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es geht eher um eine spielerische Annäherung an die jeweilige Energie, und die entsprechenden Vorstellungen sollten daher mit einer Prise Humor aufgenommen werden. Symbolfarben, biblische Gestalten, Heilige und Persönlichkeiten aus Geschichte, Literatur und Weltöffentlichkeit werden ebenfalls erwähnt, damit das Bild farbiger wird und „Fleisch“ bekommt. Diese Beispiele entsprechen zum Teil der subjektiven Einschätzung der Autoren und beanspruchen keinerlei Verbindlichkeit. Im Gegenteil: Wir möchten die Fantasie der LeserInnen anregen, im vieldeutigen Reich der Symbole auf eigene Entdeckungsreisen zu gehen und eigenes Anschauungsmaterial für die jeweilige Energie zu finden. Es wäre zum Beispiel reizvoll, die Kräfte, die in Märchen walten, mithilfe des Enneagramms zu benennen oder den neun Energien bestimmte Musikstile oder Tanzarten zuzuordnen.

      Wir wandern im Folgenden von Muster EINS ausgehend – man könnte auch irgendwo anders anfangen – um den gesamten Kreis herum und merken dabei, wie sich die Charaktere und ihre Merkmale in einem kontinuierlichen Fluss verändern. Das führt dazu, dass jedes Muster auch Merkmale seiner beiden Nachbarn in sich hat, die sogenannten „Flügel“. Wir werden dieses wichtige Phänomen gelegentlich streifen. Im Anschluss an die neun Skizzen kommen wir ausführlicher darauf zu sprechen.

      Inzwischen gibt es eine Reihe von Tests, mit denen man herausfinden kann, zu welchem Enneagrammmuster man möglicherweise gehört. Dennoch empfehlen wir zunächst einen anderen Weg: Es ist sinnvoll, zunächst alle neun Beschreibungen dieses Buches durchzulesen. Manchen wird sofort klar sein, wo sie „zu Hause“ sind. Andere werden dazu eine Weile brauchen. Ein gutes Kriterium ist folgendes: Wenn mir bei einer Typenbeschreibung „mulmig“ wird, könnte es sein, dass ich mich auf heimatlicher Scholle befinde. Die eigentliche Erkenntnis ist oft mit einem Aha-Erlebnis verbunden, das sich aber manchmal erst nach Wochen und Monaten und nach Gesprächen mit anderen einstellt. Um dem eigenen Muster auf die Spur zu kommen, ist jedenfalls zunächst die Selbsterforschung und -einschätzung durch nichts zu ersetzen. Danach kann man sich mit Menschen austauschen, die einem nahe stehen und einen gut kennen. Als dritte Priorität wäre der Austausch mit einer Person zu nennen, die das Enneagramm gut kennt. Erst dann wäre ein Kontrolltest sinnvoll.

      Jedes der neun Muster umfasst eine große Bandbreite, die wir uns wie eine kontinuierliche Skala vorstellen können, die zwischen den Extrempolen „unreif“ und „gereift“ verläuft. Ein unreifer Mensch – gleichgültig, welchem der Muster er angehört – ist in sich selbst gefangen. Martin Luther sprach vom „homo incurvatus in se ipsum“, vom „in sich selbst verkrümmten Menschen“. Solche Personen nehmen sich selbst zu ernst und meinen, ihr Blickwinkel sei das Ganze. Die Sufis nannten das Enneagramm der Legende nach das „Antlitz Gottes“. Sie stellten sich den Erlösungsweg des Menschen so vor, dass er immer fähiger wird, den eigenen Standort zu verlassen, um das Leben von einer anderen Warte aus zu betrachten als von der antrainierten und fixierten eigenen Verengung. Der Schritt über den eigenen Standort hinaus lässt sich relativ leicht zu den „Flügeln“ oder Nachbarnummern hin vollziehen. Je weiter man sich aber von der eigenen Zahl entfernt, desto schwieriger wird es. Die Energien, die auf der anderen Seite des Kreises angesiedelt sind, erscheinen uns zunächst fremd und fern zu sein. Aber wie bereichernd könnte es sein, wenn wir innerlich dorthin gelangen könnten! Wenn wir fähig wären, uns alle neun Paar Schuhe anzuziehen und die Wirklichkeit von allen neun Seiten anzusehen, dann würden wir die Welt gleichsam mit den Augen Gottes betrachten. Die in sich selbst gefangene, unreife Person ist dazu nicht fähig.

      Am anderen Ende des Spektrums finden wir die gereifte Persönlichkeit. Keiner von uns ist dort bereits angelangt. Wir alle befinden uns irgendwo zwischen den beiden Polen. Je älter und reifer wir werden und je näher wir Gott, dem Zentrum, kommen, desto mehr bewegen wir uns auf die erlöste Seite zu. Um das zu tun, braucht man übrigens nicht das Enneagramm zu kennen. Wir sind nicht die neuen Übermenschen, weil wir es haben. Das Enneagramm artikuliert etwas, was spirituell gereifte Menschen schon immer intuitiv erfasst und praktiziert haben.

      Man spürt sofort, wenn man solch einem befreiten, ganzen Menschen begegnet. Wir alle sind fähig und berufen, diesen Weg zu gehen. Eine große Hilfe ist die Gemeinschaft. Ein Eigenbrödler wird selten wirklich bekehrt werden, denn er isoliert sich von jenen anderen Stimmen und Wahrheiten, die die eigene Wahrnehmung herausfordern und ergänzen.

      Erlösung ist das Werk der Gnade Gottes, das sich ohne unser Zutun ereignet, wenn wir loslassen und uns einer größeren Wirklichkeit aussetzen, wenn wir uns ins Zentrum fallen lassen: in Gott. Wenn das geschehen ist, werden wir merken, dass selbst das Loslassen und Sich-Öffnen für Gott nicht unser Werk war, sondern Gottes Liebeswerben um uns zu verdanken ist.

      Anders als andere Autoren verzichten wir darauf, den neun Typen zu den Zahlen auch noch festlegende Namen zu geben. Die Klassifizierung durch Nummern verdeutlicht, dass es nicht um Wertungen geht. Alle neun Typen sind „gefallene Menschen“ und bedürfen der Erlösung, um immer mehr die zu werden, die sie vor Gott bereits sind. Kein Typ ist besser oder schlechter als die anderen. Alle neun sind erlösungsbedürftig und alle neun haben einmalige Gaben, die nur sie auf diese Weise in die Gemeinschaft einbringen können.

      Es wurde bereits gesagt, dass die Auseinandersetzung mit dem Enneagramm vor allem in den Jahren der Lebensmitte und danach sinnvoll ist. In dieser Zeit haben einige bereits so viel „innere Arbeit“ hinter sich, dass vieles von dem, was in den Typenbeschreibungen gesagt wird, nicht mehr im vollen Umfang auf sie zutrifft. In der Zeit um 20 herum leben wir in der Regel am unmittelbarsten aus unserer Hauptenergie. Deshalb ist es ratsam, sich bei der Lektüre der Beschreibungen ab und zu fragen: „Wie war ich, als ich 20 war?“

      Jede der Beschreibungen ist in vier Abschnitte gegliedert: Nach einem ausführlichen Überblick über den jeweiligen Typ stellen wir sein spezifisches Dilemma dar. Das umfasst die typenspezifische Versuchung, auf eine ganz bestimmte Weise mit den Konflikten des Lebens umzugehen; die jeweiligen Wurzelsünden (= Leidenschaften), Vermeidungen und Abwehrmechanismen werden beschrieben. Erste Hinweise auf die Gabe oder Geistesfrucht, die ja die Kehrseite der Wurzelsünde darstellt, finden sich ebenfalls in diesem Teil. Schließlich wird die Falle oder Fixierung des jeweiligen Typs erläutert. Damit ist sein eingefahrenes Wahrnehmungs- und Handlungsmuster gemeint, das unbewusste Lebensprogramm. In einem dritten Schritt folgen Symbole (Tiere, Länder, Farben) und Beispiele aus Literatur, Geschichte und Bibel. Am Ende stehen Hinweise auf das, was zur jeweiligen Umkehr und Reifung beitragen kann: die spezifische Berufung oder Einladung zur Veränderung, besondere Lebensaufgaben und Anregungen für den Umgang mit sich selbst. Die Darstellung eines oder einer Heiligen, das heißt einer Person, die – ohne ihren Typ zu verleugnen – ihre Gabe schöpferisch in den Dienst des Lebens gestellt hat, rundet diesen letzten Teil jeweils ab. Am Ende dieses Buches finden Sie auf vier Seiten alle Begriffe in einer Tabelle zusammengefasst. Sie können diese Seiten heraustrennen und – zu einem kleinen Merkheft gefaltet – als Hilfsmittel bei der Lektüre des Buches, aber auch bei Gesprächsgruppen zum Enneagramm verwenden.

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