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Termonia. Renate Doms
Читать онлайн.Название Termonia
Год выпуска 0
isbn 9783944575124
Автор произведения Renate Doms
Жанр Детская фантастика
Издательство Автор
Annabelles Bruder hatte ihr gehörig den Kopf verdreht und Cathy war verliebt bis über beide Ohren. Diese Verliebtheit machte es ihr jedoch schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Noch hatte sie ihre neu erworbenen Fähigkeiten nicht jederzeit voll und ganz im Griff und Finns Anwesenheit während ihrer Übungsstunden lenkte sie immer wieder aufs Neue ab. Annabelle rollte dann stets genervt mit den Augen und scheuchte ihren Bruder fort, damit sie mit Cathy in Ruhe trainieren konnte.
Noch einmal atmete Cathy tief ein, um sich ein bisschen zu beruhigen, dann klopfte sie an die Tür.
»He, du bist ja überpünktlich«, wurde sie von Annabelle begrüßt. »Komm rein! Mein Bruder liegt noch immer in den Federn. Er hat gestern bis in die tiefe Nacht in dem Buch gelesen, dass du ihm geschenkt hast. Eigentlich tut er kaum noch was anderes, wenn du nicht hier bist.«
Cathy lächelte zufrieden. Als sie das letzte Mal in Watford gewesen war, um noch ein paar Sachen zu holen, hatte sie beschlossen, einige ihrer Bücher nach Termonia mitzunehmen. Ein paar ihrer Märchen und Fabeln hatte sie Finn gegeben, der sichtlich begeistert über die Drachenbuchreihe war, aber die Geschichte des jungen Zauberers hatte es ihm besonders angetan. Er schaffte es nur mit Mühe, das Buch wegzulegen, doch Annabelle bestand darauf, dass erst die Pflichten erledigt wurden.
»Hm, wenn ich geahnt hätte, dass er sich die Nächte um die Ohren schlägt, hätte ich ihm wohl besser keine Bücher geben sollen«, sagte Cathy und marschierte geradewegs an Annabelle vorbei die Treppe hoch. »Keine Sorge, ich schmeiß ihn aus dem Bett.«
»Tu das, ich mach derweil das Frühstück. Hast du Hunger?«, fragte Annabelle ihrer Freundin hinterher.
»Nein, danke, Hunger hab ich seit Omas leckerem Frühstück nicht mehr. Aber eine Tasse Tee, die trinke ich noch mit.«
Wenig später stand Cathy mit klopfendem Herzen vor Finns Tür, atmete noch einmal tief durch und trat dann leise ein.
Die Decke bis an die Nasenspitze gezogen schnarchte Finn vor sich hin. Cathy musste schmunzeln, als sie die knarzenden Töne vernahm, die ihr Freund von sich gab. Das Buch, das er gelesen hatte, lag aufgeschlagen auf dem Boden. Es hatte den Anschein, als war Finn über dem Lesen eingeschlafen und das Buch war heruntergerutscht. Leise ging sie hinüber zum Bett, hob das Buch auf und legte es auf den kleinen Tisch, der neben Finns Schrank stand. Dabei stieß sie gegen den Wasserkrug, der bedrohlich zur Seite kippte. In letzter Sekunde konnte Cathy verhindern, dass er umfiel, jedoch nicht ohne Geräusche zu machen.
»Annabelle, lass mich schlafen und hör auf, solchen Lärm zu machen«, moserte Finn unter seiner Decke hervor und drehte sich ohne aufzuschauen an die Wand.
»Ich bin’s. Wach auf du Schlafmütze«, lachte Cathy und zuppelte an der Bettdecke. Dann setzte sie sich auf die Bettkante.
Verschlafen drehte Finn sich zu ihr um und grinste. »Ach, du bist das. Na dann …«, freute er sich, griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich herunter.
Die Ameisen in Cathys Bauch schienen ein Wettrennen zu veranstalten. Ihr Herz pochte so schnell, dass sie befürchtete, es könnte sich überschlagen. Sie lag neben ihrem Freund und ihre Gedanken rasten wie Kugelblitze durch ihren Kopf.
Finn hielt sie in seinem Arm und strich ihr zärtlich über den Rücken. »Von dir lass ich mich gerne wecken«, hauchte er leise und küsste ihren Hals.
Ein wohliger Schauer nach dem anderen huschte über Cathys Körper. Sie lag ganz still, mochte sich weder rühren noch atmen, aus Angst, das himmlische Gefühl könnte zu schnell verstreichen. Dann schaute sie ihn verliebt an. Einen Bruchteil einer Sekunden blickten sich beide in die Augen, dann küsste Finn seine Freundin. Finn hatte Cathy schon oft geküsst, aber dieser Kuss, das spürte sie tief in ihrem Herzen, war anders als alle anderen zuvor. So hatte er sie noch nie geküsst und Cathy wusste, wohin das führen könnte, wenn sie es zulassen würde. Doch so neu, schön und aufregend dieses Gefühl war, und so sehr sie Finns Nähe genoss, Cathy war noch nicht bereit für den nächsten Schritt. Befangen hangelte sie sich aus seiner Umarmung.
»Hab ich was falsch gemacht?«, fragte Finn nervös.
»Nein, hast du nicht«, sagte sie etwas atemlos und zupfte ihren Pulli zurecht. »Annabelle wartet mit dem Frühstück. Ich geh besser wieder runter zu ihr. Und du sieh zu, dass du aus den Federn kommst. Wir wollen Hesekiel nicht warten lassen.«
»Cathy …« Finns Stimme hatte einen seltsamen Klang.
Cathy stand an der Tür mit der Klinke in der Hand. Sie hielt in der Bewegung inne und drehte sich zu ihm um.
»Ich lieb dich. Ich will, dass du das weißt.« Das Gesicht ihres Freundes spiegelte die Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit seiner Worte wider.
Cathy spürte ein Glücksgefühl in sich aufsteigen. »Ich dich auch.« Lächelnd verließ sie das Zimmer und lief in Gedanken versunken die Stufen hinab.
Annabelle empfing sie fröhlich: »Na, hast du den Langschläfer wach bekommen?«
»Ja, kein Problem«, erwiderte Cathy und hoffte, dass Annabelle ihr nichts anmerkte. So unbekümmert es ihr möglich war, plapperte sie los: »Was glaubst du, wie weit wird Hesekiel sein? Ob er etwas gefunden hat, das er magisch beeinflussen kann, um meine Mom und Milo sicher durch die beiden Welten zu bringen?«
»Ich weiß es auch nicht, aber wie ich Hesekiel kenne, wird er sich ganz sicher etwas einfallen lassen. Hier dein Tee.« Annabelle schob Cathy einen dampfenden Becher über den Tisch.
»Danke.« Cathy setzte die Tasse an den Mund und pustete leicht hinein. Dann nippte sie und eine kleine Geschmacksexplosion offenbarte sich ihrem Gaumen. Cathy schmeckte Kamille und Minze, aber auch einen angenehmen blumig süßen Geschmack, den sie nicht zuordnen konnte. Sie stellte den Becher ab und lächelte zufrieden.
»Schmeckt ja klasse. Was ist das für ’ne Sorte?«
»Ich nenne ihn Tränenmeer.«
»Tränenmeer? Muss ich gleich weinen, oder was?«
Annabelle lachte. »Nein, ganz sicher nicht. Ich habe die Mixtur selber hergestellt. Zum einen ist es der Saft der Meerweide und zum anderen ein paar Silbertränen. Die wiederum schützen vor Gluroxgeifer, wie wir, dank Hesekiel, wissen. Und noch ein paar andere Kräuter wie Minze, Salbei und Kamille. Schön, dass er dir schmeckt«, freute sich Annabelle.
Cathy schaute Annabelle skeptisch an. »Gluroxgeifer? Ich bitte dich, Annabelle. Wo sollen wir denn mit diesem Schleim noch in Berührung kommen? Es gibt keine Glurox