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im Jahr 2005 nur 364, im Jahr 2000 125 und im Jahr 1985 nur 24 waren. Das am häufigsten erforschte Trainingsprogramm für Achtsamkeit ist die Achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung (MBSR; Kabat-Zinn, 2011; Stahl & Goldstein, 2010). Andere empirisch unterstützte, breit angenommene Programme sind die auf MBSR beruhende Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (Mindfulness-based cognitive therapy, MBCT; Segal, Williams und Teasdale, 2002; Williams, Teasdale, Segal und Kabat-Zinn, 2009), die Dialektische Verhaltenstherapie (DBT; Linehan, 1996, 1996; siehe auch Kapitel 15) und die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT; Harris, 2011; Hayes, Strosahl & Wilson, 2011). Während immer mehr empirische Belege für die Wirksamkeit von achtsamkeits- und akzeptanzbasierten Behandlungsmethoden zu ihrer Popularität beitragen, wird Achtsamkeit jetzt auch als ein transtheoretischer und transdiagnostischer Veränderungsprozess anerkannt – als ein Wirkmechanismus, der verschiedenen Behandlungsformen für ein weites Spektrum von Erkrankungen zugrunde liegt (Baer, 2010a; Hölzel, Lazar et al., 2011). Achtsamkeit hat das Potential, nicht nur verschiedene Therapieschulen miteinander zu verbinden, sondern auch klinische Forschung und Praxis und das persönliche und professionelle Leben von Therapeuten zu integrieren (Germer, Siegel und Fulton, 2009).

      Das Kultivieren einer freundlicheren, mitfühlenderen Beziehung zu sich selbst und zu anderen gehört, explizit oder implizit, zu den meisten oben erwähnten Trainingsprogrammen von Achtsamkeit, und die Forschung hat gezeigt, dass Achtsamkeitstraining das Selbstmitgefühl steigert (Birnie, Speca & Carlson, 2010; Krüger, 2010; Shapiro, Astin, Bishop & Cordova, 2005; Shapiro, Brown & Biegal, 2007). Der Einfluss von Achtsamkeitspraxis auf die Entwicklung von Weisheit wurde noch nicht experimentell untersucht, aber in der buddhistischen Tradition hat sie vor allem den Sinn, umfassende und tiefe Einsicht in das Wesen des Geistes und darüber hinaus in das Leben selbst zu entwickeln (siehe Kapitel 9). In den buddhistischen Traditionen ist das, was westliche Therapeuten „Achtsamkeitsmeditation“ nennen, als „Einsichtsmeditation“ (vipassanā) bekannt, die ausdrücklich dazu bestimmt ist, jene Einsichten zu kultivieren, die zu Weisheit führen und damit uns selbst und andere von Leiden befreien. Der griechische Philosoph Heraklit schrieb: „Anwender von Weisheit tun das, was ich getan habe: im Inneren forschen“ (Hillman, 2003, S. XIII). Der Buddha sagte: „Komm und sieh selbst“ (ehipassiko). Damit sich diese Weisheit einstellen kann, brauchen wir eine innere Haltung tiefer Akzeptanz gegenüber unserer Erfahrung von Moment zu Moment und Mitgefühl mit uns als leidenden Menschen. Wenn wir Achtsamkeitsübungen verwenden, um so nach innen zu schauen, entwickeln wir Qualitäten von Geist und Herz – Weisheit und Mitgefühl –, die uns erlauben, klar zu sehen und uns auf alles, was wir fühlen, mit Zartheit, Sanftmut und Unbeschwertheit einzulassen und auf die Lebensumstände, die sich einstellen, wirksam zu reagieren.

      Drei praktische Qualitäten der Achtsamkeit

      Obwohl Achtsamkeit, Weisheit und Mitgefühl in der Erfahrung verwandt sind und durch Methoden kultiviert werden, die etwas miteinander gemeinsam haben, unterscheiden sie sich konzeptuell deutlich und nutzen verschiedene psychische Prozesse oder Fähigkeiten.

      Die drei Hauptqualitäten, die von den meisten Trainingsprogrammen für Achtsamkeit vermittelt werden, sind: (1) Konzentration (Bewusstheit mit einem einzigen Fokus), (2) Achtsamkeit an sich (offene Bewusstheit) und (3) Liebende Güte und Mitgefühl (Salzberg, 2011). Bis vor Kurzem wurden die ersten zwei psychischen Prozesse in achtsamkeits- und akzeptanzbasierter Psychotherapie betont. Diese Qualitäten sind auch die wichtigsten Hilfsmittel für das Kultivieren von Weisheit, die man in buddhistischer Psychologie als durchdringende Einsicht in das Wesen unseres Geistes und des „Selbst“ versteht. Die dritte Qualität – Liebende Güte und Mitgefühl – hilft dabei, eine liebevolle, anteilnehmende innere Haltung gegenüber uns selbst und gegenüber anderen zu kultivieren, besonders im Leiden, was uns dann erlaubt, unsere Erfahrungen von Moment zu Moment mit mehr Achtsamkeit und weniger Widerstand zu halten.

      Aufmerksamkeit und Emotionen regulieren

      Es gibt jedoch andere Meditationstechniken wie die Meditation Liebender Güte (mettā) und die Meditation von Geben und Nehmen (tong-len), die über Tausende von Jahren besonders dafür entwickelt wurden, mit schwierigen Emotionen umzugehen (siehe Kapitel 4 und 7).

      Der Dalai Lama sagt:

      Der Buddhismus tritt seit Langem für das ungeheure Potential für Transformation ein, das von Natur aus im menschlichen Geist existiert. Zu diesem Ziel hat die Tradition eine Vielfalt kontemplativer Techniken oder Meditationsübungen entwickelt, die besonders zwei Hauptziele haben: die Kultivierung eines mitfühlenden Herzens und die Kultivierung tiefer Einsichten in das Wesen der Realität, die als die Vereinigung von Mitgefühl und Weisheit bezeichnet werden. Das Herz dieser Meditationsübungen bilden zwei Haupttechniken: die Verfeinerung der Aufmerksamkeit und ihre ausdauernde Anwendung auf der einen Seite und die Regulierung und Transformation von Emotionen auf der anderen (Society for Neuroscience, 12. November 2005).

      In diesem Buch untersuchen wir, wie sich die Theorie und die Praxis von Achtsamkeit und Mitgefühl zu Weisheit und Mitgefühl in der Psychotherapie und darüber hinaus entfalten können. Wir beginnen mit der Untersuchung von Mitgefühl, das Therapeuten ein wenig vertrauter ist und gründlicher erforscht wurde als der eher weniger greifbare und ein wenig rätselhafte Begriff der Weisheit.

      Was ist Mitgefühl?

      Das englische Wort für Mitgefühl, compassion, hat lateinische und griechische Wurzeln: Es geht auf die griechische Wurzel pati und pathein („leiden“) und die lateinische Wurzel com („mit“) zurück; compassion bedeutet also „Leiden mit“ einer anderen Person. Das Oxford English Dictionary definiert Mitgefühl (compassion) als „mitfühlendes Mitleid und Sorge um Leiden und Unglück anderer“ (S. 291). Im Jahr 2009 verfassten Tausende religiöser Führer aus der ganzen Welt die Charter for Compassion (Charta für Mitgefühl), in der sie Mitgefühl als einen inneren Aufruf definierten, „alle anderen Wesen so zu behandeln, wie wir selbst behandelt werden möchten“ (Armstrong, 2012). Im Bereich der Psychologie wird die Frage nach dem Verständnis und der Bedeutung von Mitgefühl besonders interessant.

      Eine knappe, praktische Definition von Mitgefühl könnte lauten: Mitgefühl ist die Erfahrung von Leiden in Verbindung mit dem Wunsch, es zu lindern. Ähnliche Definitionen sind zum Beispiel:

      • „Grundlegende Freundlichkeit mit einem tiefen Bewusstsein von eigenem Leiden und dem Leiden anderer Lebewesen in Verbindung mit dem Wunsch und dem Bemühen, es zu lindern“ (Gilbert, 2009c, S. XIII).

      • „Das Gefühl, das entsteht, wenn man Zeuge von Leiden eines anderen Menschen ist, und das dann ein Verlangen hervorruft, helfen zu wollen“ (Götz, Keltner & Simon-Thomas, 2010, S. 351).

      • „Der Wunsch, alle Lebewesen mögen frei von Leiden sein“ (Dalai Lama, 2006).

      • Ein dreiteiliger Prozess: (1) „Ich fühle mit dir mit“ (affektiver Teil), (2) „Ich verstehe dich“ (kognitiver Teil) und (3) „Ich möchte dir helfen“ (motivierender Teil) (Hangartner, 2011).

      Bis zum letzten Jahrzehnt wurde Mitgefühl als eine bestimmte Emotion oder eine innere Haltung von Experimentalpsychologen (Davidson & Harrington, 2001; Götz et al., 2010; Goleman, 2005; Pommier, 2010) und von Psychotherapeuten (Gilbert, 2005, 2011; Glaser, 2005; Ladner, 2005; Lewin, 1996) relativ vernachlässigt. Diese Vernachlässigung kann zum Teil an der Überschneidung von Mitgefühl mit ähnlichen Konstrukten wie Empathie (Batson, 1991; Hoffman, 1981), Sympathie (Shaver, Schwartz, Kirson & O‘Connor, 1987; Trivers, 1971), Liebe (Fehr,

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