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meine Bilder aufzuhängen.«

      An demselben Abend sprach er auf seinem Heimweg aus der Stadt in Bosinneys Bureau vor. Er traf den Architekten in Hemdärmeln, eine Pfeife rauchend und im Begriff, den Grundriß eines Planes zu zeichnen. Soames lehnte einen Trunk ab und kam sogleich zur Sache.

      »Wenn Sie am Sonntag nichts Besseres vorhaben, kommen Sie mit mir nach Robin Hill und sagen Sie mir Ihre Ansicht über eine Baustelle.«

      »Sie wollen bauen?«

      »Vielleicht,« sagte Soames. »Aber sprechen Sie nicht darüber. Ich möchte nur Ihre Ansicht wissen.«

      »Sehr wohl,« sagte Bosinney.

      Soames sah sich im Zimmer um.

      »Sie wohnen hier ziemlich hoch,« bemerkte er.

      Was er über Art und Zweck von Bosinneys Tätigkeit nur erfahren konnte, war von Nutzen für ihn.

      »Für mich ist es so weit gut genug,« erwiderte der Architekt. »Sie sind an Protzen gewöhnt.«

      Er klopfte seine Pfeife aus, steckte sie aber leer wieder zwischen die Zähne; es half ihm vielleicht, die Unterhaltung im Gange zu erhalten. Soames bemerkte eine Höhlung in jeder Wange, die vom Saugen herzurühren schien.

      »Was zahlen Sie für ein Bureau wie dieses?« fragte er.

      »Fünfzig zu viel,« erwiderte Bosinney.

      Die Antwort machte einen günstigen Eindruck auf Soames.

      »Es ist wahrscheinlich teuer,« sagte er. »Ich komme dann Sonntag gegen elf zu Ihnen.«

      Am nächsten Sonntag holte er also Bosinney in einer Droschke ab und fuhr mit ihm zum Bahnhof. Als sie in Robin Hill eintrafen, fanden sie keinen Wagen, und machten sich auf, die anderthalb Meilen bis zu der Baustelle zu Fuß zu gehen.

      Es war der erste August – ein herrlicher Tag mit glühender Sonne und wolkenlosem Himmel – und auf dem geraden schmalen Wege, der den Hügel hinauf führte, wirbelten ihre Füße einen gelben Staub auf.

      »Kiesboden,« bemerkte Soames und warf von der Seite einen Blick auf den Rock, den Bosinney trug. In den Seitentaschen dieses Rockes steckten Papierbündel, und unter dem Arm trug er einen sonderbar aussehenden Stock. Soames merkte sich diese und andere Eigenheiten.

      Nur ein gescheiter Mensch oder allenfalls ein ›Bukanier‹ durfte sich in seinem Äußeren solche Freiheiten erlauben; und obwohl Soames diese Exzentrizitäten zuwider waren, gewährten sie ihm doch auch wieder eine gewisse Befriedigung, da sie auf Eigenschaften schließen ließen, die einen unbedingten Vorteil für ihn bedeuteten. Wenn der Mann Häuser bauen konnte, was kam es dann auf seine Kleider an?

      »Ich sagte Ihnen schon,« begann er, »daß dies Haus eine Überraschung sein soll, sprechen Sie also nicht darüber. Ich rede nie über meine Angelegenheiten, bis sie erledigt sind.«

      Bosinney nickte.

      »Weiht man erst die Weiber in seine Pläne ein,« fuhr Soames fort, »so weiß man nie, wohin das führt.«

      »Ja,« sagte Bosinney, »Weiber sind des Teufels!«

      Im Grunde seines Herzens hatte Soames seit lange so gefühlt; er hatte es jedoch nie in Worte gekleidet.

      »Ah!« murmelte er. »Und nun haben Sie –« Er stockte, fügte aber mit unverhohlenem Ärger hinzu: »June besitzt ein Temperament! – schon von jeher.«

      »Temperament ist nichts Schlimmes bei einem Engel.«

      Soames hatte Irene nie einen Engel genannt. Er hätte seine besten Empfindungen nicht dadurch entweihen können, daß er anderen Leuten das Geheimnis ihres Wertes enthüllte und sich so gehen ließ. Er erwiderte nichts.

      Sie hatten einen neu angelegten Weg quer über ein Gehege eingeschlagen. Eine Karrenspur führte im rechten Winkel zu einer Kiesgrube, dahinter erhoben sich die Schornsteine eines Häuschens inmitten einer Baumgruppe am Rande eines dichten Waldes. Büschel von Federgras bedeckten den rauhen Boden und daraus stiegen Lerchen in den Sonnendunst empor. Am fernen Horizont erhob sich über einer zahllosen Reihe von Feldern und Hecken eine Hügelkette.

      Soames ging voran, bis sie die gegenüberliegende Seite erreicht hatten und machte Halt. Es war die gewählte Baustelle; aber jetzt, da er im Begriff war, einem andern den Platz zu zeigen, war er unsicher geworden.

      »Der Agent wohnt in dem Häuschen dort,« sagte er, »man kann bei ihm etwas zu essen bekommen – wir wollen lieber erst frühstücken, bevor wir uns die Sache ansehen.«

      Er ging wieder voran bis zu dem Haus, wo der Agent, ein Mann namens Oliver, mit einem plumpen Gesicht und ergrautem Bart, sie begrüßte. Während des Frühstücks, das Soames kaum berührte, wandte er keinen Blick von Bosinney und wischte sich mit seinem Taschentuch ein paarmal verstohlen über die Stirn. Endlich war das Mahl beendet und Bosinney erhob sich.

      »Sie haben gewiß Geschäftliches zu besprechen,« sagte er, »ich will mich indessen draußen ein wenig umschauen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, schlenderte er hinaus.

      Soames war Anwalt für dieses Besitztum und brachte beinahe eine Stunde in der Gesellschaft des Agenten zu, besichtigte Grundstückspläne und sprach über die Hypotheken Nicholls und anderer; dann brachte er wie zufällig das Gespräch auf den Bauplatz.

      »Die Leute,« sagte er, »sollten mir im Preise entgegenkommen, da ich als erster hier bauen will.«

      Oliver schüttelte den Kopf.

      »Der Platz, den Sie aussuchten, ist der billigste, den wir haben. Die Baustellen auf der Höhe oben sind ein gut Teil teurer.«

      »Übriges,« sagte Soames, »ich bin noch nicht entschlossen, leicht möglich, daß ich gar nicht baue. Die Grundsteuer ist sehr hoch.«

      »Es täte mir sehr leid, Mr. Forsyte, wenn Sie es aufgeben würden, und ich glaube, Sie tun nicht recht daran. Es gibt in der Nähe von London kein Stück Land mit einer solchen Aussicht, und keins, das billiger wäre, wenn alles mit in Betracht gezogen wird. Wir brauchten nur zu annoncieren, und eine Unmenge von Leuten risse sich darum.«

      Sie sahen sich beide an. Ihre Gesichter sagten sehr deutlich: »Ich achte dich als Geschäftsmann, aber du kannst nicht erwarten, daß ich ein Wort von dem glaube, was du sagst.«

      »Also,« wiederholte Soames, »ich bin noch nicht entschlossen, es wird wahrscheinlich nichts aus der Sache werden!« Mit diesen Worten nahm er seinen Schirm, dann reichte er dem Agenten seine frostige Hand, zog sie ohne den geringsten Druck wieder zurück und ging hinaus in die Sonne.

      In tiefem Nachdenken kehrte er langsam zurück zu der Baustelle. Sein Instinkt sagte ihm, daß der Agent recht hatte. Ein billiger Bauplatz. Und das Beste daran war, er wußte, daß der Agent ihn gar nicht für so billig hielt; sein eigenes intuitives Urteil über die Sachlage war also ein Sieg über das des Agenten.

      »Billig oder nicht, ich muß ihn haben,« dachte er.

      Die Lerchen zu seinen Füßen flatterten auf, die Luft war voll von Schmetterlingen, und ein süßer Wohlgeruch stieg aus den wilden Gräsern empor. Der zarte Duft der Farnkräuter wehte leis vom Walde herüber, wo im Dickicht verborgen, die Tauben girrten, und fernher kam mit einem warmen Lüftchen der rhythmische Klang von Kirchenglocken.

      Soames heftete die Augen beim Gehen auf den Boden, seine Lippen öffneten und schlossen sich, wie im Vorgeschmack eines leckeren Bissens. Aber als er bei dem Bauplatz anlangte, war Bosinney nirgends zu erblicken. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, ging er quer über das Gehege in der Richtung auf die Anhöhe zu. Er hätte gern gerufen, fürchtete sich aber vor dem Klang seiner Stimme.

      Das Gehege war einsam wie eine Prärie, nur durch das Rascheln der Kaninchen, die in ihre Löcher schlüpften, und den Gesang der Lerchen wurde die Stille unterbrochen.

      Soames, der Bahnbrecher und Anführer der großen Forsytearmee, die heranrückte, diese Wildnis zu zivilisieren, fühlte sich bedrückt durch diese Einsamkeit, den unsichtbaren Gesang und die heiße süße

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