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die die Innenansichten der Motivlagen der Respondentinnen sichtbar gemacht werden konnten.152

      Zum Zweck der hermeneutischen Entschlüsselung spezifischer Daten-Muster und deren Entstehungsbedingungen wurden jeweils vier Analyse-Kategorien nach Strauss und Korbins Methodik des offenen, axialen und selektiven Kodierens herausgebildet, die als Vergleichspunkte zur Auswertung der unterschiedlich sozialisierten jungen Frauen dienen sollen und dazu geeignet erscheinen, deren spezifisches Dschihad-Verständnis als zentrales Phänomen herauszuarbeiten.153 Es handelt sich dabei um die folgenden Kategorien:

      1)Die Identitätskonstruktion: die familiäre und berufliche Situation

      2)Die Selbst- und Fremdwahrnehmung

      3)Das grundsätzliche Dschihad-Verständnis sowie die individuellen Motivlagen zur Dschihad-Teilnahme

      4)Die eigene Religiosität sowie die Einstellung gegenüber anderen religiösen und ethnischen Gruppen.

      Es wird vermutet, dass die Dschihadistinnen aus unterschiedlichen Gründen im kriegerischen Dschihad einen Fixpunkt sowie eine Identifikationsmöglichkeit für sich selbst gefunden haben. Diese unterschiedlichen Beweggründe für das Interesse und die Partizipation am Dschihad werden mit den biographischen und nationalen Hintergründen der Interview-Partnerinnen kontextualisiert. Hieraus wird eine weitere Hypothese abgeleitet, die zugleich ein Parameter für die individualisierte Präventionsarbeit darstellen könnte: Die familiäre Umgebung, in der die drei Dschihadistinnen aufwuchsen, scheint dazu geeignet, ihre jeweilige Entscheidung für den Dschihad

      (un-)bewusst

      zu beeinflussen und zugleich ausschlaggebend dafür zu sein, dass sie mittels des Dschihad realpolitische Ziele verfolgen.

      Aufgrund der besonderen Umstände, die ein Interview mit gewaltaffinen Akteurinnen kennzeichnet, da diese stets im ›Geheimen‹ agieren (möchten), um möglichst wenig Aufmerksamkeit bei den staatlichen Akteuren zu erzielen und folglich auch die Interviewerin selber in diese Art von ›Geheimhaltungspflicht‹ miteinbeziehen, damit sie sich ihr inhaltlich öffnen, ist es notwendig, ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen der Interviewerin und den Respondentinnen aufzubauen. Dieses spezifische Verhältnis und dessen Wechselwirkungen lassen sich anhand des folgenden Schaubildes dezidiert veranschaulichen:

      * Abb. I: Vertrauensverhältnis zwischen der Interviewerin und den Interview-Partnerinnen, eigene Darstellung

      Das Vertrauensverhältnis zwischen den Interview-Partnerinnen und der Interviewerin wurde im vorliegenden Fall in zwei Hauptkategorien unterteilt: Die erste Kategorie der notwendigen Wechselseitigkeit, die das ›Zugeständnis‹ des Freiraums der Interview-Partnerinnen und die Akzeptanz der Tatsache, dass es sich bei den Aussagen der jungen Frauen lediglich um eine subjektive Momentaufnahme und einen Teilabschnitt ihrer Biographien handelt, sowie die zweite Kategorie der Handlungen, die den Zugang zu den Respondentinnen erschweren oder erleichtern können, wozu die Kenntnis des sozialen und religiösen Umfeldes und des besonderen Misstrauens der Interview-Partnerinnen aufgrund deren spezifischer Sozialisation gehören. Beide Kategorien wurden im Sinne eines möglichst ›vertrauensvollen‹ Zusammenarbeitens während der Interviews zu konstituieren versucht. Da sich eine solche Atmosphäre grundsätzlich erst nach einem längeren Kennenlernen und einem intensiveren inhaltlichen Austausch kultivieren lässt, erklärt dies zum Teil die wie ›ferngesteuert‹ anmutenden Aussagen der seit frühester Kindheit ideologisierten Respondentinnen, wie im Verlauf der vorliegenden Untersuchung erkennbar werden wird.

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