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Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg. Hardy Klemm
Читать онлайн.Название Der Sonnensturm Teil 1 Energiekrieg
Год выпуска 0
isbn 9783959630368
Автор произведения Hardy Klemm
Издательство Автор
Martin: Reha-Maßnahme, Februar, Stralsund, von der Insel runter, gut.
Aber die Apparatur, die sich vermutlich auf dem Herrenklo befand, denn niemand wollte diese Räumlichkeiten betreten, war noch im Versuchsstadium und hatte eine Sicherheitsvorrichtung, genannt ‚Fahrkostenantrag‘. Eine Prozedur, die so ständig und unumgänglich war, dass man diese mittlerweile automatisiert hatte. Man benötigte einen Beleg vom Arbeitsberater, um an das Geld in diesem Automaten zu kommen. Saß man dem Arbeitsberater noch gegenüber, erinnerte einen niemand an den Fahrtkostenantrag oder fragte, ob man Fahrgeld brauchte. Die ungeheure Anzahl von Worten, die ein Mensch hintereinander weg sagen konnte, ohne dass ein vitales System dahinter steckte, war so faszinierend, dass Martin die Frage fast immer vergaß. Es folgte der zweite Anmarsch. Es gab Leute, die in einem solchen Fall nochmals im Wartebereich Platz nahmen. Herr Bretz hatte zwar eine kleine Macke, aber er wusste, was als nächstes passieren würde, würde er das tun. Ein Bauarbeiter würde ihn darauf hinweisen, dass dieses Gebäude gesprengt würde. Er hatte keine Einladung. Das Positive an der Situation im Büro des Arbeitsberaters war, dass nun sowohl der Arbeitsberater als auch Martin wollten, dass er das Gebäude auf dem schnellsten Weg verließ. Das nächste Versuchstier war nebensächlich. Danach hing die Reha-Maßnahme an ihm wie der Zettel am Zeh.
Das war ein guter Behördengang, runter von der Insel und nicht so wie der, bei dem Martin versuchte, zu erklären, dass ein Pannenhelfer sehr wohl einen Führerschein brauchte.
Die knappe Zeit, bis die Maßnahme begann, wurde mit weiteren Versuchen verbracht. Der wichtigste Versuch war der, eine Ersatzkraft für den Zeitungsjob zu finden. Es sollte eine gute Bekannte machen, Anja. Diese hatte Probleme in der Schule, und eigentlich sollte es auch eine Vertretung sein, die mehr Zeit hatte. Ein Aushang im Supermarkt blieb unbeantwortet und auch die sechs Personen, die Martin auf der Straße gefragt hatte und die zugestimmt hatten und sich am Samstag vor seiner Haustür einfinden sollten, um die komplizierte Strecke erklärt zu bekommen, trafen nie dort ein.
Es war eine Kunst, die schwierigen Regeln des Zeitungsjungen einem Außenstehenden zu vermitteln.
Martin: Also, Anja, wie verläuft die Route?
Anja: Einfach vom ersten äußersten Punkt zum nächsten äußeren Punkt, vom Mittelpunkt aus gesehen, also von außen nach innen, ganz einfach.
Martin: Und wieso machst du das Austragen so?
Anja: Weil der erste Zeitungsjunge das so gemacht hat?
Martin: Fast richtig, er war ein Gelehrter und wollte die Weltwunder besuchen, in der Antike, zu Fuß. Der hat es erfunden und unseren Job leichter gemacht. So, wie wir es machen, ist es immer der kürzeste Weg. Welche Regeln kennst du noch?
Anja: Stets rechts abbiegen, das geht am schnellsten, und das hat UPS erfunden.
Das Erste, was auf der Maßnahme erklärt wurde, war, dass diese trotz schriftlicher Gegenbeweise, die jeder vorzeigen konnte, keine Reha war. Eher eine Arbeitserprobung. Man suchte sich einen Bereich aus, in dem man getestet wurde, und es handelte sich dabei um Idiotentests. Herr Bretz ging in den Bereich Elektronik und Elektrik. Das hatte nichts mit seiner Erfindung zu tun, sondern mit einem anderen, ständig wiederkehrenden Problem. Wenn er irgendwo als Hausmeister arbeitete, musste immer ein Elektriker gerufen werden, wenn es um mehr ging als eine Glühlampe auszutauschen. Er hätte es gekonnt, aber man wollte immer einen vom Fach. Das Kantinenessen war sehr gut. Oh, ein lustiges kommunikatives Problem, wenn man zuerst gesagt bekam, es handele sich um eine Reha-Maßnahme, denn so konnte man sich nicht auf ein mögliche Umschulung vorbereiten.
Am Ende der vierwöchigen Maßnahme hieß es, er sei sprachbegabt und redegehemmt, die Diskussionen mit dem Arbeitsberater hatten ihn im Sprechen geübt. Nicht zur Umschulung geeignet. Es hieß, er sei nicht motiviert.
Nachdem er Anja das Geld für ihre Arbeit gegeben hatte, begab er sich wieder in die Fänge der grinsenden Maschine in seiner Wohnung.
Die Zeitungstour führte mit dem durch das Gewicht der Zeitungen verbeulten Wagen bergauf, bergab. Auf der Runde gab es zwei Blocks, dann noch ein paar Reihenhäuser und der Rest bestand aus 651 weit verteilten Briefkästen. Der Lohn dafür war so gering, dass die Strecke sich nicht rentiert hätte, wäre man sie mit einem Auto abgefahren.
Jeden Morgen lachte die Maschine ihn aus, weil sie keinen Namen hatte.
Seine Möglichkeiten, herauszufinden, worauf sie basierte, waren erschöpft. Die Forschung konnte nicht nur teuer, sondern in Martins Augen auch eine Gefahr für die Menschheit werden.
Martin: Ich muss raus aus der Schwerkraft. Du schwebst luftdicht, hm, aber wenn ich in den Weltraum ziehe, leuchte ich danach wohl im Dunkeln, oder Richard Branson und die anderen haben dich nicht und kommen in den Weltraum.
Mit einem Trick prüfte er die Strahlenschutzfähigkeiten. Nach der Anfertigung eines kleinen Probestückes, viereckig, mit einem dicken, abgerundeten Rand und zur Mitte immer dünner werdend, um zu erfahren, wie viel Strahlung welche Stückstärke abhielt, bis zur Breite eines Quarks, begab er sich mal auf dem linken Bein, mal auf dem rechten Bein hinkend zum Orthopäden. Röntgen. Fragen über Fragen zu Strahlung und Funktionsweise. Dann legte er das kleine Viereck einfach neben den Fuß, für den er sich erst bei der Frage danach entschied. Ein strahlend weißes Viereck.
Martin: Gut.
Arzt: Weichei!
Auch den anderen, immer phantastischer werdenden Eigenschaften seiner Materie ging er auf den Grund. Was teilweise schon manische Zustände im, wie es schien, zukünftigen Milliardär auslöste. Martin arbeitete nicht, er beschäftigte sich gezielt!
Aus irgendeinem Grund, wollte Martin jetzt die Erfindung teilen, ausgerechnet mit einem Mann der bereits Geld hatte, Richard Branson.
Martin: Branson – Bretz, Bretz – Branson.
Wäre Martin verheiratet gewesen, hätte im Ehevertrag wohl gestanden, dass die Gattin die Namen für die Kinder aussucht. Er besuchte ständig die Bibliothek der Berufsschule, um in den Formelsammlungen zu blättern und die Fachliteratur zu studieren. Einen Ausweis besaß Martin nicht, aber so selten, wie dieser Ort besucht wurde, war es am wahrscheinlichsten, dass die Mitarbeiter sich einfach freuten, überhaupt einen Menschen zu sehen. Er lieh sich sogar Software dort aus, nicht die aktuellste zwar, aber die vielseitigste. In neuerer Software kam man nicht so leicht in die Unterprogramme, zu viele Sicherheitsbarrieren. Die neuen Programme wiesen außerdem noch einen Makel auf, sie waren immer nur für bestimmte Maschinen. Die alten Programme sahen schlicht und einfach keinen Unterschied zwischen einem Kühlschrank und einer 250.000 Euro teuren Fräsmaschine. Die, die er brauchte, um zum Beispiel über Satellitenpositionen einen sicheren Flug zu gewährleisten, gab es zum Download bei SETI.
Search for Extraterrestrial Intelligence bot noch einen anderen Service. Um den doch großen Himmel abzusuchen, benötigte man nicht nur Teleskope, sondern auch Computer, die die enorme Datenmenge auswerteten. Die Mädchen und Jungs hatten sich dazu etwas einfallen lassen: Ein jeder, der willens war, konnte seinen PC an das Netz hängen, und damit selbst mittels hochentwickelter Programme, die die Daten der Teleskope vollautomatisch auswerteten, die freundlichen grünen oder grauen Analsondenverteiler suchen.
Martin: Saugi saugi saugi.
Bei diesem Spaß hätte er auch gerne mitgemacht, aber Internet kostete Geld. In dem nur durch Motivation betriebenen Internet-Café, in dem seine Leidensgenossen arbeiteten, wurde mit guter Laune bezahlt. Daher war es unhöflich, länger als eine Viertelstunde zu bleiben. Die Navigation war inzwischen ein kleineres Problem. Alles, was mutmaßlich das Sonnensystem verließ, versah man mit einer Tafel, auf der die Pulsar-Signaturen abgebildet waren. So fanden ALF und ET die Erde.
Die Navigation in der Nähe war also OK, im Sonnensystem selbst war es schwieriger. Glücklicherweise wirkte sich die Schwerkraft auf sein Schiff nicht aus. Es würde immer nur geradeaus fliegen, nicht geostationär oder auf elliptischen Bahnen wie Satelliten. Die Flugbahnen