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Bücher, die ich verfasst habe. Wann und warum ich sie schrieb, und was sich dabei ereignet hat

       Von mir selbst

       Mein Schutzgeist

       Urteile berühmter Männer über mich

       Meine Meinung über die Dinge dieser Welt

       Redensarten, die ich im Munde führe, fernerhin Beobachtungen und Lebensregeln. Zurückweisung einer falschen Ansicht. Totenklage auf meinen Sohn. Ein Dialog über den Wert dieser Aufzeichnungen

       Worin ich glaube gefehlt zu haben

       Wie ich mich im Laufe der Jahre änderte

       Meine Art im Verkehr mit anderen

       Und zugleich Nachwort

       Nachwort von Hermann Hefele

       Anhang

      VORREDE

      Da es uns scheinen will, als sei von all den Dingen, die der Mensch erstreben darf, das Angenehmste und das Schönste die Erkenntnis der Wahrheit, und da wiederum nichts, was Sterbliche unternehmen, vollkommen, um wie viel weniger vor Verleumdung sicher sein kann, so machen wir uns denn daran, über unser eigenes Leben ein Buch zu schreiben nach dem Vorbild eines überaus weisen und für vortrefflich erachteten Mannes, des Philosophen Marc Aurel1. Wir erklären, dass wir dabei der Wahrheit nichts hinzudichten, etwa um zu prahlen oder die Sache auszuschmücken. Wir haben, wie es eben ging, die Darstellung von Begebenheiten, die meine Schüler, vor allem Ercole Visconti, Paolo Eufomia, Rodolfo Silvestre, miterlebten, mit solchen Teilen, die ich selbst früher schon niedergeschrieben, zu einem Buch zusammen verarbeitet. Dies hatte schon vor einigen Jahren einer meiner Verwandten und Schüler versucht, Gaspare Cardano, Arzt von Beruf. Aber der Tod ereilte ihn, und so konnte er die Arbeit nicht vollenden.

      Was ich hier unternehme, das ist jedem Privatmann, einem Juden selbst, zu tun erlaubt, ohne dass er irgendwelchen Tadel fände. Und wenn mir auch keine gar so großen Dinge zugestoßen sind, so doch gewiss manche, die Bewunderung verdienen. Auch wissen wir wohl, dass Galen2 den gleichen Versuch unternommen hat: Er tat dies, indem er in seine anderen Schriften, weil es ihm so schicklicher schien, gelegentlich einzelne Notizen einfließen ließ. Der Lässigkeit der Gelehrten haben wir es zu danken, dass noch kein Wissenschaftler von Bedeutung versucht hat, diese Notizen geordnet zusammenzustellen.

      Dies Buch hier ist geschrieben ohne jede Schminke und will niemanden belehren; es begnügt sich mit der Erzählung bloßer Tatsachen und schildert ein Menschenleben, keine großen Staatsaktionen. So haben auch Lucius Sulla3, Gaius Caesar4 und Augustus5, wie erwiesen ist, ihr Leben und ihr Tun beschrieben, sodass also diese Sache durchaus nach dem Vorgang der Alten unternommen, nicht neu oder von uns erdacht ist.

      ERSTES KAPITEL

      Heimat und Familie

      Meine Heimat ist Mailand; das Städtchen, aus dem die Familie stammt, Cardano, 24 000 Schritte von Mailand, 7000 von Gallarate entfernt. Mein Vater hieß Fazio und war Advokat; der Großvater hieß Antonio, der Urgroßvater wieder Fazio, dessen Vater Aldo. Die Söhne des älteren Fazio waren Giovanni, ein weiterer Aldo und mein Großvater Antonio. Antonio hatte drei Söhne: Es waren dies Gotardo, Paolo, ein Advokat und Gemeindevorsteher, und mein Vater Fazio; dazu hatte er noch einen unehelichen Sohn, der mit Vornamen wieder Paolo hieß. Heute leben noch von dieser ganzen Linie ungefähr dreißig Verwandte. Strittig ist, ob die Familie der Cardani eigenen Ursprungs oder, wie einige glauben, ein Zweig des Hauses Castiglione6 ist; jedenfalls ist sie alt und vornehm. Denn ein Milo Cardano stand schon im Jahre 1189 an der Spitze unserer Stadt, in weltlichen wie geistlichen Angelegenheiten, 92 Monate lang. Und zwar erstreckte sich seine Jurisdiktion nicht nur auf Fälle des bürgerlichen, sondern gleich der eines Fürsten auch auf solche des Strafrechts. Auch umspannte sein Herrschaftsbezirk noch andere Städte, die damals unter mailändischer Oberhoheit standen, die ganze Umgebung Mailands, darunter auch Como. Diese Gewalt hatte dem Milo der Erzbischof Crivelli übertragen, als er Papst Urban III.7 geworden war. Einige wollen, auch Francesco Cardano, der General des Matteo Visconti8, habe unserer Familie angehört. Stammen wir vollends tatsächlich vom Hause Castiglione ab, so sind wir noch viel vornehmer, da ja auch ein Papst, nämlich Coelestin IV.9, aus dieser Familie hervorgegangen ist.

      Unsere Ahnen erreichten alle ein hohes Alter. Des älteren Fazio Söhne wurden 94, 88 und 86 Jahre alt. Giovanni hatte zwei Söhne: Antonio, der 88, und Angelo, der 96 Jahre alt wurde. Diesen habe ich in meiner Jugend selbst noch gekannt, wie er ganz hinfällig war. Aldo hatte einen einzigen Sohn, Giacomo, der mit 72 Jahren starb. Mein Oheim Gotardo, den ich selbst noch gesehen habe, wurde 84, mein Vater 80 Jahre alt. Der genannte Angelo hat als ein nahezu Achtzigjähriger noch Söhne gezeugt, die freilich einen ganz altersschwachen Eindruck machten (einer von ihnen lebt gleichwohl noch heute, 70 Jahre alt), und hat sogar nach seinem 80. Jahre das verlorene Augenlicht wieder gewonnen. Wie ich höre, und einige von ihnen habe ich ja selbst gesehen, waren meine Ahnen von ziemlich schlankem Wuchs.

      Mütterlicherseits gehöre ich zur Familie Micheria; meine Mutter war eine Chiara Micheria, und mein Großvater hieß Giacomo und erreichte ein Alter von 75 Jahren. Dessen Bruder Angelo war, als ich noch ein ganz kleiner Knabe war, 85 Jahre alt, wie ich von ihm selbst gehört habe. Mein Vater hatte mit meinem Oheim väterlicherseits und mit meinem mütterlichen Großvater die Gelehrsamkeit und eine ganz außergewöhnliche geistige Frische, mit meinem mütterlichen Großvater außerdem das hohe Alter und die Kenntnis in der Mathematik gemein. Dieser selbe Großvater mütterlicherseits wurde, wie ich, eingekerkert, fast im gleichen Alter; beide waren wir, als dies Schicksal uns traf, 70 Jahre alt.

      Es gab noch fünf andere Linien des Hauses Cardano, die alle von dem älteren Aldo, unserem Ahnherrn, abstammen: die des Antoniolo vom Jahre 1388, die des Gasparino vom Jahre 1409, die des Rainerio vom Jahre 1391 und endlich die älteste, die des Enrico vom Jahre 1300, dessen Nachkommen Berto und Giovanni Facioli fast im gleichen Alter [mit Girolamo Cardano?] stehen. Dazu kommt noch die Linie des Guglielmo. Unsicher ist, wann dieser lebte; doch hatte er drei Söhne: Zolo, Martino und Giovanni, welch Letzterer zu Gallarate wohnte.

      ZWEITES KAPITEL

      Meine Geburt

      Nachdem, wie man mir erzählt, vergebens Abtreibungsmittel angewandt worden waren, kam ich zur Welt im Jahre 1501, am 24. September, als die erste Stunde der Nacht noch nicht vollendet, nur wenig mehr als zur Hälfte, aber noch nicht zu zwei Dritteln verflossen war. Die wichtigste Stellung der Figuren des horoskopischen Aspektes war so, wie ich sie im 8. Kapitel des als Anhang zu meinem Kommentar der vier astronomischen Bücher des Ptolemaeus10 gegebenen Buches der zwölf Nativitäten mitgeteilt habe. Ich habe festgestellt, dass damals die beiden großen Sterne [Sonne und Mond] unter bestimmten Winkeln niederstiegen und dass keiner von ihnen den Ort des Horoskopes beschaute, da sie sich an der 6. und an der 12. Stelle befanden. Es konnte auch, mit dem gleichen Resultat, einer von ihnen an der 8. Stelle stehen; er wäre dann im Sinken begriffen gewesen, ohne dass ein Winkel gegeben war, sodass man hätte sagen können: er steigt nieder außerhalb des Winkels. Und standen auch sonst keine unglückverheißenden Sterne

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