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nicht noch einmal so entscheiden würdet wie damals.

      Außerdem bekommen wir schon in der nächsten Minute, nachdem wir etwas getan haben, mehr Information.

      Nach einer Stunde, einem Tag, einer Woche, einem Monat oder Jahr sehen wir die Sache aus einem völlig anderen Blickwinkel. Wir sind eben etwas klüger geworden (oder vielleicht sogar viel klüger).

      Wichtig ist allerdings, wenn etwas nicht gut oder sogar sehr schief gelaufen ist, gelernt zu haben und das Gleiche nicht noch einmal zu tun.

      Ihr würdet nicht noch einmal eine Beziehung mit einem Menschen eingehen, von dem ihr jetzt wisst, dass er euch nicht gut getan hat?

      Sehr gut.

      Ihr würdet nicht noch einmal einen Job annehmen, nur des Geldes wegen, und dafür eine andere Arbeit aufgeben, die euch viel mehr Spaß macht?

      Klingt vernünftig.

      Heißt das wirklich, dass es damals ein Fehler gewesen ist, diese Entscheidungen so zu treffen?

      Überhaupt nicht. Denn es waren eben die Entscheidungen, die euch damals richtig und vernünftig erschienen sind.

      Noch einmal:

      Wir machen keine Fehler.

      Weil es nämlich keine Fehler gibt.

      Es gibt nur Entscheidungen, die uns im Rückblick als Fehler erscheinen. Das ist ein wichtiger Unterschied.

      Es bedeutet nämlich, dass wir sofort aufhören dürfen, über vergangene Fehler und verpasste Chancen zu jammern und uns stattdessen damit beschäftigen können, wie wir unser Leben hier und jetzt leben wollen.

      Das ist übrigens keine neue Erkenntnis. Schon die alten Chinesen haben das gewusst. Sie hatten folgendes Sprichwort:

      »Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, ist vor dreißig Jahren – oder jetzt.«

      War es also ein Fehler, den Baum nicht schon vor dreißig Jahren gepflanzt zu haben? Das Sprichwort zeigt, dass die Frage falsch gestellt ist. Sie ist ganz einfach sinnlos. Wenn ich einen Baum pflanzen möchte, dann kann und sollte ich es genau jetzt tun.

      Wäre es schön gewesen, das schon vor dreißig Jahren getan zu haben und jetzt den starken Stamm und das weit verzweigte Geäst meines selbst gepflanzten Baumes bewundern zu können?

      Ja, sicher. Aber so ist es eben nicht. Also muss ich den Baum jetzt pflanzen, wenn mir das wichtig ist.

      Dieses Prinzip gilt aus meiner Sicht buchstäblich für alles im Leben. Wir haben immer nur die Gegenwart, das Hier und Jetzt für unsere Handlungen zur Verfügung.

      Hätte ich meine 19 Jahre dauernde Beziehung schneller beenden, mir die letzten Jahre des Leidens sparen sollen?

      Aus heutiger Sicht: Ja, wahrscheinlich. Aber damals war es mir eben nicht möglich, ich war noch nicht so weit. Und wer weiß, vielleicht würde ich bis heute darüber nachgrübeln, ob diese Beziehung nicht doch noch zu retten gewesen wäre, wenn ich sie wirklich früher beendet hätte.

      Vor allem aber: Ich lebe heute in einer sehr glücklichen Beziehung mit meinem Mann Ivo. Es fehlt mir an nichts. Warum soll ich also »Fehler« in der Vergangenheit suchen?

      Wichtig ist aber eines: Schließt einen Vertrag mit euch ab. Tut das am besten schriftlich und wie bei einem Rechtsanwalt oder Notar, mit Unterschrift. Mit diesem Vertrag mit euch selbst und dem Bewusstsein, wirklich euer Bestes zu tun, werdet ihr viel, viel weniger das Gefühl haben, Fehler gemacht zu haben. Rechts siehst du, wie dein Vertrag aussehen könnte.

      Mein geheimer Trick bei dicker Luft und missmutigen Gesichtern …

      … besteht aus drei Worten, die ich im Notfall viele Male in der Minute und der Stunde denke.

      Diesen Trick wende ich bei verschiedenen Gelegenheiten an:

       wenn mir eine Person gehörig auf die Nerven geht, ich aber weder aufstehen und gehen kann noch zu streiten beginnen will

       wenn ich in eine hitzige Diskussion gerate und alle recht haben wollen (ich auch, aber ich weiß, dass das nichts bringt)

       wenn ich Krach mit jemandem hatte und es mir ehrlich leidtut

       wenn mich jemand geärgert oder sogar verletzt hat und ich merke, dass ich mich immer mehr darüber aufrege

       wenn ich auf der Straße gehe und Leute so missmutige Gesichter machen

       wenn ich in einer Besprechung sitze, in der die Stimmung knapp unter dem Gefrierpunkt liegt

      Warnung:

      Wenn ich euch gleich sage, wie der Trick funktioniert, werdet ihr mich vielleicht für verrückt halten.

      Als ich das erste Mal von dieser Technik erfahren habe, konnte ich nicht glauben, dass so etwas funktionieren kann. Die einfachste Form geht so:

      In jeder Situation, in der mehr Einklang, freudige Stimmung oder Verzeihen gut wäre, denke ich ständig:

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      In einem fort und immer weiter. Nur denken. Nur im Stillen. Nicht aussprechen also.

      Wichtig aber ist es, diese Liebe auch wirklich zu fühlen. Am besten im Herzen. Ich stelle mir vor, ein Leuchtturm zu sein und jedes

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      auszusenden wie das die Schiffe rettende Blinklicht, das ein Leuchtturm ausstrahlt.

      Wenn mich Leute sehr nerven und ich mich rechtzeitig daran erinnere, mache ich das Gleiche:

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      Natürlich grinse ich dabei nicht zynisch oder provokant, auch wenn ich das manchmal gerne tun würde. Das aber würde den Effekt kaputt machen. Ich spüre stattdessen einfach nur das warme Gefühl in meiner Brust von

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      Ich liebe dich

      Mir ist es schon einige Male passiert, dass die andere Person auf einmal zu stottern begonnen und von sich aus, ohne Hinweis von mir, nach einer Lösung für unser Problem gesucht hat.

      Wenn ihr, so wie ich zu Beginn, der Sache skeptisch gegenübersteht, dann probiert es auf der Straße aus. Auf dem Weg zum Bus, an der Haltestelle, in der U-Bahn, wo auch immer, einfach denken:

      Ich

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