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für gute kirchliche Theologie und für das rechte Verständnis des ignatianischen »Sentire cum ecclesia« an die Hand.

      Ein solcher Maßstab war seinerzeit auch sehr nötig; hat sich doch in diesen Jahren nach dem Konzil nicht nur das theologische Selbstverständnis der Kirche tiefgreifend gewandelt, sondern – wirkungsgeschichtlich gesehen – wohl noch viel entscheidender die grundlegende Wahrnehmung der Kirche, die leitende Perspektive, unter der sie seitdem von einem Großteil der Gläubigen angeschaut wird. Denn je mehr sich im Prozess der Pluralisierung und der Ausdifferenzierung unserer westlichen Gesellschaften die relativ homogenen, geschlossenen »katholischen Milieus« auflösten, umso weniger wurde die Kirche noch als Heimat, als bergender Raum im Glauben oder gar als »Mutter Kirche« wahrgenommen. Viel stärker traten zum einen die Ortsgemeinden mit ihrer Aktivierung vieler Glaubenden zur Gestaltung des Gemeindelebens in den Blickpunkt. Zum anderen – gleichsam als Kontrast dazu – aber auch die so genannte »Amtskirche« als institutionelles Gegenüber zu den Gemeinden und den einzelnen Gliedern des Volkes Gottes. Diese waren sich inzwischen ihres eigenständigen Subjektseins im Glauben neu bewusst geworden und konnten sich als Kinder ihrer Zeit mit vielem in dieser Kirche nicht mehr identifizieren. So ergab sich für die Kirche hierzulande eine ungewohnte Situation: Sie war auf einmal der offenen Kritik sowohl der gesellschaftlichen Öffentlichkeit generell als auch ihrer eigenen Mitglieder ausgesetzt.

      Ich werde in einem ersten Schritt (Kapitel 2) versuchen, diesen typisch neuzeitlichen Wandel in der leitenden Perspektive, wie Kirche von den Gläubigen selbst wahrgenommen wird, auch theologisch zu bedenken. Ich frage also: Ist das alles nur ein zeitbedingtes empirisches Phänomen oder tritt darin auch eine theologische Dimension von Kirche anders als bisher gewohnt zutage? Diese Frage legt sich deswegen nahe, weil die Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil grundlegend als »Sakrament« (Zeichen und Werkzeug) des Heils (LG 1) verstanden wird; das bedeutet (wie bei jedem einzelnen Sakrament): theologischer Gehalt und empirische Gestalt der Kirche sind »ungetrennt und unvermischt« (vgl. LG 8) miteinander verbunden. Nur in dieser Einheit existiert die theologische Größe »Kirche« hier auf Erden. Darum hat ein Wandel der empirischen Gestalt der Kirche bzw. der empirischen Wahrnehmung der Kirche durch ihre Mitglieder auch Konsequenzen für das theologische Selbstverständnis der Kirche.

      Für eine theologische Deutung der oben skizzierten neuen Kirchenwahrnehmung bietet sich vielleicht am ehesten das zweite der vier wichtigsten »Kennzeichen der Kirche« (der so genannten »notae ecclesiae«) im Credo an. Dort bekennen wir ja die Kirche als die »eine, heilige, katholische und apostolische Kirche«. Nun scheint gerade das Bekenntnis zur »Heiligkeit« der Kirche seit dem genannten Perspektivenwechsel doch viel an empirischer wie an theologischer Plausibilität verloren zu haben. Diese konkrete Kirche soll »heilig« sein!? Das ist doch purer Platonismus! Die Rede von einer »sündigen« Kirche scheint doch bedeutend ehrlicher, weil wirklichkeitsnäher zu sein; rechnet sie doch auch aus theologischer Sicht mit der Möglichkeit einer legitimen Kritik an der Kirche, vor allem an ihren Strukturen und ihren Amtsträgern. Dieser Spannung zwischen »heiliger« und »sündiger« Kirche wollen wir zunächst etwas gründlicher nachgehen; denn hier kann die theologische Basis für die folgenden Überlegungen zum geistlichen »Fühlen mit der Kirche« gelegt werden.

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