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ihr Reich inspizieren, Bergziegen spielerisch leicht an Felswänden nach oben verschwinden und Bären mit und ohne Nachwuchs. Und wir genossen auch die stillen Stunden, in denen das Kajak fast lautlos über den See glitt, und die Chesna erlaubte Blicke, die sich gegenseitig an Schönheit überschlugen. Wir holten mit Harry die Krabben-Reuse ein und flogen zum „Carol-See“, der sich am Fuße eines namenlosen Gletschers befindet und seine eigene Story hat: Vor Jahren haben unsere Gastgeber diese Gegend erkundet und mussten wegen eines Motorschadens dort landen, übernachten und warten, bis ein anderer Pilot das benötigte Ersatzteil brachte. In jener Nacht hat Harrys Frau so erbärmlich gefroren, dass er diesen See nach ihr benannte. Auf alle Fälle hatten wir „hier im Busch“ eine großartige Zeit, die ihr Geld wert, und viel zu schnell vorbei war. Carols Kaffee war erstklassig wie alles andere im Detail auch. Dass Kombination oder Reihenfolge beim Frühstück in Europa ganz anders geordnet wären, was soll’s. Mich störten auch süßes Rosinenbrot mit Grillwürstchen, oder Honig-Eierkuchen mit Eier und Speck nicht. Man muss nur seine eigene Reihenfolge finden, erst das Süße, danach die herzhaften Dinge, oder umgekehrt. Absolut einig waren wir uns aber bei den 27 fangfrischen Krabben, die waren absolut köstlich. Auf dem Weg zurück zum Auto fliegt Harry eine ganz andere Route. Und wieder leuchten Flüsse wie silberne Bänder zu uns herauf, glitzern Seen grün und blau, huschen Berge, Gletscher und verschneite Kämme vorbei, und die Landschaft zieht wie ein wundervolles Gemälde vorüber. Und als die rot-weiße Maschine auf dem Lakelse See wieder aufsetzt, gehen für uns ganz besondere Tage zu Ende, die wir sicherlich nie vergessen werden. Ehe wir uns jedoch verabschieden und einen kurzen Trip nach Kitimat unternehmen, ist Harry gleich wieder der absolut Korrekte: Vor dem Abflug hatte er sofort die offene Hand ausgestreckt und bemerkt, dass ich die Tour bisher nur angezahlt hätte. Jetzt kam er unaufgefordert auf mich zu und hielt mir die 50 Dollar entgegen, die ihm vor einigen Tagen als Wechselgeld gefehlt hatten …

      Kitimat ist zwar auch ein „Tor zur Wildnis“, und in seinem Radley Park steht mit der „Giants Spruce“ die älteste Fichte des Tales, doch gilt sein 1950 bis 1954 gebauter „Alcan Kitimat Works Aluminium Smelter“ (geführte Touren) als die eigentliche Attraktion. Diese Schmelzanlage ließ damals die Stadt, den Kenny Damm im Nechako River Canyon und das Kemano Kraftwerk mit diversen Nachfolgeeinrichtungen mitten in der Wildnis entstehen und sorgte für schnellen Aufwärtstrend des neuen Ortes. Seine berühmte Sitka-Fichte, die 1983 als größter Baum British Columbias gesetzlich unter Schutz gestellt wurde, stand auch längst an ihrem Platz, als die weißen Newcomer auftauchten und dieses Land mit den Indianern teilten. Inzwischen gelten für den Baum mit den zwei bis drei Zentimeter langen, harten und scharf zugespitzten Nadeln mehr als 500 Jahre Vergangenheit und, in Metern ausgedrückt, 50.32 Höhe, 11.2 Umfang und 3.35 Durchmesser als Fakten. Die Sitka Spruce, eine Fichtenart, die sich an das feuchte Küstenklima angepasst hat, wächst entlang der pazifischen Nordwestküste und auf den angrenzenden Inseln. „Sitka“ entstammt der Tlingitsprache und bedeutet „am Meer“. Wegen ihrer starken und elastischen Fasern wird sie von der Flugzeugindustrie bevorzugt, als auch zum Bau von Segelmasten und Gitarren verwendet, während die Indianer aus ihren Wurzelfasern Körbe flochten. Für diese Fichten gibt es aber auch noch einen anderen Namen, den der Haisla Indianer im Kitimat Village, die sie Su-su-kaas nennen. Das 9.000-Seelen-Städtchen hat aber nicht nur diesen alten Baum zu bieten, sondern auch Outdoor-Möglichkeiten: So die Lachszüge im Kitimat River, die von Juli bis September in der Folge Chinook, Chum und Coho eintreffen, Wanderwege wie den Pine Creek Trail, die Mount Layton Hot Springs nördlich an der Nr. 37, die Kitlope Heritage Conservancy Protected Area oder das Indianerdorf Kitamaat auf der Ostseite des Douglas Channels, dessen Schule sich in der Form eines Fisches präsentiert. Während die Haisla-Indianer im Kitimat Valley schon seit Jahrhunderten lebten und das Tal der „People of the Snow“ nennen, führt heute, neben individuellen Ausflügen per Wasserflugzeug, auch eine fünftägige Tour in das mehr als 320.000 Hektar große Schutzgebiet, auf dessen mehrstündiger Anreise (Gardener Kanal-Kitlope River-Kitlope Lake) auch Wale, Robben, Bergziegen oder Bären zufällige Begleiter sein können. Entgegengesetzt und nördlich von Terrace etabliert, bietet sich für einen Ausflug noch das Dorf New Aiyansh der Nisga’a Indianer an, denn die nach dort führende Straße zieht durch schöne Natur, und im „Nisga’a Memorial Lava Bed Park“ steht man dort, wo im Herbst 1750 ein Vulkan explodierte, der im Tal mehr als 2.000 Indianer und ihre Dörfer begrub.

      So schön der Flug von Prince Ruppert, mit Anschluss nach Montreal, über die Küstengebirge nach Vancouver auch war, mit der „Travel Lodge“ am Rene-Levesque-Boulevard im Zentrum der Großstadt und in der Nähe von China Town hatten wir einen absoluten Fehlgriff gelandet. Das Hotel liegt nicht nur in einer unschönen Ecke, sondern der „gesamte Laden“ schien so unprofessionell zu sein, wie das Personal unfreundlich. Es bedurfte jedenfalls einiger Energie, die uns zugedachte Bleibe gegen ein Zimmer zu tauschen, dass die Bezeichnung „Standard“ wenigstens in Ansätzen erfüllte. Damit war der Start in der Millionenmetropole zwar ein ärgerlicher, doch für den Rest unserer vier Tage konnten wir der werbenden Überschrift des Stadtplanes uneingeschränkt zustimmen: Beautiful, exciting, friendly…

      Die zweitgrößte französischsprachige Stadt liegt, mit 4,3 Millionen Einwohnern in der Provinz Quebec auf einer Insel im mächtigen St.Lorenz Strom dort, wo der Ottawa River in ihn einmündet. Die Stadt ist, acht Flugstunden von Paris entfernt und dazwischen der Atlantik, die Schnittstelle der beiden Gründervölker. Kulturell und kulinarisch gesehen, befindet sich der markante Höhenzug Mount (Mont) Royal auf der Ile de Montreal aber direkt neben dem Mountmatre. Die Abbruchorgie überlebten nur ein paar alte Gebäude, die heute den Lebensraum mit Glaspalästen amerikanischen Ursprungs teilen. Die Weltausstellung 1967 und die Olympischen Spiele neun Jahre später waren Triebfedern des Fortschritts, dessen eigentlicher Start 350 Jahre früher erfolgte, als der Franzose Samuel de Champlain 1611 unterhalb der Lachine-Stromschnellen des St.Lorenz Stromes einen Handelsposten errichtete. Die ersten Wege in dieses Gebiet hatte allerdings sein Landsmann Jacques Cartier schon 1535 geebnet, als er diesen Fluss mit seinem Segler befuhr und auf ein Indianerdorf namens Hochelaga traf, das damals auf der Höhe der heutigen Millionenstadt lag, für die inzwischen auch Hochseeschiffe längst zum Alltag geworden sind. Bis zur Stadtgründung sollte aber ein weiteres halbes Menschenleben vergehen, denn erst 1642 legte Paul de Chomedey Sieur de Maisonneuve mit seinen Siedlern und Soldaten dort an, wo sich heute die Altstadt präsentiert, am Pointe-a-Calliere. Lange konnten sich die Franzosen ihrer „kanadischen Kolonie“ aber nicht erfreuen, denn beim „Frieden von Paris 1763“ fiel das drei Jahre früher eroberte Land an die Briten. 1825 und 1836 gingen ebenfalls in die Geschichte der jungen Stadt ein: Zunächst mit dem Bau des „Canal de Lachine“, der die gefährlichen Stromschnellen umging und den St.Lawrence River auf seinem Weg vom Lake Ontario zum Atlantischen Ozean nach Norden weiter schiffbar machte. Danach war es die Eisenbahn, die ihrerseits für weiteren Aufschwung in der kommenden Metropole sorgte.

      Von historischer Bedeutung, und wiederbelebt durch Restauration und Tourismus, ist in Montreal nur das Altstadtviertel Vieux-Montreal mit dem Place Jacques-Cartier und seinem Nelson Denkmal unten am Fluss. Mit Kutschfahrten auf Kopfsteinpflaster, Pubs, Clubs, Restaurants, Straßencafés, Souvenirläden und Blumenbeeten ist es Anziehungspunkt wie der Vieux-Port mit dem 1922 erbauten Uhrturm, vor dessen oberstem Aussichtsdeck 192 Stufen liegen. Der Blick auf das Stadtviertel an der alten Hafenfront, die vom Meer etwa 1.600 Kilometer entfernt ist und als Freizeitzentrum eine neue Bedeutung erlangte, lohnt sich aber doch. Unten auf der Promenade fährt die Jugend wie in Kalifornien auf Rollerplates entlang der alten Dogs und Lagerschuppen. Schattige Gassen der Altstadt mit traditionell französischem Charme laden zur Besinnlichkeit ebenso ein, wie die Basilique Notre-Dame-de-Montreal. Diese Meisterleistung der Baukunst, die im Herzen von Vieux-Montreal auch äußerlich prachtvoll in den kanadischen Himmel ragt, Gläubige und Touristen mit elf Tonnen schwingendem Metall – der gewaltigsten Glocke Nordamerikas – zur Andacht in ihr Inneres ruft, bietet 3.500 Menschen Platz und hat vom Eingang bis zum Altar auf der gegenüberliegenden Seite ein Gefälle von vier Metern. Ein blauer, mit Sternen übersäter künstlicher Himmel bewacht einen herrlichen Altar mit Holzschnitzereien und ähnlich gearbeiteten Kanzeln und Emporen. Sakrale Skulpturen, elf bunte Glasfenster, Gemälde und Goldverzierungen setzen weitere Höhepunkte, und gemeinsam mit einer großartigen Akustik schaffen sie eine märchenhafte Pracht und vereinigen sich mit neugotischer Architektur zu einer faszinierenden Komposition. Diese Schönheit betört, die handwerkliche

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