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      Unter anderen Vorzeichen bildete im frühen 20. Jahrhundert der 1907 eröffnete Waldfriedhof München ein Beispiel naturnaher Bestattungen. Im Gegensatz zu heutigen Bestattungswäldern, bei denen die Asche im Wurzelbereich der Bäume beigesetzt wird, wurden hier die Grabstätten in einen vorhandenen Baumbestand hineinkomponiert. Der Waldfriedhof München wirkte als Vorbild für eine möglichst naturnahe Friedhofsgestaltung und war nicht zuletzt ein Gegenentwurf zu den durchgestylten Parkfriedhöfen des späten 19. Jahrhunderts.

      link1.1.2 Aktuelle Trends zu Naturbestattungen und ihre Voraussetzungen

      Bestattungswälder {Bestattungswälder}

      Im späten 20. Jahrhundert entstanden in Großbritannien frühe Ideen zur Naturbestattung. Sie wurden unter Stichwörtern wie „Green Burials“ oder „Natural Burials“ bekannt, bei denen Sarg- und Aschenbestattungen in Wäldern vorgenommen werden. Das 1991 in Großbritannien gegründete Natural Death Centre hat die Einrichtung sog. Natural Burial Grounds (Naturfriedhöfe) betrieben. Von der gemeinnützigen Organisation Earthworks Trust wurde im Jahr 2000 im englischen Nationalpark South Downs (Hampshire) ein 14 ha großer Naturfriedhof eröffnet, der nur Erdbestattungen vorsieht. Die Särge bestehen aus Weide, statt Grabmälern dienen Inschriften-Bänke der Erinnerung.

      Der Trend hat sich letztlich in den heute in Deutschland bekannten Formen der Naturbestattung fortgesetzt. Als herausragendes und wichtigstes Beispiel sind die sog. Bestattungswälder zu nennen, die in Deutschland vorwiegend unter geschützten Markennamen von Unternehmen wie Friedwald GmbH oder Ruheforst GmbH privatwirtschaftlich vermarktet werden. Sie greifen mit ihrem Angebot auf besonders in Deutschland bis heute wirksame, romantische und naturmythologisch geprägte Auffassungen vom Wald zurück.

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      Bild 2: Beschilderung für den Bestattungswald in Wingst von der Ruheforst GmbH (Quelle: Norbert Fischer)

      Die Baumbestattung in der freien Landschaft kollidierte zunächst mit den Bestattungsgesetzen der einzelnen Bundesländer, bevor diese nach und nach entsprechend novelliert wurden.

      Friedwälder {Friedwälder}

      Der erste „Friedwald“ entstand 1997 in der Schweiz (Mammern/Kanton Thurgau). Die Idee dieses „Friedwaldes“ liegt darin, die Aschenbestattung mit landschaftlich schöner Umgebung, v. a. aber mit Bäumen zu verbinden (in der Schweiz kann die Asche an jedem beliebigen Ort beigesetzt werden).

      Der erste deutsche Bestattungswald wurde nach Schweizer Vorbild von der Friedwald GmbH 2001 im Reinhardswald zwischen Kassel und Göttingen eröffnet. Der Baum mit seinem Wurzelwerk in einem möglichst naturbelassenen Waldgebiet ist hier Grabstätte und Grabzeichen zugleich.

      Dienten in der Frühzeit der Bestattungswälder lediglich Plaketten mit Nummern als Orientierungszeichen, so finden sich neuerdings immer häufiger Namensplaketten (Beispiel „Friedwald“ Neukloster bei Buxtehude). Die als solche belassene Umgebung des Waldes soll weitgehend naturnah wirken, die Bestattungsflächen sind nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Es handelt sich um Urnenbeisetzungen auf gepachteten Grundstücken.

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      Bild 3: Andachtsplatz im „Friedwald“ Neukloster bei Buxtehude (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 4: „Friedwald“ Neukloster bei Buxtehude (Quelle: Norbert Fischer)

      Weitere Anbieter von Bestattungswäldern

      Neben der Friedwald GmbH ist die Ruhewald GmbH heute ein weiterer bedeutender Anbieter von Bestattungswäldern. Daneben gibt es mehrere, auch kommunale und kirchliche Einzelanbieter. Ein weiteres privatwirtschaftliches Konzept ist unter dem Namen „Final Forest“ bekannt und eröffnete 2014 ein Gelände für Waldbestattungen im Forstrevier der Gemeinde Hümmel (Eifel). Hier steht u. a. die Besonderheit eines besonders urtümlichen Waldbestands im Vordergrund.

      Im „Wald der Ewigkeit“ im Mauerbachtal bei Wien gibt es keinerlei persönliche Kennzeichnung der Grabstätte. Vielmehr sind hier die einzelnen Bereiche nach allgemeinen symbolischen und emotionalen Themen angeordnet und können entsprechend ausgewählt werden, beispielsweise „Liebe“, „Treue“, „Frieden“, „Herz“ u. Ä.

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      Bild 5: Karte vom „Wald der Ewigkeit“ im Mauerbachtal in Wien (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 6: Der „Wald der Ewigkeit“ (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 7: Beschilderung im „Wald der Ewigkeit“ (Quelle: Norbert Fischer)

      Ein kommunales Beispiel für Baumbestattungen ist der 2006 eröffnete und 2010 erweiterte Berg-Naturfriedhof „Ruheberg“ in Oberried (Schwarzwald). In seinem Mischwaldbestand können einzelne Urnengrabhaine oder sog. Friedhaine erworben werden. Bei Letzteren handelt es sich um Gruppen von zwölf Urnengräbern um einen Baum, die beliebige soziale Gruppierungen abbilden können und spezielle Namen erhalten, z. B. Familien oder Freundeskreise.

      Baum- und Waldbestattungen {Waldbestattung} auf Friedhöfen

      Inzwischen bieten auch reguläre, d. h. kommunale und kirchliche Friedhöfe solche Baumbestattungsflächen an. Einige Beispiele sind der Hauptfriedhof Kassel mit dem „Friedpark“, der Friedhof Ohlsdorf in Hamburg und der Neue Friedhof in Heiligenhafen mit ihren jeweils als „Ruhewald“ bezeichneten, mehr oder weniger weitläufigen Anlagen. Hier zeigt sich neuerdings, dass die Bäume auch als Ablage für individuelle Erinnerungszeichen dienen. In der Regel, aber nicht immer, handelt es sich um Aschenbeisetzungsflächen. Diese Anlagen gehen zurück auf jene Herausforderung, der sich die kommunalen und kirchlichen Friedhofsverwaltungen seit dem Aufkommen der Baumbestattung in freien Waldflächen ausgesetzt sehen.

      Beispiel: Ohlsdorfer Ruhewald

      Der 2006 eingerichtete und inzwischen deutlich erweiterte „Ohlsdorfer Ruhewald“ auf dem gleichnamigen Hamburger Friedhof zeigt sich als fast unberührte Waldlandschaft. In dem Mischwaldbestand werden um Bäume herum Urnengräber angelegt. Zum entsprechenden Beisetzungsbaum gehört eine in der Nähe aufgestellte pultartige Tafel, auf der die Art des Baums und ggf. auch der Name der Beigesetzten verzeichnet sind. Die genaue Beisetzungsstelle hingegen wird mit einem ebenerdigen Granitpfosten markiert. Auf größere Pflegearbeiten wird in diesem Areal – abgesehen vom saisonalen Mähen des Grases – ausdrücklich verzichtet, um den urtümlichen Charakter der Waldlandschaft zu erhalten. Blumenschmuck und Gestecke können entlang des Erschließungswegs abgelegt werden.

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      Bild 8: Der „Ruhewald“ in Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 9: Tafel, auf der die Art des Baums und der Name der Beigesetzten verzeichnet sind, im „Ruhewald“ Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

      Der Ohlsdorfer Friedhof bietet seit 2003 auch sog. „Baumgräber“ als Aschenbeisetzungsfläche an: ein mit Solitären, also Einzelbäumen, gestalteter Friedhofsbereich und Gemeinschaftsdenkmälern unter Bäumen (Eichen, Birken) ohne einzelne Grabzeichen. Es handelt sich hier um 100 x 50 cm große, mit zwei Urnen belegbare Wahlgräber. Namen und Lebensdaten der Verstorbenen können in gemeinschaftlichen Granitplatten verzeichnet werden. Die Anlage wird durch einen Rundweg erschlossen, der Außenbereich ist als sog. Wildwiese

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