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wir wären der Meinung, daß es im Falle eines Bündnisses für den König, im Falle des Bruchs aber für uns vortheilhafter sei, wenn wir die Waffen behalten.« – »Diese Nachricht,« sagte Phalynus, »wollen wir dem Könige bringen. Indessen haben wir noch den Auftrag, euch zu eröffnen, daß der König euch, wenn ihr hier bleibt, einen Vertrag anbietet; marschirt ihr aber vorwärts oder zurück, so habt ihr Krieg. Sagt mir also auch hierüber euren Entschluß.« –»Antworte nur darauf,« sprach Klearch, »daß wir mit dem Könige gleicher Meinung wären.« Phalynus: »Welcher Meinung also?« Klearch: »Bündniß, wenn wir bleiben, Krieg, wenn wir marschiren.« Phalynus: »Soll ich nun Bündniß oder Krieg ankündigen?« Klearch aber wiederholte seine Erklärung, ohne seinen Entschluß zu sagen.

      2.

       Inhaltsverzeichnis

      Phalynus zog nun mit seinen Begleitern ab; vom Ariäus aber kamen Prokles und Chirisophus, denn Menon war bei ihm geblieben, zurück. Diese brachten folgende Antwort von ihm: Es gäbe viele Perser, die ihn an Vorzügen überträfen und dem Plane, ihn zum Könige zu machen, sich wol widersetzen dürften. Wollten die Griechen aber mit fortziehen, so müßten sie noch diese Nacht kommen; wenn nicht, so würde er am folgenden Morgen seinen Rückmarsch antreten. Klearch antwortete: »Ja, so muß es sein, wenn wir kommen; kommen wir nicht, so handelt, wie ihr eurem Vortheile gemäß handeln zu müssen glaubt.« Seinen Entschluß aber sagte er auch diesen nicht. Hierauf, da die Sonne schon unterging, ließ er die Ober- und Unterbefehlshaber zusammenkommen und sprach:

      »Als ich, meine Freunde, für den Marsch gegen den König opferte, waren die Anzeichen nicht glücklich, und konnten es auch natürlich nicht sein, denn wie ich eben erfahre, fließt zwischen uns und dem Könige der schiffbare Tigris, über den wir ohne Fahrzeuge (und die fehlen uns doch) nicht kommen könnten. Hier bleiben aber können wir auch nicht, denn wir haben keine Lebensmittel. Doch für eine Vereinigung mit dem Heere des Cyrus gab das Opfer die glücklichsten Anzeichen. Wir müssen daher unsere Maßregeln so nehmen. Jetzt geht nun fort und eßt, so gut es die Umstände erlauben; wenn aber mit dem Horne das Zeichen gegeben wird, das sonst die Nachtruhe andeutet, so packt ein, bei der zweiten Losung beladet die Lastthiere, und bei der dritten folgt eurem Anführer. Das Zugvieh laßt am Flusse gehen und deckt die Seiten mit den Hopliten.«

      Hierauf schieden die Heerführer und Hauptleute von ihm und befolgten seine Vorschrift. Auch in der Folge gehorchten sie ihm als Oberfeldherrn, ohne ihn dazu gewählt zu haben, weil sie in ihm allein die Eigenschaften eines guten Anführers vereinigt sahen, und an Erfahrenheit ihm nachstanden. Die Länge des Weges, den die Griechen von Ephesus in Ionien an bis zum Schlachtfelde zurückgelegt hatten, betrug dreiundneunzig Märsche, 535 Parasangen, 16,050 Stadien. Die Strecke aber vom Schlachtfelde bis Babylon betrug, wie es hieß, 360 Stadien.

      Nach dem Anbruch der Dunkelheit ging der Thrakier Miltocythes mit seiner ungefähr vierzig Mann starken Reiterei und dreihundert Mann thrakischen Fußvolks zum Könige über. Die übrigen Truppen traten unter Klearchs Anführung, der Verabredung gemäß, den Rückmarsch an und erreichten ihren ersten Standort beim Ariäus und seiner Armee um Mitternacht. Die Heerführer und Hauptleute der Griechen versammelten sich, nachdem sie ihre Leute hatten unter Waffen treten lassen, beim Ariäus, und nun verbanden sie sich mit diesem und den Vornehmsten bei ihm durch einen wechselseitigen Eid, einander nicht zu verrathen, sondern gegenseitig treulich beizustehen. Ueberdies schwuren auch noch die Barbaren, den Marsch ohne Trug zu leiten. Die Eidesleistung geschah bei einem Opfer, das aus einem Eber, Stier, Wolf und Widder bestand, und wobei in einen mit Opferblut gefüllten Schild die Griechen ein Schwert und die Barbaren eine Lanze eintauchten.

      Nach Abschließung des Bündnisses sagte Klearch: »Da wir nun, Ariäus, den Rückmarsch gemeinschaftlich machen werden, so sage mir doch deine Meinung über die Richtung desselben. Wollen wir denselben Weg wieder betreten, auf dem wir herkamen, oder glaubst du einen bessern gefunden zu haben?« »Wenn wir,« erwiederte dieser, »das Erstere thun, so müssen wir Alle Hungers sterben, denn wir haben ja jetzt keine Lebensmittel mehr. Auf den nächsten siebzehn Märschen von hier aus bot uns auf dem Herwege das Land gar nichts dar, und war irgend noch etwas vorhanden, so haben wir es damals schon aufgezehrt. Der Weg aber, den wir jetzt nehmen wollen, ist zwar länger, aber wir werden auch auf ihm keinen Mangel leiden. Nur müssen wir Anfangs äußerst starke Märsche machen, um das königliche Heer so weit als möglich hinter uns zu lassen. Denn wenn wir nur einmal zwei oder drei Märsche voraus haben, so kann uns der König nicht mehr einholen; mit einem Corps wird er die Verfolgung nicht wagen, und mit einer starken Armee kommt er zu langsam vorwärts und ist auch hinsichtlich der Lebensmittel in derselben Lage wie wir. Das ist meine Meinung darüber.«

      Man verband mit diesem Plane keine andere Absicht, als den Feinden durch die Flucht zu entgehen. Das Glück aber gab der Sache eine rühmlichere Wendung. Mit Anbruch des Tages traten sie, die Sonne zur Rechten, den Marsch an, in der Hoffnung, die sie auch nicht täuschte, mit Sonnenuntergang babylonische Dörfer zu erreichen. Noch in den Nachmittagsstunden aber glaubte man feindliche Reiter zu erblicken; diejenigen Griechen, die gerade nicht in Reihe und Glied marschirten, eilten in ihre Reihen, und Ariäus, der einer Wunde wegen sich fahren ließ, stieg ab und bepanzerte sich sammt seinem Gefolge. Während der Rüstung brachten die vorausgeschickten Späher die Nachricht, daß es keine Reiterei, sondern weidendes Zugvieh wäre. Daraus schloß man allgemein auf die Nähe des königlichen Lagers, zumal da man auch aus naheliegenden Dörfern Rauch aufsteigen sah. Klearch führte nun zwar seine Leute nicht gegen den Feind – denn er nahm sowol darauf, daß sie müde waren und noch nichts gegessen hatten, als auf die späte Tageszeit Rücksicht – doch gab er, um den Schein einer Flucht zu vermeiden, dem Marsche keine andere Richtung, sondern zog gerade vorwärts und rückte bei Sonnenuntergang an der Spitze des ersten Heerhaufens in die nächsten Dörfer ein, wo die königlichen Truppen sogar das Holzwerk von den Häusern heruntergerissen hatten. Die Ersten quartierten sich in die Dörfer ungefähr in derselben Ordnung ein, die man im Felde beobachtete; die letzten Truppen aber, die mit einbrechender Nacht anrückten, übernachteten, wie es der Zufall fügte, und machten dadurch, daß sie einander zuriefen, einen solchen Lärm, daß er den Feinden hörbar wurde, von denen die nächsten sogar aus ihren Zelten entflohen. Dies wurde man am folgenden Tage gewahr, denn da war kein Vieh, kein Lager und kein Rauch mehr zu sehen. Selbst der König schien über die Ankunft der Feinde bestürzt zu sein, wie man aus den Maßregeln, die er am folgenden Tage nahm, wahrnehmen konnte. Indessen geriethen bei zunehmender Nacht auch die Griechen in Furcht, und es entstand daraus, wie es in solchen Fällen zu gehen pflegt, Lärm und Getümmel. Klearch, der grade den Eleer Tolmides, den besten Herold seiner Zeit, bei sich hatte, befahl diesem Ruhe zu gebieten und auszurufen: »Die Heerführer ließen bekannt machen, daß derjenige, der angeben könnte, wer den Esel ins Lager habe laufen lassen, ein Talent Silber zur Belohnung erhalten solle.« Nach diesem Ausruf erkannten die Griechen, daß es ein leerer Schrecken gewesen war, und daß ihren Anführern nichts fehlte. Mit der Dämmerung ließ Klearch die Griechen in die Ordnung treten, die sie im Treffen inne gehabt hatten.

      3.

       Inhaltsverzeichnis

      Daß der König, wie oben erwähnt, über den Anmarsch der Feinde erschrocken war, lag am Tage. Denn ungeachtet er noch Tags zuvor den Griechen die Auslieferung der Waffen hatte anbefehlen lassen, schickte er doch jetzt am frühen Morgen Herolde ab, um ihnen einen Vertrag anzubieten. Die Vorposten meldeten das Verlangen derselben, mit den Heerführern zu sprechen, und erhielten vom Klearch, der eben mit der Musterung beschäftigt war, Befehl, sie zur Geduld zu verweisen, bis er Muße hätte. Nachdem er die Truppen so gestellt hatte, daß sie, in eine dichte Phalanx gedrängt, den herrlichsten Anblick gewährten und kein Unbewaffneter zu sehen war, ließ er die Boten zu sich rufen und trat ihnen an der Spitze einer ausgewählten Mannschaft, die sich durch ihre Rüstung und ihr Ansehen empfahl, entgegen, was nach seiner Vorschrift auch die übrigen Heerführer thaten. Auf seine Frage nach ihrem Begehren antworteten sie: der König habe Personen bevollmächtigt, um zwischen ihm und den Griechen

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