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den Händen.

      Es dauerte nur einen kleinen Moment und im Tempel war ein leises Zischen und Summen zu hören. Cylor wusste sehr gut, was das zu bedeuten hatte.

      »Die Minitrolle kommen«, flüsterte der Nekromant. Er nahm sofort seinen Weinbecher vom Tisch, doch für die große Weinkanne, die ebenfalls auf dem Tisch stand, kam jede Hilfe zu spät. Barbaron landete mitten auf dem Tisch und er kam erst zum Stehen, als er ihn zur Hälfte abgeräumt hatte. Die Weinkanne landete dabei auf dem Boden der Halle.

      Mit dem großen Schwert in beiden Händen, meckerte Barbaron sofort los. »Bei meinem Schöpfer! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wer hat in meiner Landezone diesen verdammten Tisch aufgestellt?!«

      »Äh, na ja …«, versuchte Cylor den aufgebrachten Barbaron zu beschwichtigen. »Das waren wir … äh ich meine …«

      »Drucks hier nicht so herum, du alter Narr!«, brüllte der kleine König weiter. Im nächsten Moment wurde er jedoch von seinem Hauptmann umgeworfen, denn der landete ebenfalls auf dem Tisch. Noch ehe der Hauptmann einen üblen Fluch loswerden konnte, ließ Cylor den Tisch in eine abgelegene Ecke schweben. Dann holte er sich die zwei Minitrolle. Er stellte sie vor Platos auf ihre kleinen Füße und grinste verlegen.

      »Das sind die Minitrolle«, meinte Gordal. »Doch meistens treten sie in einem großen Rudel auf.«

      Barbaron wollte wieder losmeckern, denn sein Volk war für ihn kein Rudel. Doch nun kamen immer mehr Minitrolle an. Sie ließen die Waffen mitten im Tempel fallen und verschwanden sofort wieder. Einige von Dracos Dienern kamen sofort herbeigeeilt. Sie hoben die Waffen auf und brachten sie zu den Kriegern, die vor dem Tempel wachten.

      Drei Mal sprang jeder Minitroll, dann waren sie erschöpft. Sie versammelten sich alle im Saal und der Hauptmann hielt wieder eine Zählung ab.

      »Sehr schön«, meinte der kleine König, als der Hauptmann ihm zum zweiten Mal die Vollständigkeit seines Volkes meldete.

      Platos hatte sich das Spektakel, ohne ein Wort zu sagen, mit einem Lächeln angesehen. Jetzt ging er auf Barbaron zu und betrachtete ihn. Der kleine König schwebte plötzlich vor seinem Gesicht und er scheute sich nicht, den viel größeren Platos in die Augen zu schauen.

      »Ich begrüße dich und dein Volk in meinem Tempel, König Barbaron«, sprach Platos mit feierlicher Stimme. »Und ich danke euch für die Waffen.«

      »Und ich grüße dich, auch im Namen meines Volkes, du edler Inselkönig Platos«, antwortete der kleine König. »Hoffentlich gibst du deiner Stadt bald einen Namen. In hundert Jahren wollen die Völker schließlich wissen, vor welcher Stadt Dämonicon die Prügel seines Lebens bezogen hat.«

      »Nun, wenn das deine größte Sorge ist, so sei beruhigt. Wenn dieser Krieg vorüber ist, werden wir auch darüber entscheiden.« Platos tippte mit der rechten Hand auf seine linke Schulter und Barbaron nahm diese Einladung sofort an. Jemand musste diesem imposanten Inselkönig von seinen Vorlieben berichtet haben.

      Der Tisch wurde wieder in die Mitte des Saales gerückt und für die zahlreichen Minitrolle wurden Essen und Trinken herbeigeschafft. Einige neugierige Wachen schauten vorsichtig vom großen Eingangstor zu und ein Raunen und Flüstern zog durch die Stadt. Geheimnisvolle kleine Krieger waren angekommen. Sie hatten die besten Waffen mitgebracht, die man je gesehen hatte und ihr Anführer war selbst ein König, der zu alledem fliegen konnte. Der Mut der Krieger wurde mit jedem Gerücht größer und selbst die Wächter der Stadtmauern traten in dieser Nacht fester auf.

      Das Raunen und Flüstern in der Stadt wollte kein Ende nehmen. Noch bevor die Nacht vorbei war, kamen immer mehr fremde Kämpfer an. Manche waren eher klein, manche recht groß. Und sie flogen auf Schalen und Kriegsschilden.

      Einer dieser Fremden hatte sogar eine Laterne bei sich, die ihm in der Nacht ein geheimnisvolles Licht spendete. Es war Ohle, der kleinste aller Kobolde. Er landete direkt vor dem Tempel. Die Wachen sahen ihm und seinen Brüdern staunend nach und sie nickten sich vielsagend zu.

      Langsam füllte sich der Tempel mit den Nekromanten, Kobolden und Elfen. Aurelia und Aella flogen durch die großen Fenster der Tempelkuppel herein. Elegant landeten sie neben dem Inselkönig und Aella gab ihrem Bruder zur Begrüßung einen Kuss auf die rechte Wange. Auf die linke Wange küsste ihn Flavia, die schöne Lichtmagierin.

      Barbaron sah sich die Küsserei der Fee und der Magierin mit einigem Neid an. Doch Theodora zwinkerte ihm zu und so saß er plötzlich auf ihrer linken Schulter. Sie küsste den kleinen König auf die Stirn und ein breites Grinsen tauchte sofort in seinem Gesicht auf.

      Draco, der Priester, stellte sich in die Mitte der Freunde seines Königs. Er hob beide Hände hoch und sprach zu ihnen. »Gleich werde ich euch zeigen, was jetzt in der Nähe des Tempels geschieht. Mit der Magie meines Karfunkels kann ich euch einen Blick in das Lager des Dämonicon gewähren. Doch das gelingt mir nur für wenige Augenblicke. Also schaut euch schnell an, was ich euch jetzt zeige.«

      Der Priester rief einen feinen Nebel herbei, der aus den Feuerbecken der Tempelhalle zukommen schien. Einzelne Dinge wurden sichtbar. Offenbar bauten sich die Halbriesen und die Schattenalp ein Heerlager auf. In der Mitte des Lagers stand Dämonicon. Er erklärte wohl gerade einem Halbriesen und einem Schattenalp etwas. Ein wenig abseits stand ein weiterer Schattenalp. Er hielt eine Schatulle in seinen Händen. Der Nebel löste sich auf und alles verschwand so schnell, wie es gekommen war. Dieses Mal fiel Draco nicht in Ohnmacht. Er atmete erleichtert auf.

      »Das hast du sehr gut gemacht«, sprach Ohle zu ihm, noch ehe jemand etwas sagen konnte. Dann zog der Kobold seine Flugschale aus seinem Zauberbeutel und setzte sich auf das schwebende Ding. »Hört Ohle mit Laterne zu, ihr Freunde des Schöpfers und der weißen Magie«, sprach er weiter und selbst der kleinste Minitroll rückte neugierig ein Stück näher heran. »Die Schatulle, die ihr bei dem Schattenalp gesehen habt, kann uns sehr gefährlich werden. Sie verrät seinem Meister, wo sich seine Feinde befinden. Außerdem kann es die Seele jedes Wesens herbeirufen. Nur so konnte Brando in unsere Welt zurückkommen und so viele seiner Krieger mitbringen.«

      »Kann er uns in diesem Augenblick etwa belauschen?«, fragte Albanarius besorgt und er ging einen Schritt auf den schwebenden Kobold zu.

      »Ja, das könnte er«, antwortete Ohle und das Licht seiner Laterne tanzte im Wind der Nacht. »Sein Hochmut ist jedoch so groß, dass er es noch nicht für nötig hält, uns zu jeder Zeit zu belauschen. Er wird den Seelenfinder nur dann zurate ziehen, wenn er es muss. Das Ding verlangt viel Kraft von ihm und er ist noch längst nicht so stark, wie er es einst an jenem Tag war, da der gute König Alfagil ihm seinen geweihten Speer in die Brust stieß. Außerdem hat er bestimmt einen Magier, der ihm die Drecksarbeit abnimmt. Das wird der Kerl gewesen sein, der die Schatulle hielt. Dieser Mann wird bald schwach werden und sterben. Der Seelenfinder ist ein Diener der schwarzen Magie. Wir müssen ihn uns holen und vernichten. Erst dann können wir einen vernünftigen Plan schmieden.«

      »Trajan ist schon auf dem Weg zum Heerlager des schwarzen Prinzen«, sprach Cylor zu Ohle und er sah sofort das Entsetzen im Gesicht des Koboldes. »Er will versuchen, den König der Halbriesen heimlich zu sprechen und ihm erklären, was Dämonicon und Monga wirklich vorhaben.«

      »Bis jetzt beobachtet er aus sicherer Entfernung, was unsere Feinde so alles in ihrem Lager aufbauen«, erklärte Barbaron. Er hielt triumphierend seinen Kompass in die Höhe, der ihm zeigte, wo sich Trajan gerade befand.

      Ohle schwebte zu Theodora. Als er sich vor ihrer linken Schulter befand, lächelte er sie und Barbaron an. »Ohle mit Laterne hat einen Plan und für diesen Plan brauche ich dich. Wir holen uns die Schatulle. Die Nekromanten finden bestimmt einen Weg um sie zu vernichten.«

      »Oh ja«, rief der kleine König sofort. »Das machen wir noch heute Nacht. Das wird bestimmt ein toller Spaß. Und wenn wir können, helfen wir auch noch Trajan.«

      Kaum hatte Barbaron Ohle zugestimmt, kam auch schon ein leichter Tumult auf. Jeder Minitroll wollte natürlich seinen König begleiten. Doch Ohle wollte das nicht. Er meinte, dass nur er und der kleine König die Schatulle mit dem Seelenfinder holen sollten.

      Albanarius

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