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Seine Krieger sollen den Feind hinter den Mauern ihrer Stadt empfangen. Nur dann haben sie noch Aussicht auf einen Sieg. Einer von euch muss versuchen, Brando, den König der Halbriesen, unauffällig zu erreichen. Und dafür brauchen wir dich, Trajan.«

      »Was soll ich denn tun?«, fragte der junge Elf. »Ich weiß doch noch nicht einmal, wer dieser Brando überhaupt ist.«

      Das Gesicht nickte dem Elf nachdenklich zu. »Du hast recht. Diesen König kennen die wenigsten lebenden Wesen in unserer Welt. Doch er ist ein überaus gefährlicher Mann. Einst hat die Fürstin Monga versucht, mit seiner Hilfe Silvergard, die einstige Hauptstadt der Erz-Elfen zu erobern. Sie ließ die sterbenden Krieger der Urtaren und der Halbriesen vor den Mauern der Stadt zu Wehralps werden. Das nahmen ihr Moragh, der König der Urtaren, Albaron, der König der Erz-Elfen und Brando, der König der Halbriesen, nach der Schlacht sehr übel. Sie verbündeten sich und mit der Hilfe von Aurelia und eines grünen Gnoms konnten sie Monga besiegen. Sie starb und ihre Seele ging in das Reich der Dämonen hinein. Doch sie ist wieder da und sie will erneut die Halbriesen zu Wehralps umwandeln. Das musst du verhindern. Brando weiß noch nichts von den finsteren Plänen der schwarzen Fürstin. Zwar misstraut er ihr, doch er hat keine Ahnung, welch falsches Spiel Monga und Dämonicon treiben. Außerdem ist da noch ein gewisser Laygon. Der Kerl ist ein gefährlicher schwarzer Magier. Entwende ihm den Seelenfinder, den er immer bei sich trägt. Damit kann er sehr viel Schaden anrichten. Verstehst du das, mein junger Freund?«

      Trajan nickte und er sah dabei zu Cylor und Gordal. Das Gesicht bemerkte, dass Trajan nicht wusste, wie er diese Aufgaben meistern sollte. »Ich gebe dir einige Dinge mit, die dir helfen werden. Schau zu deinen Füßen und du wirst finden, was du brauchst.«

      Trajan und seine beiden Begleiter sahen, wie vor dem jungen Elf auf einem Wolfsfell ein Bogen und ein Schild erschienen. Außerdem lagen da ein goldener Helm und ein reichlich verziertes Schwert. Seine Kleidung verschwand und dafür bedeckte eine goldene Rüstung seinen Körper.

      »Das sieht ja wunderbar aus, doch die Rüstung klappert bestimmt und sie wird mich bei meinen Aufgaben hindern«, sprach Trajan, als er seine Rüstung betrachtete. Dabei strich er fast zärtlich über den verzierten Brustpanzer und die glänzenden Armschienen.

      Das Gesicht im Tor lächelte gütig. »Dein Helm, deine schöne Rüstung und deine Waffen haben ihre eigenen Kräfte«, erklärte es dem Elf. »Setz den Helm auf, spann den Bogen oder stell dich auf den Kriegsschild. Du wirst die Kräfte spüren.«

      Trajan setzte den Helm auf und sofort verschwand sein Körper. »Was ist das!«, schrie er entsetzt. »Ich kann meine Beine nicht mehr sehen und meine Arme und wo ist mein Bauch und …!«

      Er nahm den Helm ab und sofort war er wieder sichtbar. »Du meine Güte«, flüsterte der Elf. Dabei betrachtete er den Helm. »Ich habe schon von solchen Dingen gehört. Doch das ich selbst unsichtbar werden kann, das hätte ich nicht zu träumen gewagt.«

      Vorsichtig legte er den Helm auf das Wolfsfell zurück. Dann nahm er den Bogen. Als er ihn spannte, hatte er sofort einen Pfeil auf der Bogensehne. Er zielte auf einen Stein, den Gordal in die Luft warf. Der Pfeil traf sein Ziel und der Stein stürzte zersplittert in den Schnee.

      Nun stellte sich Trajan auf den Schild. Sofort schwebte er in der Luft und der Elf hockte sich hin. »Ich verstehe«, flüsterte er wieder. »Den Kriegsschild kann ich mit meinem Willen steuern. Das ist ja fantastisch. Ich weiß gar nicht, wie ich mich für diese Gaben bedanken soll.«

      »Oh, das ist einfach«, sprach das Gesicht mit einem breiten Grinsen. »Du dankst mir am besten, wenn du deine Aufgaben erfüllst. Dann kannst du behalten, was ich dir gegeben habe.«

      Trajan stieg vorsichtig vom Schild. Er legte auch ihn auf das Wolfsfell. Dann nahm er das Schwert an sich. Er zog es langsam aus seiner Scheide. Ein leichtes Summen lag in der Luft und das Gesicht von Trajan erstrahlte. Die Magie dieser Waffe durchflutete ihn und er fühlte, wie sich Blitz und Donner in ihr vereinte. Als er das Schwert in die Höhe hielt, fuhr mit lautem Donnerhall ein Blitz in den Himmel.

      »Oh ja, du lernst schnell mit meinen Gaben umzugehen!«, rief das Gesicht erfreut aus. »Die weiße Magie ist stark in dir und wenn du sie richtig anwendest, wird sie dir immer dienen.«

      Trajan steckte das Schwert zurück in die Scheide. Dann sah er glücklich und voller Tatendrang zu seinen Freunden.

      »Jetzt bist du bereit, für die Reise zur Insel«, sprach Gordal und er stellte sich neben Trajan hin.

      Cylor räumte mit einer Bewegung seiner linken Hand die Felle und die Reste der Mahlzeit weg. Dann sah auch er zum Tor.

      Das Gesicht nickte ihm lächelnd zu. »Geht durch mich hindurch und erfüllt euer Schicksal, meine Freunde. Ich gebe jedem von euch so viel Kraft mit auf dem Weg, wie er brauchen wird.«

      Das Gesicht verschwand und eine glatte Felswand war zu sehen. Die drei Freunde traten nahe heran. Für einen winzigen Augenblick zögerten sie. Doch dann gingen sie durch die Felswand hindurch.

      Im nächsten Augenblick durchschritten sie das Tor von Selan. Es döste gerade wieder in der Sonne. Sein lautes Schnarchen nervte die drei Krieger, die das Tor bewachen sollten. Um der Hitze der Mittagssonne zu entgehen, hatten sie sich in ein großes Zelt zurückgezogen. Als sie Trajans Stimme hörten, kamen sie eilig heraus. Staunend betrachteten sie die drei Ankömmlinge.

      »Seid ihr Freunde von unserem König Platos?«, wollte einer der Krieger wissen.

      »Natürlich sind es Freunde«, erklärte das Gesicht im Tor. Es war aufgewacht und betrachtete die drei Gestalten, die es nur von hinten sah.

      »Sie an«, sprach es weiter. »Ein Elf, noch ein Elf und ein Hoch-Elf. Und die Drei haben so starke magische Kräfte, dass sie eine ganze Armee vernichten könnten.«

      »Und genau deshalb sind wir auch hier«, erklärte Cylor. »Wir müssen mit eurem König Platos sprechen. Die Zeit drängt und die Feinde nahen schon.«

      Die drei Krieger erschraken und das Gesicht im Tor wankte bedenklich hin und her. Einer der Krieger erklärte schließlich, dass ihr König in der Stadt sei. Er würde sich selbst um die Ausbildung der jungen und unerfahrenen Verteidiger der Stadt kümmern. Die wenigen Priester, die noch da seien und weiter zu ihrem König hielten, kümmerten sich um die Verteidigungsanlagen der Stadt. Dann zeigten sie den drei Freunden die Richtung, die sie einschlagen mussten. Staunend sahen die Krieger zu, wie sie fliegend verschwanden.

      In der einzigen Stadt der Insel waren die meisten Anwohner mit irgendeiner Arbeit beschäftigt. Platos stand vor dem Eingang des Tempels. Er erklärte einer Gruppe noch sehr junger Krieger den Umgang mit dem Speer. Als ihm gemeldet wurde, dass drei fliegende Gestalten direkt auf den Tempel zuhielten, machten sich die Bogenschützen und die Krieger mit den Speeren sofort zum Kampf bereit.

      Der König hielt zum Schutz seiner Augen beide Hände über sie. Die Sonne blendete ihn und so erkannte er seine Gäste beinah zu spät. »Die Waffen runter«, rief er den Bogenschützen zu. »Das müssen Freunde sein. Unsere Feinde sehen wesentlich anders aus.«

      Nur wenige Schritte vor dem König landeten die drei Freunde. Bei Trajan klappte die Landung noch nicht so gut. Er wäre beinah von seinem Flugschild gestürzt. Doch Gordal bekam seine rechte Hand zu fassen.

      Lächelnd sah Platos die drei unerwarteten Gäste an. Die verbeugten sich vor ihm und Cylor grüßte überaus höflich. »Großer König Platos. Wir überbringen dir die besten Grüße von unseren Freunden, die sich gerade in der Schmiede von Erz-Hall befinden. Besonders von Aella, der weißen Fee soll ich dich grüßen.«

      Der König nickte und sein Lächeln zeigte deutlich, das er über den Besuch dieser drei Gäste sehr erfreut war. Platos bedankte sich und er forderte sie auf, ihm in die kühlen Hallen des Tempels zu folgen. Dort wartete bereits ein Priester. Er scheuchte sofort einige junge dragolianische und obinarische Dienerinnen auf, die Speisen und Getränke für die Gäste holen sollten.

      Einen Augenblick später hörte sich Platos an, was ihm seine Gäste zu berichten hatten. »Ich habe zahlreiche Späher in alle Winkel der Insel geschickt«, meinte er schließlich. »Sie werden

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