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Durchsetzung von Vereinbarungen

      Häufig fungiert ein Mitglied des Kartells – das leistungsfähigste, was die Produktion angeht – als »Durchsetzer«. Gerät z. B. die Effizienz der OPEC in Gefahr, weil ein Land wie Angola zu viel produziert, kann es sein, dass Saudi-Arabien, das größte Mitglied des Kartells, eingreift. Als größter Produzent mit den niedrigsten Produktionskosten kann das Land es sich leisten, die Produktion zu erhöhen und die Preise so weit in den Keller zu treiben, dass die kleineren Länder dadurch abgestraft werden oder sogar bankrott gehen. Doch in vielen Fällen führt die Versuchung zu mogeln, gepaart mit dem Zögern des »Durchsetzers«, die eigenen Profite zu verringern, zum Bruch des Kartells. Die vielen Schwierigkeiten bei der Bildung und Aufrechterhaltung von Kartellen haben dazu geführt, dass diese »Verschwörungen« seltener vorkommen, als Adam Smith angenommen haben dürfte. In den 1960er-Jahren zeigte der US-Ökonom George Stigler, dass das natürliche Misstrauen der Wettbewerber der Kollusion in einem Kartell entgegenwirkt und dass Kartelle unwahrscheinlicher werden, wenn mehr Unternehmen auf dem Markt sind. Daher kommt es meist zum Wettbewerb und nicht zur Kooperation, selbst in Branchen, wo es nur wenige große Hersteller gibt, wie bei Konsolen für Videospiele oder Handys.

      »Wir dürfen weder eine repressive Regierung noch industrielle Oligarchien in Form von Monopolen oder Kartellen dulden.«

       Henry A. Wallace

       US-Politiker (1888–1965)

      Doch die wenigen existierenden Kartelle stellen eine so große Bedrohung für die Märkte dar, dass die Regierungen sich zum Eingreifen veranlasst sehen. Öffentlicher Druck von Seiten der Verbraucher stand hinter der Bewegung für eine »Antitrust«-Gesetzgebung (siehe rechts) im 20. Jahrhundert. In den meisten Ländern wurden Kartellabsprachen damit verboten. Weil es schwierig ist, solche Absprachen nachzuweisen, bieten viele dieser Gesetze dem ersten Angehörigen eines Kartells, der gesteht, Straffreiheit an – was noch einen weiteren Anreiz darstellt, das Kartell zu durchbrechen. Ein großer Erfolg gelang mit dieser Taktik im Jahr 2007: Virgin Atlantic Airlines gestand angesichts einer bevorstehenden Untersuchung von Preisabsprachen bei Transatlantikflügen die Kollusion mit British Airways, worauf British Airways eine hohe Geldstrafe zahlen musste.

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      Handynetzbetreiber in den Niederlanden wurden 2011 auf Kartellabsprachen überprüft.

      »Die Ökonomen haben ihre großen Momente, aber ich glaube nicht, dass die Antitrustgesetze dazugehören.«

       George Stigler

       Zustimmung von Regierungsseite

      Manche liberalistischen Ökonomen wie George Stigler halten diese Gesetze nicht für notwendig, weil Kartelle ohnehin instabil seien. Regierungen vertreten häufig keine klare Haltung, da sie manche Formen der Zusammenarbeit sogar für wünschenswert halten. Während beispielsweise die Preisfestsetzungen der IATA als Kollusion verurteilt wurden, wird die OPEC als Handelsblock, der zur Stabilität beiträgt, mit - unter in einem günstigeren Licht gesehen. Mit dem gleichen Argument wurden öffentliche Kartelle in manchen Branchen (etwa Öl oder Stahl) in Zeiten der wirtschaftlichen Depression verteidigt. Wenn die Kooperation von der Regierung reguliert wird, kann sie Produktion und Preise stabilisieren, die Verbraucher und kleineren Hersteller schützen und die Branche insgesamt auf internationaler Ebene wettbewerbsfähiger machen. Solche öffentlichen Kartelle waren sowohl in den USA als auch in Europa während der 1920er- und 1930er-Jahre üblich, verschwanden aber zumeist nach dem Zweiten Weltkrieg, während nationale Kartelle in Japan immer noch ein Merkmal der Wirtschaft sind. image

       Antitrustgesetze

      Kartelle wie Monopole gelten als schädlich für die Märkte. Die meisten Regierungen versuchen, diese Art von Zusammenarbeit durch Antitrust-- oder Wettbewerbsgesetzgebung zu verhindern. Das erste derartige Gesetz wurde 1890 in den USA verabschiedet. Der Sherman Act ächtete jeden Vertrag und jede Absprache, die den zwischenstaatlichen oder Außenhandel behinderten. Es folgten weitere Antitrustgesetze, darunter der Clayton Act1914, der örtliche Preissenkungen zur Verdrängung von Wettbewerbern untersagte. Wirtschaftswissenschaftler sind im Allgemeinen skeptisch, was Antitrustgesetze angeht, die in der Regel schwer durchzusetzen sind. Sie weisen darauf hin, dass Zusammenarbeit nicht notwendig zu betrügerischen Praktiken wie Preis- oder Angebotsabsprachen führen muss. Viele glauben, dass ein Großteil der Antitrustgesetzgebung nicht so sehr durch wirtschaftliche Analysen, sondern vielmehr politisch motiviert ist.

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      Diese Titelseite aus den 1960er-Jahren verspottet den US-Politiker Nelson Aldrich, der US-Waren mit einem »Netz« von Zöllen vor ausländischer Konkurrenz schützte.

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      DAS ANGEBOT SCHAFFT SICH SEINE NACHFRAGE SELBST

      ÜBERANGEBOT AUF MÄRKTEN

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Die Makroökonomie

      VORDENKER

      Jean-Baptiste Say (1767–1832)

      FRÜHER

      1820 Der britische Ökonom Thomas Malthus glaubt, dass Unterbeschäftigung und Überproduktion auftreten können.

      SPÄTER

      1936 John Maynard Keynes behauptet, Angebot schaffe sich keine eigene Nachfrage. Eine mangelnde Nachfrage könne die Produktion verlangsamen und Arbeitslosigkeit hervorrufen.

      1950 Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises hält Keynes’ Ansicht für die Grundlage einer Reihe von keynesianischen Fehlschlüssen.

      2010 Der australische Ökonom Steven Kates verteidigt das Saysche Theorem und nennt die keynesianische Theorie eine »gedankliche Krankheit«.

      Als Adam Smith 1776 Der Wohlstand der Nationen schrieb, fiel ihm auf, dass die Kaufleute in seiner Umgebung üblicherweise zwei Gründe für das Scheitern einer Unternehmung sahen: Geldmangel oder Überproduktion. Er entlarvte den ersten Mythos, indem er die Rolle des Geldes in der Wirtschaft erklärte. Dem späteren französischen Ökonomen Jean-Baptiste Say blieb es überlassen, mit dem zweiten Vorurteil aufzuräumen. In seinem Werk Traité d’économie politique von 1803 erklärte Say, dass eine allgemeine Überproduktion in einer Volkswirtschaft nicht auftreten könne. Sobald ein Produkt hergestellt werde, so Say, schaffe es einen Markt für andere Produkte »im vollen Ausmaß seines eigenen Wertes«. Das bedeutet: Das Geld, das ein Schneider erhält, wenn er ein Hemd verkauft, dient in der Folge dazu, Brot beim Bäcker und Bier beim Brauer zu kaufen. Nach Says Ansicht wollen die Menschen das Geld nicht horten. Daher entspricht der Gesamtwert der angebotenen Waren dem Gesamtwert der nachgefragten Waren. Die übliche Formulierung des Sayschen Theorems lautet: »Das Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst«.

      Diese Vorstellung war für Say wichtig. Wenn jedes Angebot eine gleich große Nachfrage schafft, kann es nie zu einer allgemeinen Überproduktion oder einem Überangebot kommen. Natürlich können Unternehmen die Nachfrage nach einem Konsumgut falsch einschätzen und zu viel herstellen, aber wie der Ökonom Ludwig von Mises später feststellte: Der stümperhafte Unternehmer wird durch Verluste vom Markt verdrängt und die Arbeitslosen wechseln in profitablere Wirtschaftsbereiche. Tatsächlich ist es unmöglich, insgesamt zu

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