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geben würden, als wir sind, einen zweiten Schritt zu machen versuchten, bevor wir den ersten getan haben. Deutlich und knapp sagt es der hl. Bernhard: »Du musst nicht über die Meere reisen, musst keine Wolken durchstoßen und musst nicht die Alpen überqueren; der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit. Du musst deinem Gott nur bis zu dir selbst entgegengehen. Denn das Wort ist dir nahe, in deinem Mund und in deinem Herzen.«1

      Auf dem Weg zu Gott kommen wir zuerst zu uns. Wir müssen es so tun und wir dürfen es auch. Nichts anderes und nichts mehr ist für den Anfang allen Betens nötig, als bei uns anzukommen. Wir werden im Blick auf das bevorstehende Gebet nicht gefragt, was wir getan oder nicht getan haben, wir dürfen einfach da sein. Wir betreten einen Raum unbedingten Angenommenseins, wo wir gerade so sein dürfen, wie wir uns fühlen und wie wir sind. »Du hast mir Raum gegeben, als mir angst war. Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen« (Ps 4,2).

      3. Allein und abgesondert

      Um im Gebet vor Gott zu kommen, wählen wir den Weg über uns selber. Wir rücken uns innerlich zurecht, machen uns Erlebtes und Vergangenes bewusst. Neben solch innerer Vorbereitung gilt es auch den äußeren Rahmen anzupassen und zurechtzumachen.

      Wo immer es möglich ist, soll der Übergang von unserem äußeren Tun, den beruflichen und gesellschaftlichen Tätigkeiten, zum ausdrücklichen Gebet mit einer äußeren Verschiebung parallel gehen; diese mag noch so klein sein, sie bleibt wünschenswert und ist auch sinnvoll. Eine örtliche Distanz in den eigenen vier Wänden! Oft sind es nur zwei Schritte zu einem Herrgottswinkel, das Anzünden einer Kerze, die Hinwendung zu einem religiösen Bild oder das ausdrückliche Aufschlagen der Bibel. Es hilft, den Einstieg ins Gebet besser zu finden.

      Für den Fall von längeren Gebeten, für Exerzitien, ist ein äußerer Wechsel des Wohnortes nicht bloß angeraten, sondern beinahe unabdingbar. Eine geografische Distanz schafft auch den nötigen inneren Abstand, ermöglicht Zwischenräume für die Seele. Dies ist Voraussetzung, damit eingefahrene Lebensgewohnheiten bewusst werden und mit kritischem, aber auch mit gläubigem Blick angeschaut werden können. Das Abseits, die Fremde, die Wüste. Das sind die privilegierten Orte, wo Gott zu den Menschen spricht und wo er sich offenbart. Wie es der Prophet Hosea der Braut Israel vorausgesagt hat: »Darum will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben … Ich traue dich mir an auf ewig; ich traue mich dir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen; ich traue dich mir an um den Brautpreis meiner Treue: Dann wirst du den Herrn erkennen« (Hos 2,16.21–22).

      Im gleichen Geist führt Jesus seine Apostel an einsame Orte, lädt sie ein, sich auszuruhen, und kann sich ihnen so zu erkennen geben: »Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind« (Mk 6,31). – Ignatius sagt dazu: »Je mehr sich unsere Seele allein und abgesondert findet, umso geeigneter wird sie, sich ihrem Schöpfer und Herrn zu nähern und zu ihm zu kommen; und je mehr sie ihm so nahe kommt, desto mehr stellt sie sich darauf ein, Gnaden und Gaben von seiner göttlichen und höchsten Güte zu empfangen« (EB 20).

      Bleiben wir für Exerzitien in den gewohnten vier Wänden, dann ist die Gefahr nicht gering, auch in den alten Sichtweisen und den gewohnten Gleisen zu verharren; wir bleiben in der Defensive, wehren uns, bewusst oder unbewusst, gegen jede mögliche Veränderung des Lebens, lassen Gott im Grunde weder Raum noch eine Chance, mit seinem Wort oder gar mit einer Überraschung dazwischenzukommen.

      Wenn wir hingegen die vertraute Umgebung verlassen, geben wir ein Stück unserer Sicherheiten auf, machen uns angreifbar und verletzbar. Wir stellen uns damit ausdrücklich auf etwas Neues ein. Wir leihen Gott Gehör, möchten sein Wort hören und ihm in unserem Herzen Raum geben.

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