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Sachregister

       Bibelstellenregister.

       Bibliographie

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       Anmerkungen

       Vorwort

      Im Juli 2008 wurde ich von der südafrikanischen Gesellschaft für urbane Mission eingeladen, im Rahmen ihres Jahreskongresses eine Serie von Vorträgen zum Thema Mission und Gemeindebau in urbanen Räumen zu halten. Die Konferenz fand in dem alten Feuerwehrgebäude der Stadt Pretoria statt, oder wie man sie heute nennt: Tswane. Es war Winter, und die versammelten Teilnehmer aus Südafrika und den benachbarten afrikanischen Ländern froren erbärmlich. Jeder Versuch, gegen die dicken Betonwände des Feuerwehrgebäudes anzugehen, die die ganze Kälte des südafrikanischen Winters in sich gespeichert zu haben schienen, scheiterte kläglich.

      „Das ist ein Bild für unsere Mission in den afrikanischen Großstädten“, sagte einer der Teilnehmer. „Je mehr wir uns darum bemühen, das Licht und die Wärme der Liebe Gottes in die Stadt zu bringen, desto kälter scheint es in der Stadt zu werden.“

      Aus diesen Worten sprachen viel Frustration und Hoffnungslosigkeit. Ich war nicht der einzige Teilnehmer aus Europa, der den weiten Weg nach Südafrika auf sich genommen hatte. Wir trafen uns immer wieder als Europäer und versuchten, das Gehörte auf unsere Städte in Europa zu beziehen. Und bald wurde deutlich: Die Frustration des afrikanischen Gemeindebauers könnte man genau so auch in den Mund eines Europäers legen. Christlicher Gemeindebau in den Städten dieser Welt ist zu einer schwierigen Übung geworden. Die Urbaniten, wie man die Stadtbevölkerung nennt, lassen sich offensichtlich nicht so einfach einladen, ein Leben in der Gemeinschaft einer christlichen Kirche zu führen. Christen überall in der Welt äußern mehr Frustration als Freude über die Stadt und ihren Versuch, Gemeinde in der Stadt zu bauen. Der berühmte amerikanische Evangelist Dwight L. Moody brachte es für viele andere auf den Punkt: „The city is no place for me“ (Die Stadt ist kein Platz für mich).1 Und der bekannte amerikanische Theologe und Stadtkenner Conn beschreibt, wie ihn einmal eine Frau nach dem Gottesdienst grüßte und meinte: „Wissen Sie, dass Sie Gott auf dem Lande näher sind?“2

      Mit diesem Buch habe ich mir die Aufgabe gestellt, die Probleme des Gemeindebaus in der Stadt zu reflektieren. Es gilt zu verstehen, warum Mission und Evangelisation in urbanen Räumen zu einer so schwierigen Aufgabe geworden sind. Und es gilt, nach möglichen Lösungen zu suchen. „Das Christentum ist allem anderen voran ein Weg des Sehens“, schreibt der amerikanische Theologe Robert Barron.3 Wir wollen sehen, ob uns Gottes Geist nicht jene Sicht schenken wird, die Frustration in Begeisterung, Hoffnungslosigkeit in eine neue Leidenschaft und Hilflosigkeit in Sachen urbaner Gemeindearbeit in Kreativität verwandeln kann. Gelänge es mir, so wäre die Aufgabe erfüllt. Denn schließlich ist es ja Gott selbst, der seine Gemeinde baut, nicht wir. Dietrich Bonhoeffers Worte erinnern uns daran, worauf es ankommt. Er schreibt: „Kein Mensch baut die Kirche, sondern Christus allein. Wer die Kirche bauen will, ist gewiss schon am Werk der Zerstörung; denn er wird einen Götzentempel bauen, ohne es zu wollen und zu wissen. Wir sollen bekennen – ER baut. Wir sollen verkündigen – ER baut. Wir sollen zu ihm beten – ER baut.“4 Wir Menschen bauen nur mit. Alles, was wir können, ist Augen und Ohren offen halten und von IHM lernen.

      Nein, in diesem Buch will ich keine Anleitung zum Gemeindebau geben. Es ist weniger ein „How-to-do“-Buch. Ich will vielmehr zum Denken anregen. Veränderung setzt die Änderung des Denkens voraus, schreibt der Apostel Paulus (Röm. 12,1-2). Unsere Unzulänglichkeit ist in der Regel das Ergebnis eingerosteten Denkens. Wer lange genug in traditionellen Sichtweisen verweilt, wird bald für neue, innovative Wege blind. Diese Blindheit zu überwinden heißt am Ende, eine neue Welle kreativer Ansätze im Gemeindebau zu wagen. Genau das wünsche ich mir für meine Leser. Ich selbst habe immer wieder durch die Lektüre eines Buches oder eine Vorlesung Aha-Erlebnisse gehabt, die mich herausforderten, aber auch aus der Lethargie, aus der Unbeweglichkeit der eingefahrenen Situation, befreiten. Man kann auch sagen, Gott nutzte Bücher, um meinen Horizont zu erweitern. Ich hoffe, das tut ER auch durch dieses Buch.

      Ich will zum Nachdenken über die Chancen und Möglichkeiten urbaner Gemeindearbeit anregen. Und ich tue das nicht nur als Theologe. Ich trage nicht aus der Bibliothek einer Fakultät für urbane Mission vor, auch wenn ich durch Hinweise auf entsprechende Literatur den Zuhörern einen Zugang zu der zurzeit geführten Diskussion ermöglichen möchte. Ich trage als betroffener Gemeindegründer und Gemeindepastor vor. Gemeindearbeit ist meine Leidenschaft. Was wäre meine theologische Arbeit wert, wenn da nicht die Herausforderung der praktischen Gemeindearbeit wäre? Dieses Buch ist in bewusster Reflexion der Praxis, und hier vor allem meiner eigenen Praxis, entstanden. Es atmet eine Theologie, die aus der Praxis kommt und in die Praxis führen will. Und so widme ich es auch allen jenen Gemeindemitarbeitern, die mit mir zusammen an Konzepten für Gemeindebau gearbeitet haben.

      Johannes Reimer

      Bergneustadt im Herbst 2017

TEIL 1

       Kapitel 1

       Gemeinden gründen, wo der Glaube stirbt

       1.1. Sehnsuchtsort Stadt

      Die Stadt – seit Urzeiten ist sie ein Ort menschlicher Sehnsucht. An keinem anderen Ort erhofft sich der Mensch so sehr, das Leben in die eigene Hand nehmen zu können. Und so strömten seit der Gründung der ersten uns bekannten Stadt Jericho vor 10 000 Jahren bis heute Millionen von Menschen in die rasant wachsenden Städte der Welt.5 Sie verlassen ihre Dörfer, weil sie sich auf dem Land unsicher fühlen und oft nur wenig Chancen zum Überleben sehen.

      John, ein junger Afrikaner, der gerade in Hamburg gelandet ist, erzählt:

      „Ich bin in einem Dorf im östlichen Kongo geboren. Zusammen mit einigen jungen Leuten aus meinem Dorf gelang mir nach Jahren langer und gefährlicher Reise die Flucht nach Deutschland. Heute lebe ich hier in Hamburg in einer Flüchtlingsunterkunft. Nur noch wenige Alte leben in unserem Dorf. Die meisten Einwohner sind weg. Bei uns zu Hause wollen alle so schnell wie möglich in die Stadt. In der Stadt gibt es Arbeit, und man findet immer etwas zu essen. Im Vergleich mit dem Elend auf dem Land im Kongo ist jedes Leben in der Stadt ein Paradies. Sogar in den Slums von Kinshasa.“

      So wie John geht es Millionen. Fast ein Drittel der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten, und es werden immer mehr. Am Ende des 21. Jahrhunderts, so die Prognosen, werden drei Viertel der Weltbevölkerung in Städten wohnen. Die Erde wird zu einem urbanisierten Planeten.

      Städte wachsen, weil Menschen in die Stadt fliehen. Während die klassische Landbevölkerung, z. B. in Afrika, hohe Geburtenraten vorweist, werden die Familien in der Stadt immer kleiner.6 Es ist die wachsende Landbevölkerung, die für das Wachstum der Städte sorgt. Die Urbanisierung erweist sich somit als die effektivste Methode der Geburtenkontrolle.

      Menschen suchen ihr Glück in der Stadt. Kommen sie dieser aber näher, so finden die meisten von ihnen zunächst bittere Armut und Elend. Viele von ihnen landen in den Elendsvierteln, Slums und Favelas, die Doug Saunders, kanadischer Journalist und Reisender, „Arrival Cities“ nennt. Er hat 25 Slums auf fünf Kontinenten besucht und überrascht mit einer radikalen, weil positiven These. Sein Buch „Arrival City“ weitet den Blick und zeigt auf, wie gerade die Landflüchtlinge heute die Zukunft so mancher Stadt bestimmen.7 Denn sie sind es, die den Kampf ums Überleben aufnehmen und dabei nicht nur einen erstaunlichen Lebenswillen, sondern auch einen hohen Grad an Innovation aufweisen. In ihren „urbanen

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