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beschrieben ist, es zeigt sich darin, wie sich physiologienahe Erregung in psychisches Erleben umsetzt (Storck, 2018a). Der Trieb steht am Anfang des Psychischen, liegt allem zugrunde, womit nun allerdings gerade nicht gemeint ist, dass jedes einzelne psychische Motiv triebhaft (sexuell, aggressiv) wäre, sondern vielmehr, dass unsere Leiblichkeit (in Interaktion mit anderen) es uns auferlegt, uns darauf psychisch einen Reim zu machen, also Repräsentanzen zu bilden. Für eine Theorie der speziellen Motivation muss hingegen auf den Konfliktbegriff zurückgegriffen werden.

      Es lassen sich verschiedene Linien unterscheiden, mittels derer psychoanalytisch begründet werden kann, weshalb die menschliche Psyche grundlegend auf dem Konflikt aufbaut (Storck, 2018b). Eine erste dieser Linien hat damit zu tun, dass sich frühe Interaktionsprozesse zwischen Säugling/Kleinstkind und Erwachsenem auch derart vollziehen, dass es ein und dieselbe Interaktion sein kann, die beruhigend ist und zugleich stimulierend. Es zeigt sich potenziell Gegenläufiges, gerade in der Freud‘schen Terminologie, die zwischen Lust/Befriedigung (Absinken einer Reizintensität) und als unlustvoll erlebter Erregung (Steigerung der Reizintensität) unterscheidet und beide zu Gegenspielern macht. Hierauf gründet sich das Lustprinzip, das vollständig eigentlich Luststreben-Unlustvermeiden-Prinzip heißen müsste – was deutlich macht, dass beide Motive der Möglichkeit nach Gegenteiliges vorgeben können. Eine zweite Linie der Begründung allgemeiner menschlicher Konflikthaftigkeit liegt im Erfordernis verbindende und trennende Aspekte in Beziehungen in der Balance halten bzw. eine Ambivalenz aus »positiven« und »negativen« Affekten, Wünschen nach Nähe und solchen nach Abgrenzung psychisch tolerieren zu können. Die dritte Linie menschlicher Konflikthaftigkeit aus psychoanalytischer Perspektive, die damit in Verbindung steht, ist in der Theorie ödipaler Konflikte zu sehen. Kurz gesagt geht es darin bei Freud (z. B. 1916/17, S. 344 f.) darum, dass ein Kind sich (zärtliche) exklusive Nähe zu einem Elternteil wünscht und dabei darauf stößt, dass der Platz dort schon vom anderen Elternteil besetzt ist (bereits Freud beschreibt vier Varianten von Junge und Mädchen zu Vater und Mutter). Das mobilisiert Rivalitäts- und »Beseitigungs-«Wünsche. Konflikthaft ist dies nicht bloß deshalb, weil man hier »den Kürzeren« ziehen könnte, sondern schlicht deshalb, weil der »störende« Elternteil als Dritter nicht bloß aus dem Weg soll, sondern ebenso geliebt und als Figur in einem Geflecht von Beziehungen gebraucht wird, die Nähe und Abstand in Zweierbeziehungen zu moderieren hilft (vgl. a. Green, 2004; Barratt, 2019).

      Seit Melanie Kleins Konzeption (z. B. Klein, 1928) kann gesagt werden, dass sich diese Entwicklungsaufgaben von Beginn des Lebens an stellen, bereits dort geht es um die Erfahrung, dass es in der Welt mehr als nur eine Beziehung gibt und sukzessive auch die Erfahrung, dass es passagere und relative Ausgeschlossenheit aus Beziehungen geben kann, der wir ausgesetzt sind. Anders ausgedrückt: Wir finden in der Welt auch andere Beziehungen als nur die, die andere zu uns haben, wir »merken«, dass diejenigen Personen, zu denen wir in Beziehung stehen, manchmal auch zueinander in Beziehung stehen. In seiner Grundstruktur bleibt der Ödipuskonflikt dann in zeitgenössischer Perspektive nicht begrenzt auf klassische Konzeptionen von Familie oder Geschlecht, sondern lässt sich auch auf die Elternschaft gleichgeschlechtlicher Partner oder alleinerziehende Elternteile beziehen. Zusammengefasst kann man sagen, dass sich ödipale Konflikte um Generationen- und Geschlechterunterschiede drehen und um die Auseinandersetzung damit, dass es Beziehungen zwischen mehr als zweien (bzw. andere als die zu einem selbst) gibt (Storck, 2018b).

      2.3 Besonderheiten der psychoanalytischen Theorie des Denkens: Repräsentanz und Symbolisierung

      Der Psychoanalyse geht es um die Darstellung des Psychischen als einer Welt der Repräsentanzen (von uns hier synonym mit Vorstellungen verwendet) (Storck, 2019c). Damit ist bereits terminologisch auf den Punkt gebracht, dass es um die Konzeptualisierung dessen geht, wie sich konkrete Interaktionserlebnisse in psychischen Beziehungsvorstellungen niederschlagen. Diese können als die »Bausteine« des Psychischen gelten, aus ihnen lassen sich Repräsentanzen von Selbst und Anderen herauslösen. Dass letztere psychoanalytisch meist unter dem missverständlichen Begriff »Objekte« auftauchen, hat mit der Begründung in Freuds Triebtheorie zu tun. »Objekt« meint zunächst Objekt triebhafter Besetzung, letztlich aber nichts anderes als das Vorstellungsobjekt, gebildet in Auseinandersetzung mit der konkreten Person der interpersonellen Welt (vgl. zur unbelebten Objektwelt z. B. Searles, 1960).

      Zwei entwicklungspsychologische Figuren unterliegen der psychoanalytischen Theorie der Repräsentanzwelt, einmal Konzeptionen des Erlebens von Getrenntheit zwischen Selbst und Nicht-Selbst, einmal Überlegungen zur Symbolisierung.

      Zusammenfassung

      Die Psychoanalyse lässt sich durch drei spezifische Aspekte ihrer psychologischen Theorie und damit auch ihres Blicks auf das Denken kennzeichnen: Erstens geht es um dynamisch unbewusste Prozesse, die sich mit Freud zum einen im topischen Modell (Systeme des psychischen Apparates: Bw, Ubw, Vbw), zum anderen im Instanzen-Modell (Ich, Es, Über-Ich) konzeptualisieren lassen. In einem zeitgenössischen Verständnis geht es dabei sowohl auf der Ebene der beteiligten Prozesse (Primär- und Sekundärprozess) als auch auf der Ebene der Vorstellungen als Gegenstände des Denkens um eine Konzeption des Unbewussten, das sich über Verhältnisse in der psychischen Welt bestimmt. Zweitens geht es in spezifisch psychoanalytischer Betrachtung um die konflikthaften Grundlagen der Entwicklung und des Vollzugs psychischer Tätigkeit. Hier lassen sich verschiedene entwicklungspsychologische Spannungsfelder beschreiben, die dazu führen, dass Konflikte mehr oder weniger gut bewältigt werden und zumindest einzelne Aspekte von ihnen abgewehrt und somit unbewusst werden oder bleiben. Drittens kann gesagt werden, dass sich »Denken« in psychoanalytischer Sicht meist auf allgemeinere, weiter gefasste psychische Prozesse bezieht und dass dabei Konzeptualisierungen von Symbolisierung und psychischer Repräsentanzen eine wichtige Rolle einnehmen.

      Weiterführende Literatur

      Sandler, J., Holder, A., Dare, C. & Dreher, A. U. (1997). Freuds Modelle der Seele. Eine Einführung. Gießen 2003: Psychosozial.

      Storck, T. (2018c). Psychoanalyse nach Sigmund Freud. Stuttgart: Kohlhammer.

      Fragen zum weiteren Nachdenken

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