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Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis. Walter G. Pfaus
Читать онлайн.Название Sommer Bibliothek 11 besondere Krimis
Год выпуска 0
isbn 9783956179822
Автор произведения Walter G. Pfaus
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Автор
13
Wir befanden uns in einem der Verhörräume, die wir im Bundesgebäude an der Federal Plaza für Vernehmungen zur Verfügung haben. Rico Jarmaine saß zusammengesunken auf seinem Stuhl. Außer Milo und mir waren noch unser Vernehmungsspezialist Dirk Baker sowie Jason MacGuire von der Anwaltskanzlei Turner & Partners anwesend. Eine der besten Kanzleien für Strafprozesse, die es in Manhattan gab. Wir fragten uns natürlich alle, wer deren Dienste in diesem Fall finanziert haben mochte.
In den bisherigen Vernehmungen hatte Rico Jarmaine immer wieder beteuert, dass der im Parkhaus gefundene Mantel und das Goldkreuz nicht von ihm stammten.
Ich konfrontierte Rico noch einmal mit den Fotos und sprach den Aufnäher mit der Beschriftung "Fuck U!!" an.
"Mister Scarlattis Beifahrerin hat diesen Aufnäher bei dem Haupttäter gesehen!", stellte ich klar. "Die Sachen sind jetzt im Labor, und es ist sehr wahrscheinlich, dass wir dann wissen, wer den Mantel getragen hat!"
Er versuchte unbeeindruckt zu erscheinen.
"Mein Kollege hat Recht", bestätigte Dirk Baker. "Ich würde vorschlagen, Sie packen jetzt aus, Mister Jarmaine. Es hat keinen Sinn mehr, zu schweigen. Ein Geständnis könnte Ihnen allenfalls noch etwas nutzen, wenn Sie es jetzt abgeben. Bevor die Laborergebnisse vorliegen."
"Sie sind auf den Rampen des Parkhauses mit Ihren Roller-Skates herumgefahren", stellte ich fest. "Ich nehme an, dass man dabei stark schwitzt. Etwas Schweiß im Mantelkragen reicht völlig, um einen genetischen Fingerabdruck zu erstellen und mit der Vergleichsprobe, die von Ihnen genommen wurde, zu vergleichen. Man wird Sie eindeutig identifizieren."
Rico Jarmaine blickte auf, sah mich an.
Ein Blick, den ich nicht so recht zu deuten wusste.
Er öffnete halb den Mund, so als wollte er etwas sagen. Aber noch ehe ein Ton über seine Lippen dringen konnte, hatte Jason MacGuire das Wort ergriffen. "Sie versuchen meinen Mandanten in völlig unzulässiger Weise einzuschüchtern", sagte der Anwalt. "Mein Mandant wird zu dieser Sache weiterhin keine Angaben machen. Wir werden den Laborbericht in Ruhe abwarten und spätestens wenn das Ergebnis vorliegt, wird der Haftrichter die Freilassung verfügen. Wahrscheinlich sogar ohne Kaution. Sie haben nicht das Geringste in der Hand und versuchen nun, Ihre armseligen Ermittlungsergebnisse durch martialisches Gehabe zu verschleiern!"
"Wir sind hier nicht im Gerichtssaal", unterbrach Milo den Anwalt. "Für ein Plädoyer ist es wirklich noch ein bisschen zu früh."
"Ich gehöre nicht zu Los Santos", erklärte jetzt Rico Jarmaine. "Deswegen habe ich auch nicht so ein verdammtes Kreuz! Das kriegen nur Mitglieder!"
"Woher weißt du das so genau?", hakte Dirk Baker sofort nach.
"Scheiße, fickt euch doch! Ich weiß es eben! Jeder bei uns in der Gegend weiß das!", brauste Rico auf.
Er schlug mit den Fäusten auf den Tisch, sodass der Inhalt des Wasserglases überschwappte.
"Mein Mandant möchte damit zum Ausdruck bringen, dass er sich von Ihrer Art der Befragung in unzulässiger Weise psychisch unter Druck gesetzt fühlt", erklärte MacGuire an Baker gewandt.
Unser Kollege lächelte dünn. "Ich habe verstanden, was Ihr Mandant gesagt hat. Laut genug war es ja!"
"Okay, ich geb's zu, ich hatte den Mantel an!", brachte Rico Jarmaine schließlich heraus.
"Schweigen Sie, Mister Jarmaine!", fuhr MacGuire dazwischen.
"Scheiß drauf, ich kann selbst entscheiden!", fuhr sein Mandant ihn an. Er atmete tief durch. Offensichtlich waren unsere Argumente in seinen Ohren doch stichhaltiger gewesen als die seines Rechtsvertreters. "Ich fuhr auf den Rampen herum. Das ist total stark, vor allem, wenn man in die unteren Geschosse kommt, wo es fast vollkommen dunkel wird. Man muss die Strecke genau kennen. Ein richtiger Nervenkitzel... Naja, da unten habe ich die Sachen dann gefunden."
"Gefunden?", hakte Dirk Baker nach.
Er nickte bekräftigend. "Sie lagen einfach da."
"Wo genau?"
"Was weiß ich! Irgendwo eben. Sie waren ordentlich zusammengefaltet, so als hätte sie jemand dort aufbewahrt. Ich habe den Mantel angezogen. Es war einfach cool damit herumzufahren. Claro, Hombres, ich hatte natürlich von den Ereignissen auf der Brooklyn Bridge gehört. Wissen Sie, bei uns träumt doch jeder davon, zu den Santos zu gehören. Ich auch, ich geb's ja zu! Ist doch logisch, dass ich es geil fand mit den Sachen die Rampe herunterzujagen. Ist gar nicht so einfach mit dem langen Mantel. Die Jungs auf der Brooklyn Bridge müssen schon was draufgehabt haben!"
Ein Lächeln flog über sein Gesicht.
Was immer man auch von seiner Story halten mochte - die Bewunderung für Scarlattis Mörder schien mir echt zu sein.
"Sie bewundern die Männer, die Jack Scarlatti umgebracht und einen Wagen samt unbeteiligter Insassen in die Luft gesprengt haben", stellte Dirk Baker fest.
"Mein Mandant macht sich durch diese Äußerung nicht strafbar", mischte sich MacGuire ein, dessen Strategie sich dem Verhalten seines Mandanten blitzschnell angepasst hatte. "Das Recht auf Meinungsfreiheit ist ein Bestandteil der amerikanischen Verfassung und..."
"Ja, ja, schon gut", unterbrach Baker den Redefluss des Anwalts. "Als Sie festgenommen wurden, hatten Sie die Sachen nicht bei sich, Mister Jarmaine..."
"Ich habe sie wieder versteckt, als ich diese Typen bemerkte, die plötzlich mit ihrem Ford auftauchten." Er deutete auf mich. "Der da war auch dabei! Scheiße, ich begriff ziemlich schnell, dass das Cops waren. Ich dachte, die verhaften mich, wenn sie mich mit den Klamotten antreffen."
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
Rico Jarmaine wandte ruckartig den Kopf.
"Hey, ich spreche die Wahrheit! Genau so war's!"
"Das Problem ist nur, dass ein paar Dinge in Ihrer Aussage nicht zusammenpassen", stellte ich fest. "Wenn dieses Santos-Kreuz Ihnen nicht gehört, muss es doch einem Gangmitglied gehören."
"Klar, Mann!"
"Sie wissen so gut wie ich, dass der Typ Sie umbringen würde, wenn er Sie mit seinem Kreuz herumlaufen sähe!"
"Es hat mich aber niemand gesehen!"
"Sie sagten, es sei Ihr Traum, Mitglied bei Los Santos zu werden."
"Yeah."
"Den Traum hätten Sie sich in dem Fall abschminken können!"
"Wieso? Bei Los Santos wird Mut respektiert! Das ist doch alles Quatsch! Wiederlegen Sie doch, was ich gesagt habe, G-man! Aber Sie können es nicht! Keiner kann das!" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ihr könnt mich alle mal!"
Dirk Baker sah mich und schüttelte leicht den Kopf.
Ich sah ein, dass mein Kollege Recht hatte.
Es war sinnlos, noch mehr aus ihm herausholen