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nicht so gut? Was haben Sie übersehen? Oder noch schmerzvoller, aber auch heilsamer: Was wollten Sie nicht sehen?

       Wie fühlen Sie sich jetzt? Als erfolgloser Mensch?

      Und was kann es bedeuten, durch solche Fragen weiser zu werden?

       Ihnen kann wieder deutlicher werden, welche Dinge Sie in der Hand haben und welche nicht.

       Hoffentlich bekommen Sie auch einen freundlicheren und barmherzigeren Blick auf Menschen, die mit ihren Geschäften, Beziehungen oder Träumen scheitern.

       Im besten Falle lernen Sie ganz neu zu unterscheiden, was in Ihrem Leben wichtig ist und was nicht.

       Und vielleicht – nicht immer und nicht zwangsläufig – ist Ihr Scheitern von heute einfach der Anfang von etwas Neuem und vielleicht Besserem, als es ursprünglich geplant war.

      

Überstandene Misserfolge können uns selbstbewusster machen, als wir es vorher waren. Wendet sich alles zum Guten, sehen wir im Rückblick, dass wir uns auf unsere Fähigkeit, Misserfolg und Versagen zu meistern, verlassen können. Und hoffentlich noch jung genug werden wir lernen, dass unser Leben sich nicht nur durch unsere Erfolge und Triumphe definiert – sondern dass es das Leben nur als Gesamtpaket gibt: Erfolg und Versagen, Mühe und Leichtigkeit, Glück und Unglück. Alles zusammen in unser Leben einordnen zu können macht uns zu weiseren Menschen.

      Das Leben ist also kompliziert und unberechenbar. Anders ist es nicht zu haben. Nur verträgt sich das nicht besonders mit den menschlichen Bedürfnissen: Die meisten Menschen brauchen Erfolge, um ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl aufzumöbeln. Erfolg ist allerdings kein »Kick«, der lange hält, und so muss bald der nächste her. Dummerweise wird dabei der Maßstab, was Erfolg ist, von Mal zu Mal höher gelegt. Es wird schwieriger, erfolgreich zu sein. Und so befinden sich viele Menschen auf einem seltsamen Weg: Sie leben von Erfolg zu Erfolg und doch ist der Misserfolg nur eine Frage der Zeit. Deshalb ist die Frage nach Erfolg und Misserfolg auch eine Frage, die den Kern unserer Persönlichkeit berührt: Die Frage danach, was uns eigentlich wertvoll macht.

      

Machen wir uns einmal bewusst, wie sehr Technik und Medizin durch Scheitern und Misserfolge weitergebracht werden. Die Medizin studiert Krankheiten (also sozusagen den Körper beim Misserfolg, sich gegen eine Krankheit zu wehren), nicht den gesunden Menschen. Da gibt es nicht so viel zu sehen. Und jedes Flugzeugunglück zieht aufwendige Untersuchungen nach sich, um die Ursache zu finden und gleiche Unfälle in Zukunft zu verhindern. In vielen Bereichen ist der Misserfolg also der große Motor des Lernens.

       Scheitern ist, was uns passiert, nicht, was wir sind

      Natürlich: Ein Misserfolg ist ärgerlich. Entmutigend. Niederschmetternd. Und dazwischen kann er in allen Abstufungen alle möglichen Gefühle auslösen. Manchmal werden wir trotzig und sagen: »Jetzt erst recht!« Manchmal fühlen wir uns aber auch einfach nur als unfähige Versager. Aber solch extrem negativen Gefühlen nachzugeben, ist Unsinn.

Scheitern – das ist letztendlich die unglückliche Begegnung unseres Projekts mit den Umständen und der Umwelt. Insofern ist es »unser« Scheitern. Aber nicht das Scheitern unserer Persönlichkeit. Im Misserfolg kommt man darauf leider nur schwer, weil er natürlich an unserem Selbstbild und Selbstbewusstsein kratzt. Oder wir schämen uns, wenn wir an den Eindruck denken, den wir mit unserem Misserfolg auf andere machen. Aber vielleicht ist das nicht einmal schlecht. Ab und an sollten wir uns auch einmal klar darüber werden, wie sehr wir von dem Bild abhängig sind, das andere von uns haben. Und in diesem Falle kann man das nicht besser als mit Theodor Fontane (1819–1898) sagen: »Es kann die Ehre dieser Welt dir keine Ehre geben. Was dich in Wahrheit hebt und hält, muss in dir selber leben.«

       Scheitern ist Teil unserer persönlichen Geschichte

      Für die meisten Menschen ist es vielleicht natürlich, dass sie ihr Scheitern so gut wie möglich ausblenden wollen. Es fühlt sich nicht gut an, sich daran zu erinnern. Und schon gar nicht wollen wir von anderen daran erinnert werden. Allerdings verpassen wir durch solches Denken auch eine Menge:

       Haben wir Fehler gemacht, können wir daraus lernen.

       Sind wir an äußeren Umständen gescheitert, werden wir in Zukunft vielleicht bessere Beobachter unserer Umwelt sein.

       Vielleicht lernen wir, uns in Zukunft besser vor Misserfolgen zu schützen.

       Oder wir erfahren, dass das sogenannte Scheitern erst der Aufbruch zu einem ganz anderen Erfolg, einem ganz neuen Glück oder einem viel freieren Lebensentwurf ist. Manchmal darf man sich gegen das Scheitern einfach nicht sperren, man muss es geschehen lassen, betrachten, bedenken – und abwarten.

      

Steve Jobs (1955–2011), einer der Mitbegründer der Computerfirma Apple, hielt 2005 die Abschlussrede für die Absolventen der Universität Stanford. Seine Rede wurde berühmt als »Connecting the dots – die Punkte miteinander verbinden«. Er machte den Absolventen deutlich, wie vieles plötzlich im Leben einen Sinn ergibt, wenn man die einzelnen Punkte miteinander verbindet. Jobs Studienabbruch, sein Interesse an Kalligrafie (Schönschreiben), sein Rauswurf bei Apple. Jeder einzelne dieser Punkte in seinem Leben war sinnvoll – im Nachhinein. Die einzelnen Punkte in unserem Leben zu einem Ganzen zu verbinden können wir nicht für die Zukunft machen. Das große Bild ergibt sich immer erst im Rückblick. Erfolge und Scheitern eingeschlossen.

      Wie auch immer – jedes Scheitern und jeder Misserfolg sollte ebenso wie die Erfolge Teil unseres Lebens bleiben. Damit wir in Zeiten des Erfolgs auf dem Boden bleiben und die vergangenen Misserfolge nicht vergessen, können wir dann eines machen: über unser Scheitern reden.

       Gegen die Lebenslügen: Über Misserfolge sprechen

      Wenn Menschen es wagen, über ihr Scheitern und ihre Misserfolge zu reden, hat das auch ein wenig von »Angriff ist die beste Verteidigung«. Statt sich als Versager hinstellen zu lassen oder sich sogar selbst als einer zu fühlen, kann ein offener Umgang mit Misserfolgen auch fruchtbare Diskussionen unter Verwandten, Freunden und Bekannten auslösen. Denn so viel ist klar: Dass niemand vor dem Scheitern sicher ist, müssen die Menschen spätestens dann zugeben, wenn sie ein offenes und ehrliches Gespräch darüber führen. Und genau an diesem Punkt machen unsere Misserfolge uns zu weiseren Menschen – wenn wir über sie nachdenken und reden und in unserem bisherigen Leben einen Platz für sie finden.

       Reden über eigene Misserfolge macht weise, weil wir erkennen, wie verletzlich wir letztendlich sind.

       Das Reden über unser Scheitern kann uns noch klarer sehen lassen, wo wir Fehler gemacht haben.

       Wenn wir gelernt haben, über unsere Misserfolge zu reden, haben wir auch gelernt, nicht immer nach Anerkennung zu suchen.

       Und nicht zuletzt hilft unser Reden vom Scheitern anderen, es vielleicht besser zu machen.

      

Im September 2012 trafen sich in Mexiko fünf Freunde, die genug davon hatten, sich immer nur Erfolgsgeschichten anhören zu müssen. Also organisierten sie eine Veranstaltung, um gemeinsam mit anderen über eigenes Scheitern zu diskutieren und daraus zu lernen. Die erste Fuckup Night (FUN) war geboren. Schnell fand das Konzept mehr Freunde – heute ist es auf

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