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Fähigkeit zu erretten – für alle Ewigkeit zu erretten – und uns im Zustand dieser Errettung zu erhalten.26

      Ich komme ursprünglich aus dem arminianisch-geprägten Pietismus. In den ersten zehn Jahren meines Glaubenslebens war ich davon überzeugt, dass jeder Christ wieder verloren gehen könne. Allerdings wusste ich nie genau, wann man die unsichtbare Linie übertreten hätte und wieder in den heillosen Zustand zurückgefallen wäre. Das konnte mir auch niemand sagen. Durch intensives Bibelstudium und gesunde, bibeltreue Literatur schenkte mir der Herr eine andere Erkenntnis.

      Bemerkenswert war die Sicherheit jener alten Frau, die auf dem Sterbebett lag und nach ihrem Seelsorger verlangte. Dieser fragte sie schließlich: »Schwester, vertraust du immer noch auf den Herrn Jesus Christus?« – »Selbstverständlich« , antwortete sie. »Er ist meine einzige Hoffnung im Leben und im Sterben.«

      Der Seelsorger fragte weiter: »Glaubst du, dass ER dich in den Himmel bringen wird?« – »Ja« , sagte sie, »das glaube ich ganz fest.« »Aber« , sagte der Seelsorger, »angenommen er tut es nicht – was dann?«

      Die alte Frau dachte einen Augenblick nach. Dann sagte sie mit fester Stimme: »Natürlich kann Gott mit mir machen, was er will. Aber wenn er mich nicht in den Himmel lässt, dann verliert er mehr als ich. Ich verliere zwar dann meine Seele, aber Gott verliert seine Ehre, denn er hat bei seinem Wort geschworen, dass diejenigen, die ihr Vertrauen in seinen Sohn setzen, nie verloren gehen werden.«

      Dieses kindliche Vertrauen in Gottes Zusagen wünsche ich jedem Leser.

      Weitere Schwächen und Gefahren der arminianischen Sicht

      Wenn ich diesen Punkt so bezeichne, stelle ich nicht in Abrede, dass der Arminianismus nicht auch gute Seiten hat. Ich möchte sechs Schwachpunkte aufzeigen.

      Gott ist Gott. Er ist Geist, er ist Licht und er ist Liebe. Das ist sein Wesen. Weil Gott Geist ist, ist er allgegenwärtig, allmächtig und auch allwissend. Darum enthält die Bibel als einziges »religiöses« Buch Prophetie. Gott konnte seinen Propheten auf Jahrtausende hinaus die Zukunft offenbaren (vgl. z. B. das alttestamentliche Buch Jesaja).

      So schreibt zum Beispiel Pinnock:

      Natürlich preist die Bibel Gott als jemanden, der detailliertes Vorherwissen besitzt von dem, was geschehen wird und was er selbst tun wird. Aber sie lehrt kein grenzenloses Vorherwissen, weil die Zukunft ja Dinge beinhaltet, die jetzt noch gar nicht entschieden sind, und Gottes Reaktionen darauf stehen jetzt auch noch nicht fest.27

      Es ist töricht, die Allwissenheit Gottes in Frage zu stellen. Sie ist in der ganzen Schrift umfassend bezeugt.

      Während sie zu Recht die freie Gnade betonen, fallen sie leider immer wieder auf der anderen Seite vom Pferd und verwenden in der Evangelisation Methoden, die weder biblisch noch geistlich sind. Der Sünder wird nicht nur zur Bekehrung eingeladen (was absolut biblisch ist), sondern er wird teilweise mit psychologischen Mitteln manipuliert.

      Damit meine ich folgende Praktiken: Nach einer Predigt werden Menschen gebeten, die Hand zu heben, ein gemeinsames Übergabegebet mitzusprechen, nach vorne zu kommen etc. Das Ganze wird oft mit mehr oder weniger rührselig gesungenen oder vorgetragenen Liedern verstärkt. In manchen Gemeinden müssen die Bußfertigen ihre Sünden sogar laut vor allen Anwesenden im Gebet bekennen und möglichst dazu noch weinen.

      Diese pragmatischen Methoden, die Charles Finney in die Evangelisation eingeführt hat, sind sehr fragwürdig. Meines Erachtens halten sie einer biblischen Prüfung nicht stand.28

      Ich habe sogar arminianisch geprägte Christen getroffen, die mir nicht glauben wollten, dass sich auch Menschen ganz allein vor Gott aufrichtig bekehren können.

      In den letzten 40 Jahren durfte ich im In- und Ausland ein großes Spektrum von Gemeinden kennenlernen. Ich lernte, dass jede Gemeinde Stärken und Schwächen hat.

      Zu den Schwächen der arminianisch-geprägten Gemeinden zählt ein gewisser Hang zur Gesetzlichkeit. Damit meine ich, dass zu der inspirierten Schrift zusätzliche Regeln aufgestellt werden, deren Befolgung obligatorisch ist. Ein Verstoß gegen diese Gesetze wird mit Ungehorsam gleichgesetzt und kann mit Gemeindezucht geahndet werden. Hier eine kleine Beispielsammlung der »verbotenen Dinge«:

       kein Fernsehen, kein Kino, kein Gebrauch von Smartphones, kein privates Internet

       keine Video-Aufnahmen, auch nicht vom Laufen- oder Sprechenlernen der Kinder etc.

       keine Hosen, kein Haareschneiden der Frauen, kein Beine-Rasieren

       kein Tragen von Anzügen und Krawatten im Gottesdienst, Verbot von Barttragen etc.

      Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Eine Gemeinde hat selbstverständlich das Recht, gewisse Regeln aufzustellen. Schon eine feste Gottesdienstzeit ist eine Regel. Aber wenn die Regeln in ihrer Bedeutung überhöht und quasi der Bibel gleichgestellt werden, dann ist das eindeutig Gesetzlichkeit.

      Nach meiner Beobachtung neigen solche Gemeinden, in denen das Tun des Menschen stark betont wird, eher zu einer solchen Regelfrömmigkeit als andere.

Teil III

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