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Kosten und Gewinn in den Punkt der Entscheidung aufzunehmen. Zum Beispiel trägt der Therapeut in der nächsten Abbildung oben im Diagramm den Gewinn ein, um der Klientin verstehen zu helfen, warum er ihr problematisches Verhalten (also das Verhalten, das es verstärkt) aufrechterhält.

      Häufig ist es sehr nützlich, sich auf diese Weise eine Übersicht über die Antezedenzien und Konsequenzen eines Verhaltens zu verschaffen, besonders wenn ein Klient sagt: »Ich verstehe nicht, warum ich das immer wieder mache.« Der technische Begriff für so eine Betrachtung ist Funktionsanalyse, lockerer ausgedrückt, Funktionen aufspüren. Wenn wir mit einer Klientin diesen Prozess durchlaufen, kann er bei ihr schnell zu mehr Bewusstsein führen und ihr wertvolle Einsicht in ihr Verhalten vermitteln: was es auslöst (Antezedenzien) und was es in Gang hält (verstärkende Konsequenzen).

      Zugleich liefert dieser Prozess ein tolles Sprungbrett für therapeutische Interventionen. In der Abbildung oben können wir leicht Gedanken identifizieren, die das Ziel von Defusion sein sollten. Wir können Gefühle erkennen, denen wir mit Akzeptanz begegnen, und schwierige Situationen, denen wir mit wertegeleitetem Problemlösen, Zielsetzen und Handlungsplanung begegnen sollten (wozu das Training sozialer Fähigkeiten gehören würde, wenn der Klient auf diesem Gebiet Defizite aufweist).

      Natürlich gibt es eine Menge mehr über funktionalen Kontextualismus zu sagen als dies, aber wir haben genug angesprochen, um anfangen zu können.

      WAS SIE MITNEHMEN KÖNNEN

      In der ACT verwenden wir ständig alle Konzepte, die in diesem Kapitel besprochen wurden. Zum Beispiel verwenden wir Achtsamkeit sowohl um die Bewusstheit der Antezedenzien zu steigern (das heißt, die Gedanken, Gefühle und Situationen wahrzunehmen, die das fragliche Verhalten auslösen), als auch um die Konsequenzen von Verhalten aufzuspüren (welche Wirkung es hat, kurzfristig wie auf lange Sicht). Wir verwenden auch Achtsamkeit und Werte, um Menschen zu helfen, die Weise zu verändern, wie sie auf Antezedenzien reagieren, sodass dieselben Situationen, Gedanken und Gefühle, die einmal Wegbewegungen ausgelöst haben, jetzt zu Antezedenzien für Hinbewegungen werden. Wenn wir in späteren Kapiteln die Kernprozesse der ACT besprechen, verknüpfe ich das, was wir tun, immer wieder mit diesen grundlegenden verhaltenstheoretischen Konzepten. Fürs Erste aber ist die Zeit der Kniffligkeiten vorbei.

      TEIL II

      Anfangen

      5 Ausrichtung auf Erfolg

      FIRST THINGS FIRST

      Etwa die Hälfte aller Probleme, denen ich in Supervision begegne, geht darauf zurück, dass Therapeutinnen oder Therapeuten mit der ACT beginnen, ohne ihre Sitzungen wirklich zu planen. Wenn wir uns die Zeit nehmen, unsere Sitzungen vom ersten Schritt an gut vorzubereiten, bekommen wir wahrscheinlich viel bessere Ergebnisse. In diesem und dem nächsten Kapitel werde ich Ihnen also eine Reihe von Vorschlägen präsentieren, wie Sie genau dies tun können. (Und passen Sie dies natürlich wie alles andere, was Sie in diesem Buch lesen, so an, dass es zu Ihrer eigenen Arbeitsweise passt.

      Die erste Sitzung

      Therapeutinnen, die mit der ACT arbeiten wollen, kommen von den verschiedensten Richtungen und haben daher oft sehr unterschiedliche Vorstellungen von der ersten Sitzung. Viele Therapeuten führen beispielsweise gern zunächst ein Erstgespräch oder bieten »probatorische Sitzungen« an, bevor sie mit der »aktiven« Therapie beginnen. Dazu gehört, dass eine Anamnese erhoben wird, Fragebögen ausgefüllt und spezifische Tests zum Beispiel zur Messung der Gedächtnisleistung durchgeführt werden und ein Therapievertrag geschlossen wird. Therapeutinnen mit Erfahrung in Kurzzeittherapie ziehen es jedoch häufig vor, keine probatorische Sitzung abzuhalten, sondern steigen gleich bei der allerersten Begegnung in die therapeutische Arbeit ein. Beide Ansätze haben ihr Für und Wider, und dies ist nicht der Ort, sie zu diskutieren. Wenn also Ihre gegenwärtige Arbeitsweise Ihnen die Ergebnisse liefert, die Sie haben wollen, bleiben Sie dabei. In diesem Buch behandle ich die erste Sitzung als diejenige, in der sich Klient und Therapeutin zum allerersten Mal begegnen (das heißt, ich gehe davon aus, dass keine probatorische Sitzung vorausgegangen ist). Falls Sie anders arbeiten, modifizieren Sie alle folgenden Vorschläge so, dass sie eine probatorische Sitzung enthalten oder »strecken« Sie die erste Sitzung so, dass sie zwei Termine umfasst.

      Das Ziel der ersten Sitzung besteht im Idealfall darin,

      • einen engen Rapport aufzubauen

      • informierten Konsens herzustellen

      • eine Anamnese zu erheben

      • Verhaltensziele zu vereinbaren.

      Falls es die Zeit zulässt, können wir auch

      • eine kurze Erlebnisübung machen

      • eine einfache »Hausaufgabe« geben.

      Bei rasch ansprechenden Klienten oder solchen mit einem sehr spezifischen Problem können die obigen Ziele oft alle in einer Sitzung erreicht werden. Bei weniger rasch ansprechenden Klientinnen oder solchen mit mehreren Problemen und einer komplexen Vorgeschichte sind wahrscheinlich eher zwei Sitzungen erforderlich, vor allem, wenn Sie sie auch noch Fragebögen ausfüllen lassen wollen.

      Überdies darf nicht vergessen werden, dass der Aufbau von Vertrauen ein Thema sein kann, wenn Ihr Klient eine Geschichte von Trauma oder wiederholt Missbrauch und Verrat in nahen Beziehungen erlebt hat. In solchen Fällen wollen Sie vielleicht zunächst zwei, drei Sitzungen auf Anamnese und der Etablierung eines Rapports miteinander verwenden, um dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung Zeit zu geben.

      In Kapitel 6 werden wir sehen, wie Sie Anamnese erheben und Verhaltensziele setzen, und in Kapitel 7 werden wir kurz erfahrungsorientierte Übungen und einfache Hausaufgaben vorstellen, die Sie in jeder Sitzung einsetzen können, auch schon in der ersten Sitzung. In diesem Kapitel fokussieren wir darauf, wie Sie einen Rapport aufbauen und informierten Konsens herstellen.

      Aufbauen eines Rapports und den Regenbogen sehen

      Die therapeutische Beziehung ist in der ACT von zentraler Bedeutung. Und eine der besten Möglichkeiten, wie man sie stärken kann, besteht darin, ACT im Therapieraum zu verkörpern. Wenn wir unserer Klientin präsent begegnen, für Emotionen offen sind, auf Abstand zu unseren eigenen Wertungen gehen und im Einklang mit unseren therapeutischen Kernwerten von Verbundenheit, Empathie, liebevoller Anteilnahme und Hilfsbereitschaft handeln, ermöglichen wir auf ganz natürliche Weise eine herzliche, mitschwingende, offene und authentische Beziehung. Wenn wir einem anderen Menschen unsere volle Aufmerksamkeit schenken und ihm offen, mitfühlend und neugierig begegnen, so ist allein dies schon therapeutisch.

      Bei jedem beliebigen Klienten ist es nützlich, wenn wir uns fragen: Sehe ich diese Person als einen Regenbogen oder als ein Hemmnis? Ein Regenbogen ist eine einmalige und schöne Erscheinung der Natur. Wir sehen ihn nicht als Problem oder als ein Hindernis. Eher sind wir dankbar und berührt davon, in seiner Gegenwart sein zu dürfen. Können wir eine ähnliche innere Haltung unseren Klientinnen entgegenbringen? Können wir ihre Einzigartigkeit und das Geschenk, dass wir auf einer so tiefen Ebene mit unseren Mitmenschen arbeiten können, wahrhaft schätzen?

      Wenn Klienten wirklich feststecken – das heißt, extrem verschmolzen sind und in hohem Maß Realität vermeiden –, wird Therapie häufig extrem schwierig oder ist zum Stillstand gekommen. Es ist nicht überraschend, dass dies für Therapeutinnen eine Herausforderung ist. Wenn wir mit Klienten arbeiten, die so blockiert sind, und wenn wir keine Fortschritte machen, beginnt unser Verstand gewöhnlich schnell zu bewerten. Und wenn uns solche Wertungen im Griff haben, fangen wir an, unsere Klientinnen als Hemmnis zu sehen: dass sie uns behindern und davon abhalten, unsere Arbeit zu machen, und zu einem Ärgernis werden.

      Eine mitfühlende und respektvolle Beziehung mit unseren Klienten ist eine wesentliche Bedingung, um ACT gut zu machen. Ohne sie werden viele unserer Interventionen fast garantiert wirkungslos bleiben, eine negative Rückwirkung haben oder entwerten. Die therapeutische Beziehung zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, ist ein großes Thema, deshalb werden wir es in Kapitel 30 ausführlicher behandeln. In diesem Zusammenhang hier muss ich noch eins

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