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gemeinsam mit einem Gedicht. Es sollte die Sympathien weißer Leserinnen wecken.

      »Ich habe nicht die Absicht, mich der Ungerechtigkeit, die mir oder dem Sklaven zugefügt wird, zahm zu unterwerfen.«

       Lucretia Mott

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      Zum Handeln aufgerüttelt

      Erste Bestrebungen der Sklavenbefreiung hatte es schon viele Jahre zuvor gegeben. Die erste Gesellschaft gegen die Sklaverei entstand in Philadelphia bereits 1775. Nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) ließen die nördlichen Staaten nach und nach ihre Sklaven frei. Die Südstaaten bauten jedoch in großem Maßstab eine Plantagenwirtschaft mit Baumwolle und Tabak auf, die nur durch Sklavenarbeit profitabel war. Je stärker sich das Sklavensystem verankerte, desto zahlreicher wurden die Abolitionisten. Viele kamen aus der religiösen zweiten großen Erweckungsbewegung, die Sklaverei als unmoralisch verurteilte. Um 1830 nahm die Sklavenbefreiungsbewegung, in der sich auch tausende weiße Frauen engagierten, an Fahrt auf. Gebildete freie schwarze Frauen wie Frances Harper und Sarah Remond schlossen sich der Sache genauso an wie die aus der Sklaverei Geflohenen Harriet Tubman und Sojourner Truth. Wenige Tage nach Gründung der von Männern angeführten American Anti-Slavery Society organisierten Frauen die Philadelphia Female Anti-Slavery Society, die schwarze wie weiße Frauen willkommen hieß.

      Wie die Männer mobilisierten sich die Frauen, reisten, hielten viele Monate lang täglich Reden und wurden Opfer von Hohn und Gewalt durch den Mob. Gekonnt sammelten sie Geld, halfen geflohenen Sklaven und dienten manchmal als Fluchthelferinnen der gefährlichen »Untergrund-Eisenbahn«, einem Netzwerk mit geheimen Routen, auf denen Sklaven aus dem Süden in den Norden flohen. Sie brachten Petitionen in Umlauf und schrieben Hunderte Briefe und Zeitungsartikel gegen die Sklaverei. Frauen wie Lucy Stone, Elizabeth Cady Stanton, Lucretia Mott und die Schwestern Sarah und Angelina Grimké taten sich in der abolitionistischen Bewegung als führende Köpfe und Organisatorinnen hervor.

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      Frauen nehmen 1840 an einer Versammlung, vermutlich der American Anti-Slavery Society, teil. Sie übernahmen in der Organisation nun eine einflussreichere Rolle.

       Gemeinsame Anliegen

      Erfahrung mit dem Kampf gegen die Sklaverei legte die Grundlagen für den frühen Feminismus und führte zu einer Symbiose der beiden Bewegungen. Reformen fordernde Frauen konnten bei ihrem Kampf um Freiheit für Sklaven ihre eigene Rechtlosigkeit nicht länger ignorieren. Mehrere Jahrzehnte lang überlappten sich die Kampagnen für die beiden Sachen.

      1840 wurde weiblichen Delegierten aus den USA bei der World Anti-Slavery Convention in London das Rederecht verweigert – sie seien »grunsätzlich ungeeignet« für geschäftliche Angelegenheiten. Dieser Versuch, Frauen mundtot zu machen, führte 1848 zur ersten offiziellen Frauenkonferenz in Seneca Falls (New York, USA), organisiert von den engagierten Abolitionistinnen Lucretia Mott und Elizabeth Cady Stanton. Auch Männer nahmen teil, etwa der Aktivist und freie Afroamerikaner Charles Redmond.

      1850 wurde auf der National Women’s Rights Convention in Worcester (Massachusetts, USA) erneut das Frauenwahlrecht gefordert, außerdem verlangte man Ämter für Frauen und Gleichheit vor dem Gesetz »ohne Unterscheidung nach Geschlecht oder Farbe« – eine erneute Verknüpfung beider Themen. Die bekannte schwarze Abolitionistin Sojourner Truth, ehemalige Sklavin ohne Bildung, hatte sich den Frauenwahlrechtlerinnen angeschlossen. 1851 hielt sie bei der Women’s Rights Convention Akron (Ohio, USA) eine denkwürdige Rede über die Gleichheit der Frau. Als 1853 in New York City zeitgleich Treffen gegen die Sklaverei und für Frauenrechte stattfanden, war die Rednerliste identisch.

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      Frauen werden bei der ersten World Anti-Slavery Convention in London 1840 nicht als Rednerinnen zugelassen. Diese Behandlung schockierte weibliche Delegierte aus den USA und wirkte als Katalysator für den Frühfeminismus.

       Vom Krieg überschattet

      Die Krise aufgrund der Sklaverei verschärfte sich und stürzte das Land 1861 in den Bürgerkrieg. Da ungewiss war, ob der neu gewählte Präsident Abraham Lincoln nicht einen Kompromiss zur Sklaverei eingehen würde, um die Union zu erhalten, versammelten die Abolitionisten alle ihre Kräfte für die vollständige Sklavenbefreiung. Die Frauenrechte wurden während der Dauer des Krieges zurückgestellt. Nach der Emanzipationsproklamation im Jahr 1863 reichten die Frauen, die gegen die Sklaverei gekämpft hatten, aus Sorge, dass die Proklamation gekippt würde, eine Petition ein, um den Schwarzen die Freiheit durch einen Verfassungszusatz zu sichern. Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony sammelten mit der Women’s National Loyal League 400 000 Unterschriften für den 13. Zusatzartikel, der der Sklaverei in den USA ein Ende setzte. Einige Anti-Sklaverei-Organisationen lösten sich nun auf, andere gelobten, »dem befreiten Mann das Wahlrecht zu geben«.

      Anthony sah eine Chance, das Wahlrecht für Frauen und Schwarze zu erhalten, und verstärkte ihre Aktivitäten mit der neuen Organisation American Equal Rights Association von 1866, die das allgemeine Wahlrecht forderte. Wie viele andere protestierte auch Wendell Phillips, Langzeit-Abolitionist und Unterstützer der Frauenrechte, dagegen. »Diese Stunde gehört dem Neger«, sagte er und verschob das Ziel des Frauenwahlrechts in die Zukunft. Aktivitäten und Mittel wurden in das Wahlrecht für schwarze Männer investiert, das mit dem 1870 ratifizierten 15. Zusatzartikel erteilt wurde. Douglass, der über 20 Jahre lang das Frauenwahlrecht unterstützt hatte, verteidigte diese Strategie: Aufgrund von Rassismus sei das Wahlrecht für schwarze Männer »eine Frage von Leben und Tod«.

      »Die Mission der radikalen Sklavenbefreiungsbewegung gilt nicht nur dem afrikanischen Sklaven, sondern auch den Sklaven von Brauchtum, Glauben und Geschlecht.«

       Elizabeth Cady Stanton

      »Ich sehe nicht, wie irgendjemand behaupten kann, das Wahlrecht für die Frauen sei von derselben Dringlichkeit wie das Wahlrecht für den Neger.«

       Frederick Douglass

       Im Stich gelassen

      Das Verhältnis zwischen den Abolitionisten und den Frauenrechtlerinnen war vergiftet. Stanton wurde in ihrem Ärger auf ehemalige abolitionistische Verbündete besonders laut und sarkastisch, sogar rassistisch. Öffentlich schäumte sie über »ignorante Neger und Ausländer«; »die niederen Ränge […] ungebildeter Männer« erhielten das Wahlrecht vor »den höheren weiblichen Rängen«. Stanton und Anthony gingen gegen den 15. Zusatzartikel vor. Der Graben zwischen den beiden Bewegungen teilte die Frauen in zwei Lager: Eines unterstützte den 15. Zusatzartikel, das andere nicht. Zwei Organisationen entstanden, die den Kampf um das Wahlrecht der Frauen aufnahmen – die National Woman Suffrage Association (NWSA) und die American Woman Suffrage Association (AWSA). Der Kampf tobte fast 50 weitere Jahre lang. image

       Onkel Toms Hütte

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      Harriet Beecher Stowes Roman Onkel Toms Hütte, ein Plädoyer gegen die Sklaverei, stellte Mitte des 19. Jahrhunderts eine außerordentliche Einmischung durch eine Frau dar. Stowe greift darin ein wichtiges öffentliches Thema auf und dramatisiert es für ein privates, vorwiegend weibliches Publikum. An einen Herausgeber schrieb sie: »Ich spüre nun, dass die Zeit gekommen ist, in der sogar eine Frau

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