern und vorvorgestern erlebt hatte, oder war es vorvorgestern, vorgestern und gestern? Und vielleicht findest du das überhaupt nicht langweilig. Soll ich?» Paulchen nickte.

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Fritz Leverenz erzählt von Schicksalen während und nach der deutschen Teilung. Und von dem Einfluss, den Politik auf den Alltag der Menschen hat.
Manfred wirkte erschöpft. Seine Jochbeine traten hervor, die Nase schien spitzer als sonst und seine bräunliche Haut gelb. Die Anspannungen von dreieinhalb Jahren Wartezeit lagen hinter ihm und seiner Familie. Die ersten Wochen damals mit dem gewollt auffällig geparkten dunkelblauen Lada vor dem Haus, in dem zwei, manchmal drei junge Männer vom Staatssicherheitsdienst vier, fünf Stunden ihrer Zeit absaßen; die häufigen Vorladungen in den Rat des Stadtbezirks, Abteilung Inneres, die hinhaltenden, nichtssagenden Gespräche dort, die stereotypen Fragen eines Mitarbeiters vom Zettel gelesen; die Befragungen auch seines achtjährigen Sohnes (immerhin in ihrer Gegenwart), was er von den Ausreiseplänen seiner Eltern halte" Ob er nicht lieber in der «Sicherheit unseres sozialistischen Staates» bleiben wolle?

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Vor einiger Zeit hattet Ihr den hübschen Einfall, ein Floß zu bauen, dass Euch alle trägt. Wir haben oft darüber gestritten, ob sich Euer Abenteuerwunsch erfüllen lässt oder nicht. Euch schien es ein Leichtes zu sein, während ich skeptisch war. Mir erschien es unmöglich, dass Jungen in einer Großstadt wie Berlin eine solche Idee verwirklichen können. So schrieb ich eine Geschichte, in der ein Junge dieses Floßabenteuer träumt. Diese Traum-Geschichte hat Euch ganz und gar nicht gefallen. Mike stiegen gar Zornestränen in die Augen. Ich musste versprechen, eine Geschichte zu schreiben, in der Kinder dieses Floß nicht träumen sondern bauen. Also setzte ich mich hin und begann von neuem zu schreiben.