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Klaus Pfeffer

       Jesus’ Blood Never Failed Me Yet

       Hier bin ich

       Marie-Luise Hentzelt

       Gebet der liebenden Aufmerksamkeit – traumtief im Garten

       Albert Herchenbach

       Literaturhinweise

      Lieber Gott,

      bis jetzt geht’s mir gut heute!

      Ich habe noch nicht getratscht,

      nicht die Beherrschung verloren,

      war noch nicht muffelig, gehässig,

      egoistisch und zügellos.

      Ich hab noch nicht gejammert,

      geklagt, geflucht oder Schokolade gegessen.

      Die Kredit-Karte

      hab ich auch noch nicht belastet.

      Aber

      in etwa einer Minute

      werde ich aus dem Bett klettern

      und dann

      brauche ich wirklich deine Hilfe. …

       (unbekannt)

      Vorwort

      Wir möchten zu Beginn bekennen: Die Erarbeitung dieses Bändchens wurde zwei Leuten anvertraut, die mit dem »Tagesrückblick« oder wie man ihn nennen mag, immer noch gewisse Schwierigkeiten haben. Trotz jahrzehntelanger Versuche haben wir beide nie das Gefühl entwickelt, ihn »richtig zu machen«. Irgendwann haben wir angefangen, das zu akzeptieren: Hier geht es um etwas ziemlich Intimes, etwas Außerordentliches an Beziehung. Und Beziehungsdinge sind halt nicht einfach. Entsprechend war die »Schwangerschaft« damit von Widerständen reich gesegnet. Viele Monate überwog das Gefühl, es handle sich um heiligen Boden, der einfach nicht zwischen zwei Buchdeckel passen will. Am Ende siegte die Einsicht, dass im Fragmentarischen und Widersprüchlichen selbst Wahrheit liegen mag.

      Die Beiträge dieses Bändchens verdanken wir fast ausnahmslos lebenden Menschen am Anfang des 21. Jahrhunderts, von der Hausfrau bis zum Bischof, vom kranken Ruheständler bis zur tatendurstigen Studentin. Sie exponieren sich und geben ein Stück ihrer authentischen Lebenswirklichkeit, ihrer Haltungen, manchmal auch ihrer Poesie preis. Dafür möchten wir besonders danken, denn ohne diese Bereitschaft wäre das Projekt sinnlos gewesen.

      Einige der Seiten sind fast leer. Wir haben diesen Beiträgen bewusst ihre schmerzhafte Wortlosigkeit gelassen, denn sie erscheinen uns außerordentlich wichtig. Wer geistlich begleitet, hört von solchen Gebeten nicht so selten. Vielleicht sind sie sogar als Tagesrückblick häufiger als die in ganzen Sätzen und in der empfohlenen Schrittfolge. Sie sollen in dieser Sammlung die unbedingte Ermutigung aussprechen, sich auch dann Gott anzuvertrauen, wenn Entsetzen oder Scham alles Reden einfriert. Viele Menschen haben erlebt, dass solche fast wortlosen Gebete in Versteinerung und Not trotzdem von größtem Wert sind. Vielleicht finden sie sogar häufigere und intensivere Erhörung als die in guten Tagen. Halbwegs geordnete Tage ohne große Sorgen und Kummer sind ein Geschenk, nach dem sich viele Menschen vergeblich sehnen. An solchen Tagen dürfen wir danken und loben und tanzen. Auch davon ist hier die Rede, auch das geben wir gerne weiter.

Im Frühjahr 2012 Cordula und Ottmar Leidner

      Lebensgestaltung: Was den Menschen Mensch sein lässt

      Es ist einigermaßen erstaunlich, dass ein Buch mit dem Titel »Du musst dein Leben ändern« Beachtung findet. Der Autor beschreibt darin, wie wir Menschen menschlich werden, und das setzt für ihn vor allem eines voraus: das Üben. Wer das sog. »Exerzitienbuch« des Ignatius von Loyola mit seiner geistlichen Übung des »Examens«, der »Gewissenserforschung«, kennt, der kann diese fromme Übung auf einmal in einem kulturphilosophischen Rahmen verstehen. Der Autor, Peter Sloterdijk, bezieht sich verständlicherweise gelegentlich auf Ignatius als einen Exponenten des Übens. Im Folgenden gehe ich von einigen persönlichen Erfahrungen aus und beschreibe dann die Namens-Geschichte der Lieblings-Übung des heiligen Ignatius. Besonders aber sollen dann die Grundlagen vorgestellt werden, auf denen diese Gebetsweise aufbaut. Damit verbindet sich auch eine gewisse Orientierung für die verschiedenen und vielfältigen Beiträge.

       Gewissenserforschung

      Wenn ich auf meine persönliche Geschichte mit dieser Gebetsweise schaue, steigen manche Erinnerungen hoch: das abendliche Gebet mit meiner Mutter, in dem wir auf den Tag schauten, um zu sehen, was den »kleinen Willi« alles bedrückt und froh gemacht hatte und, natürlich, was nicht gut war von ihm und wo er es am nächsten Tag besser machen wollte und sollte. Weiterhin: Die nicht selten angstbeladene, aber auch mit Erleichterung belohnte Beichte; erste Tagebuchversuche; im Noviziat der Jesuiten dann die tägliche Praxis der Gewissenserforschung – das sog. Examen – des Ignatius, für die mittags und abends eine eigene Zeit vorgesehen war. Für Ignatius ist das Examen die wichtigste Gebetszeit gewesen: Auch wenn alles wie etwa Messfeier, Breviergebet, Meditation ausfiele – den Blick auf das Wunder und Wachsen des Lebens und das Wirken des Gottes-Geistes und das eigene Mitwirken wollte er nie auslassen. Das wäre für ihn wie eine Einwilligung in Erblindung, Erlahmung und Lebensmüdigkeit gewesen.

      Die Bedeutsamkeit liegt auch darin, dass diese Gebetsweise in etwa dem Weg der Exerzitien entspricht: eine Zeit stillen Innehaltens – d.h. sich die Zeit für Exerzitien nehmen; die Zeit, sich und sein Leben vor Gott zu bringen – dazu kann man das »Prinzip und Fundament« der Exerzitien heranziehen; das Geschehen von Umkehr, Versöhnung und Neuorientierung – dies entspricht der sog. ersten Woche der Exerzitien; die Suche nach vertiefter Lebensgestaltung aus der Beziehung zu Christus und der Wunsch, in Gottes Liebeswillen zu leben – dies spiegelt die Dynamik der Exerzitienetappen, die ausdrücklich der Nachfolge Christi gewidmet sind.

       Liebend-aufmerksam leben

      Mit der Zeit kamen Versuche auf, andere Namen für »Gewissenserforschung« zu finden und damit Akzente zu setzen für den Versuch, mit dem eigenen Leben vor sich und auf Gott hin da zu sein. Anstöße dazu gaben Wünsche, diese ur-ignatianische Gebetsweise tiefer zu verstehen: »Examen« war das Urwort im Sinne von Paulus – »Prüft alles, das Gute behaltet«. Die Tradition hat dieses Wort übernommen; alltäglich-nüchtern spricht man von Tagesrückblick; mit Blick auf die Medien formuliert: sich für eine persönliche Tagesschau Zeit nehmen; biblisch: Gebet der Ver-Antwortung auf die Frage Gottes »Adam, wo bist du?«; Gebet auf der Bettkante – formulierte jemand; spirituelle Bewusstseinserweiterung – ist die Sprache der 68er Jahre; und schließlich entstand aus einem Gespräch heraus die Formulierung: »Gebet der liebenden Aufmerksamkeit« – gerne auch »Gebet der Achtsamkeit«.

      Wenn ich Kurse zu dieser Gebetsweise gebe, dann stelle ich zuerst nicht die Übung, die Methode vor, sondern mache auf einige grundlegende menschliche Haltungen aufmerksam, um die es geht und die für Menschwerdung fundamental bedeutsam sind. Dann stelle ich die Frage: Welche Rolle spielt dies in deinem Leben, wo kommt dies vor? Und: Suchst du nach einer Form, die dafür vielleicht eine bessere Hilfe ist als deine bisherige Praxis? Dann stelle ich das Modell von Ignatius vor, und die Kursteilnehmer versuchen sich in den ersten Übungsschritten.

       Mensch-Sein durch die Kultur des Innehaltens

      Wenn

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