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       1. Akt

      Herr Mo vermochte in einem Fachblatt für die Holzwirtschaft keinen Unterschied zwischen einer während des Krieges gefallenen Nation und einem gefallenen Wald zu erkennen. Der Bomberpilot und der des Vernichtungsprozessor (Gemeint waren wohl die Harvester.) führten gefühllos die Befehle zum Massenmord aus. Weiter hieß es, dass die Einsatzziele der Harvester Beute machen und Zerstörung seien und durch die Hochmechanisierung der Waldarbeit Energie verschwendet würde. Also wieder Rückepferde in den Wald!

      „Eine unappetitliche Geschichte! So etwas geht gar nicht!“, reagierte da Herrn Mos Chefin, die Umweltministerin, Frau Mi, in der Presse und drohte ihrem Vize, Herrn Mo, mit „sofortiger Entlassung“ im Wiederholungsfall.

       2. Akt: Presse-(Spiel-) Ball

      „Herr Mo will den Wald fit machen – Staatssekretär kündigt Verbesserung der Böden an – Weniger schwere Erntemaschinen“ titelte die einzige Tageszeitung in Lyonesien Anfang 2010.

      Und das gleiche Blatt zitierte Herrn Mo im Herbst 2010: „Künftig dürfen bei der Holzernte nur noch Verfahren angewandt werden, die den Waldboden nicht schädigen. Der Einsatz hoch mechanisierter Verfahren soll auch aus arbeitspolitischen Gründen nach und nach durch andere Verfahren ersetzt werden. Unter anderem sollen wieder verstärkt Pferde zum Einsatz kommen.“

       Zwischen Anspruch (Rückepferde) und Wirklichkeit (Holzerntemaschinen)

      Es eigenlobte Frau Ministerin Mi in ihrer Presse-Mitteilung „die vorbildliche Bewirtschaftung des Staatswaldes“ in ihrem Ländchen Lyonesien, auch im Hinblick auf den Artenschutz.

      Und ihr Herr Staatssekretär, Herr Mo, wusste es in seiner Presse-Mitteilung genau, wo die Schuldigen für die Waldmisere zu finden sind: Vor allem gelte es, im Wald Wildschäden weitestgehend zu vermeiden. Frühere und aktuelle Verbissgutachten belegten eine alarmierende Reduzierung der Baumarten-Vielfalt …

      Besonderen Wert lege sie, die Frau Ministerin Mi, darauf, dass künftig im lyonesieschen Wald noch naturverträglicher gewirtschaftet werden soll. Der Einsatz von größeren Maschinen werde künftig nur noch dort erfolgen, wo die Böden tragfähig sind, ließ Frau Mi, die Umweltministerin, in einer Presse-Mitteilung verlautbaren.

      Bald darauf ließ Herr Mo, ihr Staatssekretär, die Presse über das Drama im lyonesieschen Forst wissen: Die Vielfalt der Baumarten und der gesamten Waldvegetation würden in diesem Ländchen dramatisch sinken. Damit verbunden seien nicht nur ökologische, sondern auch erhebliche volkswirtschaftliche Schäden, wetterte er. Millionen müssten in der gesamten Republik inzwischen für den Bau von Zäunen ausgegeben werden, um die jungen Bäume zu schützen.

      Deshalb Herrn Mos Appell an die Jäger: „Noch mehr Rehe schießen, die die Hauptverursacher der Misere sind!.“

       Vorhang zu und Denkpause

      Zaunbau im Wald? Rehe fressen den Wald auf? Waldsterben von unten? – Das hatten wir doch schon einmal in Lyonesien. Damals, Mitte der 1980er Jahre, als mit dem „Napoleon von Lyonesien“ der kam, wie hieß er noch? Na, Sie wissen schon, der, der den lyonesieschen Steuerzahler heute noch sehr viel Geld kostet und von zwei Ministern aus dem Amt geschasst wurde …

      Ja, genau der, der die vielen Zäune im Forst bauen ließ, die die Lyonesier ebenfalls viel Geld kosteten und dann erst die Beseitigung!

      Komisch! Der lyonesiesche Forst wächst immer noch!

      Es musste sich da wohl um ein Gerücht handeln, dass selbiger „Zaunkönig“ als Souffleur bei Herrn Mo tätig war. Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt!

       3. Akt

      Als ein Erfolg im Kampf um die Baumarten-Vielfalt tönte es in der einzigen Tageszeitung von Lyonesien, als auf einer Fläche von „nur“ 450 Hektar bei einer von Herrn Mo anberaumten „Waldschutzjagd“ 33 Rehe auf der Strecke lagen.

      Und erneut schallte Herrn Mos Gebetsmühle, dass die systematische Inventur und Dokumentation von Wildschäden ein wichtiges Instrument sei, jagdliche Strategien zu entwickeln, die dazu dienen würden, die Schalenwildbestände auf ein waldverträgliches Maß zu reduzieren. Den Rest kennen wir!

      Mit viel Schnee und Frost stellte sich der Winter zum Monatswechsel November/ Dezember 2010 ein. Eigentlich normal! Oder doch nicht? Herr Staatssekretär Mo gelobte gegenüber der Presse: Das oberste Gebot bestehe nun darin, unsere Wildtiere (Zur Erinnerung: Dazu zählen auch Rehe!) in ihren Einstandsgebieten nicht zu stören, denn Störung bedeute Fluchtverhalten und Fluchtverhalten bedeutet Energieverbrauch. Eine solche Rücksichtnahme wirke besser als Futter …

      Könnten Wildtiere denken und sprechen wie wir Menschen, hätten sie den Herrn Staatsekretär Mo in den höchsten Tönen gelobt und ihn bei der einzigen Tageszeitung als „Lyonesiens Besten“ und beim Rundfunk Lyonesiens als „Engel des Jahres 2010“ nominieren lassen. Toll! Wer hätte das gedacht? Welch ein Triumph!

       Holzerntemaschine bei Schnee und Frost am Naturschutzgebiet. Wie passte das zusammen?

      Und zum Jahresende setzt seine Chefin, Frau Ministerin Mi, sogar noch eins drauf: Mit der Änderung beim Forstbetrieb Lyonesiens in der Organisation und bei den Bewirtschaftungsgrundsätzen solle der Forst noch naturverträglicher arbeiten … Hierfür werde zusätzliches qualifiziertes Personal benötigt…“

      Entschuldigung, Frau Ministerin Mi, nur zum besseren Verständnis: „Ist Ihr bisheriges Personal nicht qualifiziert?“ War ja nur mal so eine Frage – damals, als Sie noch Ministerin waren!

       Umzug zur Waldbühne am Rand eines Naturschutzgebietes

       4. Akt

      Lyonesierinnen und Lyonesier sorgen sich um ihren Bürgerwald, so die offizielle Bezeichnung von Frau Mi und Herrn Mo für den Staatsforst von Lyonesien.

      Also: Lyonesierinnen und Lyonesier klagten ob der Schwachholzernte am Rande eines Naturschutzgebietes bei der Presse. Dort war im Dezember 2010 ein Harvester zu Werke.

       Was soll man dazu noch sagen?

      Die Fotos sprachen für sich und gegen die vollmundigen und wohl feilen Erklärungen von Frau Umweltministerin Mi und ihres Staatssekretärs, Herrn Mo.

      Die Bürgerinnen und Bürger kratzten sich vor Ort am Kopf und fragten, ob ein Reh oder zwei oder drei oder wie viele in ihrem recht kurzen Leben von drei bis vier Jahren, wenn überhaupt, so viele Schäden anrichten kann wie dieser Harvester in einem Monat und in einer Forstabteilung, dazu noch direkt neben dem Naturschutzgebiet.

      Ob auf diesen tief aufgewühlten und verdichteten Rückegassen so schnell nochmals Gras wächst und das Bodenleben zur Normalität zurück findet? Bis dahin blasen wohl Frau Umweltministerin Mi und ihr Staatssekretär, Herr Mo, dank ihres „wohl verdienten“ Ruhestandsgehaltes, das die meisten der Lyonesierinnen und Lyonesier auch nach 45 Jahren harter Berufstätigkeit nicht erreichen werden, Federn in die Luft.

       Vorhang zu! Schluss dieser Vorstellung

      Es sagte Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (1949 bis 1963): „Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern.“

       Fortsetzung folgt? Hoffentlich nie wieder!

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