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gehörten, sprach er immer in spottendem Tone. An den Besitzungen des Feindes vergriff er sich nicht, denn er hielt es für gewagt, bewachtes Eigenthum anzutreffen: aber die unbeschützte Habe der Freunde hielt er, – und schien sich auf diesen Grundsatz etwas einzubilden – für die leichteste Beute. Gegen alle die Menschen, die er zu Handlungen des Meineids und der Ungerechtigkeit geneigt und also gegen seine Angriffe gut gedeckt fand, wagte er nichts zu unternehmen, aber redliche und rechtschaffene Leute mißhandelte er als Schwächlinge. Wenn ein guter Mensch an Gottesfurcht, Wahrheit und Gerechtigkeit sein Vergnügen findet, fand Menon ein Vergnügen daran, einen Betrug zu spielen, eine Lüge zu erfinden oder einen Freund lächerlich zu machen. Mangel an Arglist galt ihm für Dummheit. Personen, in deren Freundschaft er die erste Stelle zu erhalten wünschte, glaubte er dadurch gewinnen zu müssen, daß er ihnen gerade die Menschen, die im Besitze jenes Vorzuges waren, verdächtig zu machen suchte. Für die Aufrechthaltung des Gehorsams unter seinen Soldaten brauchte er das Mittel, sich mit ihnen zu schlechten Handlungen zu vereinen. Ehrfurcht und Dienstbeflissenheit suchte er sich dadurch zu erzwingen, daß er merken ließ, er habe widrigenfalls die Macht und den Willen zu schaden; wenn aber Jemand von ihm abfiel, so rechnete er es sich zum Verdienst an, ihn, da er mit ihm noch in Beziehungen stand, nicht unglücklich gemacht zu haben. Doch eine Schilderung, die sich nicht auf allgemein bekannte Thatsachen stützt, kann unzuverlässig scheinen: ich will daher jetzt erzählen, was Allen bekannt ist. Bei Aristipp hatte er es in einem Alter, das sich durch seine Blüte empfahl,30 dahin gebracht, daß er das Commando über die Miethstruppen desselben erhielt. (Dem Ariäus, einen Barbaren, der an schönen Jünglingen viel Gefallen fand, gab er sich in diesen Jugendjahren Preis; er selbst, noch unbärtig, hatte außerdem eine Liebschaft mit dem schon bärtigen Tharypas). Als seine Kameraden wegen des mit Cyrus gegen den König unternommenen Feldzugs den Kopf verloren, wurde er, obgleich mit derselben Schuld behaftet, verschont. Doch nach ihrer Hinrichtung mußte auch er auf Befehl des Königs mit dem Leben büßen.

      Er wurde nicht, wie seine Vorgänger, enthauptet, – eine Todesart, die, wie es scheint, die ehrenvollste ist, – sondern, wie man erzählt, als ein Bösewicht ein Jahr lang gemartert, bis er starb. Auch Agias aus Arkadien und Sokrates aus Achaja wurden hingerichtet, Männer, denen man in Hinsicht ihres Betragens sowol im Felde, als im Umgange mit Freunden, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen muß. Beide endeten etwa im vierzigsten Lebensjahre.

       Inhaltsverzeichnis

       1.

       2.

       3.

       4.

       5.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Geschichte des Feldzugs, der Begebenheiten nach Cyrus' Falle und der Vorfälle auf dem Rückmarsche der Griechen, die sich während ihres Bündnisses mit Tissaphernes ereigneten, haben wir oben beschrieben.

      Die Gefangenschaft der Feldherrn und die Hinrichtung der Hauptleute und Soldaten, die sie begleitet hatten, setzte nun die Griechen in die äußerste Verlegenheit, indem sie ihnen die Erwägung aufdrang, daß sie in der Nähe der königlichen Hauptstadt, umringt von Völkerschaften und Städten und aller fernern Aussicht auf Versorgung mit Lebensmitteln beraubt, mehr als zehntausend Stadien31 von Griechenland entfernt waren; daß sie ohne Wegweiser durch unübergängliche Flüsse mitten auf ihrer Heimreise gehemmt und von der Hauptarmee des Cyrus verrathen allein dastanden; daß sie wegen gänzlichen Mangels an Reiterei in der Lage waren, im Fall eines Sieges keinen einzigen der fliehenden Feinde tödten zu können, im Fall einer Niederlage aber bis auf den letzten Mann umkommen zu müssen. Bei diesen niederschlagenden Betrachtungen nahmen nur Wenige des Abends Speise zu sich, nur Wenige zündeten Feuer an und Viele kamen in dieser Nacht gar nicht ins Lager; sie legten sich nieder, wo es gerade der Zufall fügte; aber Kummer und Sehnsucht nach ihrem Vaterlande, ihren Eltern, Weibern und Kindern, die sie nicht mehr wieder zu sehen glaubten, raubten ihnen den Schlaf. In dieser Verfassung brachten sie Alle die Nacht zu.

      Es befand sich unter dem Heere ein gewisser Xenophon aus Athen, den Proxenus, sein alter Gastfreund, durch das Versprechen ihm, wenn er mitziehen wollte, Cyrus' Freundschaft zu verschaffen, auf die Proxenus selbst größere Hoffnungen als auf sein Vaterland baute, vermocht hatte, seine Heimat zu verlassen, und ohne Heerführer, Hauptmann oder Soldat zu sein, dem Feldzuge beizuwohnen. Als Xenophon den Brief desselben gelesen hatte, theilte er ihn dem Athener Sokrates mit, um seine Meinung darüber zu hören. Dieser, besorgt, daß Cyrus' Freundschaft dem Xenophon bei seinen Mitbürgern schaden möchte – denn Cyrus schien die Lacedämonier in dem Kriege gegen Athen sehr begünstigt zu haben – gab ihm den Rath, nach Delphi zu reisen und den Apoll über sein Vorhaben zu befragen. Nach seiner Ankunft daselbst fragte Xenophon den Apoll, welchem unter den Göttern er Opfer und Gelübde bringen solle, um die bevorstehende Reise mit dem besten Erfolge zu machen und dann glücklich wieder heimzukehren. Apollo empfahl ihm, denjenigen Göttern zu opfern, welchen dies Opfer gebühre. Nach seiner Rückkunft theilte er dies Orakel dem Sokrates mit und wurde von ihm deshalb getadelt, daß er, in der Voraussetzung, reisen zu müssen, gefragt habe, wie dies mit dem besten Erfolge geschehen könne, und nicht vielmehr, ob die Reise überhaupt rathsam sei oder nicht. Doch, fügte er hinzu, da du nun einmal so gefragt hast, so mußt du auch dem Befehle Apolls Folge leisten. Nachdem nun Xenophon den vom Orakel bezeichneten Göttern geopfert hatte, segelte er ab und erreichte den Proxenus und Cyrus, die schon im Begriffe waren den Marsch nach Oberasien anzutreten, in Sardes, und wurde dem Cyrus vorgestellt. Proxenus drang in ihn, zu bleiben, und wurde zur Erreichung dieser Absicht von Cyrus unterstützt, der noch die Versicherung hinzufügte, ihn nach beendetem Feldzuge sogleich zu entlassen. Dieser Feldzug sollte aber der Sage nach den Pisidiern gelten. So getäuscht – nicht von Proxenus, denn weder diesem, noch irgend einem Griechen, Klearch ausgenommen, war es bekannt, daß der Kriegszug dem Könige galt – wurde er mit in eine Unternehmung verflochten, deren wahrer Zweck erst in Cilicien Allen einleuchtend wurde. Wie ungern nun auch die Meisten einen so beschwerlichen Marsch unternahmen, so siegte doch die Besorgniß, von ihren Waffenbrüdern und dem Cyrus für feige gehalten zu werden über ihre Abneigung, und unter diesen befand sich auch Xenophon. In jener schwierigen Lage nun war er, so wie die Uebrigen vor Kummer unfähig, die Ruhe der Nacht zu genießen. Doch sank er in einen kurzen Schlaf, und es träumte ihm, daß der Blitz, unter einem Donnerschlage, in sein väterliches Haus schlüge und es gänzlich in Flammen setzte. Vor Schrecken wachte er sogleich auf und betrachtete in diesem Traume bald den glückbedeutenden Umstand, daß er in Gefahr und Noth ein großes Licht vom Himmel sah, bald fand er darin, daß Zeus, der Götterkönig, den Traum sendete und das Haus ringsum zu brennen schien, die unglückliche Vorbedeutung, daß er vielleicht, überall von Hindernissen umringt, aus den Staaten des Königs keinen Ausweg finden möchte. Doch die eigentliche Bedeutung des Traumes wird man im Erfolge finden, der sich bald zeigte. Xenophon gerieth jetzt auf folgende Betrachtung: Was liege ich hier noch? Die Nacht geht vorüber und mit Tagesanbruch rückt der Feind heran. Wenn uns nun der König in seiner Gewalt haben wird, was hindert ihn dann, uns nach dem schrecklichsten Schauspiel und unter den grausamsten Leiden einen schimpflichen Tod sterben zu lassen? Ohne uns zur Vertheidigung fertig zu halten, ja ohne darüber nachzudenken, liegen wir hier, als wenn wir nichts zu besorgen hätten. Soll ich einem Heerführer, der nicht aus Athen ist, die Ehre unserer Rettung überlassen? Bin ich nicht alt genug, um selbst etwas zu unternehmen? Ich werde doch dadurch nicht älter, wenn ich mich auch selbst heute den Feinden ausliefere. – Dann stand er auf, rief zuerst des Proxenus Hauptleute zusammen und hielt folgende Ansprache an sie:

      »Hauptleute,

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