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Auge des Geistes zu erfassen, das die Seele und die charakterlichen Merkmale eines Menschen mit einschließt. Die körperliche Schönheit hatte bei den alten Griechen kein Alleinstellungsmerkmal, keinen höheren Stellenwert als die Schönheit, die durch die Künste, wie Malerei oder Musik, oder durch die Schönheit der Natur zum Ausdruck kommt.

      DIE RÖMER

      Die Römer waren – sagen wir es mal, wie es ist – ein klein bisschen eklig, wenn es um ihre Schönheitspflege ging. Weil man ja irgendwie immer das will, was man nicht hat, wollten die Männer in Rom um 50 vor Christus also nicht mehr schwarze, sondern blonde Haare haben. Pissgelb, um genauer zu sein. (Man ahnt schon, welchen Bezug das »eklig« haben könnte). Weil die Römer also aussehen wollten wie die Germanen – die das damalige Schönheitsideal verkörperten –, färbten sie sich ihre Haare mit Urin und anderen ätzenden Flüssigkeiten.

      Die Frauen in der Antike hatten möglichst schlank und anmutig auszusehen, »weißer als Elfenbein« zu sein, während die Männer gut proportioniert und muskelgestählt daherkommen sollten. Wie die Ägypter standen auch die Menschen in Rom auf enthaarte Körper. Mit einem Brei aus Zucker, Zitrone, Öl und Harz riss man sich die vorhandenen Haare vom Leib. Weil weiß und blond scheinbar wirklich sehr »in« waren (die Römer schienen eine leichte Germanen-Fixierung gehabt zu haben), schmierten sich die Frauen als Make-up eine Art Kreidegemisch ins Gesicht, um ihre Haut möglichst hell aussehen zu lassen. Die dekorative Kosmetik, also Lippenfarbe und Lidstriche, wurde in Rom aus kleinen Pulverfässchen gemeinsam mit Öl und Speichel zu Pasten verrührt. Übrigens: Die Schönheitschirurgie war auch den Römern nicht fremd. So legte sich der ein oder andere bei Entstellungen an Ohren, Lippen oder Nase unters Messer. Allerdings waren diese Eingriffe mit erheblichen Risiken verbunden …

      DAS MITTELALTER

      Im Mittelalter war der schön, dessen Haut noch nicht von Pestbeulen überzogen war. Nun, ganz so extrem war es vielleicht auch wieder nicht, das Mittelalter reichte ja schließlich vom sechsten bis ins 15. Jahrhundert. »Putzsucht«, also das Bedürfnis, sich schön zu machen, war bei den Rittern, Mägden und Gauklern unter dem christlichen Einfluss allerdings verpönt. Trotzdem hatte man ziemlich genaue Vorstellungen von Schönheit: Der Bauch einer Frau durfte ruhig etwas mehr sein, während große Brüste ein absolutes No-Go waren. Ein großer Vorbau galt im Mittelalter nämlich als Zeichen für einen niedrigen Stand. Die Kleine-Brüste-Obsession ging sogar so weit, dass den Mädchen im mittelalterlichen Spanien ab dem sechsten Lebensjahr die Brüste abgeschnürt wurden. In Sachen »Ekelfaktor« stand man den Römern übrigens in nichts nach: Auch ein Gemisch aus Essig und Taubenmist sollte die weibliche Brust davon abhalten, zu üppig zu werden. Urgh! Allerdings: Hätten die Damen im Mittelalter gewusst, dass sich die Frauen der Zukunft einmal für viel Geld unters Messer legen würden, um genau den gegenteiligen Effekt zu erzielen, hätten sie uns womöglich auch für verrückt erklärt.

      RENAISSANCE, BAROCK UND ROKOKO

      In der Renaissance zupften sich die Frauen für das aktuelle Schönheitsideal sogar den Haaransatz aus. Ja, richtig gehört: den Haaransatz. Autsch. Denn in der Renaissance galt das »Kindchenschema« als besonders vorteilhaft. Große Augen, kleine Köpfe, hohe Stirn und ähm, ja: ein Doppelkinn. Männer wie auch Frauen ließen sich die Haare lang wachsen und zu goldblonden Engelslöckchen aufdrehen. Die Haut galt schneeweiß als besonders schön, die Augen sollten hingegen dunkelbraun sein. Die Renaissance hat allerdings eines der berühmtesten Werke der Kunstgeschichte hervorgebracht, das auch heute noch als ein Sinnbild für Schönheit gefeiert wird: Sandro Botticellis »Geburt der Venus«. Was im Mittelalter noch »so not« war, wurde im Barock zu »oh, so hot«. Wir alle kennen sie: die Bilder der berühmten Rubensfrauen. Füllige und üppige Frauenkörper, die in ihrer ganzen Pracht gefeiert wurden. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts mussten die Frauen ihren Körper allerdings schon wieder in Korsetts zwingen, denn eine »Sanduhr-Figur« war nun angesagt. Dieses Ideal hielt dann zumindest einmal für drei Jahrhunderte – mit Ausnahme eines einzigen Jahrzehnts im 19. Jahrhundert. Die Haut wurde unter einer dicken Schicht weißen Puders versteckt und die Haare von Männern und Frauen in gepuderten und parfümierten Perücken zur Schau gestellt.

      DER BIEDERMEIER

      Um 1830 begann das Biedermeier-Zeitalter. Und dieses leitete eine neue Ära ein. Denn im Bürgertum wurden Frauen zum alleinigen »schönen Geschlecht«. Während sich Frau in Korsetts zu zwängen hatte und dabei möglichst schmale Ärmchen haben musste, legten Männer Schminke und modische Kleidung ab und liefen von nun an in Anzügen durch die Gegend. Die Botschaft war klar: Männer gehen arbeiten, Frauen sind ein schönes Beiwerk. In den ausladenden Kleidern, die Frauen in dieser Zeit tragen mussten, um als chic zu gelten, war an Arbeit irgendwie auch nicht zu denken.

       Die Schönheitsideale der letzten 100 Jahre

      Das Gibson Girl (um 1900) war die von Illustrator Charles Gibson erschaffene Traumfrau.

      Eine Mischung der »fragilen Lady« (schmale Attribute) und der »voluminösen Frau« (breite Hüften und ein großer Busen).

      Um 1920 waren die kerzengeraden Flapper-Kleider der Trend schlechthin. Als das körperliche Idealbild galten schmale Hüften und ein kleiner Busen, alles sollte »petite« aussehen.

      Soft Siren: Um 1930 kamen die Kurven zurück, wenn auch sanft. Die Soft Siren war eine Mischung zwischen Gibson Girl und Flapper.

      The Star Spangled Girl: In den 1940er-Jahren, also während des Zweiten Weltkriegs, wird der ideale Frauenkörper breiter und kantiger. Die typische Kleidung in dieser Zeit führt zu einer größeren und quadratischeren Silhouette.

      Um 1950 stehen alle Zeichen auf Hourglass: schmale Taille, breite Hüften und üppiger Busen. In dieser Zeit wird auch die Barbie-Puppe erfunden, der Playboy gegründet, und Marilyn Monroe wird zum Supersexsymbol. Es ist Nachkriegszeit, und die Menschen streben nach Vergnügen und Wohlstand, um die Schrecken des Krieges zu vergessen.

      The Twig: In den 60ern sind Rundungen schon wieder out. Alles soll mädchenhaft und eher androgyn wirken. Der absolute Star dieser Zeit wird das britische Model Twiggy.

      In den 70er-Jahren wird zu Diskomusik à la Abba getanzt. Frauen sollen schlank sein, einen flachen Bauch haben, aber bitte nicht zu viel Busen. Die Idealfrau der 70er-Jahre: Farah Fawcett. Unsere Idealfrau heißt hier allerdings Verena. Denn der Hippie-Disco-Look sieht auch an kurvigen Frauen umwerfend aus.

      Sie sind groß, sie haben lange Beine, sie zeigen Muskeln: In den 80er-Jahren wird die Supermodel-Ära eingeleitet. Frauen wie Elle Macpherson oder Cindy Crawford werden zu Ikonen.

      Der Supermodeltrend hält die 90er-Jahre über an, aber nun hört man Bands wie Nirvana, und der Grunge-Look wird zu einem der großen Trends. Ein blasser Teint und dunkle Augenringe sind plötzlich en vogue. Die Ikone dieser Zeit war übrigens die sehr schlanke Kate Moss. Verena zeigt hier den Heroin Chic in der Curvy-Version. Sieht mega aus, findet ihr nicht?

      Vom »ungesunden« Heroin Chic zum braun gebrannten Californian Girl: In den 2000ern trägt man Bauchfrei, und alles ist ein bisschen mehr »girly«. Trainierte

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