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Angelo Roncalli und das Zweite Vatikanische Konzil

       Angelo Roncalli und sein Bemühen um Gerechtigkeit und Frieden

       Literatur

      Einstieg

      Johannes XXIII. ist eine Lichtgestalt der Kirche, ja der ganzen Menschheit. Warum?

      Ist es seine lautere Persönlichkeit, die hinter dem Papst den Gottsucher, den Menschen und den Bruder durchscheinen lässt? Ist es sein unbekümmerter Mut, in der katholischen Kirche die Fenster zu öffnen, damit frische Luft hereinkommt? Ist es seine überraschende Entscheidung, ein Ökumenisches Konzil auszurufen? Ja, das ist es, das alles. Und doch sind das nur Teilaspekte eines Ganzen. Wollen wir das Geheimnis des Menschen Angelo Roncalli mit einem einzigen Wort kennzeichnen, dann passt wohl das Wort „Gelassenheit“ am besten. Auch ihm war diese Eigenschaft nicht angeboren, er musste sie sich hart erarbeiten und im Gebet erbitten. Um auf diesem Weg Fortschritte zu machen, hat er für seinen eigenen geistlichen Weg die „Zehn Gebote der Gelassenheit“ niedergeschrieben und sich selbst immer wieder ins Gedächtnis gerufen. Dieses Buch ist ein geistlicher Wegbegleiter und lädt Sie ein, sich von Johannes XXIII. an die Hand nehmen zu lassen und mit ihm nach und nach seine „Gebote der Gelassenheit“ zu meditieren. Wenn Geistliche Übungen gründlich sind, das heißt, wenn sie auf den Grund gehen, dann bleiben sie nicht in erhabenen Gedanken und bei frommen Gefühlen stehen. Sie führen Schritt für Schritt in das konkrete alltägliche Leben. Das Ziel allen geistlichen Lebens ist, dass unsere Lebenszeit immer mehr durchdrungen wird vom Geist Gottes und dass das Wesen Jesu Christi in uns Gestalt annimmt. Die in diesem Buch vorgelegten Meditationen und Anregungen gliedern sich bei jedem der „Zehn Gebote der Gelassenheit“ in fünf Abschnitte:

      SPURENSUCHE

      Gedanken, Reflexionen, Inspirationen zu

      den jeweiligen Geboten der Gelassenheit,

      wie sie uns das konkrete Leben in seiner

      ganzen Vielfalt anbietet.

      WEGZEICHEN

      Gelassenheit ist nicht zu machen, nur zu

      erbitten. Die hier formulierten Gebete regen an,

      sich vom alltäglichen Leben inspirieren zu

      lassen und alles, was Menschen bewegt,

      vor Gott auszusprechen.

      SCHRIFTWORT

      Das Alte und das Neue Testament bieten uns

      so viele Texte, die uns zur Gelassenheit einladen.

      Vor allem aber geben sie uns im Wort Gottes die

      Gewissheit seiner Gegenwart, die uns gelassen

      leben und sterben lässt.

      HERZWORT

      Die Texte und Schriften, die uns Angelo Roncalli

      hinterlassen hat, sprechen Menschen auch

      heute an, weil sie Worte von Herz zu Herz

      sind – im wahren Sinn des Wortes einfältig,

      ehrlich, gütig.

      ALLTAGSSCHRITTE

      Es gibt viele Möglichkeiten, die Gebote der

      Gelassenheit umzusetzen. Hier werden jeweils

      vier vorgeschlagen. Sie sind eher Anregungen

      für die eigene Fantasie als Erfolgsrezepte.

Heute, nur heute
Zehn Gebote der Gelassenheit von Johannes XXIII.
Übung der Präsenz

      Bevor Sie die „Zehn Gebote der Gelassenheit“ von Papst Johannes XXIII. lesen, meditieren und in Ihr Leben umzusetzen versuchen, lade ich Sie zur Übung der Präsenz ein.

      Um ganz im Heute zu sein, ist es notwendig, die Vergangenheit und die Zukunft loszulassen. Wichtiger als die Fragen „Woher komme ich?“ und „Wohin gehe ich?“ ist die Frage „Wo bin ich?“.

      Den Standort zu bestimmen, den inneren, seelischgeistigen Standort, und sich einzulassen in das Hier und Jetzt, dies ist eine Übung, die Sie am Anfang und in der Mitte und am Ende eines jeden Tages machen sollten.

      Sie wird Ihnen helfen, sich von den Lasten und Beschuldigungen der Vergangenheit, aber auch von den geschönten Erinnerungen daran zu befreien. Sie wird Ihnen die Chance geben, sich selbst ganz und gar zu spüren. Sie wird Ihnen Ihre Verantwortung bewusst, aber auch tragbar machen.

      Denn dieser Augenblick jetzt ist es allein, worauf es ankommt, dieser Mensch, dem sie eben gegenüberstehen, diese Aufgabe, die sich gerade stellt.

      Am besten kommen Sie in die Gegenwart, wenn Sie tief atmen, wenn Sie sich in das Spiel von Ausatmen und Einatmen einschwingen und wenn Sie dabei immer wieder die folgenden drei Worte aushalten und genießen:

      SPURENSUCHE

      Heute! Vierundzwanzig Stunden, nicht mehr und nicht weniger. Einmal dreht sich die gute alte Erde um die Sonne. Es wird Morgen und es wird Abend, es wird Tag und es wird Nacht: heute.

      Oft ist mir das Heute viel zu kurz. Ich habe ein umfangreiches Programm. Termine stehen in meinem Kalender. Ich spüre schon am Morgen, dass es knapp wird. Ich gerate unter Druck, werde nervös, komme nicht zurecht.

      Dann wieder ist mir das Heute viel zu lang. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis zum Abend. Ich zähle die Stunden, ja die Minuten, bis der Anruf aus der Klinik kommt. Bis wir nach anstrengender Fahrt am Ziel ankommen. Bis Feierabend ist. Bis die Gäste wieder gehen.

      Heute, nur heute. Das ist nicht gestern oder vorgestern. Keine Frage: Ich muss aus der Vergangenheit lernen. Ich will dazu stehen, was ich gesagt und getan habe. Ich will es verantworten. Es ist meine Aufgabe, das Positive zu würdigen und das Negative zu verändern. Aber wehe, wenn ich im Gestern hängen bleibe. Zum Glück hat das menschliche Gehirn die Fähigkeit zu vergessen. Es wäre unerträglich, alles zu behalten. Und es ist unmöglich, das Rad der Geschichte zurückzudrehen.

      Heute, nur heute. Das ist auch nicht morgen oder übermorgen. „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6, 34). So sagt es Jesus in der Bergpredigt. Das entlastet mich. Ich muss nicht heute die Aufgaben von morgen erledigen. Ich muss nicht jetzt schon die Fragen der Zukunft lösen. Es geht nicht um alles oder nichts, es geht um jetzt und hier. Heute, nur heute.

      Manchmal gelingt es mir, so ganz in der Gegenwart zu leben. Es sind die Glückstage: Da bin ich ganz präsent. Mit allen Fasern meines Lebens da. Mit Haut und Haar. Mit Körper und Seele.

      Heute, nur heute: Zeit zum Leben, Zeit zum Lieben. Zeit – mir in die Hände gegeben und in die Seele geschrieben. Ich kann dieses Heute verpassen und verspielen. Ich kann es aber auch fühlen und füllen, erleiden und verantworten, kosten und genießen. Heute, nur heute …

      WEGZEICHEN

      Gott der Ewigkeit

      Du schenkst uns das Heute

      trennst es

      vom Gestern und vom Morgen

      durch Nacht und Schlaf

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