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ganzen Prophezeiungen zu bestätigen – das war das Beängstigende daran. Der Nahe Osten entsprach voll und ganz dem (beängstigenden) Bild, das die Prediger malten.

      Dann gab es da noch Nostradamus, einen Pseudo-Astrologen, der die Zukunft channelte, seine Weissagungen aber in geheimnisvolle Vierzeiler packte, damit seine Kollegen nicht mitbekamen, was er da tat. Seine Schriften, die im Laufe der Zeit von Gelehrten ausführlichst interpretiert wurden, gingen so ziemlich in die gleiche Richtung wie die Verkündigungen der Prediger. Das war nun wirklich beängstigend! Mit diesen Geschichten wuchs ich auf.

      Solche Weltuntergangsprophezeiungen haben wir damals und auch schon früher wohl alle gehört. Der Fernsehsender History Channel hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Leuten aus kommerziellen Gründen Furcht einzujagen. (Das »History« im Namen ist nichts weiter als ein Trick, mit dem die Leute dazu gebracht werden sollen, zu glauben, es seien Zukunftsexperten am Werk. Doch das sind sie nicht. Das Einzige, womit sie sich gut auskennen, ist – jawohl – Geschichte!) Die ganzen Unheils- und Untergangsinformationen gab es auch zuhauf in den Buchläden, manchmal im Fernsehen und in den letzten Jahren auch im Internet. So sahen also die modernen Prophezeiungen aus, und wohl fast alle, die dies hier lesen werden, waren ihnen ausgesetzt; es gab nicht viel, was dem entgegenzusetzen war und davon handelte, was sich wirklich abspielte (das Thema dieses Buches). Auch viele New Age-Anhänger sprangen auf diesen »Weltuntergangszug« auf.

      In den 1980er-Jahren sagte ein berühmtes Channel-Medium aus Yelm im Bundesstaat Washington den Leuten, sie sollten unterirdische Bunker in ihren Häusern bauen (das war teuer) und sich so auf das neue Jahrtausend vorbereiten. Diese Zufluchtsräume brauchten ein Luftfiltersystem (wegen der Strahlung) und Lagerräumlichkeiten, in denen man Lebensmittelvorräte in Dosen für mindestens ein Jahr aufbewahren konnte. Die Schutzkammer sollte mindestens zwei Meter unter dem Haus errichtet werden, damit die Bewohner nicht von der Strahlung ausgelöscht würden. Sie verdrehen jetzt vielleicht die Augen und fragen: »Und wer hat so was gebaut?« Viele! Noch heute stehen in Yelm Immobilien zum Verkauf, bei denen ein »UG« (Underground, also ein unterirdischer Raum) Bestandteil ist. Sie können das gerne nachprüfen. Die Kosten für ein solches UG beliefen sich in manchen Fällen auf bis zu 200.000 Dollar. Angst kostet eben so einiges.

      Eine andere berühmte New Age-Autorin riet ihren Anhängern, in die Hügel zu fliehen (auch das taten viele); oder es war die Rede davon, dass die Erde sich von oben nach unten kehren würde! Der Rat, wie man dem entgehen könnte, hat mich immer amüsiert, denn einer physischen Umkehr der Pole bzw. einem Polsprung kann man nun einmal nicht entkommen. Dann fliegen wir alle einfach in den Weltraum, ebenso wie die Ozeane und die Luft – aber bei solchen auf Angst gründenden Botschaften wird die Wissenschaft eben normalerweise nicht berücksichtigt. Bei alldem ging es um die bevorstehende Weltuntergangsenergie der Jahrtausendwende, des Jahres 2000.

      Zecharia Sitchin, eine Art selbst ernannter Historiker der Sumerer, datierte die sumerische Kultur auf ein Alter von circa 10.000 Jahren. In den 1980er-Jahren war er einer der wenigen, die tatsächlich Sumerisch lesen konnten. Seine Informationen drehten sich um einen geheimnisvollen Planeten mit dem Namen Nibiru (der »Zwöfte Planet«), der aus einer verlängerten Ellipsenbahn in unser Sonnensystem eindringen und im Jahr 2003 mit der Erde kollidieren sollte. Das geschah nicht (wenn ich mich recht erinnere), und als dem nicht so war, wurde die Prophezeiung aktualisiert; jetzt sollte der Zusammenprall 2012 stattfinden. Auch das geschah nicht (wenn ich mich auch hier recht erinnere). CNN berichtete über diese Vorhersage tatsächlich am 21. Dezember 2012, dem Tag der Wintersonnenwende! (Auch sie glaubten nicht daran.) Sitchin ist im Jahr 2010 von uns gegangen; seine Lehre hatte großen Einfluss auf einige Mainstream-Science-Fiction-Filme, unter anderem Cowboys &Aliens, worin es um nach Gold suchenden Aliens ging, eine von Sitchins Thesen.

      Man beachte die Ähnlichkeiten: Egal, um welches spirituelle Glaubenssystem es ging – alle hatten sie ihre Weltuntergangsbotschaft, und immer ging es um die Jahre vor und nach der Jahrtausendwende. Im Großen und Ganzen besagten die Informationen dasselbe: Wir würden es nicht schaffen. Überall und bei fast allen spirituellen Quellen ging es um dieses Thema.

      Hollywood konnte da natürlich nicht stillsitzen und einfach nur zuschauen, und so kam zwei Jahre vor dem Ende der Langen Zählung des Maya-Kalenders der Katastrophenfilm 2012 in die Kinos – eine Komödie, meiner Meinung nach.

      Jetzt sitze ich hier also, gegen Ende des Jahres 2013, und schreibe das 13. Buch [dt. Band 11; siehe Anhang], und wir sind immer noch nicht untergegangen, wenn ich mich recht erinnere. Das betone ich hier ständig, weil mir als älterem Menschen immer wieder gesagt wird, schon bald würde ich mich an nicht mehr viel erinnern.

      Das einseitige Denken bleibt bestehen – es wird nicht weichen

      Inzwischen haben wir die 2012er-Schwelle überschritten, doch die alten Prophezeiungen werden trotzdem nicht aussterben. Zur Entrückungs-Serie Left Behind gibt es jetzt auch einen Film, obwohl das Entrückungsdatum inzwischen schon lange vorbei ist. Die Fernsehserie Survivalists erzählt von Menschen, die sich auf das Ende vorbereiten. Ich nehme an, niemand hat ihnen gesagt, dass das Ende gar nicht gekommen ist. In Wirklichkeit dauert es sechs bis sieben Jahre, bis ein Film oder eine Fernsehserie schließlich verkauft werden kann; und so wurden die Ideen verkauft und umgesetzt, obwohl der Tag des »Weltuntergangs« oder »Jüngsten Gerichts« inzwischen längst vorbei war. Angst verkauft sich gut, egal, wie die Fakten aussehen. Und auch wenn das jeweilige Datum, für das das Ende der Welt angekündigt war, inzwischen vorbei ist und die biblischen Entrückungsdaten schon mehrere Male verstrichen sind, klingeln doch nach wie vor die Kassen, denn Filme, bei denen man sich fürchten kann, werden immer noch gern gesehen, obwohl sie keinen wirklichen Sinn ergeben. Willkommen in Hollywood!

      Mein Lieblingsbuch der letzten zehn Jahre über die »Entrückung« wurde in Reaktion auf die christlichen Weltuntergangsbücher geschrieben. Die aufregende Romanserie Left Behind handelt von denjenigen, die nach der Entrückung zurückgelassen wurden. Einer der Autoren ist Tim LaHaye, ein Baptistenpfarrer, der in derselben Stadt wohnt wie ich. Als kleiner Junge habe ihn ein paarmal getroffen (ein netter Kerl). Das Buch, welches mir so gut gefällt, trägt den Titel I Want To Be Left Behind (»Ich möchte gern zurückgelassen werden«) und wurde von Ted Noel verfasst, einem anderen christlichen Priester. Er hat auf den Trugschluss hingewiesen, der sich aus der Verdrehung der Bibel durch Tim LaHaye ergibt; das wiederum diente dem Letzteren dazu, seine Bücher besser zu verkaufen; und dank viel »Action« können sie auch gut verfilmt werden. Wie bitte? Heißt das, es gab Meinungsverschiedenheiten zwischen Christen? Oh ja. Erstaunlich.

      Es hört also nicht auf. Eine ganze Menschengeneration glaubt immer noch, das Ende stehe bevor, wie es ja auch schon bevorstand, als ich noch ein Kind war. Ständig hatten wir Angst, wir wären nicht bereit dafür, und bis zum heutigen Tag wird diese Botschaft von der Kirche im Allgemeinen nach wie vor verbreitet. Ich gehe also davon aus, dass das Ende dauernd bevorsteht; und in bestimmten Kreisen leben die Menschen ihr Leben in der ständigen Angst vor dem, was sich immer wieder als Täuschung herausgestellt hat. Das Datum des Weltuntergangs wird immer wieder von Neuem aktualisiert, und die Leute hetzen den neuesten Weltuntergangsinformationen hinterher. Sie hängen an denjenigen, die etwas von einem sehr liebevollen Gott erzählen: Er werde sie auf schreckliche Weise durch Feuer töten, wenn sie nicht das tun, was ihnen von den »von Gott eingesetzten Obrigkeiten« (die oft mit lustigen Hüten und Gewändern daherkommen) gesagt wird (ich trage beim Channeln wenigstens kein komisches Kostüm!).

      Im Mai 2012 stand ich in Moskau auf der Bühne, genau an dem Tag, für den der berühmte Prediger Harold Camping das Ende der Welt angekündigt hatte. Sogar in Moskau hatten sie davon gehört, aber wenn ich mich recht erinnere, geschah nichts. Und dennoch wurde als neues Datum der 21. Oktober festgelegt. Ich nehme an, beim ersten Fehlschlag stand er nicht dumm genug da. Und natürlich geschah an besagtem Datum wieder nichts. Jetzt stand er noch dümmer da, aber zur Rechenschaft wurde er nicht gezogen.

      Solche Sachen werden immer wieder geschehen, bis eine ganze Generation es dann schließlich besser weiß. Und selbst dann werden andere Kulturen damit weitermachen, weil sie diese Informationen brauchen, um sich schuldig zu fühlen, weil sie am Leben sind, und um weiterhin leiden und sich Sorgen machen zu können und um sich irgendwie spirituell zu fühlen.

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