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Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
Читать онлайн.Название Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783956179822
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Автор
"Du glaubst nicht, mit wem sich Oleg gerade streitet..."
In knappen Worten fasste ich ihm die neue Lage zusammen.
"Was hast du vor?", fragte Milo.
"Ich will mich an Evita dranhängen, sobald dieses Rendezvous beendet ist! Sie muss uns einiges erklären!"
"Scheint, als würden die Ukrainer vielleicht doch stärker in der Brooklyn-Bridge-Sache drinhängen, als du gedacht hast, was?"
"Zugegeben. Ruf Verstärkung. Oleg sollte auch weiter beschattet werden..."
"Übrigens, der Fahrer steigt jetzt gerade aus, Jesse."
"Behalte ihn im Auge!"
"Okay!"
Ich unterbrach die Verbindung.
Oleg Shkoliov packte Evita grob am Kragen, versetzte ihr eine Ohrfeige. Ich dachte schon, eventuell eingreifen zu müssen. Aber Evita befreite sich mit einem heftigen Stoß. Sie schrie Oleg an. Ihr Gesicht war eine Maske. Dann ging sie davon. Sie überquerte den Peck Slip.
Olegs Bodyguards wollten ihr nachsetzen.
Oleg hielt die Männer zurück, schüttelte den Kopf. Der Ukrainer machte eine wegwerfende Geste. Die blanke Wut war ihm anzusehen.
Das Trio machte sich auf den Rückweg zum Wagen. Sie gingen an mir vorbei, ohne auf mich zu achten.
Sobald sie hinter der nächsten Ecke verschwunden waren, machte ich mich daran, Evita Jackson zu verfolgen.
Auch sie hatte ein ziemlich großes Tempo drauf.
Ich folgte ihr hundert Meter weit den Peck Slip entlang, dann bog sie in die Font Street ein. Dort stand ihr Wagen, ein Porsche mit offenem Verdeck.
Sie stieg ein. Ich setzte zum Sprint an. Der Porsche-Motor heulte schon auf, als ich mit der ID-Card in der Hand vor der Motorhaube erschien.
"Warten Sie, Miss Jackson!"
Sie starrte mich mit offenem Mund an.
Ich setzte mich neben sie auf den Beifahrersitz.
Sie stellte den Motor wieder ab.
"Was soll das, Mister Trevellian?"
"Sie können mich ruhig Jesse nennen!"
"Lassen Sie mich einfach in Frieden!"
"Sagen Sie, ist dies der Wagen, in dem Jack Scarlatti starb?"
"Nein, das ist er nicht! Der ist noch in Ihren verdammten Labors, ohne dass etwas dabei herausgekommen wäre." Sie verzog das Gesicht. "Jack war so großzügig, mir einen baugleichen Wagen zu schenken."
"Dann fuhren Sie ja quasi im Partner-Look!"
"Ihr Humor gefällt mir nicht, G-man!"
"Schade."
"Was wollen Sie?"
"Ich habe gerade Ihre Unterhaltung mit Mister Oleg Shkoliov mitbekommen."
Sie schluckte. Eine dunkle Röte überzog ihr Gesicht. "Sie haben mich beschattet?"
"Nicht Sie, sondern Ihren Freund Oleg. Sein Vater und ein Großteil der Männer, die unter seinem Kommando gestanden haben, wurden heute Nacht auf grausame Weise ermordet. Wir vermuten, dass die Scarlatti-Familie dahintersteckt. Wie Sie sich vorstellen können, hat es mich etwas überrascht, dass Oleg in dieser Situation nichts besseres zu tun hat, als sich mit der Frau zu treffen, die neben Jack Scarlatti im Wagen saß..."
"Habe ich mich irgendwie strafbar gemacht?"
"Vielleicht waren Sie ja bei der Sache auf der Brooklyn Bridge gar nicht das Opfer..."
Sie hob die Augenbrauen. "Sondern?"
"Mal vorausgesetzt, diese Roller-Skates-Fahrer handelten im Auftrag und das Ganze war eine gezielte Aktion..."
"Jetzt bin ich aber mal gespannt, wie viel Fantasie so ein G-man hat!" Ihre Stimme bekam jetzt einen scharfen Unterton.
"Sie könnten mit einem Funksignal dafür gesorgt haben, dass die Attentäter genau wussten, wo Jack Scarlatti zu finden war!"
"Sie hätten Drehbuchautor werden sollen, Jesse!"
"Okay, wenn Sie das witzig finden, dann nehme ich Sie jetzt einfach fest und wir fahren zur Federal Plaza. Entweder mit Ihrem oder mit unserem Wagen, das ist mir gleichgültig. Aber vielleicht werden Sie ja doch noch vernünftig und packen jetzt endlich aus!"
Sie atmete tief durch, nahm die Sonnenbrille ab und klappte sie zusammen.
Anschließend drehte sie sich herum, so als hätte sie Angst beobachtet zu werden.
"Es ist nicht so, wie Sie denken."
"Nur zu, ich bin auf Ihre Version schon sehr gespannt!"
"Ich sage Ihnen alles. Aber nicht hier."
"Wo dann?"
"Zwei Straßen weiter ist eine Bar..."
"Nichts dagegen."
"Außerdem ist dies eine Einbahnstraße. Es gibt sowieso keinen anderen Weg..."
Sie startete den Motor, scherte mit dem Porsche aus der Parklücke. Ich ließ den Blick schweifen. Milo meldete sich per Handy. "Ich habe den Fahrer verloren...", sagte er.
"Macht nichts", erwiderte ich. "Oleg und sein Gefolge sind auf dem Rückmarsch."
"Dann werden sie mir ja bald entgegenkommen. Kommst du allein klar, Jesse?"
Ich blickte kurz zu Evita hinüber.
"Wäre wohl das erste Mal, dass ich mit einer dunkelhaarigen Schönheit Probleme hätte, die nicht zu lösen wären!"
"Evita Jackson?"
"Ich schätze, mir steht noch eine interessante Unterhaltung bevor."
"Klingt, als müsste ich mir Sorgen machen, ob du Dienst und Privatleben sicher auseinanderhalten kannst!"
"Nein, musst du nicht!"
"Dann werde ich mich mal an Oleg Shkoliov und seine Meute heften. An dem Typ ist so vieles faul, dass er rund um die Uhr überwacht gehört."
Milo unterbrach die Verbindung. Mein Freund und Kollege hatte Recht. Jemand musste an Oleg Shkoliov dranbleiben. Da lief etwas im Hintergrund ab, das uns vielleicht der Lösung des Falls näher brachte. Niemand im Field Office hätte mit einer Verbindung zwischen Evitas Jackson und Oleg Shkoliov gerechnet. Ich war gespannt, was noch an verdeckten Verbindungen des Ukrainers ans Tageslicht kam.
Evitas Porsche bog in die Dover Street. Rechts befanden sich Brownstone-Bauten. Keines hatte mehr als drei oder vier Geschosse. Es gab viele Bars und Pubs hier. Rechts ragte die Brooklyn Bridge hoch empor. Erst einige hundert Meter weiter endete diese riesenhafte Brücke und teilte sich in Park Row und Police Plaza auf. Gewaltige Pfeiler hielten die bogenförmige Konstruktion aus Stahl und Beton. Ein paar Graffiti-Künstler hatten sich darauf verewigt.
Hinter einem dieser Pfeiler blitzte etwas auf.
Das Mündungsfeuer einer MPi.
Ein kleines rotes Loch befand sich plötzlich an Evitas Schläfe. Sie sackte zur Seite.
Ich handelte instinktiv, griff ins Lenkrad und riss die Handbremse hoch.
Ein weiterer Schuss zischte dicht über uns hinweg und ließ die Neonreklame einer Bar mit dem Namen "The Real Place" zersplittern.
Der Porsche schrammte mit quietschenden Reifen in die Reihe parkender Fahrzeuge hinein, stoppte schließlich.
Ich riss die SIG heraus, löste den Sicherheitsgurt.
Die leblose Evita war mit Kopf gegen das Lenkrad geschlagen. Der Killer hatte sie mit einem einzigen sehr präzisen Schuss getötet.