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sich mit ignatianischem Denken bekannt machen. Daher seien zu Beginn kurz das Verständnis von Spiritualität sowie Ignatius, seine Biographie und vor allem Eckpunkte seiner Spiritualität vorgestellt. Ein Gesamt-Überblick mag den Hintergrund und Gesamtrahmen zum besseren Verständnis der einzelnen Beiträge aufzeigen.

       Ignatius – die äußere Reise

      Es soll genügen, Ignatius mit einigen einfachen Kennzeichnungen einzuführen: Er wurde als baskischer Adliger 1491 geboren; als Höfling genoss er eine standesgemäße Ausbildung als Page, Schreiber, Turnierfechter u.Ä.; ein verwegener Einsatz als Soldat brachte ihm eine Beinverletzung ein, die ihn für lange Zeit zum Kranken werden ließ und einen »Karriereknick« verursachte; durch Lektüre, Gebet, Besinnung wurde er zum geistlichen »Konvertiten«, der sein Leben nicht mehr nur auf die eigene Ehre, sondern auf die Nachfolge Jesu ausrichtete; als Beter und »Pilger«, wie er sich bezeichnete, ging er lange Wege auf der äußeren und inneren Reise; zum Studenten (1524–1534) wurde er, weil er glaubte, als priesterlicher »Seelsorger« den Menschen am meisten dienen zu können; seine spirituellen Erfahrungen, die er in den »Geistlichen Übungen« niederlegte, ließen ihn zum Exerzitiengeber und großen Gestalter dieses spirituellen Weges werden; auf seinem gemeinsamen Weg mit Gefährten wurde er zum Ordensgründer und ersten Generaloberen der schnell wachsenden »Gesellschaft Jesu«. Er starb 1556, allein, »einen Tod wie alle Welt«, wie die Gefährten schrieben. Sein letzten Worte, die man hörte, waren: »Ay Dios! Ay Dios!« – »O Gott!«

      Vielleicht ist die Dynamik seiner inneren Reise am persönlichsten und besten in seinen eigenen Worten ausgedrückt: »Ich glaube, ich könnte nicht leben, wenn ich nicht etwas in meiner Seele fühlte, was nicht von mir stammt noch überhaupt menschlich ist, sondern nur von Gott stammt.«

       »Das Gewicht der Seele ist die Liebe«

      In dieser Aussage von Ignatius wird das Spezifische der seelisch-menschlichen Wirklichkeit ausgesagt: Der Stoff, aus dem die Menschen sind, ist für den Glauben des Evangeliums Jesu die Liebe. Hätten die Menschen sonst eine solche Ursehnsucht danach? Diese Sehnsucht ist für Ignatius die innerste Dynamik des Menschen, die ihn bewegt und zieht und treibt und sein lässt. Daher soll seine Spiritualität als eine des Liebens dargestellt werden – mit Zitaten, die ihre verschiedenen Farben aufleuchten lassen. Die meisten Hinweise stammen aus der »Betrachtung, um Liebe zu erlangen« im Exerzitienbuch. Sie gilt als ein Höhepunkt und Herzstück ignatianischer Spiritualität.

       Ehrfürchtige Liebe

      Mit 53 Jahren, so schreibt Ignatius, habe er seinen Weg gefunden, »der sich mir zeigen wollte« (!). Es sei der Weg der »liebevollen Ehrfurcht und ehrfürchtigen Liebe« – gegenüber Gott, den Menschen und der ganzen Schöpfung. Dies ist nach seinem eigenen Zeugnis das Herz seiner Spiritualität, dies prägt seine Beziehung in allem. Gott ist für ihn »majestas«, und zugleich gibt es auch die »familiaritas cum Deo«, die »Vertrautheit mit Gott«. Gott ist für ihn zugleich unendlich groß und nahe.

       Sich mitteilende Liebe

      Ignatius umschreibt Lieben mit den Worten: »Die Liebe besteht im Mitteilen/Kommunizieren von beiden Seiten. – El amor consiste en comunicación de las dos partes.« Gegenseitiges Empfangen und Geben ist der Grundrhythmus allen Lebens. Dies gilt für ganz alltägliche Begegnungen, für gesellschaftliche Vorgänge, für persönliche Beziehungen und die Offenheit für Gott. Es ist nicht verwunderlich, dass Ignatius dieses Empfangen und Geben auf besondere Weise im Kommunizieren zu realisieren sucht. Er ist ein Meister der Kommunikation.

       Sich hingebende Liebe

      Das spirituelle Grundwort schlechthin für alles religiöse Geschehen lautet für Ignatius »devoción«, Hingegebensein. Dies sieht er zuerst und zuletzt als Hingabe Gottes an den Menschen im »gottmöglichen Maß« und dann – in seinem berühmten Suscipe-Gebet – als Hingabe des Menschen an Gott, der allein genügt: »Gib mir Deine Liebe und Gnade – das genügt« – »Ésta me basta«. Dieses liebevolle Hingegebensein umfängt alles, auch die Spannung von Aktion und Kontemplation, Arbeit und Gebet. Deshalb kann Ignatius schreiben: »Es ist besser, bei allem devoción zu haben«, d.h. bei allem sich liebevoll hinzugeben.

       Gottorientierte Liebe

      Als das Ziel der Exerzitien gibt Ignatius an, sich Gott immer mehr »anzunähern«, ja sich von Gott umarmen und so die Liebe in sich wecken zu lassen. »Gott in allem suchen und finden«, lautet das vielleicht einprägsamste und kennzeichnendste Wort seiner Spiritualität. Für ihn heißt dies: Seinen Mitbrüdern auf dem Konzil von Trient (1546) wünscht er, dass sie durch ihre Hilfen »die Seelen zur vollständigen Erkenntnis ihrer selbst und zu größerer Kenntnis und Liebe ihres Schöpfers und Herrn bewegen«.

       Unterscheidende Liebe

      Ignatius spricht nicht von einer glühenden, tiefen, sondern von der unterscheidenden Liebe (lat. discreta caritas) – eine seltsame Wort-Kombination. Liebe macht nicht blind bei ihm, sondern sie hört, fragt, sucht, wägt ab. Sie ist immer auf der Suche nach dem Guten, dem Besseren, nach dem, was in Richtung von mehr Glauben, Hoffen, Lieben weist.

       Freie Liebe

      Die »kluge Liebe« kann nur zum Ziel führen, wenn sie eine freie Liebe ist. Wenn der Mensch nur um sich kreist, in seinen Ängsten und Vorlieben befangen ist, dann ist, so Ignatius, überhaupt kein geistliches Wachsen möglich. Befreiung kann immer auch schmerzliches Verzichten bedeuten – um der größeren Liebe willen.

       Übende Liebe

      Die schönsten geistlichen Erlebnisse und Ideen nützen nichts, wenn sie nicht ins Leben übersetzt, wenn sie nicht »Fleisch« werden. In diesem Sinn gibt es eine übende Liebe. Ignatius begreift Lieben als eine »Kunst«. Diese braucht Inspiration des Herzens, Achtsamkeit, Ausprobieren, Einüben und Ausüben. Nicht umsonst heißt »sein Buch«: »Exercitia Spiritualia«, »Geistliche Übungen«. Die Antwort auf das Angerührtsein durch Gott, seine »Umarmung«, drückt sich in der Gestaltung des Lebens aus. Eine entscheidende Hilfe für die Lebensgestaltung ist für ihn die tägliche Gewissenserforschung, in der Dankbarkeit, Selbsterkenntnis, Bereuen, Befreiungsschritte, Umorientierung und Lebensgestaltung ineinandergehen.

       Gekreuzigte Liebe

      Über ein Schriftstück mit sieben Merksätzen schreibt Ignatius als Motto: »Jesus meine Liebe ist gekreuzigt«. Im doppelten Sinn trifft dieses Wort zu: in dem Sinn, dass Jesus, der die erbarmende Liebe Gottes zum Menschen offenbart, eine »gekreuzigte Liebe ist.« Aber auch in dem Sinn, dass Ignatius sein eigenes Lieben als gekreuzigt versteht. In den Merksätzen bringt er lauter Beispiele, die mit den inneren Spannungen des Lebens das »tägliche Kreuz« sind, das es gilt auf sich zu nehmen.

       Dienende Liebe

      Diese auf das Leben hin orientierte Liebe ist eine »dienende Liebe«. Ignatius spricht nicht – wie manche andere Heilige und Mystiker – von der »bräutlichen Liebe«. Seine Erfüllung findet er darin, »in allem lieben und dienen zu können« (en todo amar y servir). Den Weg mit Christus sieht er immer auch mit Kampf und mit Mühe verbunden. Und von Gott spricht er in seiner großen Liebes-Betrachtung als einem, der »schwere Arbeit verrichtet« und zur Kooperation einlädt.

       Wirkliche Liebe

      »Man soll die Liebe mehr in die Werke als in die Worte legen«, so lautet die erste Vorbemerkung zur Betrachtung, um Liebe zu erlangen. Dieses Wort drückt einiges auch vom eher wortkargen Charakter von Ignatius aus.

       Wachsende Liebe

      Die Liebe tritt nicht auf der Stelle. Sie sucht Unendlichkeit. Sie will wachsen. »Magis«, »mehr«, lautet das ignatianische Zauberwort. Das »mehr« kann manchmal auch ein »weniger« sein, je nach Situation. »Komparativisch leben« (vgl. Hans Urs von Balthasar), nicht »maximalistisch« und »perfektionistisch«. – Die Dynamik dieses Wachsens zielt auf die »Lebensgestaltung in Christus«. Viele seiner Briefe enden

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