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Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8). Jork Steffen Negelen
Читать онлайн.Название Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8)
Год выпуска 0
isbn 9783961451654
Автор произведения Jork Steffen Negelen
Жанр Современная зарубежная литература
Издательство Автор
»Wann öffnest du dieses Portal?«, fragte Brando etwas zögerlich.
»Wenn es soweit ist«, antwortete Dämonicon. »Um ein so großes Portal zu öffnen, brauche ich nicht viel Magie. Doch ich muss es auch offen halten. Und das, mein lieber Brando, kostet mich sehr viel Kraft. Deshalb muss ich einige schwarze Geister herbeirufen. Doch diese Geister fordern ein Opfer für ihre Dienste. Ich will aber weder einen Halbriesen noch einen Schattenalp opfern. Deshalb habe ich meine Mutter mit Vagho und einige seiner besten Krieger losgeschickt.«
»Und wann werden sie zurück sein?«, fragte Brando, und dieses Mal klang seine Stimme reichlich ungeduldig.
Dämonicon beugte sich zu dem König vor und er sah ihm direkt in die Augen. »Nur keine Sorge«, knurrte er los. »Ich erwarte sie bis morgen Mittag zurück. Am Abend wird es dann soweit sein. Schicke deine Krieger in aller Frühe auf die Jagd. Ich weiß nicht, ob jeder von ihnen wirklich für zehn Elfen kämpfen kann. Doch für zehn ausgehungerte Elfenkrieger essen - das können sie bestimmt. Lass die Krieger zu ihren Feuerstellen zurückgehen und sorge für Ruhe. Sicherlich werden schon bald die ersten ungebetenen Besucher erscheinen. Da solltest du genügend Wachen aufstellen.«
Dämonicon drehte sich um und ging zu Laygon. Der hatte sich die Besichtigung der Halbriesen in aller Ruhe angesehen. »Diese Krieger sind wirklich beeindruckend«, sprach der Magier zu Dämonicon, als sie zum Bluthort zurückgingen. Ich möchte lieber nicht gegen solche Ungetüme zur Schlacht antreten.«
Der schwarze Prinz musste lächeln. »Diese Halbriesen sehen in der Tat Furcht einflößend aus. Doch sie sind nicht besonders schlau.«
»Na ja«, meinte Laygon. »Sie scheinen jedoch schlauer, als die roten Kriegstrolle zu sein. Sie haben jedenfalls bessere Manieren.«
Dämonicon erreichte seinen Polsterstuhl, der vor dem Kamin stand. Ächzend ließ er sich auf ihn nieder. »Die besseren Manieren haben sie bestimmt von ihren Vorfahren«, erklärte er dem Magier. »Die sollen ja zur Hälfte Riesen und zur anderen Hälfte Elfen gewesen sein. Ich weiß nicht, wie aus dieser ungleichen Mischung die Halbriesen entspringen konnten, doch der Legende nach soll es so gewesen sein.«
»Nun ja, auf gewisse Einzelheiten lege auch ich keinen all zu großen Wert«, erwiderte Laygon. »Viel wichtiger sollte die gesunde Heimkehr der Fürstin Monga und meines Königs Vagho sein. Ich bin mir sicher, dass sie die passenden Opfergaben finden werden.«
Dämonicon sah in den Kamin. Dort tanzte das Feuer wie immer auf den glühenden Holzscheiten. Er konnte sich denken, dass seine Mutter und der König der Schattenalp in der Nähe der westlichen Bauerndörfer ihre Beute suchten.
Zur gleichen Zeit schlichen sich Monga, Vagho und zehn weitere Krieger tatsächlich an ein kleines Dorf an. Sie hatten es auf die Bewohner eines einzeln stehenden Hofes abgesehen. Der war jedoch, wie alle Höfe des Dorfes, mit einer hohen Palisadenmauer umgeben.
Ein Hund bellte, ohne dass sich jemand darum zu kümmern schien. Vagho winkte einen seiner Krieger zu sich. Er deutete auf einen Baum, der nahe der Palisadenmauer stand. »Ich will nicht unnütz im Schnee liegen und warten«, flüsterte der König dem Krieger zu. »Deshalb wirst du auf den Baum klettern. Dann erlegst du mit deinem Bogen den verdammten Köter. Den Rest erledigen wir.«
Der Krieger nickte seinem Herrn zu und schlich zum Baum. Wieder ertönte das Gebell des Hundes. Rasch kletterte der Krieger auf den Baum. Dann sah er über die Palisadenmauer. Der Hund schien ihn zu sehen, denn sein Bellen verstummte und er starrte zum Baum, dessen Wipfel er gerade noch sehen konnte. Ein Pfeil traf ihm im Hals und er jaulte vor Schmerz auf. Dann blieb er regungslos im Schnee liegen.
Für die Anderen war es das Zeichen zum Angriff. Monga und Vagho flogen über die Palisaden, öffneten das Tor und die Krieger stürmten in den Hof. Sie drangen in alle Häuser ein und trieben die Bauern mit ihren Familien aus ihren Betten. Sie legten ihnen Fesseln an und führten sie sofort weg von dem Hof. Der Marsch zum Bluthort würde einige Stunden dauern, doch die Krieger fanden in den Stallungen Pferde und drei große Schlitten. Damit transportierten die Bauern eigentlich das Holz für ihre Kamine. Jetzt mussten sie sich auf ihre Schlitten setzen. Die Kinder weinten und die Frauen hielten sie ängstlich fest. Doch die Schattenalp kannten kein Erbarmen. Sie trieben die Menschen mit ihren Speeren zur Eile an.
Vagho sah zufrieden zu Monga. »Das hat doch wunderbar geklappt«, sprach er zur Fürstin. »Zwei Männer, vier Frauen und vier Kinder. Das ist ein guter Fang. Oder bist du anderer Meinung.«
Monga sah Vagho lächelnd an. »Wenn mein Sohn das schwarze Portal geöffnet hat, bin ich ganz deiner Meinung«, flüsterte sie ihm zu. Dann ging die Fürstin zu einem der Schlitten, um sich die Beute anzusehen.
Vagho gab den Befehl zum Aufbruch. Mit den drei Schlitten zogen seine Krieger zum Hort zurück. Er selbst hatte sich auf seine Flugschale gesetzt. Dadurch hatte er einen größeren Überblick.
Gegen Mittag kam die kleine Schar mit ihrer Beute am Hort an. Sie fuhren zum Lager der Halbriesen, wo sie von Brando und seinen Kriegern erwartet wurden. In aller Ruhe sah der König der Halbriesen zu, wie die Menschen neben einem Lagerfeuer im Schnee landeten. Einige von ihnen hatten nicht viel an und sie froren entsetzlich. Brando ließ Felle und Decken bringen und eine wärmende Suppe gab es ebenfalls.
»So wie diese Bauern aussehen, hätten sie nicht mehr lange durchgehalten«, sprach er zu Monga und Vagho. »Wäre der Weg noch länger gewesen, so hättet ihr vielleicht nicht genügend Opfer für die Geister gehabt.«
»Nur keine Sorge«, knurrte Monga zurück. »Dort, wo dieses Menschenpack herkommt, gibt es noch viel mehr.«
Die Fürstin ging mit Vagho zu einem der Lagerfeuer. Sie sahen Dämonicon zu, der sich ihre Beute anschaute.
»Das ist ein guter Fang«, rief der schwarze Prinz voller Freude. »Die Geister werden zufrieden sein und wir können heute Nacht aufbrechen.«
Dämonicon ging zu Monga und beugte sich zu ihr herunter. »Und du, meine über alles geliebte Mutter …«, flüsterte er, so leise er konnte. »Du kannst dir von Laygon holen, was du braucht. Es ist alles nach deinem Wunsch angerichtet.«
Über Mongas Gesicht huschte sofort ein feines Lächeln. »Das Gift …,« sprach sie den Gedanken aus, der ihr gerade durch den Kopf ging.
Laygon hatte also alles besorgen lassen, was die Fürstin für das Gift brauchte, mit dem sie jeden Halbriesen in einen Wehralp verwandeln konnte. Sofort ging sie in den Hort, um Laygon aufzusuchen.
Als sich einige Stunden später die Sterne des Nachthimmels zeigten und der Mond aufging, war die Zeit für das schwarze Portal gekommen. Bei den Halbriesen und den Schattenalp machte sich eine gewisse Unruhe breit. Die Krieger warteten voller Spannung auf Dämonicon und sein Portal. Der schwarze Prinz war noch nicht im Lager der Halbriesen zu sehen. Dabei wurden vor dem Bluthort schon die Vorbereitungen für das Portal getroffen. Ein großer Steinkreis wurde gelegt und in ihm der Schnee weggefegt. Dann wurden um den Steinkreis zehn Holzpfähle aufgestellt. An ihnen fesselten Vaghos Krieger die Menschen. Die Kinder und die Frauen weinten und schluchzten und die Männer versuchten, ihnen gut zuzureden.
Als Dämonicon endlich aus dem Tor des Bluthortes trat und zu dem Steinkreis ging, verstummten selbst die Kinder. In dichten Reihen drängten sich jetzt die Krieger um den Kreis.
An seinem Rand standen Monga, Vagho und Laygon. Der König der Schattenalp sah in das vor Aufregung verzerrte Gesicht des Magiers und er erkannte sofort, dass in diesem Mann etwas vorging. Zu deutlich standen Laygon die Angst und die Unsicherheit im Gesicht geschrieben. Jede Regung seines Mundes und jedes Zucken seiner Augenlider verrieten ihn. Er selbst bemerkte es nicht, doch Vagho konnte die Zeichen nur zu deutlich lesen. Dieser Magier hatte große Mühe, seine Gefühle zu beherrschen.
In der Mitte des Steinkreises hatte sich