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sehr traurig. Telluria wurde unfruchtbar, woraufhin kaum eine Pflanze überleben konnte, Auris wollte vor Gram keine Winde mehr über das Land schicken, ihr Bruder Aqualovandor hockte bewegungslos in seiner Meereshöhle, so dass sich keine einzige Welle mehr an Ufern und den Felsen brach, und Ignis züngelte nur noch lustlos vor sich hin. Für die Menschen war das katastrophal. Die Schiffe konnten nicht mehr in See stechen, weil kein Wind ihre Segel aufblies und keine Welle sie über das Wasser tragen würde. Die Früchte auf den Äckern verdorrten, weil kein Wind auch nur eine Regenwolke über den Himmel trug. Die Menschen froren, weil kein Feuer so recht lodern wollte. Die Menschen drohten an der Hungersnot zu sterben, weil die Pflanzen und Bäume nicht mehr gediehen … Hedog konnte das nicht zulassen. Er ist ein guter Gott, der die Menschen liebt. So beschloss er, den Elementaren zu helfen und eine neue Ordnung zu errichten. Er wollte einen Ort schaffen, an dem sich die Elementare treffen konnten, um für kurze Zeit vereint zu sein. So erschuf er Nemelist, ein Schloss ganz aus Wasser und Meeresschaum, das von nun an in den Todesklippen liegen sollte. Und damit nie ein Mensch dieses göttliche Bauwerk zu Gesicht bekam, würde es von einem riesigen Lauerfisch bewacht werden. Einmal im Jahr zum Göttermond sollte Nemelist aus den Fluten steigen und den Elementaren für eine Nacht Unterschlupf bieten. Aber Hedog wusste, das Ignis dieses Schloss nicht einfach so betreten konnte, denn das Wasser würde den Feuerelementar zerstören. Von den Wolkenkindern ließ Hedog einen schwarzen Schleier weben, der ganz und gar aus den Schatten der Nacht und dem Licht der Sterne gefertigt war. Die Wolkenkinder webten emsig und jedes von ihnen webte eine Gabe mit hinein – Unverwundbarkeit, ewige Jugend und unendliche Macht. Dieses Artefakt wurde von nun an im Schloss aufbewahrt und durch seine Magie schützte der Schleier den mächtigen Feuerelementar vor dem Wasser. Seit dieser Zeit taucht Nemelist an Göttermond aus den Fluten empor und öffnet seine Tore für die Elementare. Viele wagemutige Seefahrer haben versucht Nemelist zu finden, um den wertvollsten Gegenstand zu erbeuten. Der Schleier der Schatten, der sich im Schloss auf einem Altar befindet, ist der größte Schatz, den es zu besitzen gilt. Doch keines der Schiffe ist je aus den Todesklippen zurückgekehrt und so konnte auch kein Mensch berichten, ob Nemelist tatsächlich existiert«, beendete Julius die Geschichte und blickte zu seinem Enkel.

      Tamilo war zu seinen Füßen eingeschlafen. Sachte hob er den Jungen auf und trug ihn hinüber auf die Pritsche, die im Nebenraum stand. Ohne zu erwachen rollte sich der Kleine auf die Seite. Julius deckte Tamilo zu und strich ihm zärtlich über den Kopf. Dann ging er zurück, steuerte auf eine alte Truhe zu, hob den Deckel und holte einen Krug Rum hervor. Julius schlurfte die schmale Treppe empor, die zum Lampenhaus führte. Er trat hinaus auf den Rundgang, der um den gesamten Leuchtturm verlief, stellte den Krug auf den Boden und kontrollierte im Inneren das Leuchtfeuer und die zwei großen Spiegel, die sich allein durch die Willenskraft des Leuchtturmwärters um das Feuer drehten und so den Lichtkegel bis weit in die Ferne seine Kreise ziehen ließ. Als Julius sich vergewissert hatte, dass die Flammen hoch und die Spiegel blank genug waren, trat er wieder hinaus, lehnte sich an die Brüstung und blickte aufs offene Meer. Die schwarzen Wolken lösten sich allmählich auf und der alte Leuchtturmwärter wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde. Kein Lüftchen wehte, kein Vogel kreischte. Nur das stete Geräusch der rotierenden Spiegel, die sich unermüdlich um das Leuchtfeuer drehten, war zu hören. Mit den Zähnen zog Julius den Korken aus dem Krug und nahm einen kräftigen Zug.

      »Die Ruhe vor dem Sturm«, flüsterte er …

       Eins

      Geheimnisvolle Geschäfte

      Der Marktplatz von Pelenall war an diesem sonnenverwöhnten Morgen voller Menschen. Buntes Treiben herrschte an jedem Fleck, dicht an dicht drängten sich farbenfrohe Karren und Stände und der Geruch von Fisch und Kräutern lag in der Luft. Fahrende Gaukler, Feuerschlucker, Messerwerfer und ein echter Schlangenbeschwörer sowie unzählige Musiker und Puppenspieler lockten die Vorbeigehenden mit ihrer Kunst. Händler boten ihre Ware feil und feilschten um jeden Tibar. Zwei Fischer stritten lautstark mit einer alten Frau um eine der begehrten Zinnmünzen.

      »Weib, ich sage dir, dieser Tibar ist meinem Bruder eben aus der feuchten Hand geglitten, also rück ihn wieder raus!«

      »Ihr bezichtigt mich der Lüge? Vergesst nicht, wen ihr vor euch habt. Ich bin keine Geringere als Salenga. Wie könnte ich je die Unwahrheit sprechen? Dieser Tibar ist mir aus meinen zittrigen Fingern gefallen«, erwiderte die Alte und ließ das Geldstück in ihrem Bauchbeutel verschwinden. Der Fischer war außer sich. Wutschnaubend kletterte er von seinem Fischerkarren und stapfte auf die Alte zu.

      »Warte nur, ich werde dir schon beibringen, was es heißt, zwei ehrbare Fischer zu bestehlen.« Doch bevor er die Frau erreichte, stellte sich ihm eine andere in den Weg.

      »Halte ein, guter Mann! Du willst dich doch nicht unglücklich machen.«

      Der Fischer schaute die Dame erschrocken an. Die schlanke hochgewachsene Frau lächelte sanftmütig und hielt ihm eine Münze hin. »Ist es dies, was du begehrst? Nimm es hin und lass die Alte ziehen!«

      Der Fischer starrte sie sprachlos an. Ihr langes Haar, über das ein seidener Schleier fiel, schimmerte golden in der Morgensonne. Sie trug ein edles Gewand, das ihr ohnehin anmutiges Antlitz unterstrich. Ehrfürchtig nahm der Mann den Tibar an sich.

      »Habt Dank, edle Dame, und nehmt euch in Acht. Die Alte ist eine Hexe«, flüsterte er und kletterte zurück auf seinen Karren.

      »Schick dich, Alte. Du bist nichts weiter als eine Kräuterhexe«, spottete der andere Fischer. Ein heftiger Stoß seines Freundes in die Seite ließ ihn verstummen.

      »Halt’s Maul, oder willst du uns unglücklich machen?«

      »Ich verfluche euch und euren Karren. Möge sich ein Gestank von verfaultem Fisch daraus erheben!«, wetterte die Alte.

      »Lass gut sein, Frauchen. Wie war doch gleich dein Name?«, fragte die schöne Frau.

      »Wer will das wissen?«, knurrte die Alte misstrauisch und musterte die Unbekannte genau. Sie ahnte nicht, dass sie Youla, der mächtigen Zauberin aus Termonia, gegenüberstand.

      Ein unsäglicher fauliger Gestank breitete sich urplötzlich aus. Erstaunt drehte Youla sich zu dem Fischkarren um und hörte die beiden Fischer wehklagen.

      »Was hast du getan, du Hexe? Unser schöner Fisch. Alles faul.«

      Salenga lächelte zufrieden und Youla legte sich ein Tuch vor die Nase. Sie würde sehr vorsichtig sein müssen, diese Alte war nicht zu unterschätzen.

      »Forderst du den Tibar nun von mir ein?«, fragte Salenga bissig und rümpfte ihre Hakennase.

      »Wie käme ich dazu? Er soll dir gehören, ganz gleich, wie du an ihn gekommen bist.«

      »Ich habe ihn nicht gestohlen, falls du das glaubst. Und diese elenden Gauner haben ihre gerechte Strafe erhalten. Niemand bezichtigt mich ungestraft der Lüge.«

      Youla nickte stumm, dann brachte sie ihr Anliegen hervor: »Ich würde gern deine Dienste in Anspruch nehmen. Oder besser gesagt, ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«

      »Wieso sollte ich dir helfen?«

      Youla hielt einen kleinen, prallgefüllten Lederbeutel vor das Gesicht der Alten. »Weil du dem hier nur schwerlich widerstehen kannst.«

      Salengas Augen begannen zu leuchten. »Nun, bei diesem Argument, kann ich in der Tat schwer nein sagen.«

      Die Alte grabschte gierig nach dem Geldsäckchen, doch die Zauberin zog es ruckartig zurück und ließ es wieder verschwinden.

      Salenga schaute sich verschwörerisch um und bedachte die beiden Fischer mit einem garstigen Blick. »Folge mir! Wir gehen besser in meinen Karren. Hier treibt sich allerlei Gesindel herum, was ich

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