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Warenproduktion.

      Das Saysche Theorem ist zum Stein des Anstoßes zwischen den klassischen und den keynesianischen Wirtschaftswissenschaftlern geworden. Erstere glauben wie Say, dass die Produktion oder die Angebotsseite der Wirtschaft der wichtigste Faktor für das Wachstum ist. Die Keynesianer argumentieren, Wachstum entstehe nur durch eine höhere Nachfrage.

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       Warum das Geld behalten?

      John Maynard Keynes attackierte in seinem Meisterwerk Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes von 1936 das Saysche Theorem. Er konzentrierte sich auf die Rolle des Geldes in der Wirtschaft. Laut Says Theorie wird alles eingenommene Geld für andere Konsumgüter ausgegeben. Die Wirtschaft funktioniert also wie ein Tauschgeschäft. Keynes jedoch stellte fest, dass die Menschen ihr Geld mitunter auch aufbewahren, vielleicht um zu sparen. Wenn diese Ersparnisse nicht von anderen ausgeliehen und in die Wirtschaft investiert werden, zirkuliert das Geld nicht mehr. Die Leute halten ihr Geld fest und die Nachfrage wird schließlich geringer als der Wert der produzierten Waren. Dieser Zustand der »negativen Nachfrage« oder der »Nachfrageschwäche« führt nach Keynes zu verbreiteter Arbeitslosigkeit.

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      Laut Say funktionieren Angebot und Nachfrage wie ein Tauschhandel. Wir tauschen unser verdientes Geld gegen Waren. Hier wird auf einem Inka-Markt Fleisch gegen Gemüse getauscht.

      Angesichts des trostlosen Zustands der Weltwirtschaft in den frühen 1930er-Jahren überzeugte Keynes’ Argument, besonders im Vergleich zu einer Welt auf der Grundlage des Sayschen Theorems: Demzufolge hätte Arbeitslosigkeit nur in einzelnen Branchen und nur kurzzeitig auftreten dürfen. image

       Jean-Baptiste Say

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      Jean-Baptiste Say wurde als Sohn eines protestantischen Tuchfabrikanten 1767 in Lyon (Frankreich) geboren. Mit 18 Jahren zog er nach England, wo er zwei Jahre bei einem Kaufmann lernte. Nach Paris zurückgekehrt, arbeitete er bei einer Versicherung. Er begrüßte die Französische Revolution 1789, weil sie die Verfolgung der protestantischen Hugenotten beendete und weil sie dem Handel neue, bessere Perspektiven bot.

      1794 wurde Say Herausgeber einer politischen Zeitschrift, in der er sich für die Ideen Adam Smiths einsetzte. 1799 sollte er Regierungsmitglied werden, aber Napoleon war mit seinen Ansichten nicht immer einverstanden. Bis 1814 wurde Says Werk zensiert. In dieser Zeit verdiente er mit einer Baumwollfabrik ein Vermögen. Später lehrte er Ökonomie in Paris. Er starb 1832 im Alter von 66 Jahren.

       Hauptwerke

      1803 Traité d’économie politique

      1815 De l’Angleterre et des Anglais

      1828 Cours complet d’économie politique pratique

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      STEUERN ERHEBEN – ODER KREDITE AUFNEHMEN?

      KREDITAUFNAHME UND SCHULDEN

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Wirtschaftspolitik

      VORDENKER

      David Ricardo (1772–1823)

      FRÜHER

      1799 Großbritannien führt im Krieg mit Frankreich die Einkommensteuer ein. Die Staatsschulden erreichen 250 Prozent des Volkseinkommens.

      SPÄTER

      1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg steigen in den Industrieländern Ausgaben, Steuern und Kreditaufnahmen, um den Wohlfahrtsstaat zu finanzieren.

      1974 US-Ökonom Robert Barro belebt die Idee der ricardianischen Äquivalenz: Die Leute geben ihr Geld gleich aus, ob die Regierung nun Steuern erhebt oder Kredite aufnimmt.

      2011 Die europäische Schuldenkrise verschärft sich. Die Grenzen der Besteuerung und der öffentlichen Verschuldung werden diskutiert.

      Sollen Regierungsausgaben durch Kredite oder durch Steuern finanziert werden? Auf diese Frage ging als Erster der britische Ökonom David Ricardo während der teuren Napoleonischen Kriege ein, die wechselnde Koalitionen europäischer Staaten rund um den Anfang des 19. Jahrhunderts gegen Frankreich führten. In seinem Buch Über die Grundsätze der politischen Ökonomie und der Besteuerung von 1817 meinte Ricardo, die Art der Finanzierung mache im Grunde keinen Unterschied. Den Steuerzahlern sollte klar sein, dass Kreditaufnahmen ebenfalls mehr Steuern bedeuten – nur zeitlich etwas in die Zukunft verschoben. Da sie in beiden Fällen Steuern zahlen müssten, sollten sie für künftige Steuern Ersparnisse zur Seite legen. Ricardo meinte, die Menschen hätten Verständnis für die Situation der Regierung und wüssten, dass beide Entscheidungen am Ende gleich hohe Kosten verursachen. Diese Idee wurde als ricardianische Äquivalenz bekannt.

      Angenommen, ein dem Glücksspiel verfallener Familienvater leiht sich das Geld dazu immer von seinen Söhnen. Einmal erzählt er ihnen aber, diesen Monat brauche er kein Geld, weil er es sich von seinem Freund Alex geliehen habe. Der sorglose jüngere Sohn Tom gibt das Bargeld, das er nun übrig hat, freudig aus. Der kluge ältere Sohn James weiß, dass der Kredit von Alex im nächsten Monat mit Zinsen zurückgezahlt werden muss. Also bewahrt er das Geld auf, weil er vermutet, dass sein Vater ihn dann wieder darum bitten wird. Ihm ist bewusst, dass er insgesamt nicht reicher ist, daher ändert er seine Ausgabenpolitik nicht.

      Ricardo als Theoretiker erwartete nicht, dass die ricardianische Äquivalenz in der Wirklichkeit zu beobachten wäre. Er glaubte, der Durchschnittsbürger mache sich die gleichen Illusionen wie Tom und gebe das Geld sofort aus. Manche modernen Ökonomen gehen jedoch tatsächlich davon aus, dass die Bürger rational handeln.

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       Die moderne Diskussion

      1974 tauchte der Gedanke in einem Artikel des US-Ökonomen Robert Barro (geb. 1944) wieder auf. Heute geht es hauptsächlich um die Frage, unter welchen Bedingungen es den Menschen gleichgültig ist, ob der Staat Geld aufnimmt oder Steuern erhebt. Eine Annahme lautet, die Entscheidungen der Menschen seien rational begründet und sie handelten in weiser Voraussicht. Sie wüssten, Ausgaben heute bedeuten Steuern in der Zukunft. Doch das ist unwahrscheinlich.

      Ein Problem ist auch, dass das menschliche Leben begrenzt ist. Eigennützige Menschen machen sich vermutlich wenig Gedanken über Steuern, die nach ihrem Tod anfallen. Barro meinte jedoch, dass Eltern sich um ihre Kinder sorgten und ihnen Geld hinterlassen würden, mit dem sie künftige Steuern bezahlen könnten.

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      Der griechische Staat musste 2011 hohe Kredite aufnehmen, um den Bankrott zu vermeiden. Die folgenden Unruhen zeigten, dass es für die Erhöhung von Krediten und Steuern Grenzen gibt.

       Regierungsausgaben

      Die ricardianische Äquivalenz, auch als Schuldenneutralität bekannt, wird heute wegen der hohen Ausgaben, Schulden und Steuern moderner Staaten viel diskutiert. Ricardos Einsicht wurde von den neuen

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