Скачать книгу

hatte, war einer dieser Diener.

      Die Nymphe stieß die Tür auf, als sie sah, dass sich der Dämonenfürst zu ihr umdrehte und nach einem großen Stab griff. Dieser Stab schien aus einem glänzenden Kristall gefertigt worden zu sein. Er änderte seine Farbe, wenn Imperos ihn berührte. Seine schwarze Haut glänzte sofort, denn der Stab erstrahlte für einen Moment und sein Licht erhellte dem Fürsten den Weg. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er den düsteren Raum mit dem Blutbecken und ging den breiten und hohen Gang entlang, der ihn zu einer großen Halle führte. Dort stand sein Thron aus schwarzem Marmor und dort warteten auch die Gefangenen.

      Aella eilte voraus und rief den Dämonenkriegern zu, die vor der großen Halle Wache hielten, das sie das Tor zur Halle weit öffnen sollten. Imperos betrat diese Halle mit schnellen Schritten und setzte sich mit einer Leichtigkeit auf seinen Thron, die ihm seine Gefangenen bestimmt nicht zugetraut hätten. Er betrachtete die fremden Wesen, die vor ihm standen und es vermieden, ihn anzusehen. Die Gestalt des Fürsten sah furchterregend aus. Sein Körper schien nur aus Muskeln zu bestehen und der lange Rock, den er trug, konnte nur schlecht die stark behaarten Beine verbergen. Der Kopf des Fürsten wirkte kantig und der Anfang seiner langen gebogenen Nase ragte zwischen den beiden finsteren Augen hervor. Auf diesem Kopf wuchsen neun Hörner von beachtlicher Größe. Jeder wusste, was das zu bedeuten hatte. Es war das Zeichen von Imperos Machtanspruch. Er war der oberste der neun Dämonenfürsten.

      Aella stellte sich neben den Thron hin. Sie zeigte mit einem kleinen Stock auf einen der Gefangenen. »Dieser Kerl heißt Albanarius«, erklärte sie dem Fürsten. »Er ist ein gefährlicher Magier und der Anführer des Zirkels der Nekromanten. Sein Wissen über die weiße Magie ist enorm.«

      Imperos sah sich den Magier mit finsterer Miene an. Er gab ihn einen Wink und als Albanarius einfach stehen blieb, trieben ihn zwei Dämonenkrieger mit ihren Peitschen bis zum Thron ihres Herrn. Der Magier fiel durch die Wucht der Schläge auf die Knie, doch er wollte sich gleich wieder erheben. Aella packte ihn mit einer Hand am Bart und zerrte ihn wieder nach unten. »Bleib auf deinen Knien«, fauchte sie Albanarius an. »Du stinkender Nekromant hast kein Recht, vor dem zukünftigen Herrn der Welt zu stehen.«

      Stöhnend sackte der Magier auf seine Knie zurück. Die schwarze Nymphe schien diesen Anblick zu genießen und sie sah triumphierend zu Imperos. Dann ließ sie Albanarius los und stellte sich wieder neben den Thron hin.

      Der Fürst beugte sich ein wenig vor und sprach mit ruhiger Stimme. »Es war nicht meine Absicht, euch als meine Gäste hier, in meinem Reich zu begrüßen. Doch mein Sohn Dämonicon war wohl der Meinung, dass ich mich ein wenig langweile. Nun, wie dem auch sei, ihr seid nicht freiwillig hier. Und deshalb darf ich euch wohl als meine Gefangenen betrachten. Meine Dienerin Aella wird euch persönlich bewachen und ich werde mich nach und nach mit jedem von euch unterhalten. Ihr kennt viele Geheimnisse und ihr werdet sie bald mit mir teilen. Das verspreche ich euch allen. Selbst der Kleinste von euch wird mir erzählen, was er alles über die weiße Magie und die magischen Orte der Welt weiß.«

      Albanarius versuchte, den stechenden Augen des Dämonenfürsten standzuhalten. Doch er spürte, wie die schwarze Magie von Imperos langsam in seinem Kopf eindrang und ihm eine Frage stellte, die er nicht beantworten wollte. Eine unheimliche Stimme wurde im Kopf des Magiers immer lauter und ein stechender Schmerz fuhr ihm durch den ganzen Körper.

      »Sagst du es mir?«, fragte die Stimme. »Wie kann ein Dämon einen Drachen töten? Sagst du es mir?« Laut stöhnend brach Albanarius zusammen und er blieb leblos vor dem Thron liegen.

      »Schafft sie weg!«, herrschte der Fürst seine Dämonenkrieger an. »Ich werde mich später um dieses Pack kümmern!« Obwohl Imperos nicht mit einem schnellen Erfolg gerechnet hatte, war er über Albanarius Widerstand verärgert. Für einen Moment sah er zu, wie die Krieger ihre Peitschen schwangen.

      »Es ist so, wie du es mir schon bei deiner Ankunft gesagt hast«, sprach er zu der Nymphe, als die Gefangenen den Saal verlassen hatten und in ihren Kerker zurückgetrieben wurden. »Sie wollen mir nicht freiwillig helfen und dieser alte Magier ist ein zäher Mann. Ich konnte in seinen Kopf eindringen, doch er hatte seine Gedanken vor mir verborgen. Selbst die größten Schmerzen wird er ertragen, nur um mir sein Wissen zu verweigern.«

      Aella stimmte Imperos Worten zu. »Die Träger der weißen Magie sind stark und in vielen Kämpfen erprobt. Es wird einige Zeit dauern, bis wir sie zermürbt haben. Doch sie werden reden, denn sie wollen leben. Ich habe die Wachen angewiesen, ihnen nur das Nötigste an Nahrung zu geben. Der Hunger ist eine Waffe, die für uns kämpfen wird. Wenn ihre Gier nach Brot größer ist als ihr Kampfgeist, werden wir sie besiegen.«

      Imperos erhob sich von seinem Thron und strich sich über seine breite Brust. Aella bemerkte, dass der Fürst ein Band aus Dämonenleder um seinen Hals trug. An diesem Band hing ein Wolfskopf aus schwarzem Marmor. Die Nymphe war erstaunt, dass Imperos sein mächtigstes Amulett angelegt hatte. Sie hatte es noch nie zuvor an seinem Hals gesehen, doch sie wusste, dass es ein Geschenk war. »Was machen wir nun mit diesem Pack?«, fragte sie den Fürsten und sie sah ihn abwartend an.

      »Wir gehen zurück zu meinem Blutbecken. Ich will unbedingt wissen, ob mein Hexer seine Aufgaben erfüllt. Morwes ist ein vorzüglicher Diener und er hat einige Eigenschaften, die ich an ihm schätze.«

      Aella folgte dem Fürsten zum Blutbecken. Die Neugier war in ihr erwacht und sie wollte wissen, was es in dem Becken zu sehen gab. Zugleich trieben die Dämonenkrieger ihre Gefangenen zurück in den Kerker. Für Gordal war der Weg am schwersten. Er musste den leblosen Albanarius tragen. Da er den schweren Mann nicht so einfach heben konnte, zog und zerrte er ihn hinter sich her. Dabei musste er selbst rückwärtsgehen und bekam immer wieder die Peitschen der Krieger zu spüren. Völlig erschöpft kam er mit dem Magier als Letzter im Kerker an. Dieses Gefängnis war nicht mehr als eine riesige Grotte. Ein kleines Bächlein, das aus den rissigen Wänden hervor sprudelte, spendete Wasser und stillte so wenigstens den Durst der Gefangenen. Doch der Hunger blieb, auch wenn die Dämonenkrieger ab und zu etwas hartes Brot und einen Topf mit dünner Suppe brachten.

      Mitten in der Grotte ragte ein schwarzer Kristall aus dem Boden. Er spendete ein mattes Licht, sodass die Gefangenen in seiner Nähe etwas sehen konnten. Berühren durfte ihn niemand, denn die finstere Magie des Kristalls würde jeden zurückschleudern und ihm große Schmerzen zufügen. Einer der Minitrolle war zu neugierig gewesen und hatte es gewagt. Noch immer spürte Nummer Elf die Kraft der Magie und den heftigen Aufprall auf den harten Boden der Grotte.

      Artur beträufelte das Gesicht von Albanarius mit dem Wasser des Bächleins und stellte mit Erleichterung fest, dass der Nekromant wieder zu sich kam. Als er die Augen aufschlug, huschte ein Lächeln über das Gesicht des Koboldes. Alle gefangenen Freunde standen um Albanarius und Artur herum und bei jedem war die Erleichterung groß.

      »Dein Widerstand hat dir viel Kraft gekostet«, sprach der Kobold. Einige der Minitrolle nickten eifrig und der Bergboss reichte dem Nekromanten seinen Helm. Der war mit Wasser gefüllt und das belebte Albanarius sofort.

      »Wie kann es sein, dass an einem so finsteren Ort ein so leckeres Wasser zu finden ist?«, rief der Nekromant. Er wischte sich mit dem linken Ärmel seines Mantels den Bart ab. Die Frage des Magiers war wohl nicht sehr ernst gemeint und einige Minitrolle kicherten auch. Er gab dem Bergboss seinen Helm zurück und versuchte aufzustehen. Das gelang ihm nur mit viel Mühe und Gordals Unterstützung.

      Als es dem Nekromanten ein wenig besser ging, rief er alle Gefangenen zusammen. Er ließ sich auf dem felsigen Boden nieder und sah in die Gesichter seiner Freunde, die sich rings um ihn herumsetzten. Sie waren schmutzig und die Kleidung einiger Kobolde zeigte schon die ersten Löcher.

      »Es fällt mir immer mehr auf, dass niemand von uns hier im Dämonenreich die weiße Magie benutzen kann«, begann er zu sprechen. »Wir sind schmutzig -wir haben Löcher in den Sachen und Hunger in den Bäuchen. Das alles war früher kein Problem. Ich konnte noch nie mit einer Nähnadel umgehen und zur Jagd bin ich nicht gut zu gebrauchen. Jedes Wildschwein würde sich über mich totlachen, wenn ich meinen Zauberstab vergessen hätte.«

      Hier und da kicherte einer der Minitrolle leise, doch dann war es sofort wieder still und Albanarius sprach weiter.

Скачать книгу