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Schutz von Kulturgut. Daniela Vogt
Читать онлайн.Название Schutz von Kulturgut
Год выпуска 0
isbn 9783170386297
Автор произведения Daniela Vogt
Жанр Математика
Издательство Bookwire
[28]Das Ziel der Kulturpolitik der EU ist laut Artikel 167 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (ex-Art. 151 (1) EGV) »einen Beitrag zu Entfaltung der Kulturen der Mitgliedstaaten unter Wahrung ihrer nationalen und regionalen Vielfalt sowie gleichzeitiger Hervorhebung des gemeinsamen kulturellen Erbes« zu leisten. In Absatz 2 wird die Rolle der Europäischen Union im Kulturbereich definiert, indem die EU die Tätigkeit der Mitgliedstaaten fördert, koordiniert und ergänzt. Insbesondere werden die »Verbesserung der Kenntnis und Verbreitung der Kultur und Geschichte der europäischen Völker sowie Erhaltung und Schutz des kulturellen Erbes von europäischer Bedeutung« als Bereiche der europäischen Kulturförderung genannt (Amtsblatt der Europäischen Union 2010/C 83/121). Die EU unterstützt nicht nur Maßnahmen zur Erhaltung des kulturellen Erbes, sondern fördert auch die Zusammenarbeit und den länderübergreifenden Austausch zwischen den kulturellen Einrichtungen der Mitgliedstaaten und Drittländern. Beispielsweise vergibt die EU regelmäßig Preise für Werke in den Bereichen kulturelles Erbe, Architektur, Literatur, Musik und Film wie den Mies-van-der-Rohe-Preis für zeitgenössische Architektur, den Europa-Nostra-Preis zum Kulturerbe, den Prix Media im Bereich Film und den European Borderbreakers Awards im Bereich Musik sowie das Kulturerbe-Siegel. Außerdem setzt sich die EU gemeinsam mit anderen Organisationen für die Bekämpfung von Problemen wie dem illegalen Handel mit Kulturgütern ein (Verordnung (EG) Nr. 116/2009).
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Merke: Mit der 2005 unterzeichneten UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen hat sich die EU verpflichtet, die kulturelle Vielfalt als ein wesentliches Element ihrer Außenpolitik zu berücksichtigen und in internationalen Beziehungen eine neue und aktivere kulturelle Rolle für Europa aufzubauen. |
Durch die europäische Kulturpolitik soll die europäische Kunst- und Kulturszene für die Bürger sicht- und erfahrbar werden, wobei mittels Förderung wie dem Programm »Kreatives Europa« langfristig die kulturelle Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern unterstützt und ein europäischer Kulturraum geschaffen werden soll. Seit der Annahme der Agenda für Kultur 2007 wird die politische, soziale und wirtschaftliche Bedeutung von Kultur zunehmend auch in strategischer Hinsicht wahrgenommen, um außenpolitische Ziele erreichen zu können. Eine der bekanntesten Auszeichnungen ist die Verleihung des Titels »Kulturhauptstadt Europas«. Bereits seit 1985 wird jedes Jahr eine Stadt, seit 2004 werden zwei Städte aus[29]gewählt. Langfristig bringt die Auszeichnung den Städten und ihren Regionen in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher wie kultureller Hinsicht nachweislichen Nutzen. Die EU-Regionalpolitik unterstützt daher – über spezielle Fonds – strategische Investitionen im kulturellen Bereich, um Städte und Regionen attraktiver zu machen.
Bild 4: Blick auf Avignon, Kulturhauptstadt im Jahr 2000.
Das »Europäische Kulturerbe-Siegel« wird seit 2013 an Stätten »mit grenzüberschreitendem oder gesamteuropäischem Charakter« verliehen. Die Stätten werden von Land zu Land nach unterschiedlichen Maßstäben ausgewählt, wobei festgelegte Kriterien die Auswahl bestimmen. Demnach sind Stätten auszuzeichnen, die »Symbole und Beispiele der europäischen Einigung, der Ideale und der Geschichte der EU sind«. Der symbolische wie der pädagogische Wert der Stätten für Europa wiegen für die Auswahl mehr als kunsthistorische oder Denkmalschutz-Kriterien, denn das Kulturerbe-Siegel soll bestehende Kulturerbe-Initiativen ergänzen, z. B. die UNESCO-Welterbe-Liste, die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit und die Initiative »Kulturwege Europas« des Europarats. Doppelauszeichnungen sollen in jedem Fall vermieden werden. Des Weiteren werden seit 1985 die »Tage des europäischen Kulturerbes« ausgerichtet. Lokale Kulturstätte werden an jenen Tagen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die normalerweise verschlossen sind.
Weder im Einigungsvertrag noch in einem der vorgestellten Programmen werden konkrete Kriterien zur Bestimmung des europäischen Kulturerbes benannt. Neben der Betonung der europäischen Vielfalt ist zugleich die Herausstellung europäischer Werte und Gemeinsamkeiten in der Identitätsfindung Europas zu beobachten, [30]deutlich hervorgehoben durch das europäische Motto »In Vielfalt geeint«. Interessant ist die Zusammenarbeit alter Kulturregionen über die nationalen Grenzen hinweg, die oftmals durch Kriege und neue Grenzziehungen immer wieder geteilt wurden. Bestes Beispiel bietet hier Trentino-Südtirol-Tirol.
1.3 Zur Definition von Kulturgut
Kultur wirkt bei näherer Betrachtung sehr komplex und wenig fassbar. Es drängt sich die Frage auf, ob überhaupt von einer nationalen oder regionalen Kultur als geschlossenem und homogenem Kollektiv gesprochen werden kann, insbesondere bei Einbeziehung vieler heterogener Subkulturen. Was sich von außen betrachtet als homogen erweist, erweist sich bei näherem Hinsehen als sehr heterogen.
Auch der Begriff Kulturgut ist nur schwer zu präzisieren, was sich unter anderem darin zeigt, dass es keine allgemein gültige Definition gibt. Dies unterstreichen die internationalen Begriffsbestimmungen zum Kulturgut, die in Abhängigkeit zum Schwerpunkt des jeweiligen Abkommens, zurückgehen auf die Kriterien in Artikel 1 der Haager Konvention (1954). Diese sehr allgemein gehaltenen Kriterien bieten zum einen großen Interpretationsspielraum und zugleich Mindeststandards für die Bestimmung eines Kulturguts. Zumeist präzisiert ein unabhängiges Gremium von Sachverständigen den Einzelfall. Die Entscheidung durch Gremien anhand festgelegter, sehr allgemeiner Kriterien, ist in erster Linie wissenschaftlich begründet und schließt daher häufig die breite gesellschaftliche Meinung aus. So löste die Nominierung von Schloss Neuschwanstein als deutsche UNESCO-Welterbestätte in akademischen Kreisen Empörung, in der Öffentlichkeit Begeisterung aus.
Wert und Symbolik von Kultgütern wandeln sich mit der Zeit in Abhängigkeit von Gesellschafts-, Politik- und Wirtschaftssystemen. Sowohl der Erhaltungszustand, das nähere Umfeld und/oder wissenschaftliche Erkenntnisse verändern sich als auch die Wertung und die Entscheidung über den Schutz. Grundsätzlich gilt, dass sämtliches Kulturgut schützens- und erhaltenswert ist. Jedoch gibt jede Gemeinschaft, jede Gesellschaft den Dingen eine eigene Wertigkeit bzw. Wichtigkeit. Je nachdem wie sehr sie sich mit dem Gut identifiziert – denn: Die eigene Kultur und ihre Ausdrucksweisen geben Sicherheit in der wilden, ungeordneten Welt. Dieser Bedrohung durch wilde Natur Herr zu werden, geschieht auch durch Anpassung an die lokalen, geographisch-klimatischen Gegebenheiten. So ergibt sich ein sehr universelles Verständnis, was bedeutend und schützenswert ist. Doch wovor sind Kulturgüter zu schützen und welche Bedrohung wird zu einer ernsthaften Gefahr? Kann Kulturgut so umfassend geschützt und erhalten werden, und wenn ja, wie?
[31]Die Bedeutung von Kulturgut ergibt sich:
aus dem Zeitgeist,
aus der Einmaligkeit (Unikate), Echtheit, Unversehrtheit,
aus dem materiellen wie immateriellen Wert (Symbolik).
Sie haben lokale, regionale, nationale und/oder globale Bedeutung bzw. Strahlkraft.
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