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des Calvinismus dar. Die Abhandlung wurde dem holländischen Staat übergeben. Man kann sie wie folgt zusammenfassen:

      Der Mensch ist zwar sündig, sein Wille ist jedoch neutral. Somit kann sich der Mensch jederzeit und völlig frei für oder gegen Gott entscheiden.

      Gott hat die Menschen nach Vorkenntnis auserwählt, d. h. er hat die erwählt, von denen er wusste, dass sie sich bekehren würden.

      Christus hat für die Sünden aller Menschen bezahlt. Wirksam wird dies aber nur für die Menschen, die sich aus freien Stücken bekehren.

      Der Mensch kann Gottes Gnadenangebot ablehnen oder annehmen. Das ist allein seine Entscheidung.

      Gott schenkt denen, die durch den wahren Glauben mit Christus vereinigt sind, durch die Gnade des Heiligen Geistes Kraft, im Glauben beständig zu bleiben. Aber es ist für einen Gläubigen auch möglich, von der Gnade abzufallen. Wie es ihre freie Entscheidung war, sich zu bekehren, so ist es auch ihre freie Entscheidung, sich quasi »zurück zu bekehren« . Sie werden nur dann gerettet, wenn sie bis zum Ende standhaft ausharren.

      Wir hinterfragen die Lehre des Arminius zuerst in einer tabellarischen Übersicht. Danach gehe ich detailliert auf die einzelnen Lehrpunkte ein.

Arminianische Lehre Kritische Nachfragen
Verderbtheit – aber nicht »totale« Verderbtheit Ist der gefallene Mensch fähig umzukehren und zu glauben?
Bedingte Erwählung Erwählte Gott nur bestimmte Menschen zur Errettung? Welche Rolle spielte die Vorsehung Gottes? Erwählte Gott überhaupt jemals ein Individuum zum ewigen Leben?
Unbegrenzte Sühne Bezahlte Jesus am Kreuz die Schuld für alle Menschen oder nur für die Erwählten?
Der Gnade Gottes kann widerstanden werden. Werden die Erwählten – ohne oder gar gegen ihren Willen – wiedergeboren oder werden diejenigen wiedergeboren, die umkehren und glauben?
Jeder Christ kann wieder vom Glauben abfallen Ist es erforderlich, den Glauben bis zum letzten Atemzug festzuhalten, um das ewige Leben zu bekommen oder kann ein Christ trotz Straucheln und Versagen in den Himmel kommen?

      Die Remonstranten (ich nenne sie von jetzt ab »Arminianer« ) lehrten:

      Die Menschheit ist verdorben, aber nicht so total verdorben, dass sie nicht mehr in der Lage wäre, nach Gott zu suchen.

      Arminius und seine Anhänger bejahten durchaus, dass der Mensch seit dem Sündenfall verdorben ist. Sie bestätigten, dass der Sünder nur durch Gnade gerettet wird (Eph 2,8). Allerdings gingen sie davon aus, dass der Mensch auf die Verkündigung des Evangeliums und auf das Wirken des Heiligen Geistes mit Buße und Glauben reagieren kann. Dem stimme ich zu.

      Arminianer sprechen jedoch fälschlicherweise vom freien Willen des Menschen

      Die Arminianer lehrten:

      Die Erbsünde ist nicht absolut. Darum ist der freie Wille durch die Erbsünde nicht aufgehoben.

      Hier irren die Arminianer. Einen »freien Willen« kann der gefallene Mensch nicht mehr haben. Unser Wille ist schon durch unsere Geschöpflichkeit eingeschränkt. Selbst, wenn wir aus dem Stand zehn Meter hoch springen wollten, wir könnten es nicht.

      Aber auch im moralischen Sinn ist unser Wille nicht mehr frei. Adam konnte sich im Garten Eden noch frei entscheiden, ob er Gott gehorsam sein wollte oder nicht. Wir »Adamskinder« können das nicht mehr. Unser Wille muss befreit werden. Die Gefängnistüre muss zuerst aufgeschlossen werden.15

      An dieser Stelle gebe ich Luther völlig recht, wenn er in seiner Kampfschrift Vom unfreien Willen ausführt:

      […] denn oben haben wir gezeigt, dass man niemandem außer Gott einen freien Willen zuschreiben kann.16

      Luther erkannte richtigerweise, dass der Mensch das ewige Heil nicht allein aufgrund seiner eigenen Willensentscheidung erlangen kann. Aber dann folgte er der prädestinatorischen Theologie Augustins und fiel auf der anderen Seite vom Pferd, indem er lehrte, dass über die Rettung eines Menschen allein der souveräne Wille Gottes entscheiden würde.

      Auch Roger Liebi lehnt den »freien Willen« ab:

      Kein Mensch sucht von sich aus Gott (Röm 3,10). Somit kann er sich gar nicht von sich aus bekehren. Sein Wille ist gebunden durch Satan (2Kor 4,4) und durch die Sünde (1Mos 6,5). Im wahrsten Sinne des Wortes kann man also nicht von einem freien Willen des Menschen sprechen. Der Wille des Menschen ist geknechtet.17

      Gott hat seine Geschöpfe jedoch als verantwortliche Wesen geschaffen. Deswegen kann der Mensch moralische Entscheidungen treffen: Er kann lügen oder nicht; er kann ehebrechen oder nicht usw. (Röm 2,12–16).

      Aber in bestimmten geistlichen Dingen gilt das nicht. Ich kann mich nicht einfach für Jesus entscheiden, wann ich will. […] Erst wenn der Wille des Menschen durch die Gnade Gottes zur geistlichen Entscheidung befreit worden ist, kann er sich für oder gegen Jesus entscheiden.18

      Genau aus diesem Grund spreche ich lieber von einem »befreiten Willen« . Der Sünder steht nicht wie Herkules am Scheideweg und kann sich frei für Himmel oder Hölle entscheiden. Ohne Gottes vorlaufende Gnade geht gar nichts. Nur weil der barmherzige Gott die Gefängniszelle aufschließt, kann der Sünder in die Freiheit gelangen. Das Aufschließen geschieht unter der Verkündigung des Wortes Gottes und unter dem Wirken des Heiligen Geistes (Apg 16,14; Röm 10,17).

      Die Arminianer lehrten:

      Gott hat beschlossen, durch Jesus Christus diejenigen aus der sündigen Menschheit zu erretten, die durch die Gnade des Heiligen Geistes an Christus glauben, aber Gott belässt diejenigen in der Sünde, die unbelehrbar und ungläubig sind.19

      Sie sahen niemanden für den Himmel oder die Hölle vorherbestimmt. Die Erwählung hatte aus ihrer Sicht eine Bedingung: Wer an Jesus Christus glaubt, ist erwählt.

      Auf den Erwählungsbegriff gehe ich weiter unten noch detaillierter ein.

      Die Arminianer lehrten:

      Christus starb ausnahmslos für alle Menschen; aber Gott wählt nur diejenigen für die Erlösung aus, die auch wirklich ihr Vertrauen auf Jesus Christus setzen. Der Tod Jesu Christi gilt für die gesamte Menschheit und jeder, der an ihn glaubt, kann gerettet werden.

      Die Heilige Schrift lehrt klipp und klar, dass Christus tatsächlich für alle Menschen gestorben ist. Das wird in der Theologie als das »objektive Heil« bezeichnet. Aber die Errettung

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