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– und die Liegezeiten in den Häfen limitiert sind, so reist man doch recht angenehm und äußerst preiswert. Von Skagway (über Sitka) bis Prince Ruppert sind die 438 US-Dollar, die wir inklusive der Vierbettkabine, die unabhängig von der Personenzahl mit 114 Dollar enthalten ist, für zwei Personen keine teure Angelegenheit. Auch für alles andere bietet das Schiff mit Auto-, Kabinen-, Passagier- und Sonnendeck, was gebraucht wird: Lounges, Bar, Selbstbedienungs- und Bordrestaurant (hier wird auch das Frühstück serviert) mit Menüauswahl, Cafeteria, Snack Bars, Kinosaal, Duschen für Passagiere ohne Kabine, verschließbare Kofferfächer oder Souvenirladen.

      Nach dem Erkundungsgang geht’s mit einem Becher heißen Kaffee an die Reling des Sonnendecks, wo uns frische Morgenluft empfängt, zarte Nebelschleier über dem glatten Wasser schweben und sich die Sonne am Horizont bemüht, der Berge unter sich zu lassen. Hinter der Taku schwingt ein breiter, weiß gekräuselter Streifen aufgewühlten Wassers in Dreiecksform auf und ab, eilt seitwärts weg und verliert sich, wie der Hafen von Juneau, in der Ferne. Unser Schiff stampft dabei gemächlich nordwärts, denn es muss dort, wo der einsame Leuchtturm am Point Retreat den Weg weist, um die Spitze von Admiralty Island herum, ehe es in südlicher Richtung durch das klare Wasser des Chatham Channels gleiten kann. Nach einigen Stunden wird die Fähre abrupt nach Westen drehen, sich von Bergen bedrängt durch die Perilstrait schleichen, danach, mit plötzlicher Kursänderung, wieder nach Süden schwingen und sich im Schritttempo durch die Sergius Narrows tasten. Nach einem Moment des freien Blicks auf den Pazifischen Ozean werden die Whitestone Narrows die Fahrrinne erneut in ein enges Korsett zwängen, ehe hinter einem Schärengürtel an der Westküste von Baranof Island Sitka „in Russisch Alaska“ auftaucht. Auf der weiteren Fahrt nach Süden muss die Fähre dann erst wieder zurück in die Chatham Strait und dabei die, zwischen den Inseln Chigagof und Baranof gelegenen gefährlich schmalen Narrows, als auch die Tongas-Enge erneut passieren. Erst dann kann sie über die südliche Chatham Strait und den Frederick Sound Petersburg anlaufen. Vor Wrangell zwingen die gleichnamigen Engen dann erneut zu behutsamer Navigation, und danach wartet Ketchikan auf das Schiff. Sechs Stunden wird es nach dem letzten Auslaufen dann noch dauern, bis die Taku den Revillagigedo Channel und Chatham Sound hinter sich gebracht und Prince Ruppert, wo für Sabine und mich diese Schiffsreise zu Ende gehen wird, erreicht hat.

      Für uns ist es, nur entgegengesetzt, die zweite Reise auf dieser Route und eine mehr auf der Inside Passage, doch die erste bei richtig gutem Sonntagswetter. Und das ist in Alaskas Regengürtel niemals eine Garantie. Heute jedenfalls stimmt alles, um den Liegestuhl in Position zu rücken und die Situation zu genießen: Große Kreuzfahrtschiffe, Segler, Fischerboote, Schlepper, die unten auf dem Meer ausschauen, als würden sie ihre riesigen Baumstamm-Flöße durch ein Spielzeugland ziehen oder Berge, Wälder, Inselchen und herrlich klares Wasser. Es ist, als würde vor den Augen ein Film ablaufen, unbeschreiblich schön, dreidimensional und ohne Kunstgriffe. Und mit den Buckelwalen, die unterwegs ihre Bahn ziehen und mit ihrer warmen Atemluft ganz persönliche „Rauchzeichen“ setzen, ehe sie beim Abtauchen ihre gewaltigen Schwanzflossen aus dem Meer wippen lassen, wird die Choreographie perfekt. Zwei von ihnen schienen unterwegs zusammen zu spielen, wuchteten sich zweimal aus dem Wasser heraus, drehten sich und schlugen dann mit voller Wucht ins nasse Element zurück. „Erwischt“ haben wir sie leider nicht, weder mit der Kamera noch mit dem Foto. Aber irgendwann wird die große Flosse auf dem Foto schon einmal unten, statt oben erscheinen, denn es ist auch hierbei ein wenig wie mit den Elchen auch. Ein Bulle ist erst im Herbst, wenn er seine gewaltigen Schaufeln trägt, so richtig fotogen. Was nützt es dann, ihn im Sommer ganz nahe vor der Linse zu haben?

      Meine Frühstücksbestellung im Café-Shop – Hash Browns mit Eier und Speck – war die falsche Wahl, denn die mit den Schweizer Rösti und dem deutschen Kartoffelpuffer verwandten Fladen sind ein matschiger Reinfall, und das wabbelige Graubrot lässt sich auch auf Walnussgröße zusammendrücken. Morgen gibt’s die gekürzte Version – Kaffee, Butter, Marmelade und Toast für 2.70 Dollar, mit der Sabine schon heute zufrieden ist, sich aber ein Grinsen wegen meiner „Habgier“ nicht verkneifen kann. Natürlich lasse ich mir nichts anmerken, aber das Unpassende „enjoy your meal“ wurmt mich schon, und das weiß sie. Kurz darauf muss ich aber lachen, und aus Sabines triumphierendem Blick wird ein fragender, denn jetzt bin ich es, der grinst und anfügt „schau mal nach rechts hinten“. Dort saßen zwei Damen, unter dreißig, aber sicher über 95, wenn man an Kilos denkt, die heute Morgen mit der Wasserflasche in der Hand 15 bis 20 Runden an der Reling entlang dackelten, und über die wir uns ein wenig lustig gemacht hatten. Jetzt aber gab es für die Sportlichen die Belohnung, und zwar im klassischen Stil. Mit aufgestützten Ellenbogen wird ein „Dreifach-Burger“ von den Fingern beider Hände jeweils bissgerecht zusammengedrückt, bevor die Zunge absolutes Wohlbefinden signalisiert und die Gesichter tiefe Zufriedenheit ausstrahlen. Der mit Ketchup beträufelte Weichling scheint aber nur die Ouvertüre zu sein, denn neben einer großen Portion Pommes wartet auf jedem Tablett auch noch ein doppelter Sandwich. Und weil Seeluft auch durstig macht, dürfen zwei halbe Liter Cola nicht fehlen. Der „Marsch“ heute Morgen war wohl doch sehr anstrengend, und der Tag ist noch lang …

      Die Fähre hat längst ihren Kurs geändert, und die Inseln in der Fahrrinne, bewaldet oder reiner Fels, sind zahlreicher geworden. Berge, Klippen und Ufer scheinen ebenfalls nach dem Schiff greifen zu wollen und lassen ihm kaum noch Platz. Unten am Bug gibt ein Crewmitglied Zeichen nach oben zum Steuermann, der Schritttempo anschlägt und die Taku immer wieder um etliche Grad hin und her drehen muss, um dem Inselgewirr in den Sergius Narrows auszuweichen. In dieser sehr engen Passage, in der man die Äste der großen Uferfichten fast mit den Händen greifen kann, erreicht der Gezeitenstrom mit 12 Kilometer Geschwindigkeit eine erheblich Strömung, sodass der Fahrplan den Gezeitenwechsel berücksichtigt. Und genau das ist der Grund, weswegen die Taku diesen Abschnitt durchfährt, wenn die Strömung ihre Richtung ändert und dadurch an Kraft verliert. Langsam, leise, aber zügig tastet und drängt sich die Fähre hier vorwärts, und als der Kurs Süd-West verkündet und sie wieder an Fahrt gewinnt, begleiten uns beiderseits bewaldete Berge, kugel- oder keilförmig, oder langgezogen und allmählich ins Meer eintauchend.

      In Sitkas zerklüfteter Bucht ist es windstill, herrlich warm wie im besten deutschen Hochsommer, und der Himmel über dem einstigen „Paris des Nordens“ ist blitzblank geputzt. Grüne Kegelberge kennzeichnen den Vordergrund, dahinter erheben sich die weißen Spitzen ihrer großen Brüder. Von der Anlegestelle bis in die Stadt sind es 11 km, und es erscheint praktisch, von den 4 Stunden Liegezeit die gute Hälfte für eine angebotene Rundtour zu verwenden, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gezielt ansteuern zu können. Sehr viel davon hat der Ort, der als Indianerdorf Shee Attika begann ehe russische Pelzjäger 1799 in der Nachbarschaft ihr Fort St.Michael erbauten, ohnehin nicht zu bieten. Das Schönste ist eigentlich seine landschaftliche Lage, mit Booten, die in der Bucht schaukeln, den Bergen des Tongass-Waldes, dem Vulkankegel Mount Edgecumbe, 3.271 Meter hoch und vor 8.000 Jahren letztmalig ausgebrochen, und den goldenen Kreuzen der St.Michaels Kathedrale. Der Ort selbst macht einen sehr angenehmen, freundlichen Eindruck, und die meisten Geschäfte im Zentrum dienen dem Tourismus, wobei das angebotene indianische Kunsthandwerk auch hier hohe Qualität besitzt und entsprechend ausgepreist ist. Das absolute Muss in der Stadt ist natürlich die Kathedrale – ein echter Nachbau des 1966 abgebrannten orthodoxen Originals -, das 1844 bis 1848 hier entstanden war. Die erste Kirche ihrer Art in Nordamerika war sie allerdings nicht, denn die wurde bereits 1774 auf Kodiak Island erbaut. Der Stolz des Sitka-Gotteshauses sind seine wertvollen Ikonen, gegen die sich das Äußere des Holzbaues mit seinem Grau-Weiß und den beiden grünen Türmen, auf denen zwei goldene Kreuze glänzen, eher bescheiden darstellt, und die kleine St.Peter’s By the Sea Episcopal Church verträumter und romantischer wirkt. Historisch sind unweit der Cathedrale der alte russische Friedhof – die Frau des letzten russischen Gouverneurs, Prinzessin Maksutov ruht hier – und der Castle Hill. Auf diesem stand einst die Residenz des russischen Gouverneurs Baranof, dessen Einzugsgebiet von den Aleuten-Inseln bis in die Gegend von San Francisco reichte, wo sich die Russen nördlich davon im Fort Ross etabliert hatten. In dessen Mauern wurde 1867 auch der Verkauf Alaskas an die USA zelebriert, nachdem William Seward den amerikanischen Kongress vom Erwerb hatte überzeugen können, und die 7,2 Millionen Dollar für „Sewards-Icebox“ bei den Russen eingegangen waren.

      Heute hält der Tourbus auf dem Hügel nur noch wegen der guten Aussicht, und für mehr Vergangenheit

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