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und kindisch ist. Das ist genauso, wie wenn man ein Kind aufzieht. Euer Kind darf nicht alles tun, was es möchte, weil es euer Haus auf den Kopf stellt und sich wahrscheinlich selbst wehtut. Dasselbe gilt für euch selbst. Ihr laßt den kindischen Teil von euch nicht alles tun, was er möchte, weil er euer Leben auf den Kopf stellen und euch schaden würde. So einfach ist das. Ihr müßt ihn disziplinieren. Dieser kindische Teil von euch wird lernen müssen, daß seine Verhaltensweisen nicht erwachsen sind, daß es für sie keine Verwendung gibt und daß sie nur destruktiv sind. Wenn ein Baby wütend ist, dann wirft es vielleicht seine Flasche auf den Boden, macht sie kaputt oder wirft mit Sachen und fühlt sich gut dadurch. Es versteht nicht, warum man will, daß es aufhört, und es wird noch wütender, wenn man versucht, es dazu zu bringen, aufzuhören. Dasselbe gilt für euch: ihr sagt vielleicht, daß es sich gut anfühlt, wenn ihr euren Ärger ausdrückt, und das kann auch wahr sein, aber es ist auch destruktiv euch selbst und der Menschheit im Allgemeinen gegenüber. Wut auszudrücken ist eine automatische Reaktion. Wie ein Baby müßt ihr, um erwachsen zu werden, lernen, dies zu unterlassen. Es spielt keine Rolle, ob sich das Ausdrücken gut oder schlecht anfühlt – darum geht es nicht. Es geht um Integrität, Selbstrespekt, Reife, Menschlichkeit und Wahrheit.

      Reife und Wahrheit

      Manchmal denke ich, daß viele von euch aus den falschen Gründen hier sind. Viele von euch bestehen auf einer Erwartungshaltung gegenüber der inneren Arbeit und versuchen, etwas zu bekommen, was zu verschaffen nicht Aufgabe der inneren Arbeit ist. Schüler bringen Probleme vor und möchten, daß ich sie löse. Sicher muß jeder von uns seine Probleme lösen, aber das ist nicht der Zweck der inneren Arbeit, und es ist auch nicht mein Interesse, wenn ich mit Menschen arbeite. Wenn ich mit jemandem arbeite, dann geht es mir im Allgemeinen nicht darum, Probleme zu lösen. Vielmehr finde ich die Situation, daß man von mir erwartet, für Leute oder sogar mit ihnen Probleme zu lösen, sehr langweilig und undankbar. Es geht am Entscheidenden vorbei. Bestimmte Probleme zu lösen ist nicht das Wichtigste, weil immer neue Probleme entstehen werden. Das Leben ist voller Probleme. Wenn ihr euer Leben dem Lösen von Problemen widmet, dann habt ihr den Rest eures Lebens alle Hände voll zu tun. Sicher gibt es im Leben einen Platz für das Lösen von Problemen. Aber Schüler glauben oft, daß das Lösen von einem Problem nach dem anderen schließlich alle Probleme beseitigen wird und zum Glück führt. Aber so läuft es nicht.

      Die Haltung, die eigenen Probleme beseitigen zu wollen, stärkt das Anhaften an Probleme. Man erzeugt weiter ein Problem nach dem anderen, da man dies zu tun versteht und auch erwartet. Es ist leicht, Probleme und Themen zu erzeugen. Wenn dieser Mechanismus eure Arbeit beherrscht, bleiben Probleme der Schwerpunkt eurer Aufmerksamkeit, während andere Dinge an Bedeutung verlieren.

      Ich verstehe, daß jemand ab und zu etwas sehr Dringendes hat, ein Problem, das gelöst werden muß. Das ist in Ordnung und ich bin manchmal bereit auf diese Weise zu helfen. Aber das ist nicht die Funktion des Lehrers oder unserer Arbeit hier. Ich bin mehr am Ablauf des Prozesses interessiert, wenn ich mit jemandem arbeite, und am Verstehen der Vorgänge des Prozesses als am Ergebnis. Ich schaue nicht auf die Lösung; eher schaue ich darauf, wie der Schüler mit dem Problem oder der Situation umgeht. Wie setzt er sich mit dem Problem oder der Situation auseinander? Was für eine innere Haltung nimmt er ein? Daran kann ich sehen, wieviel jemand gelernt hat. Ich finde es viel lohnender mit einem Schüler zu arbeiten, wenn er nicht so sehr an der Lösung des Problems interessiert ist als vielmehr neugierig auf die Wahrheit der Situation.

      Unsere innere Arbeit ist von bestimmten Werten motiviert, und sie hat ihre eigenen Prinzipien und ihre eigene Ästhetik. Diese Prinzipien, Werte und Ästhetik sind andere als die, um die es beim Beseitigen von Schwierigkeiten geht. Wenn es meine Aufgabe wäre, Menschen dabei zu helfen, Probleme zu lösen, würde ich nicht länger als ein oder zwei Jahre in dieser Arbeit aushalten. Ich wäre wie eine Mutter mit hundert Kindern, die sich um sie kümmern und jedesmal, wenn sie weinen, trösten muß. Ich bin keine Mutter, und auch wenn ich mit Kindern zu tun habe, erwarte ich von ihnen ein gewisses Maß an Verantwortungsbereitschaft. Auch einem Kind versuche ich nicht automatisch, jedesmal zu helfen, wenn es weint und Hilfe verlangt. Manchmal ist das Liebevollste, was man tun kann, ein Kind so weit gehen zu lassen, wie es allein kann, um ihm das Reifen zu erlauben. Dasselbe gilt für Erwachsene. Es ist herabsetzend, ständig mit Problemen beschäftigt zu sein; Menschen haben mehr Würde als das und eine höhere Aufgabe. Wenn Probleme alles sind, womit ihr beschäftigt seid, dann seht ihr alles unter diesem Blickwinkel. Das ist eine Verschwendung unseres menschlichen Potentials. In unserer inneren Arbeit betonen wir das Arbeiten daran, uns selbst und die Natur der Wirklichkeit zu verstehen. Es ist richtig, daß manche Probleme vielleicht gelöst werden können, wenn wir objektiver und freier werden. Doch das ist eine Nebenwirkung davon, daß wir mit der Wahrheit dessen, wer wir sind, mehr in Übereinstimmung kommen, da so viele unserer Probleme aus der Unwissenheit davon hervorgehen, wer wir sind.

      Wenn aber unser Motiv ist, Probleme und Leiden loszuwerden, dann machen wir sie nur schlimmer, und ihr werdet noch mehr frustriert. Leiden und Frustration gibt es aufgrund der Motivation, sie loszuwerden. So hat das Leiden begonnen und so perpetuiert es sich selbst.

      Ein reifer Mensch mit Selbstachtung und Würde wird lernen, manche Probleme zu dulden und anzunehmen, mit manchen Frustrationen zu leben und es dabei doch fertig bringen, die schöneren Dinge, die es gibt, wertzuschätzen. Es ist unreif und kleinlich, wenn jemand eine subtile Wahrnehmung, einen essentiellen Zustand oder ein Verstehen erfährt, aber nur die Möglichkeit von Lust oder Befriedigung sieht und die Substanz der Erfahrung oder des Prozesses verpaßt. Das ist üblich. Eine solche Reaktion ist Erregung, weil es sich gut anfühlt, eine andere Reaktion kann die Erfahrung verwerfen, weil sie nicht das ist, was man erwartet hat. „Ist mir egal, denn mein Freund liebt mich immer noch nicht.“ Es gibt dann keine Offenheit für den Augenblick, nur der Wunsch eines Kleinkindes nach Befriedigung. Die innere Arbeit ist kein Zauberstab.

      Worauf ich abziele, ist eine bestimmte Wertschätzung für den Prozeß dessen, was wir zusammen erarbeiten, nicht das Ergebnis. Die Interaktion hat eine bestimmte Qualität, eine Vorzüglichkeit; sie besitzt eine eigene Schönheit, abgesehen von Befriedigung. Sich gut fühlen ist nur eines der Elemente, die ich in der Situation wahrnehme; im Grunde wird das Ergebnis einfach nur interessant. Ich sehe, wie ich mich in diesem Zustand fühle und wie es mir damit geht, daß mein Freund oder meine Freundin mich nicht liebt. Ich finde es faszinierend, wenn ich einen Zustand wie diesen erfahre, und mir ist es gleich, ob jemand mich liebt oder nicht. Das ist sehr bezeichnend. Das heißt nicht, daß es da keine Emotionen von Verlust oder Trauer gibt, wenn eine Beziehung endet; Gefühle werden wie gewöhnlich da sein. Aber die Bedeutsamkeit der inneren Arbeit liegt jenseits von Verlust oder Gewinn. Die Bedeutsamkeit liegt in der Freiheit, die aus dem aufrichtigen Wunsch nach Wahrheit hervorgeht.

      Wenn aufrichtiges Interesse am Verstehen der Wahrheit besteht, dann erleben der Lehrer wie der Schüler Schönheit und Wertschätzung im Prozeß. Meine eigene Essenz reagiert und antwortet nicht, wenn jemand nur daran interessiert ist, etwas Unangenehmes loszuwerden. Die Stunde wird langweilig und für mich ästhetisch gesehen nicht einladend. Wenn der Schüler reif und am Prozeß interessiert ist, aufrichtig und neugierig, dann findet eine Art Tanz statt, ein Austausch, der real und intim ist. Die reale Welt wird mehr zum Zentrum als die Welt der Persönlichkeit. Auch wenn Anliegen der Persönlichkeit aufkommen, werden sie aus der Perspektive der Wahrheit gesehen. Die Persönlichkeit hört sogar auf, eine Quelle der Irritation zu sein. Es entsteht eine Wertschätzung der Kompliziertheit und Komplexität, die der Prozeß des Verstehens ist, mit Liebe zum Tanz und zum Prozeß, und nicht der Intention, etwas loszuwerden. Diese Wertschätzung resultiert in wahrer Würde und Integrität durch die Bewußtheit der Persönlichkeit, ohne mit ihr mitzugehen. Ein Mensch, der sein Leiden erfährt, ohne ihm nachzugeben und in ihm verloren zu gehen, gewinnt an Schönheit. Wahrheit führt manchmal zur Beseitigung von Leiden, aber sie kann auch zu Schmerz führen. Wenn der Schüler die Perspektive von Liebe und Wertschätzung für die Wirklichkeit, für Wahrheit zuläßt – gleich ob sie Freude oder Leid bringt –, das Ergebnis wird ein Gefühl tiefer Intimität im Inneren sein. Ihr könnt intim mit euch selbst sein, was befriedigend und erfüllend ist, unabhängig davon, ob das Problem am Ende in Schmerz oder etwas Angenehmem resultiert. Entweder Schmerz oder Lust, Grollen darüber, daß ihr nicht bekommen habt, was ihr wolltet, oder ein gehobenes Gefühl, weil ihr euren Willen

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