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Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg. Hardy Klemm
Читать онлайн.Название Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg
Год выпуска 0
isbn 9783959630368
Автор произведения Hardy Klemm
Издательство Автор
Ein Gedankenspiel war es, sich die verschiedenen Möglichkeiten des Ertrinkens vorzustellen, auch dass die Pseudo-Flüssigkeit plötzlich vom flüssigen in den festen Aggregatzustand wechselte oder ihm einen tödlichen Stromschlag verpasste.
Aber unvorsichtig war der Seepferdchen-Inhaber nicht. Das Tool, das er programmierte, um den Luftdruck zu regulieren wenn er das Schiffsvolumen änderte, war der Beweis dafür, sonst drohte ja die Taucherkrankheit. »Ahoi«, schrie er, als das kaum nützende Programm startete. Als Martin dann das lauwarme Blütenmeer der Wanne betrachtete, stellte sich erneut die Frage nach dem Namen der Maschine. Diese zu beantworten war ja der eigentliche Grund für die Reise. Eine Drohne, mit allen Messinstrumenten, die dazu notwendig sein müssten, sie sollte den Test von außen beobachten. Ein Problem, sie würde langsamer sein als das Schiff.
Martin: Noch zwei Wochen bis zum Testgelände.
Er kontrollierte dabei den Boden.
Martin: Sie muss gut sein, viel Planung.
Mit höher gerichtetem Blick:
Martin: Ein Meisterwerk!
In einer aufwärts gerichteten Bewegung des Kinns:
Martin: Eine totale Überkonstruktion!
Lustvoll lächelnd und gleichzeitig kopfschüttelnd ging er an die Arbeit. Es gab einen minimalistischen Entwurf, eine quadratische Platte mit einem Loch, in einer der Ecken rot und schwarz gefärbt. Einen Entwurf inspirierte das HAL’s Auge aus »2001 – Odyssee im Weltraum«, in der Mitte eben das rote Auge und der Abstand vom Augenrand bis zum Rand der Sphäre, die wieder bunt war, entsprach dem Augendurchmesser. Oder auch wie ein Urzeit-Krebs, nur ohne Schwanz, das stand auch auf der Liste der Möglichkeiten. Die Sphäre hatte die größte Sensorenfläche.
Er addierte zusätzlich noch einen CD-Spieler mit Beethovens 9. Sinfonie dazu, um einen Eichpunkt für die Sensoren zu erhalten, da man an der Stelle, an der man das Lied empfing, durch ein Programm die Entfernung berechnen konnte. Und die Platte sollte einen durch ein Stäbchen verbundenen Ring besitzen.
Sie war so etwas größer als ein Fußball, 29,4 Zentimeter im Durchmesser, ein Computer, so leistungsstark wie der des Schiffes.
Der Bremsweg des Schiffes war so lang, dass es einen halben Tag dauerte, das Schiff zu stoppen. Beim Beginn des Manövers setzte sich Martin in die Zelle, die er viermal am Tag besuchte.
Martin: Die Verschiebung des Lichts vom Blauen ins Rote muss man bestimmt sehen können.
Der Geschwindigkeitsmesser des Schiffes arbeitete auf Basis der Spektral-Verschiebung und von jetzt an bis ans Ende der Zeit würde Martin sagen, genau diese habe ich gesehen, nun ja, ich nicht. Nach einer langen Nacht, seine Muskeln zuckten schon, so angespannt war er, stand das Schiff. Wie geplant wurden die Farben des Schiffes unter Zuhilfenahme der Sonde gemustert. Er hatte es bis jetzt nur nachts von außen gesehen. Geflammte und gefladerte Flecken, symmetrisch, also steckte ein System dahinter. Das letztendlich weiße Licht der Sonde brach sich bläulich. Beschädigungen durch den hellbraunen Blitz gab es keine. Da HAL’s Auge in »2001« rot glühte, wurde die Farbe des Auges wieder geändert, ins gleiche Rot.
Bloße Sturheit und zehn Minuten Zeit brachten dann ein rotschwarzes Bild zum Erscheinen, das weit weniger brillant wirkte als das Bild des weißen Auges. Es folgten weitere zehn Minuten, in der die Farbe wieder geändert und das Schiff wurde durchkontrolliert, sogar abgemessen, von innen und außen.
Die Schwerkraft, die vor den Bug gespannt war, ging hoch und das Schiff setzte sich Bewegung. Die Lichtmauer wurde gebrochen. Er stellte sich vor, das auf dem Bett, eine Strahlenwand durch den Raum fegte und ihn grillte. Oder das Schiff hielt den physikalischen Belastungen nicht stand und er fegte mit Überlicht und in Unterhosen durch das unendliche All.
Es könnte auch einfach sein, dass er sich in Flüssigkeit auflöste. Der Samurai schob Überschichten. Oder, oder, oder … er krepierte am laufenden Band. Alles, was nur den leisesten Hauch einer Gefahr bedeutete, verschwand. Nach einer Packung Tortilla Chips, die, mehr geplant als gewollt genau wie alles andere Gefährliche verschwanden, hatte Martin alles getan, was getan werden konnte. Leider war alles erledigt.
Martin: Wir schlafen noch darüber.
Mut trug den Atem. Das Unternehmen war einfach: so lange den Beschleunigungsknopf drücken bis Warp erreicht wurde oder bis das Schiff nicht mehr schneller wurde. Mit all der Kompetenz, die ihm zu Verfügung stand, drückte er den Knopf.
Jetzt konnte auch er die Spektralverschiebung sehen, wie das Licht sich spaltete und Punkte zu Streifen wurden. Martins Kopf suchte hektisch die Armaturen nach Informationen ab, Farbe wurde zu schwarzweiß, das Schiff bekam überall transparente Flecken und Löcher, die mehr All hergaben. Diese wurden berührt und dann registriert. Warp 4, erst dann stoppte er das Schiff. Dass es sich scheinbar auflöste, war irgendwie zur Nebensache verkommen. Veni vidi vici, der Tanz der Tänze, beginnend mit einem Schrei.
Martin: Warp 4.
Dass er dabei nicht nachdachte, zeigte der Tanz! Mal springen, mal Hüftschwung und Liegestütze. Vierzig Sekunden dauerte es so, die enorme Anspannung abzubauen, bis er sich wehtat.
Martin: Autsch, ich brauche mehr Platz.
Der Flug selbst dauerte nur wenige Sekunden.
Nach zwei Stunden bekloppt sein folgte die Auswertung, mit Musik. Vom Ritter zum König, thronte er auf dem Monitor und bediente die Tastatur mit den Füßen. Ab und zu wackelte sein Kopf. Die Stimmung schlug um.
Martin: Von 4 auf 0 dauert umgekehrt 30 Prozent länger. Hm, die Startspannung ist gewachsen und ging die Leistung rauf. Das endet in einer Kaskadenreaktion.
Die nächsten zehn Tage kam ihm etwa alle halbe Stunde ein »Hä?« ungläubig aus der Kehle gekrochen, dann war er wieder da, wo er die Überkonstruktion ausgesetzt hatte, am Startpunkt. Rein medizinisch gesehen hätte Martin eigentlich eine Wunde bekommen müssen vom vielen Stirnrunzeln und am Kopf kratzen.
Das Auge wurde ungeduldig eingeschwebt, mehr Daten, mehr Fakten, redete der schon leicht Verwirrte. Beim Rückflug zur Erde wurde der Finger mehrmals erkennend erhoben und blieb oben, tagelang.
Der Wahnsinn, der kam, beschränkte sich auf Theorien. Immer wieder probierte er einen neuen Standpunkt aus und nach dem darauf folgenden Fehlschlag lenkte er sich mit anderen Projekten ab. Ein Pissoir, das einfach nur stank. Ein Wecker, der ohne Unruhe nur laut tickte – nur einen Tag, weil er so laut tickte. Die Ruhe des Weltraums war gewohnt und die Unruhe des Weckers wurde schnell zur Belästigung.
Sein größtes Projekt war ein Raumanzug, der Brustpanzer hatte griechische Züge.
Den rätselhaften Farbcode knackte er übrigens, deshalb war der Anzug knallrot, mühsame Kleinarbeit. Gebaut, aber unfertig, nur zur Ansicht. Das kommentierte er mit »Pyjama«.
Im Ausguck lernte er die Sternbilder der südlichen Hemisphäre kennen. Mensa, Drache und Co. würden ihn im unendlichen Sternenmeer überall wiederfinden. Er hatte das Licht gedimmt, um Asteroiden zu erwischen. Mehr Sterne bedeuteten ebenfalls mehr Lichter, die hinter Asteroiden verschwinden können. Einen Stern verlor er nie aus den Augen, die Sonne, obwohl sie auf keiner Karte stand, jedenfalls nicht so winzig, wie sie dort war.
Martin: Es sind immer die Sterne zu sehen und nie ist es Nacht.
Eigentlich passte er im Wachdienst nur selten wirklich auf. Selbst wenn auf dem Heimweg etwas im Weg gelegen hätte, hätte er es nicht bemerkt. Das Fernseher- und Radiosignal fand er nicht wieder, lag bestimmt an der Nähe zur Sonne, dachte er. Am letzten Tag der Reise stand der Heimkehrer auf und bewunderte die Bewegung der Sterne als die Sightseeing-Tour begann – am leeren Platz, wo eigentlich die Erde hätte sein müssen.
In der Theorie konnten bei höheren Geschwindigkeiten die Dinge für das beschleunigte Objekt oder die Person etwas langsamer ablaufen als das eigentlich