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Du magst glauben von zu Hause ausgezogen zu sein, um den Weg in die Heimat wiederzufinden. Tatsächlich bist Du dann wieder zu Hause, wenn Du nicht nur weißt, dass Du in Wirklichkeit Dein Zuhause nie verlassen hast, sondern wenn Du erkennst, dass Du selbst das Zuhause bist, das wiederzufinden Du so sehr ersehnst.

      Das ist Schöpfung. Das ist Evolution. Schöpfung und Evolution sind ein und dasselbe, denn nie kann etwas Lebendiges nicht in Bewegung sein. Nicht in Bewegung sein wäre nicht sein und daher ein unmögliches Konzept.

      Die Schöpfung lebt in immerwährender Bewegung, in ewiger Ausdehnung ihrer selbst. Das ist Grund, Sinn, Bedeutung und Selbstzweck von allem, was ist. Es ist die Essenz aller Schöpfung. Gott ist der allgegenwärtige Inhalt, verborgen in jeder nur denkbaren Form, ihre Ursache, ihr Sein und ihre Natur.

      Vielleicht willst Du jetzt verstehen, dass es in Dir und Deinem Leben nur um das Eine gehen kann: um Selbsterkenntnis. Sich selbst erkennen, ist Gott erkennen, es ist dasselbe. Weil Gott alles ist, was ist, gibt es nichts anderes zu erkennen. Da ist nichts anderes. Aus diesem Grunde ist Selbsterkenntnis nicht etwa eine von vielen Formen der Erkenntnis, sie ist die einzig mögliche.

      Du bist ein Teil, eine Form, ein Ausdruck, eine Manifestation, eine Eigenschaft Gottes. Selbstverständlich kannst Du nichts anderes sein! Es wäre vermessen zu glauben, Du könntest getrennt von Gott existieren. Wie könntest Du das, wie sollte das möglich sein? Nichts kann jemals außerhalb von Gott sein, da es nichts geben kann, das nicht Gott ist.

      Wie wir gesehen haben, ist es Teil des schöpferischen Planes, dass Du es ›vergisst‹. Wer aber Gott in sich vergisst, vergisst sich selbst und erkennt sich nicht. Wer Gott in sich nicht anerkennt, kennt sich selbst nicht. Dies ist sozusagen die ›Göttliche Komödie‹, die Du mit Dir und für Dich selbst aufführst, eine perfekte Vorstellung. Die (fast) vollkommene Inszenierung des Vergessens: Das ist Menschwerdung, das ist Ego.

      Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, jetzt kommst Du dem eigentlichen Ziel unserer Ausführungen einen entscheidenden Schritt näher. Wir erinnern uns, schließlich geht es hier um die Lösung Deiner Probleme. Und die ergeben sich samt und sonders aus Deinem Ego oder, um es korrekt zu formulieren, aus der Illusion, Du seiest Ego und nichts darüber hinaus.

      Wie wir gesehen haben, kann Gott niemals wirklich nicht Er selbst sein, sondern nur ›so tun, als ob‹. Dein Ego, Dein Glaube, Du seiest etwas anderes als Teil des Göttlichen, kann also nur irreal und vollkommen illusorisch sein. Du kannst nicht getrennt von Gott exisieren, Du kannst nichts anderes sein als Teil von Ihm. Mit anderen Worten: Ego ist nur ein Irrtum über Dich selbst und entbehrt jeglicher Wirklichkeit. Ego, das ist der absurde Glaube, Du seiest etwas anderes als Liebe, denn was nicht Gott ist, kann nicht Liebe sein. Ego ist der Glaube, Du seiest getrennt von Deinem Schöpfer, allein, einsam, verlassen. Was aber vom Schöpfer verlassen ist, kann nicht gut sein: Ego ist die Überzeugung, Du seiest nicht gut. Nein, hier hat sich kein Schreibfehler eingeschlichen. Ego hat keine Überzeugungen,

       Ego ist die Überzeugung: »Ich bin nicht gut.«

      Ego ist also, wie gesagt, der absurde Glaube an die Möglichkeit einer von Gott losgelösten, unabhängigen Existenz. Da Gott nur ein anderes Wort ist für Liebe, Leben, Allmacht, Vollkommenheit, impliziert Ego den Glauben an die Abwesenheit, das Nichtvorhandensein, all dieser Attribute.

      Die ›Geburtsstunde‹ des Ego ist auch die Geburtsstunde all Deiner Probleme. Das sprichwörtliche Paradies, der ersehnte Himmel, ist die Wahrnehmung, die Erkenntnis der Einheit mit Deinem Schöpfer, den Du scheinbar verlassen hast. Das Paradies ist da, wo auch Gott ist, es ist in Dir. Nun weißt Du, dass Du die Einheit niemals wirklich verlassen hast, dass Du es niemals könntest, weil nichts außerhalb existieren kann. Es kann kein ›Außerhalb‹ geben.

      Die Geburtsstunde des Ego ist nicht der Verlust der Einheit mit Alles-was-Ist, sondern ›nur‹ der Verlust ihres Gewahrseins. Mit diesem Unterschied steht und fällt alles, denn dies ist Dir göttliche Gewähr, dass niemand jemals wirklich verloren ist, mag er noch so tief in das Vergessen und damit in die Fehlwahrnehmung seiner selbst sinken. »Nichts Wirkliches kann bedroht werden«³ und Ego ist nicht wirklich. Nur Du bist wirklich, das ›Ich-Bin‹ in Dir ist wirklich, real, ewiglich. Was auch immer Deinem Ego, Dir, so wie Du Dich wahrnimmst, widerfährt, es ist keine reale Bedrohung. Ego existiert nicht wirklich, weil »nichts Unwirkliches existiert«⁴.

      Das sind wahrhaft wunderbare Neuigkeiten. Der Christus war sich seiner eigenen und damit auch Deiner Identität gänzlich bewusst und nannte die Menschen Brüder und Schwestern. Er nannte Euch so, weil Ihr es wirklich und wahrhaftig seid. Du bist Bruder, Schwester des Gottessohnes, weil auch Du Sohn und Tochter des All-Einen bist.

      Nun ist es an der Zeit, ein grundsätzliches Missverständnis in Bezug auf das menschliche Ego auszuräumen, das in neuerer Zeit viel Kummer über den spirituell Suchenden bringt. Es entspricht der Fehleinschätzung Deiner Gesamtwesenheit, das menschliche Ego in Bausch und Bogen zu verteufeln und zum schlimmsten Feind Deiner Spiritualität zu erklären.

      Ego ist zum ärgsten Feind Gottes, zu Seinem schlimmsten Widersacher im Kampf um die menschliche Seele erhoben worden. Ego gilt als Saboteur jeglicher wahren Gotteserfahrung und Verursacher aller Untat, derer ein Menschenwesen fähig sein kann. Mit anderen Worten: Das Ego ist sozusagen der Teufel im Menschen, der Teufel in Dir, den es um jeden Preis zu bekämpfen und zu überwinden gilt.

      Dies alles mag in gewisser Weise stimmen und dennoch stimmt es auch wiederum nicht. Es ist, wie so oft, eine Frage der Ebene, von der aus Du die Dinge betrachtest. Gerade hier liegt ein fundamentaler Denkfehler verborgen, der Dich geradewegs in Deine eigene Egofalle lockt: Das Göttliche hat keinen Feind. Gott hat keinen Gegenpol. Alles-was-Ist hat kein Gegenteil.

      Das Absolute kann keinen Gegenpol haben, sonst wäre es nicht absolut. Alles-was-Ist ist, was sein Name sagt und kann per Definition seiner allumfassenden Natur keinen Feind oder Gegenspieler haben. Gott kann sich selbst nicht Feind sein.

      Der Mensch ist nicht aus der Wahrnehmung seiner Einheit mit Gott gefallen, gestürzt oder vertrieben worden, weil er ihrer unwürdig ist. Er ist aus dem bewussten Gewahrsein des All-Einen hervorgetreten. Es war Gottes Wille, es war der Wille Gottes, der auch in Dir ist. Der Mensch wurde nicht aus dem Paradies vertrieben, er hat es ›bewusst vergessen‹, um sich selbst als das Paradies zu erkennen. Das ist Alles-was-Ist, wie Er sich ewig neu erschafft und sich selbst erkennt in dem, was Er schon immer war und sein wird. Da alles Teil von Ihm ist, kann niemals etwas gegen Gottes Willen geschehen, denn was alles ist, das ist auch jeder Wille.

      Alles-was-Ist kann nicht gegen sich selbst sein. Der sogenannte Sündenfall, der Austritt aus dem Einheitsbewusstsein, ist göttlicher Schöpfungsplan, sonst könnte er niemals sein. Die Geburt des Ego ist die Geburt des Glaubens an das Böse.

      Dieser Glaube liegt in der Natur des Ego selbst, er ist die Essenz des Ego und das größtmögliche Missverständnis des Menschen. Ego ist des Menschen Miss-Verständnis seiner selbst. Etwas, das sich selbst als potenziell böse und unvollkommen wahrnimmt, kann seine eigene Geburt unmöglich als positives, freudiges Ereignis feiern und muss sich selbst, wie auch seinen Schöpfer, schließlich fürchten. Gott selbst hat das Vergessen seiner selbst zum Zwecke der Selbsterfahrung erschaffen. Im Sinne der Evolution ist Dir die Möglichkeit der Wahl und somit die Fähigkeit, in dieser Weise zu denken und zu fühlen gegeben. Anders ausgedrückt: Du hast die freie Wahl der Selbstwahrnehmung und damit die Fähigkeit zum Irrtum über Dich selbst.

      Ego ist gottgewollt, sonst könnte es unmöglich Wesensaspekt Deiner Gesamtpersönlichkeit sein. Alles-was-Ist will alles, was ist. Wie könnte es sonst sein? Wer sonst hätte es erschaffen können?

      Aus Dir selbst heraus kannst Du nichts erschaffen, da alle Schöpferkraft aus Ihm ist. Es gibt kein ›Aus-Dir-selbst-Heraus‹, es gibt nur Alles-was-Ist. Ego ist heiliges Werkzeug Gottes, erschaffen zur zeitweiligen Verhüllung Deiner ewigen Wirklichkeit. Ego ist Fehlwahrnehmung und damit auch dasjenige, was die Wahl der rechten Wahrnehmung ermöglicht.

       Das Ego ist das Geschenk des Vergessens, geschaffen, die Gnade der Rückbesinnung zu ermöglichen.

      Ego lebt von dem Glauben, Gottes Willen

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