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Sache.

      Ein äußerst wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Akzeptanz und Vermeiden

      In der ACT plädieren wir nicht dafür, sämtliche Gedanken und Gefühle unter allen Umständen zu akzeptieren. Dies wäre nicht nur äußerst rigide, sondern auch ziemlich unnötig. In zwei Fällen empfiehlt die ACT jedoch Akzeptanz:

      1. Wenn es nur eingeschränkt oder überhaupt nicht möglich ist, Gedanken und Gefühle zu vermeiden.

      2. Wenn es zwar möglich ist, Gedanken und Gefühle zu kontrollieren, die Lebensqualität dadurch jedoch auf lange Sicht eingeschränkt wird.

      Ist Erlebnisvermeidung möglich und trägt sie zu einem Leben, das an Ihren Werten orientiert ist, bei, ist nichts dagegen einzuwenden. Bitte merken Sie sich daher diesen Punkt bitte gut. Viele ACT-Anfänger und -Anfängerinnen haben den Eindruck, dass jede Erlebnisvermeidung schlecht ist, oder dass Erlebnisvermeidung das Gegenteil eines Lebens ist, das an Ihren Werten orientiert ist. Das ist nicht so!

      Wie Fusion zu Erlebnisvermeidung führt

      Wenn Erlebnisvermeidung exzessiv wird, liegt das zum großen Teil an Fusion mit zwei Kategorien von Denken: Bewertungen und Regeln. Unser Verstand bewertet unsere schwierigen Gedanken und Gefühle als »schlecht« und formuliert die Regel: »Ich muss sie loswerden!« Häufig passiert das schneller, als das bewusste Denken hinterherkommt. Sobald schwierige Gedanken und Gefühle entstehen, fangen wir sofort an, zu versuchen, sie zu vermeiden oder loszuwerden. (Es könnte Ihnen also helfen, exzessive Erlebnisvermeidung als Nebenergebnis von Fusion mit dieser Regel zu verstehen: »Diese Gedanken und Gefühle sind schlecht, deshalb muss ich sie loswerden«.)

      Kurz gefasst: Fusion ist der übergreifende pathologische Prozess in der ACT, und Erlebnisvermeidung ist eines der vielen Probleme, die Fusion verursachen kann. Wenn Sie also einen Fall beschreiben und herauszufinden versuchen: »Ist dies Fusion oder Erlebnisvermeidung?«, lautet die Antwort gewöhnlich: Es ist beides! So konsumiert zum Beispiel ein Klient Alkohol und ist dabei sowohl von dem Verlangen motiviert, Angst zu vermeiden (Erlebnisvermeidung), als auch von der Fusion mit »Ich brauche ein Bier«.

      Diese Überschneidung von Prozessen ist der Grund, weshalb ich das Wort »verstrickt« (hooked) verwende, wenn ich sowohl Fusion als auch Vermeidung meine. Um dies zu verdeutlichen, beschreibe ich oft zwei verschiedene Modi, wie man verstrickt ist: den automatischen Modus und den Vermeidungsmodus.

      Automatischer Modus bedeutet, dass wir in einem Zustand der Fusion automatisch unseren Gedanken und Gefühlen gehorchen. Wir machen das, was uns unsere Kognitionen vorgeben. Wir verschmelzen mit unseren von Ärger oder Wut bestimmten Kognitionen und wir handeln aggressiv. Wir verschmelzen mit unseren von Angst bestimmten Kognitionen und wir handeln ängstlich. Wir verschmelzen mit den kognitiven Elementen unserer Neigungen und heftigen Begierden und wir tun, was immer sie uns zu tun drängen – nehmen Drogen, rauchen, essen zu viel und so weiter.

      Vermeidungsmodus bedeutet, dass wir in einem Zustand der Fusion alles tun, was wir können, um unerwünschte Gedanken und Gefühle zu vermeiden oder loszuwerden. Unser Verhalten ist von den Anstrengungen bestimmt, diese schwierigen inneren Erfahrungen zu vermeiden oder loszuwerden: mit anderen Worten von Erlebnisvermeidung.

      Wenn wir im Griff von Gedanken und Gefühlen sind, können wir in den automatischen, in den Vermeidungsmodus oder üblicherweise in beide zugleich gehen.

      DIE SECHS PATHOLOGISCHEN KERNPROZESSE PSYCHISCHER RIGIDITÄT

      Die sechs pathologischen Kernprozesse wie in der folgenden Abbildung sind Fusion, Erlebnisvermeidung, unflexible Aufmerksamkeit, Werteferne, unzweckmäßiges Handeln und Fusion mit dem Selbstkonzept. Jeder einzelne oder alle diese Prozesse können zu psychischer Rigidität führen. Sie können diese sechs pathologischen Prozesse als die »Kehrseite« der therapeutischen Kernprozesse psychischer Flexibilität verstehen. Wenn wir sie besprechen, werde ich zur Veranschaulichung für jeden einzelnen Prozess Beispiele von Klientinnen mit einer klinischen Depression anführen.

      Fusion

      Wie Sie wissen, bedeutet Fusion, dass unsere Gedanken unser offenes Verhalten und unser Bewusstsein in einem problematischen Ausmaß dominieren. Im Zustand der Depression können Klienten mit allen möglichen Gedanken verschmelzen, die nicht gerade hilfreich sind: Ich bin schlecht, ich habe nichts anderes verdient. Ich kann es nicht ändern, ich war schon immer so. Das Leben ist beschissen. Es ist alles zu schwer. Therapie hilft nicht. Es wird nie besser. Wenn ich mich so fühle, schaffe ich es nicht aus dem Bett. Ich bin zu erschöpft, um irgendetwas zu tun. Sie verschmelzen überdies oft mit schmerzlichen Erinnerungen an Ablehnung, Enttäuschung, Versagen oder Missbrauch. (Eine extreme Fusion mit einer Erinnerung in der Form, dass sie Realität zu sein scheint, die hier und jetzt da ist, wird gewöhnlich als »Flashback« bezeichnet.) Bei einer klinischen Depression manifestiert sich Fusion oft in Form von sorgenvollen Gedanken, Grübeln, Herausfindenwollen, warum »ich so bin« oder einem nicht enden wollenden negativen Kommentar: Diese Party ist so furchtbar. Ich sollte nach Hause und ins Bett gehen. Was mache ich überhaupt hier? Alle anderen amüsieren sich blendend. Für mich interessiert sich hier niemand.

      Erlebnisvermeidung

      Erlebnisvermeidung – der andauernde Versuch, unerwünschte private Erlebnisse wie Gedanken, Gefühle oder Erinnerungen loszuwerden, zu vermeiden oder vor ihnen zu fliehen – ist das genaue Gegenteil von Akzeptanz: Depressive Klientinnen versuchen gewöhnlich mit allen Kräften, schmerzliche Emotionen und Gefühle wie Ängste, Traurigkeit, Müdigkeit, Wut, Schuldgefühle, Einsamkeit, Teilnahmslosigkeit usw. zu vermeiden oder loszuwerden. Nehmen wir zum Beispiel sozialen Rückzug. Ihr Klient möchte zur Geburtstagsparty seines besten Freundes gehen, aber als das Treffen näher rückt, verschmilzt er mit Gedanken wie: Ich bin langweilig. Ich bin eine Last. Ich habe nichts zu sagen. Mir wird es nicht gefallen. Ich bin zu müde. Ich habe keine Lust, sowie mit Erinnerungen an Begegnungen, die unbefriedigend waren. Er hat Angstgefühle, die sogar noch stärker werden, je näher das Ereignis rückt, bis er ganz vom Gefühl der Angst erfasst ist. Und in diesem Moment empfindet er sofort Erleichterung: Alle unangenehmen Gedanken und Gefühle sind sofort verschwunden. Die Erleichterung hält natürlich nicht lange an. Etwas später ist er mit Selbsthass verschmolzen: Sieh an, was für ein Loser ich bin! Kann nicht einmal zur Party meiner besten Freundin gehen! Aber dieser kurze Schub von Erleichterung – dass er kurz seiner Angst entkommen ist – hat eine sehr verstärkende Wirkung, sodass die Gefahr eines künftigen sozialen Rückzugs steigt.

      Fusion und Erlebnisvermeidung gehen gewöhnlich Hand in Hand. Unsere Klienten verschmelzen mit allen möglichen schmerzlichen Kognitionen (z. B. Grübeln, sorgenvollen Gedanken, entwertender Selbstkritik oder Erinnerungen an Versagen und Enttäuschung), während sie zugleich versuchen, sie zu vermeiden oder loszuwerden (z. B. durch Drogen, Alkohol, Zigaretten, Fernsehen oder übermäßig langes Schlafen).

      Unflexible Aufmerksamkeit

      Kontakt mit dem gegenwärtigen Moment oder flexible Aufmerksamkeit bedeutet die Fähigkeit, vollen bewussten Kontakt mit Ihren inneren wie mit Ihren äußeren Welten aufzunehmen und Ihren Fokus zu verengen, zu verbreitern, zu verschieben oder zu halten, je nachdem, was am nützlichsten ist. Ihr Gegenteil, unflexible Aufmerksamkeit, bezieht sich auf eine Reihe von Defiziten in dieser Fähigkeit, besonders auf diese drei: Ablenkbarkeit, Distanzieren und Abkoppelung.

       Ablenkbarkeit

      Ablenkbarkeit bezieht sich auf die Schwierigkeit, mit der Aufmerksamkeit bei der aktuellen Aufgabe zu bleiben. Die Aufmerksamkeit verschiebt sich leicht zu anderen Stimuli, die nicht relevant sind. Je abgelenkter wir während einer Aufgabe oder Aktivität sind, umso schwächer wird unsere Leistung sein und umso weniger wird uns die Aktivität befriedigen.

       Distanzieren

      Distanzieren bezieht sich auf die vielen verschiedenen Formen, wie wir bewusstes Interesse oder innere Beteiligung an unserem Erleben verlieren können: durch mechanisches Handeln, durch achtlos Handeln, durch automatisches Handeln wie mit

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