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am Herd des rustikalen Ladens. Von „ausgezeichneten Fischgerichten“ somit keine Spur, aber alles auf einem Teller, voll bis über den Rand, durcheinander und ziemlich geschmacklos, das ja.

      Entlang des lachsreichen Skeena Rivers verlässt der Yellowhead Highway die Stadt auf einem alten indianischen Handelsweg, erreicht nach knapp 750 Kilometer Prince George, überquert kurz vor Jasper die Rocky Mountains und macht nach 1.445 Kilometer zu Edmonton Rast. Nach 2.700 Kilometer erreicht er Portage la Prärie im Bundesstaat Manitoba. Viel früher aber – nach reichlich 150 Kilometer zu Kitwanga – schwingt sich von ihm schon der Cassiar Highway nach Norden und trifft kurz vor Watson Lake auf den Alaska Highway.

      Prince Ruppert, ein Städtchen mit 15.000 Einwohnern auf altem Tsimshian-Gebiet, besitzt nach Vancouver Kanadas zweitgrößter Handels- und Fischereihafen an der Pazifikküste. Er ist gleichzeitig auch die Nummer Drei unter den tiefsten Naturhäfen der Welt. Geboren wurde Prince Ruppert durch den Visionär Charles Hays. Der Präsident des „Grand Trunk Pacific Railways“ wählte diesen Ort als Endstation für Kanadas zweite transkontinentale Eisenbahnlinie, um mit British Columbias erster geplanter Stadt Vancouver den Rang abzulaufen. Die Pläne waren bereits weit gediehen, als dieser Pionier 1912 mit der Titanic unterging. Mit seinem Tod, dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Eisenbahnära verlagerte die Stadt ihre Interessen jedoch wieder auf den Fischfang. Dieser florierte bereits seit 1876 und Lachs war reichlich vorhanden. Statt Eisenbahngleise boomten Dosenfabriken, und in einer solchen, im Vorort Port Edward, sind jene Tage der Nachwelt im „North Pacific Cannery Museum“ auch erhalten geblieben. Danach war bald alles ganz anders, denn während des Zweiten Weltkrieges war Prince Ruppert für Nordamerika eine strategische Militärbasis. Als dieser Wahnsinn zu Ende war schwang sich die Fischverarbeitung zu neuen Höhen auf, riesige Mengen Kohle und Getreide wurden, vornehmlich Richtung Asien, verladen und auch Holz und Papier spielten eine Rolle. Schließlich wurde auch der Tourismus ein wichtiges Standbein, denn Fähren und die Umgebung dieser Stadt sorgten dafür. Wale, das Khutzemateen Grizzly-Schutzgebiet, in dem auch Bergziegen, Wölfe oder Bieber anzutreffen sind, das Indianerzentrum Kitwanga-Hazelton, die „Geisterstadt“ Hyder mit ihren Bären am Fish Creek bieten dieser Branche zahlreiche Möglichkeiten. Und dann ist da noch der von üppiger Wildnis umgebene Douglas Channel, ein Fjord, der sich über mehr als 90 Kilometer in die majestätischen Küstengebiete hinein gebohrt hat. Seine blauen Wasser, in denen sich Schwertwale, gigantische Heilbutts, Snapper und Lachse tummeln, sind ein Paradies für Wasserfreunde und Angler, und in den angrenzenden Wäldern sprudeln heiße Quellen zu Weewanie, Bishop Bay und Shearwater Hot Springs. Über diesen Fjord und seinen Seitenarm „Gardener“ lässt sich auch der unerschlossene Regenwald im Kitlope Valley erreichen, doch verbindet auch der Trail vom Kitamaat Village nach Kemano zu diesem Seitenarm. Derartige Touren setzen allerdings einen ortskundigen Führer unbedingt voraus. Uns bot sich diese Gelegenheit auch erst einige Jahre später. In das Schutzgebiet der Bären fuhren wir mit einem Ausflugsboot, und das Kitlope Valley zeigte uns Harry mit seiner Chesna, als wir mehrere Tage in seinem Buschcamp gastierten. Aber darüber berichte ich an anderer Stelle. Lange Zeit hatte ich auch mit dem Gedanken gespielt, die etwa sechs Stunden Fährfahrt von Prince Ruppert auf die Queen Charlotte Islands als Schnupperausflug zu nutzen. Doch je mehr ich mich damit beschäftigte, desto stärker wurde die Überzeugung, dass ein oder zwei Tage für diesen Archipel mit seinen Adlern, Seelöwen, Vogelkolonien, seiner Wildnis und Indianergeschichte viel zu wenig sind. Unsere jetzige Reise hätte mehr aber nicht hergegeben. Vielleicht wird es uns aber irgendwann eine neue Reiseroute ermöglichen, die beiden größten der mehr als 150 felsigen Inseln in unser Programm aufzunehmen, das nördliche Graham Island mit Queen Charlotte City, und die südlich der schmalen Meeresenge „Skidegate Channel“ liegende Insel Moresby, das Gwaii Hanas, dessen englischer Name an General Fairfax Moresby erinnerte. 2009 wurden die Inseln in Haida Gwaii, Land der Haida, umbenannt, um der Geschichte gerecht zu werden. Die Queen, Ehefrau von King George III., war ohnehin nie hier, und die Inseln hatte Kapitän George Dixen nach seinem Schiff benannt als er 1778 vor Ort ankerte, während die Haida zu den ältesten ortsfesten Bevölkerungen der Welt zählen.

      Dieser Archipel, zwischen dessen Westküste und Japan sich nur die unendliche Weite des Nordpazifiks ausbreitet, ist das Stammland der kriegerischen Haida Indianer, doch beeindrucken ihre seetüchtigen Kriegskanus aus den riesigen Lebensbäumen heute nur noch im Museum, während in den Dörfern die Crests der Zedernpoles von ihren Familienbanden berichten. Queen Charlotte City und das im Norden der Graham Insel gelegene Masset, wo die restlichen 138 Kilometer des Yellowhead Highways enden, der hier am Fährhafen Skidegate den Festlandasphalt fortsetzt, sind mit jeweils etwa 1.000 Einwohnern die größten Ortschaften auf British Columbias zweitgrößter Insel. Auf der drittgrößten Insel dieser Provinz, Moresby, leben fast alle Einwohner im kleinen nordöstlichen Sandspit (mit Flugplatz), denn der große Rest mit dem beliebten Touristenziel „Gwaii-Haanas-National Park“ ist fast völlig unerschlossen. Die Tier- und Pflanzenwelt hat sich auf diesen Inseln so abgeschieden entwickelt, dass sie auch als „Kanadas Galapagos“ bezeichnet werden. Steilufer im Westen, jungfräulicher Regenwald, Sand, Dünen, Feuchtgebiete, Strände, raue Berge, Flüsse, Bäche und Seen, der Archipel vereint sie alle. 25 Prozent aller Seevögel der Provinz brüten hier, und die Zugvögel der Pazifik-Flugroute lassen sich in jedem Frühjahr und Herbst zur Rast nieder. Die Hälfte aller B.C.-Seebären lebt in diesen Gewässern, Lachse garantieren während ihrer Laichzeit den Schwarzbären ein ziemlich sorgloses Leben, und die Vegetation des Regenwaldes sorgt auch dafür, dass Waschbären, Hirsche und andere Tiere nicht hungern müssen. Diese Inseln sind etwas für Naturliebhaber und solche, die die Abgeschiedenheit lieben und sich im Haida Gwaii Museum zu Skidegate (mit Longhouse, Schnitz-, Silber- und Goldarbeiten) Einblick in diese Kultur verschaffen, und vielleicht auch mit einem 15 Meter-Zedernkanu einen Ausflug unternehmen möchten. Golf, Camping, Air-Service, Geschäfte und Übernachtungen bietet vor allem Masset an, in dessen Nähe das 560 Hektar große „Delkatla Wildlife Sanctuary“ liegt, ein Schutzgebiet für Seevögel mit mehr als 140 Arten, darunter auch Adler und Trompeterschwäne.

      Unseren letzten Tag in Prince Ruppert beginnen wir bei Sonnenschein in einen Cafe-Shop der Park Avenue mit zwei Becher Schwarzem und vier Croissants. Die Backware ist gut, der Muntermacher knallheiß. Der Laden läuft. Die meisten Kunden setzen sich aber nicht, sondern nehmen ihren Kaffee mit. Auch wir verlieren nicht sehr viel Zeit, sondern marschieren bald mit dem Ziel „Walboot-Anleger“ durch die Stadt um die bestellten Tour-Tickets abzuholen und einen guten Platz an der Reling zu sichern, denn ein solcher ist für die Filmerei schon wichtig. Aber diese Vorsorge war aus doppeltem Grund unwichtig: Wir waren die zwei einzigen Gäste, und wo immer das offene, kleine Speed-Boot hinfuhr, von Walen war weit und breit nichts zu sehen. Diese „Privatfahrt“ hatte aber auch ihre guten Seiten. Bei bestem Kaiserwetter war sie eine großartige und wir hatten gelernt, dass man schon bei der Reiseplanung zu Hause wissen muss, wann und wo diese großen Meeressäuger anzutreffen sind, denn diese Küsten-Charters wollen selbstverständlich auch dann Geld verdienen, wenn die Wale längst weg, oder noch gar nicht da sind. Man kann auch Pech haben wenn die Zeit stimmt, aber heute hatten wir wirklich keine Chance. Ob den Bootsführer auf dem Rückweg das Gewissen plagte, oder er nur erleichtert war, dass wir die Angelegenheit locker nahmen, war nicht herauszuhören. Er wurde aber gesprächig wie nie zuvor. Er kurvte zwischen den Inseln, erklärte alles, zeigte uns Seeadler und andere Schönheiten und überzog die Zeit ganz gewaltig. Nur das Thema Wale klammerte er sorgfältig aus. Auch auf die Namensgebung seiner Heimatstadt, die damals eine landesweite Angelegenheit gewesen sei, kam er zurück und erklärte, dass am Ende der in Prag geborene Prince Ruppert gewonnen hätte, der ein Sohn von Frederick V., einem kurzfristiger „King of Bohemia“ und 1670 der erste Gouverneur der Hudson’s Bay Company gewesen sei. Und diese Stadt läge eigentlich auf der Kaien-Insel, die jedoch durch eine kleine, unauffällige Brücke mit dem Festland verbunden sei. Ob man die Brücke bemerkt oder nicht, diese Region sei schon vor mehr als zehntausend Jahren besiedelt worden, und noch bevor überhaupt ein Europäer ins Land gekommen wäre, zählte die Ansiedlung um den Inneren Hafen herum bereits als eine der am stärksten besiedelten Gegenden nördlich von Mexiko. Und wie zur Bestätigung nannte der Skipper Ortschaften wie Metlakatla, Lax Kw’alams, Gitkxaahla, Kitsumkal’um und andere lebendige Tsimshian-Dörfer, die noch von jenen Zeiten zeugen. Und wo die Fischerei beides ist, professioneller Job und Lieblingsbeschäftigung, dort ist es auch logisch, dass unser Skipper beim Abschied fragt, ob und

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