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sich selbst gegenüber. Ich achte auf mein Gewicht, ja. Aber eben nicht mehr, weil es mir wichtig ist, was die anderen über mich denken. Sondern weil ich es verdient habe, mich wohlzufühlen. Und ums Wohlfühlen im eigenen Körper, egal, was dir von anderen vermittelt wird, darum geht es in diesem Buch.«

      »Die Sache mit dem ›Aus-dem-Schönheitsideal-Rahmen-Fallen‹ fing bei mir eigentlich schon früh an. Allerdings nicht, weil ich ein übergewichtiges Kind war – ich war meine gesamte Kindheit normalgewichtig –, sondern weil ich schon immer die Größte in meiner Klasse war. Also wurde ich bereits im Grundschulalter gehänselt und ›der Riese‹ genannt. Bis heute läuft mir beim Wort Riese ein Schauer über den Rücken – weil ich mir Riesen immer wie furchtbar ungestüme Wesen mit Warzen im Gesicht vorgestellt habe. Der Riese zu sein war also eine der Stigmatisierungen, die mich wissen haben lassen: Du bist irgendwie anders – und weil du anders bist, stimmt etwas nicht mit dir.

      Wenn ich rückblickend daran denke, was mir während meiner späteren Internatszeit alles blühte, dann war ›Riese‹ wohl noch eines der liebevolleren Dinge, die man mir bezüglich meines Körpers so an den Kopf geworfen hatte. Als ich elf oder zwölf Jahre alt war und die Pubertät einsetzte, litt ich unter starker Akne: gefundenes Fressen für meine Mitschüler im Internat. Von nun an wurde ich also auch das ›Pickel-Face‹, das täglich mit Beleidigungen traktiert wurde.

      ICH BIN DICK, ABER ICH BIN KÖRPERLICH GESUND.

      Verena

      Ich erinnere mich gut, wie ein Freund aus meiner Heimat am Tegernsee – der das gleiche Internat wie ich besuchte und mit dem ich mich außerhalb der Schulmauern immer total gut verstanden habe – begann, sich unter dem Gruppenzwang ebenfalls dem Mob anzuschließen. In dieser Zeit, in der ich nur alle paar Wochen in den Schutz meiner Familie konnte, fühlte ich mich fürchterlich einsam. Und begann, aus Frust zu essen, was dazu führte, dass ich immer mehr an Gewicht zulegte. Jetzt war ich nicht nur der ›Riese‹ und das ›Pickel-Face‹, sondern auch noch der ›Elefant‹, die ›fette Sau‹ oder das ›fette Schwein‹. Ich war dreizehn, saß allein auf meinem Zimmer an einem Ort, der nicht mein Zuhause war, und wusste einfach nicht, was an mir so falsch sein konnte, dass man mir so unfassbar wehtun wollte. Diese Zeit war die absolute Hölle. Viele Jahre war ich ein Mobbing-Opfer – ein hochsensibles Mädchen, das sich nicht traute, sich zu wehren.

      Später habe ich die Schule gewechselt und fand dort auch tolle neue Freunde, das Body-Shaming ist aber bis heute ein Teil meines Lebens geblieben. Einige Jahre nach der Schulzeit – ich war mittlerweile Studentin in München – fragte mich ein älterer Mann in der Trambahn, ob ich denn eigentlich keinen Spiegel zu Hause hätte. Er spielte auf den Rock an, den ich an diesem Tag trug. Dickere Frauen durften das seinem Geschmack nach wohl nicht – und so fühlte er sich dazu berechtigt, mich beleidigend auf mein Äußeres anzusprechen. Dieser Vorfall führte dazu, dass ich längere Zeit keine Röcke mehr trug.

      Heute würde ich ihn fragen, ob er noch alle Tassen im Schrank habe. Nun ja, eigentlich würde ich ihm wahrscheinlich schlimmere Schimpfwörter an den Kopf werfen, mit denen ich mich hier aber mal zurückhalten möchte. Denn seit dieser Zeit hat sich einiges geändert.

      Ich kann mittlerweile sagen, dass ich eine gute Beziehung zu mir und meinem Körper habe.

      Ich bin aktiv, ich bewege mich, ich stehe erfolgreich im Leben, und ich habe seit mehr als zehn Jahren einen Partner an meiner Seite, der mich unterstützt und liebt, der mir nach all der Zeit noch immer sagt, wie schön ich für ihn bin – trotz der 40 Kilo, die ich während unserer Beziehung zugenommen habe. Ich bin nicht die ›immer glückliche Vorzeigedicke‹, in diese Rolle wollte ich mich nie pressen lassen. Ich habe Tage, da hadere ich mit meinem Gewicht. Ich schließe auch nicht aus, eines Tages abzunehmen. Nicht, weil ich mein Leben von einem bestimmten Ideal bestimmen lassen möchte, sondern weil ich mich wohlfühlen möchte – und deshalb mit meinem Körper tun und lassen kann, was ich will. Ich habe allerdings immer Respekt verdient, egal, wie mein Körper gerade aussieht. Ich bin Verena, nicht die Beleidigungen, die ich in meinem Leben über mich ergehen lassen musste. Ich falle vielleicht aus der Reihe, weil ich keinem engmaschigen Schönheitsideal entspreche – aber ich bin schön, weil ich ich bin.«

      Das schönste und größte Geschenk, das du dieser Welt machen kannst, ist, du selbst zu sein. Selbstbewusst zu sein. Nichts ist kraftvoller, nichts befreiender, als dir deiner selbst bewusst zu werden. Ein Gespür dafür zu bekommen, wer du bist, wer du vielleicht werden möchtest – im Rahmen deiner dir gegebenen Möglichkeiten. Frei zu entscheiden, ob du mit dem Du, das du gerade in diesem Moment im Spiegel siehst, dem Ich, das du in deiner Innenwelt spüren kannst, vollkommen zufrieden bist, es annehmen kannst, so, wie es sich im Moment zeigt. Du selbst zu sein, ganz gleich, ob du vielleicht spürst, dass du etwas ändern möchtest. Zu wissen, dass da Potenzial ist auf deinem Weg zu einem selbstbewussteren Menschen. Ein Potenzial, das du noch nicht ausgeschöpft hast, das aber darauf wartet, entdeckt zu werden. Das auf dich wartet.

      Der Weg zu einem gesunden, selbstbewussten Leben führt über die Annahme dessen, was du gerade bist – egal, wo du momentan in deinem Leben stehst. Ob du beruflich erfolgreich bist oder dich in vielen Bereichen ungesehen fühlst, ob dich andere Menschen viele Male verletzt haben oder ob du mit Komplimenten überschüttet wirst, ob du in einer Liebesbeziehung bist oder Dauersingle – und auch, ob du eine »Size Zero«, mollig oder dick bist.

      Egal, was sich dir gerade in deinem Leben zeigt, was andere über dich denken und sagen mögen: Du für dich kannst die Entscheidung treffen, dass das, was dich ausmacht, was dir Wert verleiht, unabhängig von all den äußeren Faktoren ist, die man dir vielleicht als »lebensnotwendig« verkauft hat. Von denen du vielleicht dachtest, sie würden dich glücklich machen, wenn du sie nur endlich besitzen würdest.

      Was wirklich wichtig ist, ist dein eigenes Gefühl von Wert und von Liebe zu dir selbst. Dieses Ja zu dir selbst zu stärken, davon handelt dieses Buch. Es handelt davon, ein »Ja« zu dir und deiner Einzigartigkeit auszusprechen – ein »Ja« zu deinem Körper, ein »Ja« zu deinem Wert, der durch nichts auf dieser Welt infrage gestellt werden sollte.

      So, einmal tief durchatmen. Natürlich ist hier ein mentaler Fallstrick versteckt. Denn dieses »Du-selbst-Sein« ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Weil das, was wir über uns denken und empfinden, was uns von außen gespiegelt wird, oft nicht besonders liebevoll ist. Weil man uns immer wieder erzählt hat, dass mit uns etwas nicht stimmt. Weil wir irgendwann angefangen haben, es auch zu glauben. Weil ganze Industrien darauf aufgebaut sind, uns zu erzählen, dass wir nur schöner, schlanker oder erfolgreicher sein müssten, um endlich erfüllte und zufriedene Menschen zu werden. Weil die Zeitschrift, die neben uns liegt, uns vielleicht weismachen will, dass wir eben nicht wir selbst sein sollen, sondern möglichst etwas verändern müssen, damit wir endlich, endlich glücklich und zufrieden sind.

      Und selbst dieses Glücklichsein wird uns als Konzept aufgedrängt. Denn leider wird der »Body-Positivity-Trend« auch oft so verstanden: Wenn wir mit dem Körper, den Voraussetzungen, die wir eben mitbringen, nicht über alle Maßen zufrieden sind und etwas verändern wollen, stimmt auch schon wieder etwas nicht mit uns.

      »Sei gefälligst zufrieden mit dir und in ständiger Zen-Haltung«, wird uns suggeriert. Aber wie soll das gehen – bei all dem Druck? Egal, was wir zu sein versuchen, irgendetwas hängt dauernd schief, irgendetwas ziept immer.

      Tief in unserem Inneren haben wir Menschen – und zwar alle – zwei grundlegende Bedürfnisse: Wir wollen wir selbst sein, also autonom sein. Und: Wir wollen Teil des Ganzen, der Gemeinschaft sein, uns also verbinden. Diese beiden Bedürfnisse können zu einem großen inneren Konflikt führen. Besonders dann, wenn uns die Gemeinschaft sagt, dass wir so, wie wir sind, nicht richtig sind. Und das kann so weit gehen, dass wir glauben, mit uns sei etwas grundlegend falsch. Der Druck, anders sein zu müssen, scheint mittlerweile unser ständiger Begleiter zu sein.

      Vergiss die Sache mit dem Glück vielleicht einfach mal für einen Moment. Vielleicht hast du die Worte »Du selbst sein in

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