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Willkommen im wilden Wedding, jenem Berliner Bezirk, der wahlweise als eines der härtesten Krisengebiete des Landes oder als kommender In-Bezirk gepriesen wird. Erstaunlicherweise beides seit Jahrzehnten in friedlicher Koexistenz. Hier müssen sich die Bewohner noch nicht mit Touristen herumärgern, die sich in ihre Hauseingänge übergeben, hier steigt man auf dem Nachhauseweg noch über echte einheimische Kotze vom ureigenen Prekariat. Hier treffen sich nachts am Imbiss der McFit-gestählte Jungmacho, den seine Eroberung des Abends vor die Tür gesetzt hat, weil er zu betrunken war, um noch einen hoch zu kriegen, mit dem Prediger vom Moscheeverein gegenüber, der seinen Heißhunger auf Schweinefleisch zu stillen sucht.

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Der Wedding – Sehnsuchtsort für alle, die sich nach nichts mehr sehnen, Zuflucht für jeden, der vor sich selbst wegläuft, neue Heimat für jene, die sich vom Makler ernsthaft erzählen lassen, das hier sei Teil von Berlin-Mitte. Hier muss man den Erstklässlern als Erstes erklären, was «Fick dich!» eigentlich bedeutet und was Bienen sind, den Veganern, dass sie ruhig auch Wurst mit Fleisch essen können, solange es halal ist, und Zugezogenen, dass man hier am besten flirtet, indem man einer Taube den Kopf abschlägt. Dazwischen betrinken sich Hipster am selbst gebrannten Nusslikör, betreiben Clickbaiting mit schimpfenden Ureinwohnern auf Youtube und hängen Zettel auf mit guten Vibes zum Abreißen. Kurz: Ein Stadtteil, der seit Jahrzehnten kommen soll, und doch einfach da bleibt, wo er schon immer war.

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Geplatzte Dates und geplatzte Kondome, schreiende Nachbarn und krakeelende Kinder, billiges Bier und billige Ausreden, Urängste und Selbstzweifel… Es wäre kaum zu ertragen, wenn man nicht wüsste, dass am nächsten Morgen, bei Lichte betrachtet, alles noch viel schlimmer sein wird. Heiko Werning leuchtet in seinen Geschichten die finstersten Ecken der menschlichen Existenz aus: Feten, auf denen Westernhagen gespielt wird, Massagesalons, in denen man «no sex» bestellen muss, Übernachtungen in zerstrittenen WGs oder Saufgelage mit Striptease-Einlagen. Und trifft dabei auf allerlei Nachtgestalten: Künstlerinnen, die sich Sperma in die Haare stricken, Transvestiten, die sich mit vorgehaltenem Messer auf eine Pizza einladen lassen, Lesben, die junge Männer abschleppen, und Freunde, die man gut zu kennen glaubte und die sich dann als Klaus-Hoffmann-Fans entpuppen.

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Nach dem Überraschungserfolg mit seinem Debüt «In Bed with Buddha», einem episodischen Entwicklungsroman, der den Autor aus dem behüteten Elternhaus im heimischen Münster ins Krisengebiet Wedding führte, weil dort zufällig was frei war, jetzt also Geschichten aus dem Problembezirk selbst, wo goldkettchenbehängte in makellosem Weiß gekleidete Jungtürken breitbeinig den Bürgersteig einnehmen und auf gefährlich machen, aber einem dann doch nur helfen, die gesuchte Adresse zu finden, wo ein türkischer Wirt mit deutschem Essen eine Marktlücke entdeckt zu haben glaubt, wo Friedrich der Große in voller Montur herumläuft, ohne daß jemand Anstoß daran nimmt, wo Dönerverkäufer, Kleinkriminelle, Säufer, Finanzbeamte und religiöse Spinner aller Irrglaubensrichtungen sich tummeln und in Wernings Geschichten unsterblich werden.
Werning, von Haus aus Reptilienforscher, hat das gemacht, was er gelernt hat: seine Umgebung und ihre Geschöpfe beobachtet und seine Beobachtungen aufgeschrieben, die geprägt sind von schöner Selbstironie und Lakonie.

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Ein episodischer Entwicklungsroman von Westfalen in den Wedding, zwei Biotope, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. In Heiko Wernings Geschichten leben die eigenwilligen Einwohner dieser Rückzugsgebiete auf und schillern in ihrer komischen Schönheit. Da ist zum einen Westfalen, ein Landstrich, dessen Einwohner mit stoischer Gelassenheit auf den hektischen Medienbetrieb schauen, nur weil mal ein paar Tage der Strom ausgefallen ist, wo liberale Mütter den Kontakt zur jungen Generation suchen und «ganz offen» über Sex reden wollen, wo Vorstadtwitwen nachts durch ihre Gärten kriechen und Schnecken zerschneiden. Und da ist der Wedding, wo Menschen, die sich in ihren Hinterhöfen nie zu Gesicht bekommen, sich Lebenshilfe aus den Fenstern ihrer Wohnungen zurufen, wo Rassisten aus Protest gegen die vielen Ausländer mit der thailändischen Geliebten nach Südostasien abhauen, wo Betrunkene sich nachts an den schrecklichsten Imbissbuden des Landes treffen, um sich selbst zur Katharsis zu verhelfen, ein Stadtteil, von dem alle sagen, dass man dort keine Kinder aufziehen könne, obwohl doch vermutlich nirgendwo in Deutschland mehr Kinder aufwachsen als gerade hier.